Eisregen, Isegrim, Korova, Sanctimonious Order, Gardens of Gehenna – 4. 1. 2000, Z7-Pratteln CH

Von den eigentlich auf dem Flyer aufgelisteten Bands spielten nur Eisregen – dennoch liessen die "Ersatz"-Bands nicht zu wünschen übrig obschon sie vor einem reichlich spärlich erschienen Blackmetal Publikum auftreten mussten…

Von den eigentlich auf dem Flyer aufgelisteten Bands spielten nur Eisregen – dennoch liessen die Ersatz-Bands nicht zu wünschen übrig obschon sie vor einem reichlich spärlich erschienen Blackmetal Publikum auftreten mussten. Den Anfang machten Gardens of Gehenna aus Hof (D), die ihren schnörkellosen, eher schleppenden Blackmetal mit Keyboards sauber präsentierten. Erst fiel es mir gar nicht auf, doch Gardens of Gehenna haben keinen schwitzenden Drummer hinter dem Kit, sondern steuern mit dem Korg Trinity einen Alesis DM5 Sampler an, der äusserst fette Drumlines produziert. Nach Angaben der Bassistin suchen sie auch gar keinen neuen Drummer, weil Sampler einfach präziser seien – dafür ist die Band auf der Suche nach einem Sampling-Menschen.

Nach einem Badezimmermord-Psycho-Intro ging’s dann schon ein bisschen derber zu und her als Sanctimonious Order ihren Prügel Blackmetal anstimmten – inklusive 08/15 antichristliche Attitüde, Corpspaint und Stachelarmbänder. Nach dem relativ langweiligen „Christian hate“, prügelten sie uns den um einiges schnelleren Song „The final days of Sacrifice“ um die Ohren und rundeten ihre Performance mit durchsichtigem, himbeersirupartigen Kunstblut ab, dass sie den wenigen superkrassen in der ersten Reihe ins Gesicht pusteten.

Sich über Korova (aus Innsbruck, A) kurz zu fassen, fällt schwer. Das Drumming ist abwechslungsreich, beim dritten supercoolen Song „Dead like an angel“ gab es ein fettes Introsample und dann superfettes Drumming, das alles kombiniert mit Blackmetal Gekreisch – ein absolutes Schmankerl, der Song. Alle Songs bestechen durch innovative Arrangements, kreativ-verspielte Keyboardlines und Keyboardsounds und sind gewürzt mit kleinen, feinen getappten und geslappten Bass-Soli. Wermutstropfen beim Ganzen: der Gesang. Ich kann mit Gothic Vocals im Stil von Paradise Lost oder My Dying Bride wohl etwas anfangen, aber bei Korova ist der Gesang zum Teil derart atonal und von der Marke „Ich leide, kann nur dissonant singen und bin abgefuckt – also leidet auch“…Schon beim ersten Song entschlossen sich die Blackmetaller in den vorderen Rängen, dass sie nicht zum leiden da seien und flohen in die hinteren Ecken der Halle. Vielleicht lag’s auch am irren Blick des Sängers, wer weiss (ich tippe allerdings eher auf den Gesang). Alles in allem war es Musik, die man auch in den richtig kaputten Momenten des Lebens hören kann – vor allem wenn der Keyboarder wie wild auf seine Tastatur einschlägt und die eine Gitarre auf den Boden geschlagen wird (von dem halte ich persönlich allerdings nichts – Tastaturen halten viel aus…). Und falls sich ein gitarrespielender Zuhörer gefragt haben sollte, warum der Sänger seine Design-Klampfe falsch rum hält, seine Erklärung zu diesem Phänomen lautete: „Ich bin Dilettant“. Seine Mitmusiker sind definitiv das Gegenteil davon…

Bei Isegrim ging’s dann wieder holziger zu und her, die Dreierrumpeltruppe kam im Corpspaint und Kettenhemd-Partnerlook und verwöhnte uns mit wenig innovativem, manchmal mit einem Blastbeat unterlegtem, 08/15 Gekrache. Zum Schluss gab es noch ein Venomcover, danach artete ihre Performance zur Himbeer Sirup Kunstblut-Spuckparade aus, bei der der Sanctimonious Order Kreischer fleissig mithalf, ja sogar ins Publikum rannte, das zu einem grossen Teil die Flucht ergriff (ich habe vorher noch nie jemanden von der Stage wegrennen sehen im Z7) oder sich – beduselt von Heineken – das Gesicht frontal vollsabbern liess (ähh, ja, ich fand es abartig, hatte eben kein Bier intus…).

Eisregen verfügten definitiv über die grösste Menge von attraktiven Bühnen Requisiten: während der ganzen Performance schmorte eine Ziegenleiche auf dem Laney-Amp, ohne tieferen Sinn (keine Opferung, nichts…). Eisregen widmeten Rex Gildo („Der schwere Verlust der krassen Musikszene im Jahr 1999“ nach Ansage des Sängers) eine harte Version von „Hossa hossa“ und „Fiesta Mexicana“. Ansonsten Dauerpräsenz der offensichtlich neuen Geigerin, die noch etwas mehr Originalität bringt zu dem zum Teil relativ stumpfen Metal, der plötzlich zur Kirmesmusik ausartet. Nicht nur zur Freude der ersten Reihe gibt’s bei Eisregen Gigs jetzt jeweils auch noch eine professionelle Stripperin, die erst vom Sänger entkleidet wurde, dann zwei Songs lang nur in Stiefeln, Tanga und Stay-Up Strümpfen auf dem Boden herumkroch und einige Songs später wieder erschien – um nun tangalos einige Wunderkerzen zu halten und die Herzen (grins) einiger Metaller höher steigen – ich meine schlagen – zu lassen…

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