FEAR FACTORY/DEVIN TOWNSEND – Nürnberg, Z-Bau 23.11.01

Der Drachen und der Frank haben sich in Nürnberg getroffen und waren Zeugen eines Killerpackages.

RAGING SPEEDHORN haben nicht gespielt, GODFLESH haben wir verpasst und in der Umbaupause zu DEVIN TOWNSEND habe ich dann endlich den Drachen am -nein, nicht Schwarzbierstand – Mischpult getroffen.

Oh My Fucking God – dieser Songtitel vom zweiten STRAPPING YOUNG LAD-Album spiegelt den Gesamteindruck von DEVIN TOWNSENDs Auftritt wohl am besten wieder. Wie im Interview angekündigt sollte auf dieser Tour hauptsächlich das
knallharte STRAPPING YOUNG LAD-Material zum Zuge kommen. Gesagt, getan, der
Einstieg mit All Hail The New Flesh hätte kaum heftiger ausfallen können. Auch
Detox und das oben genannte Oh My Fucking God mähten alles nieder. Vom
Heavy As A Really Heavy Thing-Album wurde hingegen mit S.Y.L. das
Schredder-Hookline-Monster schlechthin von der Kette gelassen. Bei dermaßen brachialem
Hochgeschwindigkeitsgeballer kamen einem an und für sich druckvolle Songs
wie Earth Day von Terria und Seventh Wave von Ocean Machine fast schon
wie Balladen vor! Gegenüber dem triumphalen Überraschungsangriff auf dem With
Full Force hatte sich also nicht viel verändert, lediglich Namaste vom
Physicist-Album und das wohl abgedrehteste Werk von Hevy Devy – Bad Devil –
fehlten ein wenig zur Auflockerung. Doch Devin und Kollegen – allen voran der
wie ein tausendarmiger Buddha hinter seinem Kit thronende Drumgott Gene
Hoglan – hatten an diesem Abend nur ein Ziel vor Augen: musikalisch die Halle in
Schutt und Asche legen und sich dabei auch noch diebisch über die staunenden
Blicke überrumpelter Zuschauer freuen! Devins ironischen Ansagen merkte man
an, daß sich der Junge freute, vor einer so großen Menge (It´s great to be
here and to inhale your stinking odor!) alle Register seines Könnens zu ziehen
und dabei den Metal zu leben, wie es ihm im metallischen Niemandsland
Vancouver nicht so leicht gelingen dürfte. Daß die Publikumsreaktionen recht
verhalten waren, lag jedenfalls sicherlich weniger daran, daß es manchen Leuten zu
hart gewesen sein dürfte, sondern eher daran, daß die Mehrzahl der Anwesenden
nur noch mit offenem Mund gen Bühne starren konnten. Wer vom With Full Force
her jedoch schon vorgewarnt war, erfreute sich einfach nur an diesem
Wirbelsturm, der aus dem Boxen gepustet wurde. Einziger Abstrich, der im Vergleich
zum Open-Air-Auftritt gemacht werden mußte: Devins Stimme klang, als hätten
dauernde Überanstrengung und der enge Tourneeplan ihre Spuren auf den
Stimmbändern hinterlassen. Bei einem Ausnahmekünstler wie ihm bedeutet das jedoch
immer noch eine überdurchschnittliche Leistung. Fragt sich nur, wie lange Devin
die krassen, rücksichtslosen Schreie und die vielseitigen Gesangsmelodien noch
seinen Stimmbändern zumuten kann… Abschließend sei zum STRAPPING YOUNG LAD-Auftritt noch gesagt, daß der Titel Rock´n´Roller des Abends an Gene
Sonnenbrille Hoglan ging, der gleich nach dem Auftritt locker die blonden Girls
am Backstageeingang abchecken ging… (Rachendrachen)

Ich wusste nicht so richtig was ich von FEAR FACTORY erwarten sollte. Zwar gefallen mir ihre Scheiben allesamt recht gut, doch so richtige Faves waren sie von mir eigentlich nie. Dann sollten sie die ersten Gigs dieser Tour auch unter einer Stunde gespielt haben. Naja, hauptsache mal wieder richtig laut Musik hören und mit ein paar Bekannten gequatscht, dachte ich bei der Fahrt in den schönen Z-Bau.

Ich kann es gleich vorwegnehmen: FEAR FACTORY kickten und spielten solide (aber es geht schon noch länger, was viele Bands Abend für Abend beweisen) 75 Minuten. Der Sound war astrein, klar, nicht zu laut, heftig, druckvoll. Einfach perfekt für ihren technischen Metal. Los ging es mit „What Will Become“ vom neuem Album „Digimortal“ und obwohl dieser Song bestimmt nicht der Hit der Band ist, war die Menge bereits am hüpfen, tanzen und pogen. Dies sollte sich den gesamten Konzert über auch nicht ändern. Egal ob bei älteren Songs, wie der Abräumer und das live absolut geniale „Edgecrusher“, beim Rausschmeisser „Replica“, oder auch bei neuen Songs wie „No One“ oder das fies-böse „Lynchpin“, die Stimmung war immer am obersten Level. Sänger Burton C. Bell wusste durch ein aggressives Stageacting zu gefallen und lieferte auch die oftmals melodischen Gesangspassagen, welche für wohlwollende Ruhepausen sorgten, einwandfrei. Dino ist real noch dicker als auf Bilder und Schlagzeuger Raymond Herrera spielte seinen Schlagzeugpart mit einer höllischen Präzision. Ihm ist es wohl auch zu verdanken, daß die Band dermaßen tight auftritt. Es passte wirklich jeder Break und so mancher Fan, welcher mit seiner Combo wie seine Vorbilder auf der Bühne klingen möchte, wird wohl am darauffolgenden Tag entnervt sein Equipment verkauft haben. Unterstützt wurde die Angstfabrik übrigens vom ehemaligen PRONG Mitglied John Bechdal, welchen neben dem Drumkit seinen Dienst unauffällig aber effizient am Keyboard verrichtete. Er war wohl auch der Grund, daß die Songs nicht ganz so brutal als auf Scheibe rüberkamen.

Der Auftritt war perfekt und wenn ich mir das nächste mal FEAR FACTORY ansehe, freue ich mich schon im Vorfeld des Gigs richtig darauf (Frank).

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