COLOGNE IN THE DARK: Köln/Bütze, 12.11.04: DEW-SCENTED, HATE FACTOR, RAVAGE, POWER, CONTRARY

Kleines, sehr feines Festival im dunklen Kölle…

Das erstmalig stattfindende COLOGNE IN THE DARK–Festival versprach schon vom Ansatz her eine interessante Sache zu werden. Vier Unsigned-Bands + renommiertes Zugpferd an einem Abend für schlappe 9€ – gute Idee. Da ich keine der Unsigned-Bands kannte, zu meiner Schande, wie ich im nach hinein sagen muss, erwartete ich also gespannt die musikalische Umsetzung eines Phänomens, dass man auch in dieser Stadt jeden Abend beobachten kann: Es wurde dunkel. Und im anbrechenden Winter sogar früher als sonst. Kölle im Dunkeln eben.

Als erste positive Überraschung waren außer mir und ein paar Kumpels schon um 19h eine ganze Menge Leute da, so dass alle Bands vor ordentlicher und sich stetig füllender Kulisse spielen konnten.

Als erste Band des Abend betraten CONTRARY die Bühne des Bütze und keiner der bereits ca. 70 Anwesenden sollte sein frühes Erscheinen bereuen. Diese Band war klasse! Ihr stark von HYPOCRISY beeinflusster, filigraner Death wusste nicht nur zu überzeugen, sondern sogar zu begeistern. Sehr gut ausgearbeitetes Songmaterial und technisches Können kann eine Band eben doch schon mal ganz nach vorne bringen…

Die Musik bewegte sich zwischen schnellen Brechern und eher langsameren Stampfern im Stile des Augenring-Königs und seiner Mannen, immer mal wieder angereichert durch frickelige Parts und intelligente rhythmische Arrangement-Finessen. Nicht zuviel Frickelei um die Power nicht zu verlieren, aber genug um interessant und überraschend zu bleiben. Das Ganze mit technischen Können und Professionalität supertight dargeboten, als würde man in Wacken die Hauptbühne bespielen. Die Jungs haben Kraft, Talent und beherrschen nebenbei die Kunst des Synchron-Propeller-Bangings fast ebenso gut wie ihre Instrumente. Obwohl sicherlich nicht viele der Zuschauer die Band kannten, sie war als Ersatz kurzfristig in das Billing gerutscht, rotierten die ersten Matten bereits nach wenigen Songs und es gab deutlich mehr als Achtungs-Applaus.

Ich will, dass diese Band gefälligst sofort und auf der Stelle einen guten Platten-Deal bekommt!

Danach aufzutreten und das Niveau weiterhin so hoch halten zu müssen, ist sicherlich kein leichter Job. Und als dann ein paar Junglinge mit Horrorpunk-Corpsepaint die Bühne enterten, hatte ich doch leichte Zweifel, ob das denn gelingen könne.

Aber es konnte. POWER bewiesen eindeutig, dass Konsequenz und Enthusiasmus grundlegende Pfeiler einer guten Liveshow sind. Ihr radikal an den 80ern orientierter Thrash zusammen mit dem Horror-Image funktioniert halt nur, wenn man auch wirklich dahinter steht. Und das tun diese Teenage-Zombies offenbar. Und mit diesem Konzept schaffen sie sich auf jeden Fall eine gewisse Eigenständigkeit. Da ist man geneigt sogar den plakativen Bandnamen zu verzeihen.

Einen Teil des Publikums hatten sie ohnehin schon auf ihrer Seite, aber sie schafften es durch Spielfreude und Energie, mit ihrer verhältnismäßig simpel gestrickten, aber dafür effektiv arsch-tretenden Musik, auch die Skeptiker zu überzeugen und sorgten im Publikum für erste, heftigere Bewegung. Vor allem Sänger Stef wusste mit einer guten Gesangsleistung und sympathischem Stageacting absolut zu überzeugen. Überhaupt kam die ganze Band sehr sympathisch rüber und verstand es, den Spaß, den sie offensichtlich hatten, auf das Publikum überspringen zu lassen. Sehr schön!

Mittlerweile hatten sich auch schon ca. 200 Banger eingefunden, um die dritte Band des Abends gebührend feiern zu können. RAVAGE gaben der Meute mit ihrem Old-School-Death dann auch genau das, was sie haben wollte. US-Death der knüppeligen Sorte. Mir persönlich gibt das ja nicht soviel, aber von den fantastischen Publikums-Reaktionen ausgehend, hat die Band das Haus ordentlich gerockt. Und man muss auch ihnen, wie im Endeffekt jeder Band dieses Abends, absolute Professionalität und Souveränität bescheinigen.

Eigentlich wartete man nach dem bisher erstaunlich hohen Niveau der Veranstaltung nur noch auf den üblichen Tiefpunkt. Viele Chancen für den Flop des Abends gab es ja nicht mehr. Nur noch zwei Bands. Kommt eine davon aus Italien? Hat eine Schwerter dabei? – Nein. Es sollte ein Abend ohne Flop, ohne Tiefpunkt sein (Wenn man davon absieht, dass Burger King den Chili-Cheese-Burger aus dem Programm genommen hat, wie ich nach dem Konzert zu meinem Entsetzen feststellen musste!!).

HATE FACTOR, die vierte Band des Billings, machte schon nach wenigen Sekunden klar, dass sie definitiv kein Flop sein möchten. Und wohl auch gar nicht könnten! Ohne Bassisten angetreten (Bewerbungen können über die Homepage eingereicht werden), fabrizierte die Band dennoch einen runden, kraftvollen Sound um ihren vorzüglichen Neo-Thrash entsprechend unter das hungrige, mittlerweile ca. 250 Matten und Ex-Matten zählende Volk bringen zu können. Stilistisch zwischen THE HAUNTED und grovvigem Metalcore angesiedelt, mit Hammer-Songs und dem genialen Geröchel von Sänger Christoph Mieves, war es der Band ein leichtes das Kölner Publikum noch mal zu beschwingtem Mitschunkeln und Kopfnicken zu animieren. Super! Es bleiben nur zwei Fragen offen: Wie geil könnte diese Band erst mit Bassisten klingen? Und wieso haben die keinen Platten-Deal??

Danach hatten DEW-SCENTED etwas Mühe, das doch etwas ausgelaugte und zum Teil sogar alkoholisierte (Ich war empört!!…wenn ich mich recht erinnere…) Kölner Publikum noch einmal aus der Reserve zu locken, zumal nach wenigen Takten eine Fuß-Maschine durch den Fuß des werten Drummers bereits zuschande geritten worden war und das Organisieren einer anderen etwas Zeit kostete. Allerdings konnte auch das niemand wirklich schocken, die Band bretterte ihr Programm souverän herunter, Haare flogen, zeitweise wurde sogar Stage-Diving versucht, wenn auch etwas zögerlich angesichts der doch etwas lichten Frontrow, und man wurde seinem Headliner-Status in jeder Weise gerecht.

Fazit: Tolles Festival!

Ein Riesenlob an die Macher für die erstklassige Bandauswahl und professionelle Durchführung. Bitte bald wieder machen!

Ich habe schon weitaus mehr Geld bezahlt um lustlose Stars mit unterirdischem Sound gelangweilt auf der Bühne rumstehen zu sehen… Enthusiastische Bands, die erstklassige Musik machen gibt’s es offenbar auch hier umme Ecke! Also bitteschön hingehen, wenn die denn mal spiel…

Jeder, der an diesem Abend nicht da war halte bitte die Klappe bei der nächsten Ticketpreis-Diskussionsrunde.

Support your local Scene!

Und auch noch ein Riesen-Doppel-Plus-Gut-Lob an die Mixerin des Abends, die es verstanden hat, jeder (!!) Band des Abends einen erstklassigen Sound zu basteln. Hut ab!

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