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GOD DETHRONED, SIX REASONS TO KILL, MELANCHOLIC SEASONS und DEADSPAWN: Münster-Breitefeld, Live Arena – 17.12.2004

Nachdem DEICIDE extrem kurzfristig ihren Gig "gecancelt" hatten, hat sich der Veranstalter sehr bemüht, ein Ersatz-Billing auf die Beine zu stellen, um das Konzert nicht ins Wasser fallen zu lassen. Operation gelungen, möchte man sagen, nur die "Fans" blieben leider fern.

Die Nachricht wurde überall euphorisch aufgenommen: DEICIDE kommen doch noch und spielen einen von vier Deutschland-Gigs in der Live Arena. Die Nachricht wurde aber auch skeptisch aufgenommen, man hörte intelligente Stimmen, die zur Geduld mahnten. Meine Ansicht war von vorneherein: Ich glaube das erst, wenn Glen Benton und Co. die Bühne der Arena betreten. Es kam natürlich, wie es kommen musste und die Amis zogen ihre gewohnte, arrogante Show ab: ließen Support und Veranstalter sitzen und machten sich ohne Angabe von Gründen auf die Heimreise. Das bedeutete auch das aus für den Support ARKHON INFAUSTUS. Die Live Arena ließ sich aber nicht lumpen und ließ kurzerhand GOD DETHRONED als Headliner nachrücken. Dazu wurden kurzfristig DEBAUCHERY und MELANCHOLIC SEASONS verpflichtet. Warum DEBAUCHERY nun ausfielen entzieht sich meiner Kenntnis, jedenfalls rückten DEADSPAWN aus Mainz als letzte Band auf und durften/mussten die Rolle des Openers übernehmen.

DEADSPAWN
hatten unter zwei Dingen zu leiden: Schlechter Sound und nicht vorhandene Zuschauer vor der Bühne. Der Basssound war einfach zu laut, weshalb man zwar die interessanten Bassspuren gut hören konnte, aber die noch interessanteren Gitarrenklänge ziemlich untergingen. Die Band spielte trotz der etwas widrigen Umstände ein geiles Set und ihr brutaler Death Metal bekam auch den verdienten Applaus. Hätte die Gitarre sich mehr durchsetzen und mehr Druck erzeugen können, wäre der Auftritt allerdings um Längen besser gewesen. Aber nichtsdestotrotz eine sehenswerte Show, wie immer mit lustigen Ansagen von Sänger Philip (kommt doch mal vor und bangt mit mir, lächerlich könnt ihr euch nicht machen, so viele Leute sind nicht da!) und dem stylischen Gitarrenspiel von Guido Riffmaschine Holstein. Und wer das Demo Slaughter Cattle immer noch nicht kennt, sollte das dringend nachholen.

MELANCHOLIC SEASONS
konnten danach nur äußerst bedingt mithalten. Ihr leicht düsterer Mix aus Death Metal und klassischem Heavy Metal zeichnete sich durch stark hervorgehobene Melodien aus. Mir fehlte da etwas die Heaviness, wenn man bedenkt, was für eine Power die restlichen Bands an den Tag legten und legen sollten. Hinzu kommt, dass der Sänger einen dermaßen unsicheren Eindruck machte, dass es schon beim Hinschauen wehtat. Der Mann weiß offenbar nicht so ganz, was er auf der Bühne machen soll. Das, was letztendlich zählt, nämlich die Vocals an sich, erledigte er dann aber doch ganz gut. Schieben wir das Ganze also einfach auf den leeren Zuschauerraum. Interessant in dem Zusammenhang, wie der Frontmann eben dieser Leere erklärte, dass Moshen und Stagediven ausdrücklich erwünscht ist. Insgesamt legte die Band an sich einen soliden Auftritt hin, dem zwar etwas der Schwung fehlte, aber das bringt wohl der leicht melancholische Touch so mit sich.

SIX REASONS TO KILL

Ein Brett nach dem anderen: SIX REASONS TO KILL-Shows sind ein Garant für Power.

Wer zweifelt eigentlich noch daran, dass SIX REASONS TO KILL eine erstklassige Live-Band sind? Eben, keiner. Auch heute konnte die gähnend leere Arena nicht verhindern, dass der Fünfer seine ungezügelte Kraft auf die Zuschauer los ließ. Mit (relativ) neuem Mann an der zweiten Gitarre und (wie immer) mit mächtig Druck legten die Jungs los. Unterstützt von makellosem Sound und mit guter Setlist im Rücken. In The Name Of God, Kiss The Demon, Inside My Shell, Against All Enemies und Apocalypse Of Reality, um nur einige zu nennen, haben heute nicht zum ersten Mal ihre Live-Tüchtigkeit bewiesen. Und da letztere beiden sogar Stücke vom kommenden, noch unbetitelten Album sind, darf man gespannt sein, wie das gute Stück so werden wird. SIX REASONS TO KILL konnten jedenfalls mit ihrem (Death) Metalcore wieder einmal begeistern und auch so manchen Hörer vor die Bühne locken. Sänger Chris litt zwar noch an den leichten Nachwehen einer schweren Lungenentzündung, zog die Show aber mehr als routiniert durch und ließ sich nicht das Geringste anmerken. Daumen hoch! SRTK!

GOD DETHRONED
Danach war es für den Headliner des Abends soweit. Für viele Angereiste sollte das ja eigentlich DEICIDE sein, aber die haben eben ein anderes Verhältnis zu Live-Shows als die meisten anderen Bands. Somit sind GOD DETHRONED in den Headliner-Slot aufgerutscht und dementsprechend hoch lagen die Erwartungen. Zunächst hatte sich das Problem des Zuschauermangels natürlich nicht mehr gebessert, noch immer war die Arena eher leer und die Mehrheit der Leute drückte sich in Nebenräumen, an Tischen und an der Theke herum.

GOD
Würdiger Headliner: GOD DETHRONED (Henri Sattler)

In einer kleineren Location hätte mit den ca. 120 anwesenden Besuchern durchaus Atmosphäre entstehen können, in der Weite der Arena blieb diese jedoch aus. Die Niederländer legten natürlich trotzdem los und schon die ersten Songs machten für mich klar: Die Jungs haben es diesen Abend verdient als Headliner geführt zu werden. Mit einem wahnsinnig guten Sound pfefferte der Vierer den Opener The Lair of the White Worm in die Menge und immerhin versammelten sich nach und nach mehr Fans vor der Bühne und begannen zu bangen. Der Bombensound ließ die folgenden Granaten Art of Immolation und Boiling Blood absolut überzeugend klingen. So gut, wie GOD DETHRONED an diesem Abend auftraten, habe ich sie von vorherigen Auftritten gar nicht in Erinnerung. Und die ca. 50 Nasen, die sich mittlerweile vor der Bühne versammelt hatten, wussten das überwiegend zu würdigen. Die beiden neuen Saitenmenschen (Isaac an der zweiten Gitarre und Henk am Bass) fügten sich hervorragend ein und versuchten selbst die letzten Reste der Arena zu mobilisieren, die dann überwiegend aber doch lieber bei ihrem Bier sitzen blieben. GOD DETHRONED jedenfalls ließen sich nicht anmerken, dass die Location nicht sehr voll war, Nihilism und Sigma Enigma waren nur einige der neuen Stücke vom formidablen neuen Album The Lair of the White Worm, die ihren Weg in die Setlist fanden und sich da auch verdammt gut machten. Schließlich zogen GOD DETHRONED nach langer Spielzeit inklusive Zugaben mit Somberness of Winter den Schlussstrich und entließen die Fans – oder zumindestens mich – sehr zufrieden zurück. Wer braucht schon Idioten wie DEICIDE, wenn wir hier in Europa so wunderbare Bands haben, wie GOD DETHRONED? Und auch, wenn ich das ein oder andere Lied der Florida-Deather wirklich gerne gehört hätte: Ich bin froh, dass ich diese Tour-Komödie nicht unterstützt habe. Ein großes Lob geht auch an die Live Arena, die in kürzester Zeit dieses Ersatzprogramm auf die Beine gestellt hat. Schade nur, dass Support your Scene eben doch nur ein Spruch ist und die meisten potentiellen Besucher einfach zu Hause geblieben sind.

GOD DETHRONED – Setlist :
The Lair of the White Worm
Art of Immolation
Boiling Blood
Under a Silver Moon
The Warcult
Last Zip of Spit
Nihilism
Villa Vampiria
Children of the Grave
Soul Capture 1562
Serpent King
Sigma Enigma
Into the Lungs of Hell
Soulsweeper
Loyal to the Crown of God Dethroned
Somberness of Winter

Layout: Uwe

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