BLEEDING THROUGH, CULT OF LUNA und A THIN RED LINE am 21. Februar 2005 im Backstage Club, München

Ein seltsamer Konzertabend mit bittersüßem Nachgeschmack.

Ein seltsamer Abend, in der Tat. Erstens weil auf CULT OF LUNA riesige Erwartungen lagen, zweitens weil es bei den beiden anderen Bands, A THIN RED LINE und BLEEDING THROUGH gar keine gab. Drittens weil so viele Goten unterwegs waren, aber das lag daran das in der großen Halle des Backstage THE 69 EYES, ähem, rockten. Aber was solls, die Vorfreude war riesig, schließlich rotiert das Mammutwerk Salvation noch immer in schöner Regelmäßigkeit in meinem CD-Player und Zeuge einer Live-Show von CULT OF LUNA war ich auch noch nie.

Doch zunächst waren A THIN RED LINE aus Karlsruhe an der Reihe. Das achtköpfige Gespann hob sich vom Gros des Metalcore-Genres nur ab, weil neben zwei Gitarristen auch zwei Bassisten und neben dem Frontkreischer auch eine Sängerin auf der Bühne standen. Noch ein zweiter Drummer und man könnte aus dieser Band einmal A THIN und einmal RED LINE machen. Musikalisch jedoch hatten die Württemberger ehrlich gesagt nicht viel zu bieten: Metalcore wie er im Buche steht, leider. Denn interessant war an A THIN RED LINE nichts, die Instrumentalisten mühten sich ab, doch auf die Idee das Tempo mal zu variieren oder Laut-Leise-Dynamik anzuwenden kam wohl keiner. Gesanglich war der halbstündige Auftritt durchaus in Ordnung, doch herausragend war weder der klare Gesang von Sängerin Conny noch das Geschrei. Vielmehr ließ dies die Band noch mehr ins Fahrwasser von KILLSWITCH ENGAGE und CALIBAN rutschen und auch wenn sie sich live sichtlich abmühten und das Publikum gut mitzog: Weltklasse ist was anderes.

Nach gut 20 Minuten Umbaupause war es endlich so weit und CULT OF LUNA betraten die Bühne. Die Spannung stand mir scheinbar ins Gesicht geschrieben und nach dem langen Intro betraten die Musiker die Bühne, stimmten das Publikum mit Echoes, dem Opener von Salvation ein, das lange Zeit braucht um in die Gänge zu kommen. Dementsprechend redeten viele Leute unbehelligt miteinander weiter und störten die Atmosphäre enorm. Als dann nach einigen Minuten die ersten Riffs wie ein Donnerschlag die angespannte Stimmung zerrissen, zogen die Schweden die komplette Aufmerksamkeit auf sich. Schließlich kam auch Sänger Klas Rydberg auf die Bühne und schrie inbrünstig, mühte sich sichtlich trotz schwerer Grippe ab. Wenn es laut war, fand das Publikum gefallen daran, doch bei den leisen Stellen schwand das Interesse vieler Zuschauer. Banausen. Und Pech für CULT OF LUNA, denn die spielten ausschließlich Material des neuen, ruhigeren Albums. Glück war an diesem Abend den Schweden nicht gegönnt, denn während des zweiten, genial performten Songs Leave Me Here gab es auf der Bühne einen Stromausfall. Folge: Ratlose Musiker und Techniker, ein angespanntes Publikum und Totenstille. Nach einigen Minuten wurde die Show forgesetzt, Klas schrie den Song fertig, von da an gab es eine Instrumentalshow. Crossing Over und Waiting for You folgten und nach 45 Minuten war leider Schicht im Schacht. Trotz des frenetischen Applauses der Fans gab es keine Zugabe, verübeln konnten man es CULT OF LUNA jedenfalls nicht.

In der Umbaupause bekam ich Gespräche mit, dass scheinbar bei CULT OF LUNA so einige Füße eingeschlafen waren. Mir passierte selbiges, allerdings beim Headliner. BLEEDING THROUGH sind einfach überbewertet, soviel steht fest. DARKEST HOUR machen das viel besser und auch wenn sich hier und da Blasts Beats bei den Amis einschlichen, so richtig heftig wollte es nicht werden. Vielleicht liegt es an den völlig deplazierten Keyboards oder an dem Gepose von Sänger Brandan. BLEEDING THROUGH sind einfach nicht mein Fall, aber die Kids gingen ab wie Zäpfchen. Das Songmaterial war dennoch um einiges ausgewogener als das des Openers, teilweise konnte man durchaus mitrocken. Diese Stellen waren jedoch die Ausnahme und so rauschten die Songs des Albums This is Love, this is Murderous gnadenlos an mir vorbei. Ehrlich gesagt gab mir nach dem emotionalen Chaos der letzten Stunden diese Posermannschaft den Rest, mein Magen knurrte und somit schenkte ich mir die letzten 20 Minuten dieses Gigs und biss ein paar Minuten später in einen leckeren Frustburger.

Fazit dieses Abends: Trotz der Pannen bei CULT OF LUNA gab es einige sehr intensive Momente, die völlig mitrissen und so einiges vergessen machten. Dahere fordere ich: Eine Headliner-Tour und CALLISTO als Support. Der Konzertabend war ansonsten eher verpatzt, aber glücklicherweise spielen heute Abend MASTODON im selben Club, das wird wohl für so Einiges entschädigen.

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