ENSLAVED und VREID, Köln, Underground, 16. September 2006

Trotz diverser ärgerlicher Begleitumstände einmal mehr eine hervorragende Performance der Black Metal Visionäre!

Fast auf den Tag genau anderthalb Jahre sind vergangen, seit ENSLAVED sich zusammen mit VREID das letzte Mal im Kölner Underground die Ehre gaben. Dieses Mal hatte man sich noch mit den Landsmännern ZYKLON um die (Ex?)- EMPEROR Recken Samoth und Trym verstärkt. Die Anfangszeit des Konzertes war überraschenderweise auf 19:00 angesetzt, so dass wir in arge Probleme kamen, rechtzeitig den Ort des Geschehens zu erreichen. Da VREID mich bei ihrem letzten Gastspiel hier aber eh nicht begeistern konnten, schien das ein verkraftbarer Verlust. Oder auch nicht, denn als wir ankamen, war gerade mal Einlass, so dass wir nichts verpassten. Bis auf ZYKLON. Diese waren nämlich trotz Ankündigung auf den Plakaten nicht mit von der Partie… Der eine oder andere ZYKLON-Shirtträger vor Ort war wohl nicht very amused.

Ebenfalls not amused konnte man nur über die Merchandise-Preise sein, die ENSLAVED ihren Fans abverlangten. 20 Euro für ein Shirt, 30 für ein Longsleeve, 40 für einen Kapu und 25 für die LP-Versionen der letzten beiden Alben sind eine absolute Unverschämtheit und gehören eigentlich boykottiert. Dementsprechend blieb die Geldbörse nach dem Zahlen des Eintritts auch in der Tasche. Von den Großen ist man das ja inzwischen leider gewohnt, aber wenn jetzt sogar schon Bands wie ENSLAVED anfangen, den Fan zu melken, frage ich mich echt, wo das noch hin führen soll.

Da ich ja bereit bin, jeder Band eine zweite Chance einzuräumen, waren wir pünktlich vorne mit dabei, als VREID im Einheitslook mit schwarzen Hemden und VREID-Armbinden die Bühne betraten. Aber leider muss ich sagen, dass sich im Hause VREID nicht allzu viel getan hat. Sture und Ese sind immer noch mehr damit beschäftigt, auf die Griffbretter ihrer Gitarren zu glotzen, als mit dem Publikum zu interagieren, was besonders beim Frontmann sehr negativ ins Gewicht fällt. Der Kerl hat einfach überhaupt keine Ausstrahlung auf der Bühne. War ich beim letzten Mal noch bereit, dies der Tatsache zuzuschreiben, dass VREID zu diesem Zeitpunkt noch recht frisch waren, sollten es die Norweger inzwischen aber so langsam einmal gelernt haben. Dass es durchaus geht, bewies immerhin Bassist Hvàll, der tatsächlich so etwas wie Stageacting praktizierte. Auch die längere Pause im Set, während der die Bandmitglieder einfach nur auf der Bühne rumstanden, trieb die Atmosphäre nicht gerade nach oben. Zum musikalischen Teil: Der Großteil der Songs von VREID lief mal wieder relativ unbeeindruckend an mir vorüber. Ein wenig besser wurde es mit der WINDIR-Nummer Dauden und den im späteren Verlauf gespielten Eigenkompositionen Helvete sowie dem coolen und extrem rock´n´rolligen Highlight Pitch Black, welches einen leider wieder nur sehr mäßigen Auftritt beendete. Zum VREID-Fan werde ich wohl in diesem Leben nicht mehr. Einige Anwesende waren da anderer Meinung und feierten die Band recht ordentlich ab, aber im Großen und Ganzen gab es dann doch eher Höflichkeitsapplaus.

Setlist VREID:
Då Draumen Rakna
Raped By Light
Left To Hate
Evig Pine
Dauden
Hengebjørki
Wrath Of Mine
Helvete
Pitch Black

Dann – nach einer relativ langen Umbaupause – betraten ENSLAVED gegen zwanzig nach Neun endlich die Bühne des Undergrounds. All der Ärger über den Ausfall von ZYKLON, die lächerlichen Merch-Preise und die mäßige Performance von VREID waren mit den ersten Takten von Fusion Of Sense And Earth hinweg gefegt. Ja, auch wenn mich Ruun bisher nicht derart fesseln konnte wie das absolut brillante Isa, so zünden auch die neuen Songs von ENSLAVED live wunderprächtig. So auch das folgende Path To Vanir. Doch dieses Eröffnungs-Doppel verblasste, als das mächtige Isa über das Publikum hereinbrach. Allgemein waren ENSLAVED an diesem Abend sehr auf ihre neuen Werke fixiert. Waren beim letzten Besuch noch Yotunblod und Fenris von Frost zu hören, so wurde dieses Album diesmal erstaunlicherweise komplett außen vor gelassen. Als einziger Song älterer Prägung hatte sich das noch nie in Deutschland gespielte For Lenge Siden vom Eld-Album in die Setlist geschlichen. Nach diesem folgten mit Essence und dem Titeltrack wieder zwei Songs von Ruun, bevor das grandiose Return To Yggdrasill bereits nach knapp fünfzig Minuten den Schlusspunkt setzte. Doch lange musste das Publikum nicht nach einer Zugabe betteln und so kamen ENSLAVED noch einmal zurück und befriedigten die Old-School Fraktion mit Slaget I Skogen Bortenfor von der Split mit EMPEROR. Hiernach war Schluss und trotz einer tadellosen Performance blieb der Verfasser dieser Zeilen leicht verstimmt zurück ob der recht kurzen Spielzeit von so gerade mal eben einer Stunde. Beim nächsten Mal darf es gerne wieder etwas mehr sein.

Setlist ENSLAVED:
Fusion Of Sense And Earth
Path To Vanir
Isa
The Voices
For Lenge Siden
Essence
Ruun
Return To Yggdrasill

Slaget I Skogen Bortenfor

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