DISILLUSION, COMMANDER und INTO DARKNESS, 10. Juni 2004 in der Garage, München

Für schlappe 7 € gab es einen tollen Konzertabend, der Schule machen könnte. Wer bei diesem Wetter lieber gegrillt hat: Ihr habt enorm viel verpasst.

Was für ein übler, schwüler, heißer Tag. Kopfschmerzen ließen meinen Kopf schier explodieren und zur Linderung der Schmerzen war nicht mal Koffein in der Nähe. Dafür war die Vorfreude auf ein Konzert ziemlich groß und ließ den Druck im Kopf vergessen, denn DISILLUSION spielten in der bayerischen Hauptstadt. Mit ihrem großartigen Album Back to Times of Splendor im Gepäck musste dies ja ein superber Abend werden, oder etwa nicht?

INTO DARKNESS aus Heidelberg, die für drei Gigs in und um München COMMANDER und DISILLUSION eröffneten, waren zwar mit ihrem fast schon jeckischen Ansagen recht gut gelaunt und kamen auch gut an, jedoch nur für Münchner Verhältnisse. Zustimmendes Kopfnicken und Mitwippen, vereinzelt auch Headbangen war angesagt, als das Trio ihren brutalen Death Metal, irgendwo zwischen CANNIBAL CORPSE und ENTOMBED liegend, in die Menge feuerte. Ermüdungserscheinungen stellten sich dennoch bald ein und die Tatsache, dass die Instrumentalisten sich in technischer Hinsicht mehr vornahmen, als sie schafften, hinterließ einen ebenso fahlen Nachgeschmack. Dennoch gab es einige gute Hooklines und arschtretende Stellen, verloren ist bei INTO DARKNESS also noch nichts, dennoch sind weitere Stunden im Proberaum dringend von Nöten.

COMMANDER

COMMANDER, die aus Urgesteinen der Münchner Metalszene bestehen, verstanden es schon besser das Publikum zu fesseln. Klar, sie hatten Heimbonus, weshalb ihre Songs auch schon bekannt waren. Trotzdem hatten sie sich im letzten Jahr rar gemacht um Schießbudenmagier Willy zu integrieren und neue Songs zu schreiben. Die Marschrichtung: Weg von dem drückenden, im Uptempo fein moshenden Metal, hin zu schnellen und brutalen Death Metal-Songs, die leider nicht dieselbe Klasse besitzen wie ihr älteres Material. Die Stärken von COMMANDER sind die fetten, kompromisslosen Stellen, die gerade live hervorragend funktionieren. Gerade zu den älteren Songs passte das HYPOCRISY-Cover Roswell 47 sehr gut und ihr von BOLT THROWER inspirierter Dampfwalzen-Sound haute ordentlich rein. Sänger und Gitarrist Nick stand deutlich im Vordergrund und besaß auch genügend Charisma um so eine Position einzunehmen. Drummer Willy und Bassistin Birgit boten eine saubere Rückendeckung, auf der sich die Musik gut entfalten kann. Eine gelungene halbe Stunde, in der allerdings etwas mehr drin gewesen wäre.

DISILLUSION

DISILLUSION wurden in der bayerischen Hauptstadt mit offenen Armen empfangen, auch wenn einige nicht so recht wussten warum, da sie bislang nur euphorische Kritiken gelesen aber keine Songs der Leipziger Ausnahmeband gehört hatten. Fakt ist, dass das Material ihres ersten Longplayers Back to Times of Splendor zum Feinsten gehört, was dieses Jahr in meinen Player kam, aber es wirkt zu Hause einfach besser als on Stage. Es ist dennoch schwer beeindruckend, was Drummer Jens, Gitarrist Rajk und Sänger und Gitarrist Vurtox boten: In der Minimalstbesetzung, von vielen Samples unterstützt, standen sie äußerst selbstbewusst auf der Bühne und entfesselten einen Sturm, wie er ehrlicher und atemberaubend nicht sein könnte. Vortox ging in den Songs auf, wie ein Schauspieler in seinem eigenen Film. Bei schwachem Gitarrensound mit dem monumentalen Back to Times of Splendor und dem ruhigen A Day by the Lake beginnend, verzauberten die drei Musiker mit ihrer elegischen Performance von Anfang an das Publikum, zeigten deutlich, dass Härte, Anspruch und Gefühl wunderbar miteinander verbunden werden können. Mit Expired von dem Quasi-Debüt Three Neuron Kings ging es weiter, ebenso klasse wie die beiden Songs davor. Das Publikum konnte sich zwischen Staunen und Abgehen nicht entscheiden, da wir aber in München waren blieben die Leute beim – richtig – Staunen. Bei Songs wie Fall und Alone I Stand in Fire, sowie dem abschließendem The Sleep of Restless Hours war dies vielleicht auch die bessere Entscheidung. So etwas muss genossen werden! Mit mehr als einem bloßen Achtungsapplaus wurden DISILLUSION wieder zurück geholt und spielten noch The Porter von der gleichnamigen EP um dann nach 75 Minuten in den wohlverdienten Feierabend zu gehen.

Für 7 € gab es einen tollen Konzertabend, der Schule machen könnte. DISILLUSION, wirklich eine der aufstrebendsten, wenn nicht sogar DIE aufstrebendste Band der Republik stellte sich vor und hinterließ einen bleibenden Eindruck. Wer bei diesem Wetter lieber gegrillt hat: Ihr habt enorm viel verpasst. Und an Kinkerlitzchen wie Kopfschmerzen denkt mach danach wirklich nicht mehr.

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