FEUERTANZ FESTIVAL II – Burg Abendberg, 13.07.2002

Es spricht für das Städtchen Abenberg, dass sich hier keiner daran stört, wenn einmal im Jahr bis weit nach Mitternacht auf der zentral im Ort gelegenen Burg Rambazamba herrscht..!

Es spricht für das Städtchen Abenberg, dass sich hier keiner daran stört, wenn einmal im Jahr bis weit nach Mitternacht auf der zentral im Ort gelegenen Burg Rambazamba herrscht. Die Anwohner üben sich in Gelassenheit, stellen ein Bänkchen vors Haus und verfolgen gemütlich die Prozession junger Leute, die in schwarzen Klamotten lustig aufgestylt ihren Burgberg hinaufklettert. Dort, hoch droben über der Stadt, nimmt stilecht mit Mittelaltermarkt und zahlreichen Bands aus dem Gothic/Dark Wave-Genre das zweite Feuertanzfestival seinen Lauf.

Hochmotiviert eröffnen APOCALYPTICA am frühen Nachmittag die friedliche Party auf der Wiese direkt unterhalb der alten Festung. Es ist der erste Auftritt der vier Finnen seit einem Jahr, die Band muss am gleichen Tag in der Nähe von Leipzig ein zweites Konzert spielen und ist daher in Eile. Der Gag, dass vier klassisch ausgebildete Musiker Heavy Metal auf dem Cello zocken, ist nach drei Studioalben und zahlreichen Tourneen verpufft, doch APOCALYPTICA haben ihren Weg gefunden. Als reine Metallica-Tribute Band gestartet, schreibt das Quartett längst eigene Lieder, die genauso überzeugen wie die umarrangierten Hits der großen Vorbilder. Auch vor Gesang schrecken die Finnen – zumindest auf ihren Studioalben – nicht mehr zurück, ein neues Stück, das in Abenberg vorgestellt wurde, gefiel durch seinen leichten Technobeat. Live indes ist es immer wieder eine Schau, zu sehen, wie die Musiker bei aller technischen Perfektion wild headbangend über ihren Instrumenten hängen, plötzlich aufspringen, die Celli an den Bühnenrand schleppen und dort die Haare fliegen lassen. Klasse!

Nach buntem Nachmittagsprogramm mit ADORNED BROOD und CORNIX MALEDICTUM läuten MEGAHERZ mit ihrem neuen deutschen Einheitsbeat den Abend ein. Stumpf ist Trumpf in der Welt der Münchner, die in ihren besten Momenten nach wie vor nicht über eine armselige Rammstein-Kopie hinweg kommen. Pünktlich mit dem Beginn von APOPTYGMA BERZERK ist dann auch auf Abenberg Regentanz angesagt. Die eingängigen Technikspielereien des elektronischen Vierers sind jedoch absolut wasserdicht: Sehr popig und glatt, aber durchaus gefällig gestrickt und mit Schmackes präsentiert.

Mit der grandiosen Intensität von DEINE LAKAIEN können die Norweger indes nicht konkurrieren. Im 17ten Bandjahr ist bei der Berlin-Münchner Freundschaft glücklich alles möglich. Klangbastler Ernst Horn hält hinter seiner Technikburg alle Fäden zusammen, während Sänger Alexander Veljanov mit seiner sonoren Stimme für Gänsehaut im Burggraben sorgt. Erneut werden live die Studioversionen alter und neuer Hits komplett auseinander genommen und neu zusammengesetzt. Mögen diese mutigen, mitunter arg sperrigen Umbauten so manchen Altfan verschrecken – sie markieren den Ausnahmestatus dieses Duos und seiner Gastmusiker in einem an Klischees und Stereotypen längst erstickten Genre. Düstere Poesie in Vollendung, mit der das zweite Feuertanzfestival pünktlich zur Geisterstunde fulminant zu Ende geht.

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