DISILLUSION (8. April 2017, Würzburg B-Hof)

In Würzburg ging mit DISILLUSION das Aussetzen vom Gefühl für Zeit und Raum einher – mit ihrem tosenden Sturm aus Musik und ungebändigter Energie wirbelten DISILLUSION sämtliche objektiven und rationalen Empfindungen über Bord. Da half nur eins: Mund wieder schließen, sich einfach mal fallen lassen, ganz Ohr sein und alles vergessen…

Wegetreten! Das ist nicht nur ein mehr oder minder nachdrücklicher Befehl, das Wörtchen ist auch eine Umschreibung des Zustands der DISILLUSION-Fans während  des Konzertes im Würzburger B-Hof. Für gut zwei Stunden waren Band wie Publikum wie in einem Rausch, absolut high vor positiver Energie und dem Gefühl, ganz besondere, gemeinsame Momente zu erleben. Die Leipziger brauchen keinen harschen Befehlston, schon die ersten Töne von “The Black Sea” reichen, um alle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Und mit dem Einsetzen der Drums ging das Aussetzen vom Gefühl für Zeit und Raum einher – mit ihrem tosenden Sturm aus Musik und ungebändigter Energie wirbelten DISILLUSION sämtliche objektiven und rationalen Empfindungen über Bord. Da half nur eins: Mund wieder schließen, sich einfach mal fallen lassen, ganz Ohr sein und alles vergessen. Vier Songs am Stück, nach “The Black Sea” folgten “Alone I Stand In Fires, “Gloria” und “Don’t Go Any Further”, und DISILLUSION hatten jeden im B-Hof auf ihrer Seite.

Wahnsinn, wie gut die komplexen Stücke live funktionieren, wie gut die Band trotz längerer Pause eingespielt ist, und mit welcher Hingabe sie ihre Songs spielen, leben, atmen. Und auch auf der anderen Seite der Bühne waren die Emotionen gewaltig – irgendwie hatte der Abend etwas Magisches. Musik und Menschen wurden eins, auf der Bühne und vor der Bühne. Dabei wirkten DISILLUSION unglaublich nah, Sänger Andy bedankte sich von Herzen für die Unterstützung, noch immer sichtlich berührt vom schnellen Erfolg der Crowdfunding-Kampagne für ein neues Album.

In der ersten Reihe entdeckte er bekannte Gesichter und schüttelte fast ungläubig den Kopf, als er erfuhr, dass Leute von München nach Zwickau zum Konzert reisen, und ein paar Wochen später auch in Würzburg wieder dabei sind. Ja, auch ein bisschen Smalltalk gab’s zwischen den Songs – und es passte ganz wunderbar zur familiären Atmosphäre, dass sich eine Band einfach mal mit den Leuten in den ersten Reihen unterhält. Mit “And The Mirror Cracked” und “Back To The Times Of Splendor” folgt der nächste Gänsehautschub. Und DISILLUSION zeigten, dass sie wirklich eine besondere Band sind – und ihren vor Ideen überbordenden Tracks immer noch genug Struktur geben, dass man sich in den Songs gleichzeitig verlieren und geborgen fühlen kann.

Zum Übersong “A Day By The Lake” holten DISILLISION Gastmusiker Benedikt auf die Bühne – er hatte beim Konzert in Köln die Akustikgitarren vermisst und dazu einen Kommentar bei facebook gepostet. Prompt lud ihn die Band ein, die Parts selber zu spielen – in Frankfurt kam es dann zum ersten Gastauftritt des Berufsmusikers. Und weil alle daran so viel Freude hatten, gab’s in Würzburg eine Wiederholung.  Von allen gefeiert wurde die aktuelle Single “Alea“. Über zehn Minuten Gänsehaut. Der Song ist dieser Band würdig, begeistert ebenso wie die älteren Tracks – und lässt die Erwartungen an das neue Album ziemlich groß werden. Die Curfew im B-Hof ist strikt, das Personal gnadenlos – deshalb gab’s nach “The Sleep Of Restless Hours” die Zugabe “The Porter” (von der 2002 erschienenen Single) praktisch direkt hinterher. Und mit dem Stück aus den Anfangstagen der Band wurde eines nochmals ganz deutlich: DISILLUSION sind und waren immer eine Ausnahmeband  – auf Platte und live.

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