DARK FORTRESS, HELHEIM, VULTURE INDUSTRIES und SYMBOLIC am 13. Februar 2008 im Paradox, Ingolstadt

Suboptimale Soundanlage für ein vielversprechendes Tourpackage.

Es ist beeindruckend, wie DARK FORTRESS mit jedem Album mehr in Richtung internationales Black Metal-Schwergewicht mutieren. Anfangs von vielen, zugegebenermaßen auch mir, nur belächelt, haben die Landshuter spätestens mit Stab Wounds nur beachtliches vorgelegt. Das neueste Werk Eidolon ist frisch raus und DARK FORTRESS waren zum ersten Mal als Headliner auf Tour. Warum die Band nicht in ihrer Heimatstadt halt gemacht hat ist unklar, dennoch pilgerten einige Fans aus der Heimat nach Ingolstadt. Zum Glück. Denn ansonsten wäre es im Paradox ganz schön leer gewesen.

Um 20:30 Uhr eröffneten SYMBOLIC, die in verschiedensten Death Metal-Schubladen wühlten und ein wenig unausgegorenes Material präsentierten, von dem leider nicht wirklich was hängen blieb. Angesiedelt zwischen melodischem Death Metal, Deathcore und selbstverständlich technischem Material a là DEATH, suchte sich das Quintett seinen Weg durch die Songs, die nicht nur verschachtelt, sondern teilweise auch reichlich konfus wirkten. Die junge Band war aber technisch auf der Höhe und sorgte für zusätzliche Abwechslung, die es an diesem Abend eigentlich gar nicht gebraucht hätte. Mit ausgefeilterem Songmaterial, einer intensiveren Bühnenperformance und ein wenig mehr Elan wäre die halbe Stunde Death Metal sicherlich besser gewesen.

Abwechslungsreich war das Tourpackage dennoch genügend. VULTURE INDUSTRIES aus Bergen spielten eine sehr seltsame Mischung aus avantgardistischem Black Metal wie ARCTURUS, Stoner Rock und Death-Doom, sowie einer Prise SHINING. Aber die Fusion-SHINING aus Norwegen, nicht die Suizid-Freaks aus Schweden. Es dauerte einige Zeit, bis man sich selbst als offener Hörer in der kruden Welt der fünf Norweger zurecht finden konnte. Einerseits durch die seltsame Live-Show, bei der Bassist Kyrre als Rockabilly ziemlich hervorstach, während der Rest von VULTURE INDUSTRIES brav in 70er Jahre Anzügen auftrat. Dabei wirkte die Band auch nicht gerade tight, scheinbar hat das Quintett weniger Live-Erfahrung als so manche Juz-Band. Trotzdem, auf CD ist die sympathische Band sicherlich hochinteressant und eine schlechte Einstimmung war der halbstündige Auftritt auch nicht. Songs wie Soulcaged und Blood Don´t Flow Streamlined haben nicht nur bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Dennoch war das Publikumsinteresse an HELHEIM deutlich größer, als bei den Bands zuvor. In Kettenhemden und mit grimmigen Blick stürmten die vier Norweger die Bühne und knüppelten ihren Viking Metal schnörkellos und bösartig runter. HELHEIM war auch die erste Band des Abends, die sich über den immerwährenden, absolut nervtötenden Feedback auf der Bühne beschwerten, der vom Mikrofon ausging. Gut gemacht, Jungs. Gebracht hat es aber leider nichts. Generell: Die Soundanlage des eigentlich sehr schönen und gemütlichten Clubs war an diesem Abend eine Frechheit. HELHEIM trotzten dieser Hürde und spielten einen technisch sauberen, tighten Gig, bei dem einiges Material vom brandneuem Album Kaoskult zu hören war. Die schnellen Passagen hinterließen dabei bei mir leider keinen bleibenden Eindruck, das langsame, an die hymnischen Passagen von ENSLAVED erinnernde Material dafür umso mehr. Das 45minütige Set geriet dennoch etwas lang, weshalb vor DARK FORTRESS erstmal Kaffeepause angesagt war.

Um 23:30 Uhr betraten dann diese mitsamt ihres neuen Sängers Morean die Bühne und wiesen das Publikum mit dem brutalen No Longer Human in ihre Schranken. Schlagzeuger Seraph führte die Band tight an, und sollte nach dieser Tour mindestens als deutscher Frost gelten. Absolut beeindruckend. Auch die Gitarristen lieferten eine reife Leistung ab, während sich Keyboarder Paymon dezent im Hintergrund hielt und der Musik auch live eine unbeschreiblich morbide Atmosphäre einhauchte. Morean indes, machte seine Arbeit sehr gut, stimmlich war der Sänger topfit, brachte den tiefen Untertongesang bestens rüber und sorgte hier für Gänsehaut. Der extreme Gesang war räudiger und weniger gekreischt als auf Eidolon, aber immer noch Black Metal-kompatibel. Als Frontmann wirkte er mit seiner Performance jedoch noch nicht völlig sicher. Meine Prognose: Das sollte sich in kurzer Zeit erledigt haben.

Doch gerade das ältere Material brachte er nicht so gut rüber, wie die Songs von Eidolon, auf dem jedoch glückerlicherweise der Fokus lag. Gerade The Unflesh, Antiversum und The Silver Gate wurden großartig dargeboten und gespielt. Trotzdem funktionierte auch das ältere Material wie Self-Mutilation, Poltergeist und Catawomb mit dem neuen Mann am Mikrofon gut. Geben wir der Band in dieser Konstellation noch zwei Wochen mehr Tourerfahrung und es wird unbeschreiblich. Schade nur, dass der Sound nicht nur dem Publikum, sondern noch mehr DARK FORTRESS zu schaffen machte. Das hielt vielleicht auch so manchen Konzertbesucher davon ab, nach Like a Somnambulist in Daylight´s Fire nochmals nach einer Zugabe zu rufen. In einem anderen Club wäre der Abend vermutlich ein durchschlagender Erfolg gewesen – vielleicht schreibt sich der Booker das hinter die Ohren.

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