BOYSETSFIRE: Nürnberg, Löwensaal, 14. Mai 2007

Auf großer Abschiedstournee ein letztes Mal zu Gast in Nürnberg: Die New-School-Punkrocker BOYSETSFIRE.

Als BOYSETSFIRE im März ihre Auflösung bekannt gaben, waren die Gesichter der Fans weltweit lang. Doch man wollte nicht gehen, ohne sich von den treuen europäischen Fans zu verabschieden. Deshalb eine Abschiedstournee durch die Alte Welt – mit einem Zwischenstopp im vollbesetzten Nürnberger Löwensaal.

Die Vorgruppen sind in dieser Nacht mal wieder nur von der Tränke aus zu ertragen. Zweite und dritte Liga in einer längst unübersichtlichen Gegenwelt aus Emo-/Screamo-/Post-Hardcore-Kapellen, die im Regelfall doch nur dem Sound der wenigen wirklich innovativen Genregrößen nacheifert. Doch mit dem Intro der BOYSETSFIRE-Show zieht es die Massen zurück in den Saal, herrscht mit einem Schlag Stimmung in der Bude.

Mit der Hardcore-Bewegung in den 80er Jahren war der Punk erwachsen geworden – und das hier ist die nächste logische Evolutionsstufe. Der blitzsaubere Molotowcocktail, den der US-Fünfer aus Newark/Delaware seit 1994 aufsetzt, verfehlt im vollbesetzten Löwensaal seine Wirkung nicht. Wieder und wieder explodieren Band und Publikum, toben, springen, hüpfen, wispern, flehen, schreien und verschmelzen miteinander … um die hochgezogene Klangwand urplötzlich wieder in sich zusammenfallen zu lassen.

Für ungeübte Ohren klingen diese Eruptionen, diese ständigen Wechsel zwischen Stille und Sturm gerne auch mal nach jedergegenjeden, doch die betont-lärmige Note hat Methode: Mit der Laut/Leise-Dynamik hat sich ein Genre neu erfunden. Hinzu kommt, dass der grundsympathischen Truppe ihre mit den Jahren dazu gewonnene Melodiösität ausgezeichnet steht: Selbst für einen kurzen intensiven Akustikteil ist inzwischen Platz im Programm.

Es sind nicht zuletzt intelligente Bands wie BOYSETSFIRE, die dem linken politischen Amerika aus dem Untergrund heraus wieder eine Stimme geben. Und das ganz ohne Missionarseifer und Weltverbesserungsduktus. Sollte sich die Truppe nun tatsächlich wie angekündigt auflösen, dann kann es gut sein, dass sie (wie die vor ihnen einen ähnlichen Weg gegangenen REFUSED
aus Schweden) zur Ikone einer neuen, jungen, hungrigen Musikergeneration aufsteigt. Und das nennt man dann wohl einen echt starken Abgang.

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