DOVER: 15. Oktober 2002 – Nürnberg, Hirsch

Spaniens Punkband Nummer 1 live zu Gast in Nürnberg – zum ersten Mal alleine und nicht als Vorgruppe. Klarer Fall: Das wird ein guter Abend! Der gnadiator war in der ersten Reihe …

Eines muss man den TOTEN HOSEN lassen: Ihre Vorbands sind in der Regel vom Allerfeinsten! Jüngst waren dort (Auswärtsspiel-Tour 2002) DOVER zu sehen. Das spanische Quartett ist in seiner Heimat längst eine große Nummer in Sachen energetisch-mitreißender Punkrock – und hierzulande gerade auf dem Sprung vom Geheimtipp zum Überflieger!

Für das erste eigene Konzert in Nürnberg präsentierte sich der Hirsch prompt rappelvoll. Trumpf bei der 1993 gegründeten Band ist ohne Zweifel die einzigartig klare und markante Stimme von Cristina Llanos. Die 27jährige ist keine Rockröhre im klassischen Sinn, sondern fährt – leider nur auf englisch – die komplette Bandbreite von verletzlich bis aggressiv auf. Muss man gehört haben!

Angetrieben von ihrer charismatischen Frontfrau loten DOVER an diesem Abend geschickt das Spannungsfeld zwischen klassischem Punk, College Rock und Alternative-Sound aus. Leadgitarristin Amparo sorgt für schwere Riffs und knackige Soli, die beiden Männer in der Band – Alvaro Díez am Bass und Jesús Antúnez hinterm Schlagzeug – liefern den Teppich, auf dem sich die beiden Llanos-Schwestern austoben. So klingt das Quartett aus Madrid mitunter zwar recht amerikanisch, erreicht jedoch eine emotionale Tiefe, die man im Genre derzeit höchstens noch bei SOCIAL DISTORTION findet.

Live in Nürnberg klappt die Umsetzung der vier Studioalben prima: Die mächtigen Melodien, das hohe Tempo und die immer wieder eingestreuten Halbballaden sorgen für zündende Intensität, vor der Bühne geht die Post ab, Stagediver und Crowdsurfer spielen Fangen mit dem Securitymann im Fotograben. Natürlich bleiben die Grenzen des Genres enggesteckt, wiederholen sich DOVER im Laufe eines langen Konzertabends zwangsläufig, aber egal. Punk war und ist drei Akkorde für ein Halleluja. Ein emotionaler Aufschrei – Geschichten, die in drei Minuten erzählt sind. Das angenehme ist auch hier, dass die Mädels auf den Punk(t) kommen. Und noch etwas hat das umjubelte DOVER-Gastspiel deutlich gemacht: Dass im harten Musiksektor nach wie vor viel zu wenig Frauen auf der Bühne stehen.

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