DEEP PURPLE & MOLLY HATCHET – live, 8. November 2003, Arena Nürnberg

Die Altmeister des britischen Hardrock mit gelungenem neuen Album auf Tour durch die größten Hallen der Republik – der gnadiator war vor Ort!

Es ist immer ein Fest, wenn DEEP PURPLE in die Stadt kommt. Eine der letzten großen alten Hardrockbands, die noch immer locker die geräumigsten Hallen bucht (allerdings nicht ausverkauft) und auch nach über 35 Jahren im Geschäft für Überraschungen gut ist. Oder auch nicht?

Die Antwort darauf gibt’s wie immer nach dem Vorprogramm. Diesmal im Ring: MOLLY HATCHET, die zu ihrem 25. Geburtstag jüngst ein frisches „Best Of“-Album auf den Markt geworfen haben. Auf karger Bühne und nur schwach beleuchtet, tappt der Southern Rock-Fünfer in der Arena jedoch in die klassische Vorband-Fehlerfalle. Statt ein straffes knackiges Set voll alter Perlen aufzufahren, quälen die Männer um Bobby Ingram mit endlosen Gitarren- und Schlagzeugsoli. Gruselig!

Dann doch lieber Purple. Nach kurzer Umbaupause schaffen die britischen Altmeister mit „Highway Star“ den perfekte Einstieg. Was folgt, ist Standard: Olle Hits wie „Space Truckin’“, „Strange Kind Of Woman“ und „Knocking At Your Back Door“, dazwischen viel von der gelungenen neuen Scheibe „Bananas“. Das raffinierte „I’ve Got Your Number“ zum Beispiel, und „Contact Lost“, das Sänger Ian Gillan der Mannschaft des im Februar tragisch abgestürzten Columbia-Shuttle widmet. Beim kurzen Instrumental öffnet Gitarrist Steve Morse den Zauberkasten. Unglaublich, wie der Mann an der Sechssaitigen brilliert – als Riffschmied songdienlich, als Gitarrenheld überirdisch, als Musiker einzigartig! Neuzugang Don Airey indes orientiert sich bei seinem Solo deutlich an Vorgänger und Purple-Urgestein Jon Lord: Eine Flitzefingerreise quer über die Tasten, von „Pour Elise“ hin zum Thema der Star Wars-Saga.

Der Rest ist geschlossene Mannschaftsleistung, die im Gegensatz zu vielen Genrekollegen eben nicht an den Soloeinlagen erstickt. Allein Schlagzeuger Ian Paice zuzugucken, wie er immer ein wenig behäbig wirkend, diesen markant-mächtigen Groove einzimmert, ist ein Genuss – einer der ganz Großen im Rock’n’Roll-Zirkus!

Nach einer gnadenlosen Version von „Perfect Strangers“ und dem trotzig heruntergerotzten „Smoke On The Water“ ist jedoch leider schon wieder Schluss. Gerade, als das fränkische Publikum aufwacht und vor der Bühne die ersten Headbanger ein Fässchen aufmachen, legt DEEP PURPLE die Arbeit nieder. Ein gellendes Pfeifkonzert, als das Licht nach einer Stunde 40 Minuten angeht – bei Ticketpreisen von fast 50 Euro irgendwo verständlich.

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