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COHEED AND CAMBRIA im Gloria Theater, Köln am 30.09.2007

Das letzte Manko, die recht knappe Spielzeit der bisherigen Shows merzten COHEED AND CAMBRIA an diesem Abend endlich mal aus und boten neunzig Minuten Prog-Rock vom feinsten.

Ende Oktober erscheint die neue COHEED AND CAMBRIA Scheibe No World For Tommorow. Dies nahmen die US-Proggies zum Anlass, mal wieder Deutschland zu beehren. Leider fiel der Abstecher mit gerade mal zwei Konzerten sehr knapp aus. Kein Wunder also, dass das Konzert im Kölner Gloria Theater mit etwa 500 Leuten ausverkauft war. Vor der Halle konnte man noch Karten für bis zu 35 Euro kaufen – wohl dem, der sich seine noch im Vorverkauf gesichert hat.

Ghost
Miefiger, langweiliger und austauschbarer Studentenrock – GHOST OF TOM JOAD

Bisher hatten COHEED AND CAMBRIA bei der Auswahl ihrer Vorbands meiner Meinung nach kein all zu glückliches Händchen. Die Support-Acts der beiden Shows in Köln, die ich bisher gesehen hatte, waren jedenfalls unnötig bis nervtötend. Tja, und Traditionen sollte man ja bekanntermaßen pflegen. Somit galt es erst mal GHOST OF TOM JOAD aus Münster zu überstehen. Diese boten miefigen, langweiligen und austauschbaren Studentenrock und hatten Songtitel wie Renegades Of Love oder Unterwegs im Gepäck. Erwähnenswert wäre vielleicht der Schlagzeuger, der dank Overhead-Mikro die Backingvocals übernahm und auch mal vor lauter Enthusiasmus beim Spielen vom Hocker sprang, dafür aber mit ansehen musste, wie sowohl Sänger/Gitarrist als auch Bassist plötzlich anfingen, bei zwei Songs mit auf sein Drumkit einzudreschen. Ganz großes Kino. Das Publikum applaudierte trotz allem artig, vielleicht bin ich aber auch einfach zu verbohrt und intolerant. Nur einer aus dem Pöbel ließ sich zu einem gebrüllten halt´s Maul und spiel hinreißen. Na ja, letzteres musste ja eigentlich nicht sein.

Aber vielleicht ist genau das ja die gewiefte Strategie des Claudio Sanchez. Durch eine mistige Vorband das eigene Schaffen noch mehr glänzen lassen. Nötig haben COHEED AND CAMBRIA das natürlich nicht. Los ging es wieder mit Welcome Home, welches bei den vereinzelt anwesenden Metallern sofort in die Nackenmuskeln schoss. Und COHEED hatten sich heute so einiges vorgenommen. Insgesamt anderthalb Stunden lang beglückte die Band das Publikum mit einer Setlist, die sich größtenteils aus Songs der letzten beiden Alben zusammensetze (jeweils fünf). Da fehlten natürlich weder A Favor House Atlantic noch The Suffering.

Coheed
Eine Mischung aus Samson aus der Sesamstraße und Vetter It – COHEED AND CAMBRIA-Frontmann Claudio Sanchez

Als Überraschung gab es sogar ein IRON MAIDEN-Cover in Form von The Trooper, welches zusammen im Medley mit The Devil In Jersey, dem einzigen Song des Debütalbums, gespielt wurde. Das brachte die Stimmung noch mal gewaltig zum kochen, auch wenn Claudio Sanchez wohl nicht zu einhundert Prozent textsicher war, aber dafür hat man bei solchen Songs ja das Publikum. Vom neuen Album wurden mit The Hound und der starken Vorab-Single The Running Free zwei Songs gespielt. Das vorläufige Ende vor der Zugabe markierte der Über-Song In Keeping Secrets Of Silent Earth, bei dem die Stimmung ihren absoluten Höhepunkt erreichte. Claudio Sanchez sah mit offenen Haaren mal wieder aus wie eine Mischung aus Samson aus der Sesamstraße und Vetter It, sang und spielte einwandfrei und poste dabei mal wieder wie ein Weltmeister. In dieser Hinsicht hielt sich Bassist Mic Todd seltsam zurück und traute sich kaum von seiner Bühnenseite weg. Selbst bei seinem Solo-Part während des, knapp zwanzig Minuten lang zelebrierten Rausschmeißers The Final Cut, bei dem auch Neu-Drummer Chris Pennie Zeit für ein kurzes Solo bekam, blieb er größtenteils im Schatten und trat nur kurz mal in Richtung Bühnenmitte. Und dann war da natürlich noch Mr. Sanchez, der beim Finale mal wieder mächtig vom Leder zog, sich dafür allerdings eine denkbar hässliche Gitarre aussuchte, die er dann aber auch mal ganz Hendrix-like hinterm Kopf spielte. Dann war nach anderthalb Stunden Schluss. Endlich spielen COHEED AND CAMBRIA auch mal Konzerte in einer ansprechenden Länge, was in der Vergangenheit der einzige kleine Makel an ihren Shows war. Jetzt heißt es der neuen Scheibe entgegen fiebern und hoffen, dass diese eine erneute Tour der Jungs nach sich zieht, diesmal dann sicher wieder in einer größeren Halle.

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