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COPPELIUS: Tumult!-Tour (…um den entwendeten Zylinder), 07.03.2009, Club Centrum, Erfurt

Wenn man an die Musik aus dem 19. Jahrhundert denkt, kommen einem Ludwig van Beethoven, Johannes Brahms oder Peter I. Tschaikovsky in  den Sinn. Seit einiger Zeit, denke ich dabei immer spontan an eine  Formation von 6 Musikern aus dem Jahre 1815, welche durch einen  Stromschlag ungebührlich laut wurden. Die Freunde des guten Tons gaben dann bis in die 1950er zu den wichtigsten Ereignissen der Weltgeschichte ihre Musik zum Besten, um dann für fast 50 Jahre von der Bildfläche zu verschwinden. Seit 2001 sind sie zurück und spielen seither mit noch mehr Engagement als je zuvor vor einem scheinbar immer größer werdenden Publikum. Die Rede ist hier von den wehrten  Herren COPPELIUS…

 

 

 

Wenn man an die Musik aus dem 19. Jahrhundert denkt, kommen einem Ludwig van Beethoven, Johannes Brahms oder Peter I. Tschaikovsky in  den Sinn. Seit einiger Zeit, denke ich dabei immer spontan an eine  Formation von 6 Musikern aus dem Jahre 1815, welche durch einen  Stromschlag ungebührlich laut wurden. Die Freunde des guten Tons
gaben dann bis in die 1950er zu den wichtigsten Ereignissen der Weltgeschichte ihre Musik zum Besten, um dann für fast 50 Jahre von der Bildfläche zu verschwinden. Seit 2001 sind sie zurück und spielen seither mit noch mehr Engagement als je zuvor vor einem scheinbar immer größer werdenden Publikum. Die Rede ist hier von den wehrten  Herren COPPELIUS.

Diese luden am 7. März 2009 in den Club Centrum in Erfurt. Diesem Ruf  folgten Einige, unter anderem auch ich. So fand ich mich gegen 20:30 Uhr nach einigem Umhergeirre (ich sah weder Schilder die auf den Club  hinwiesen noch Plakate für dieses Event) an meinem Bestimmungsort ein.  Die Halle war schon einigermaßen besucht. Also hieß es, Jacke abgeben,  den Merchandise-Stand inspizieren und dann erst einmal die Location  erkunden. Das war recht schnell abgehandelt, aus den Lautsprechern  dudelte nicht ganz zum Anlass passende Musik. So langweilte man sich  dann 21 Uhr entgegen, dem eigentlich geplanten Beginn der Show. Es  wurde 21:15 Uhr, und dann 21:30 Uhr. Die Halle war mittlerweile noch  etwas besser besucht.

Die Bühne erinnerte etwas an ein altes Herrenhaus, vermutlich wollten  sich die Herren ganz wie zu Hause fühlen. Es hingen dort schöne  Vorhänge und es wurde eigens ein Bild der Coppelianischen Gesellschaft  aufgehangen, welches dann auch noch mit Hilfe des Publikums richtig  ausgerichtet wurde. Dazu ein edler Stuhl für den Graf Lindorf und  mittig ein altes Radio (vermutlich das aktuellste technische Gerät,  welches diesen Musikern zur Verfügung steht). Kurz vor 21:45 Uhr betritt dann der Diener Bastille die Bühne, um dem  ganzen noch den letzten Schliff zu geben. Er wedelt hier und da etwas  Staub hinfort und stellt dann den richtigen Sender an dem  Volksempfänger ein.

Von den herrlichen Tönen angelockt, betreten nun die anderen Herren,  unter dem Applaus der anwesenden Gäste, die Bühne. Sogleich machte man  sich ans Werk, um mit Der Advokat gleich von 0 auf 100  durchzustarten. Das Publikum war sofort ganz Ohr und alle Körperteile  fingen an sich im Rhythmus zu bewegen. Doch was musste man da  erblicken? Max Coppella und seine Musikanten haben sich neu  eingekleidet. Der neue, edle, braune Kleidungsstil steht ihnen  wirklich fabelhaft. Man merkt aber doch an einigen Stellen, dass sie  erst 2 Konzerte dieses Jahr abgeliefert haben. Die Band wirkte sehr  frisch und spielfreudig, musste sich aber aufgrund der neuen Show doch  noch ziemlich oft untereinander abstimmen. Doch dies tat der Stimmung  keinesfalls einen Abbruch. Bastille, der Diener, versuchte mit allen  möglichen Tricks und Spielereien das Publikum bei Laune zu halten.  Während die Kollegen ihre Instrumente neu stimmten, wurde die Zeit  eben mit kleinen musikalischen Spielchen mit dem Publikum überbrückt.  Am Ende gab es sogar noch den vom Publikum heftigst gewünschten Witz,  den der Butler aus dem Ärmel zu schütteln versuchte. Was ist der  Unterschied zwischen einem Sack Mehl und einer Klarinette?, natürlich  gab es einen vorlauten Buben, Ben, der dazwischen rufen musste Mehl  arbeitet!. Von dieser falschen Antwort empört,wurde er auch gleich  auf die Bühne beordert um dafür öffentlich angeprangert zu werden.  Danach wurde das Rätsel aber mit Na versuch mal reinzupusten…  aufgelöst, dafür gab es dann aber nur einen Höflichkeitsapplaus.  Inzwischen war dann auch der Rest der Gruppe bereit zum fröhlichen
Weitermusizieren.

Aber da man COPPELIUS nicht nur der Musik wegen besucht, durfte auch  die Mimik und Gestik und diese unbeschreibliche Spielfreude an diesem  Abend nicht fehlen. Ein wahres Schauspiel war da auf der Bühne zu  sehen. So gab es dann doch immer mal wieder Gesichtsentgleisungen  und kurze Einlagen während diese abwechslungsreiche Setlist
abgearbeitet wurde. Sie bestand wahrlich nicht nur aus den aktuellen  Titeln der Tumult!-Platte, es gab auch Einiges vom Vorgänger Time-Zeit  und noch älteres Material auf die Ohren. Unter anderem fanden die  Kracher Lilienthal, Urinstinkt sowie Spring doch! den Weg von  der Bühne in die Gehörgänge und Gliedmaßen der Besucher. Eine bunte  Mischung eben, die für jeden etwas bereit hielt. Aber da jeder noch so  tolle Abend einmal sein Ende finden muss, verschwanden die Herren nach  I get used to it von der Bühne. Da hatte man aber sicherlich die  Rechnung ohne das hochverehrte Auditorium gemacht. Nach etlichen Da  capo!-Rufen konnten die wehrten Musiker gar nicht anders, als noch  einmal auf die Bühne zurück zu kehren. Nach weiteren drei Stücken war  dann aber leider endgültig Schluss. Dieses kurzweilige Spektakel des
guten Tons fand somit sein Ende. Natürlich liesen sich diese Gentleman  nicht lumpen und versammelten sich nach einiger Zeit beim mobilen  Krämerladen auf einen Plausch mit den noch anwesenden Gästen.  
Coppelius hilft!

Setlist:
1. Der Advokat
2. Schöne Augen
3. Lilienthal
4. Murders in the Rue Morgue
5. To my Creator
6. Habgier
7. Die Glocke
8. Coppelia
9. Viel zu viel
10. Urinstinkt
11. Komposition
12. Charlotte the Harlot
13. I´d rather be dead
14. Phantom of the Opera
15. Amulett
16. Spring doch!
17. I get used to it

18. Morgenstimmung
19. Ouvertüre
20. 1916

 

Ein Gastartikel von fragmichdochnet.

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