BEHEMOTH, ABORTED, HELRUNAR und SWORN im Turock, Essen am 22. September 2007

BEHEMOTH kommen endlich auf Tour zur neuen Scheibe und haben ein starkes Suppost-Paket dabei.

Mit The Apostasy haben BEHEMOTH dieses Jahr mal wieder ein erstklassiges Album abgeliefert. Auch wenn die Scheibe nicht ganz an das Überwerk Demigod herankommt, wollte ich mir die Chance, das polnische Abrisskommando live zu sehen, nicht entgehen lassen. Wenn dann auch noch das Vorprogramm entsprechend attraktiv gestaltet ist, nimmt man die knapp hundert Kilometer nach Essen natürlich gerne auf sich.

Sworn
Machten optisch nicht viel her, konnten das mit ihrem melodischen Black Metal aber wieder wettmachen – SWORN

Gegen Sieben sollte es eigentlich losgehen, aber aufgrund des etwas schleppenden Einlasses wurde das ganze ein wenig nach hinten verlegt. Trotzdem waren SWORN, die kurzfristig für DISPARAGED als Opener auf das Billing gerutscht waren, bereits seit ein paar Minuten dran, als wir endlich vor der Bühne ankamen. Die Norweger machten zwar optisch nicht all zu viel her, konnten dies mit ihrem melodischen Black Metal allerdings durchaus wettmachen. Dass die Band aus Norwegen stammt, überrascht mich ein wenig, denn rein vom Sound her hätte ich SWORN klar schwedisch eingeordnet. Denn das äußerst kleidsame DISSECTION-Shirt trug Frontmann Max Wilson nicht nur aus modischen Gründen. Ja, die schwedische Legende hat durchaus ihre Spuren im Sound von SWORN hinterlassen, da überraschte es mich auch gar nicht, als der Sänger das Publikum fragte, ob man denn DISSECTION kenne und man daraufhin eine ordentlich gespielte Version von Night´s Blood in die Menge ballerte. Dass man nicht ganz die Magie des Originals erreichte, sehe ich der Band jetzt mal nach, denn überzeugend war der Auftritt der Norweger auf jeden Fall. Besonders das hymnische The Beauty Of My Funeral wusste zu gefallen. SWORN haben ihre halbe Stunde also genutzt und erhielten vom Publikum auch entsprechend gute Reaktionen.

Helrunar
Sympathisch und weniger frostig – HELRUNAR

Als nächstes stand die deutsche Black Metal-Hoffnung HELRUNAR auf dem Programm. Deren neues Album steht zwar erst in einem Monat an, ein paar neue Songs gab es aber trotzdem schon zu hören am heutigen Abend. Los ging es aber erst mal mit Frostnacht, dem Titeltrack des Debütalbum. Dummerweise war der Sound bei HELRUNAR nicht gerade optimal. So war der Bass deutlich lauter als die Gitarren. Die Fans in der ersten Reihe feierten die Band trotzdem ab. Besonders bei Älter Als Das fucking Kreuz ging die Meute richtig mit und ließ sich sogar zu Mitsing-Spielen animieren. Und ich dachte immer, Partystimmung ist bei Black Metallern verpönt. Das Gegenteil bewiesen auch HELRUNAR auf der Bühne, die eher sympathisch als frostig rüber kamen. Genau dadurch wirkten die Songs leider aber auch nicht ganz so atmosphärisch wie auf CD, was den Fans aber relativ egal war. Denn als HELRUNAR nach einer halben Stunde von der Bühne gingen, wurden lautstark Zugaben gefordert. Der Band merkte man auf jeden Fall an, dass ihnen das live spielen durchaus Spaß macht, auch wenn ich den heutigen Auftritt höchstens als solide bezeichnen würde.

Aborted
Donnerten arschtight durch ihren Set – ABORTED

Die Überraschung folgte auf den Fuß. ABORTED hatte ich vor Kurzem schon im Vorprogramm von HATESPHERE gesehen. Dort fand ich die Belgier ganz okay, konnte ich mich aber nicht dazu durchringen, mir die aktuelle CD nach der Show für einen Zehner mit zu nehmen. Irgendwie fehlte mir an jenem Abend doch der letzte Kick. Diesmal war allerdings (fast) alles anders. Erst mal soundcheckten ABORTED ne Weile vor sich hin, bis um Viertel vor Neun endlich das Intro los ging. Sänger Sven De Caluwe sprang zum Beginn der Show gleich mal ohne Vorwarnung ins Publikum und landete mehr oder weniger genau auf meinem Kopf und dem einiger anderer. Na ja, wenn´s Spaß macht. Das Publikum wollte da natürlich nicht zurück stehen und dementsprechend war bei ABORTED das erste Mal so richtig Action im Pit. Sogar eine Wall of Death gab es zu bestaunen, aus der ich mich allerdings mal raus gehalten habe, um meine Kamera und Knochen zu schonen. Die Band donnerte arschtight durch ihr Set. Der Bassist war so in etwa die Coolness in Person, während der Mann mit dem Mikro eher dem Duracell-Hasen gleich über die Bühne fegte und sehr bald einen recht roten Kopf bekam. Ja, diesmal hatten mich ABORTED bei den Eiern und lieferten einen saucoolen und verdammt intensiven Auftritt ab. Die aktuelle CD hab ich an diesem Abend aber wieder liegen gelassen. Warum eigentlich? Ganz ehrlich: ich weiß es nicht…

Behemoth
Black Metal aus den paganen Ödlanden – BEHEMOTH

Nun also BEHEMOTH. Hätte ich den Headliner vor dem Konzert nie im Leben in Frage gestellt, so würden sich BEHEMOTH nach dem ABORTED-Auftritt doch ganz schön lang machen müssen, um da dran zu kommen. Aber die Songs dafür hatten BEHEMOTH ja durchaus im Gepäck. Schon beim Drum-Soundcheck hörte man das deutlich getriggerte Schlagzeug, ein Punkt der mich auch auf CD ein kleines bisschen stört. Ein etwas organischer Schlagzeug-Sound würde den Polen sicherlich nicht schlecht zu Gesicht stehen. Gegen kurz vor zehn ging es mit dem Intro der aktuellen Scheibe, gefolgt von Slaying The Prophets Ov Isa los. Nach Antichristian Phenomenon folgte das mächtige Demigod. Im Anschluss fragte Negal das Publikum, ob man denn wüsste, wo BEHEMOTH herkommen. Na klar, Polen wäre wohl die offensichtlichste Antwort gewesen. Nergal wollte dann aber doch eher auf From The Pagan Vastlands hinaus. So pagan erscheint mir Polen aber eigentlich gar nicht, aber was weiß ich schon… Christgrinding Avenue wurde wiederum mit den Worten BEHEMOTH is all about love and peace angekündigt. Junge, junge, heute gab es die Zoten aber im Minutentakt. Hernach durfte Inferno sich mit einem kurzen Drumsolo austoben, welchem der Mitgröl-Hit Slaves Shall Serve folgte. Danach wurde das Backdrop gewechselt. Statt dem The Apostasy-Cover lächelte einen nun der Ziegenbock des Zos Kia Cultus-Covers an. An den Songs änderte das allerdings nicht viel. Es fällt live schon ein wenig auf, dass BEHEMOTH-Songs eigentlich immer recht ähnlich klingen. Kennst du einen, kennst du die meisten. So sehr ich diese Band auch schätze, ein bisschen Monotonie kam im Laufe des Auftritts dann doch auf. An der Bühnenshow lag es sicherlich nicht. Alle Mann, inklusive Schlagzeuger, waren die ganze Zeit am bangen, wechselten immer wieder die Position – Schlagzeuger hier mal ausgenommen – und kamen im schicken Outfit daher. Bei Chant For Eschaton stülpte sich Nergal gar noch eine Maske übers Gesicht. War bestimmt angenehm warm da drunter. Dann war erst mal Schluss, natürlich nicht für lange. Im Zugabenblock bewiesen BEHEMOTH dann endgültig, dass sie zum Lachen nicht unbedingt immer in den Keller gehen, was ich nach der Sichtung des dezenten I Love Vaginas-Aufkleber auf Nergals Axt irgendwie schon geahnt hatte. Jetzt hieß es, Metal sei ja nicht nur all about men sondern auch about girls. Gay wolle man zwar nicht klingen, aber dafür gab es mit dem TURBONEGRO-Cover I Got Errection doch glatt mal eine fette Überraschung. Nergal I Got Errection growlen zu sehen, hatte schon was bizarres. Nach dem folgenden Pure Evil & Hate war dann endgültig Schluss und mein Begleiter machte sich daran, die unterschiedlichen T-Shirt-Motive, die BEHEMOTH für faire fünfzehn Euro pro Stück im Angebot hatten, zu zählen. Er kam auf unglaubliche fünfundzwanzig verschiedene Artworks. Ja sind die denn völlig wahnsinnig? Oder sind BEHEMOTH beim selben Merchandiser wie CRADLE OF FILTH? Na ja, so kann wenigstens jeder Fan sein eigenes, individuelles Shirt kaufen. Ein wenig irritiert machten wir uns also auf den Heimweg. Das Fazit des Abends: Vier gute Auftritte und ABORTED als knapper Tagessieger vor den, trotz zeitweiser Monotonie ebenfalls starken BEHEMOTH. Auf jeden Fall ein Paket dass den Eintrittspreis von achtzehn Euro wert war.

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