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COHEED AND CAMBRIA und OCEANSIZE am 07. April 2008 in der Kölner Live Music Hall

Coheed And Cambria besuchen Köln zum vierten Mal in knapp drei Jahre und boten wie immer bestes Abendprogramm, diesmal sogar mit äußerst hörbarer Vorband.

Claudio Sanchez scheint Köln wirklich zu mögen. Zum vierten Mal innerhalb von knapp drei Jahren verschlägt es ihn und seine Band nun schon in die schöne Stadt am Rhein. Und zum vierten Mal bin ich dabei um COHEED AND CAMBRIA live zu begutachten. Dabei steigerte sich die Band von der Spielzeit bisher jedes Mal. Beim ersten Auftritt im Kölner Prime Club war nach einer Stunde schon Schluss, wenige Monate später in der Live Music Hall gab es dann immerhin schon siebzig Minuten und letztes Jahr im Gloria kam man auf gut neunzig Minuten. Nun besuchte man wieder die etwas größere Live Music Hall, die im Gegensatz zum Gloria Theater letzte Jahr allerdings nicht komplett ausverkauft war. Voll war es trotzdem, was sicher auch daran lag, dass mit OCEANSIZE endlich mal eine interessante Vorband mit von der Partie war. Bisher konnten sich COHEED nicht gerade durch interessante Opener brüsten. Das, soviel sei schon mal verraten, war diesmal anders. Am Merchandise-Stand bewegte sich ebenfalls alles im erfreulichen Rahmen. Die zwanzig Euro für ein Shirt hat man ja inzwischen akzeptiert, gerade bei US-Bands. Dafür gab es sämtliche CDs für einen Zehner. Lediglich das Durchbruchs-Werk In Keeping Secrets Of Silent Earth 3 konnte man nicht erstehen, warum auch immer. Na ja, wer wie ich eh schon alle Studioalben der Neo-Progger im Schrank stehen hat, muss sich daran ja nicht stören.

OCEANSIZE
Endlich mal eine gute Vorband – OCEANSIZE

Da wir erst recht spät losfuhren und der Verkehr wegen des Derbys des 1. FC Köln gegen Borussia Mönchengladbach auch nicht gerade ohne war, hatten wir uns schon halbwegs damit abgefunden, OCEANSIZE ganz oder zumindest teilweise zu verpassen – man kennt ja die Gepflogenheiten in der Live Music Hall, da heißt pünktlich ankommen noch lange nicht alles sehen. Aber wir hatten Glück und OCEANSIZE durften tatsächlich erst gegen kurz vor Acht auf die Bühne. Mit ihrem irgendwie ziemlich trippigen Prog-Rock gefielen mir OCEANSIZE auf Anhieb ziemlich gut. Besonders Schlagzeuger Mark Heron, der innerhalb von kürzester Zeit gleich zwei Paare Drumsticks verheizte und auch ansonsten sehr beeindruckend spielte, überzeugte mich auf der Stelle. Ok, Mike Vennart ist nun nicht unbedingt der talentierteste Sänger unter der Sonne, seine Vocals erfüllen allerdings ihren Zweck im musikalischen Gesamtwerk von OCEANSIZE. Das Publikum verhielt sich noch ziemlich zurückhaltend und bedachte OCEANSIZE mit nur wenig mehr als Höfflichkeitsapplaus. Allerdings kamen die Ansagen auch ein wenig britisch unterkühlt rüber. Mich haben die Jungs auf jeden Fall überzeugt, das war die beste Supportband die COHEED bisher dabei hatten. Mit weitem Abstand!

 

COHEED
Da Wuschelkopf Claudio Sanchez eh immer gleich aussieht…

In der Umbaupause gab es dann plötzlich Musik von unter anderem MINISTRY, PANTERA und SLAYER. Na holla die Waldfee! Im Publikum interessierte das aber ganz offensichtlich die wenigsten. Das Metallervolk war mal wieder so gut wie nicht vorhanden. Gegen zehn nach neun legten COHEED AND CAMBRIA dann mit No World For Tommorow los. Wie schon in Brüssel hatte die Band zwei adrette Blondinen für Background-Gesang dabei. Böse Zungen würden ja behaupten, dass Claudio Sanchez bei seinem Organ ja eigentlich gar keine weibliche Unterstützung nötig hat, aber die beiden Sängerinnen reicherten den Sound zum größten Teil tatsächlich enorm an. Dafür war Claudio Sanchez bei der einen oder anderen Stelle gesanglich nicht voll auf der Höhe, was man dem wuscheligen Energiebündel allerdings nachsehen möchte da er dafür an seiner Gitarre mal wieder brillierte und nebenbei zum Teil noch headbangte als wäre er vor kurzem zu einer Metalband übergelaufen. Ich hatte ja eigentlich mit dem sonst üblichen kollektiven Ausrasten gerechnet, sobald COHEED loslegten, aber bis auf einige Wenige tat sich da nicht all zu viel. Ob es am Montag lag? Man sollte ja meinen, dass das ganze Jungvolk auch unter der Woche genug Energie hat – offensichtlich eine Fehleinschätzung. Und so was soll mal meine Rente zahlen… Selbst beim Medley aus MAIDEN´s The Trooper und dem Debüt-Kracher Devil In Jersey City schläft das Publikum gemütlich vor sich hin, lediglich eine kleine Delegation – wir – bangt sich glückselig ins Nirvana. Allerdings hatte ich auch das Gefühl, dass COHEED am heutigen Abend ihre Songs allgemein etwas freier interpretierten, was teilweise ein wenig den Druck raus nahm, insgesamt aber eine interessante Abwechslung war, auch und vor allem durch die Background-Sängerinnen die gerade Blood Red Summer enorm aufwerteten.

COHEED
…gibt es dieses Mal nur Bilder von Travis Stever (g) und Michael Todd (b)

Erst beim zum Ende des Konzerts gespielten Knaller In Keeping Secrets Of Silent Earth wagte sich die erste von insgesamt zwei Crowdsurfern nach oben. Dann, gegen Viertel nach Zehn ging die Band nach gerade mal gut einer Stunde von der Bühne. Ein Rückfall in alte Zeiten? Mitnichten! Nach fünf Minuten, in denen ein Roadie hektisch auf der Bühne einen Synthie aufbaute kam die Band zurück und spielte mit Welcome Home endlich mal einen Song vom Good Apollo-Album und gleichzeitig wohl auch ihren bisher größten Hit. Bei diesem Song hatte Claudio mal wieder seine beeindruckende zweihalsige Gitarre um. Allerdings muss ich mich doch fragen wofür, denn den oberen, zwölfsaitigen Hals rührte er nicht einmal an. Es folgte das wieder einmal in epischer Länge breit gewalzte The Final Cut, welches inklusive endlosem Jam-Part und Schlagzeugsolo diesmal auf kapitale zweiundzwanzig Minuten kam. Im Vergleich zum letzten Mal hatte die Jam-Orgie aber diesmal durchaus so ihre Längen und das Drumsolo von Chris Pennie war zwar alles andere als schlecht, wenn man aber Könner wie Mike Terrana oder Tommy Aldridge gesehen hat, haut einem das nicht mehr aus dem Beinkleid. Warum man stattdessen nicht Bassist Michael Todd Gelegenheit zu einem etwas längeren Solo gab, versteh ich nicht so ganz, der Kerl kann nämlich auch spielen. Um viertel vo Elf war dann endgültig Schluss. Zieht man die fünf Minuten Pause ab beglückten COHEED das Publikum heute erneut anderthalb Stunden lang. Schade nur, dass der Pöbel dies nicht angemessen zu würdigen wusste, denn auch wenn der heutige Auftritt nicht an die Show im Gloria letztes Jahr rankommt, boten COHEED AND CAMBRIA wieder einmal bestes Abendprogramm.

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