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ASPHYX, POSTMORTEM, GOREGAST, BURNING STEEL: Berlin, K17: 19.09.2009AS

"Death…the brutal way" ist ein superbes Album, die letzten ASPHYX-Gigs rockten und an diesem Wochenende waren noch dazu interessante Vorbands mit an Bord. Höchste Zeit für einen Trip nach Berlin ins K17.
 

Gründe, sich an diesem Samstagabend ASPHYX in Berlin reinzuziehen, gibt es gleich mehrere. Motiviert von Agony & XTCs Kritik zu Death…the brutal way, kaufte ich mir die Scheibe als eine von zwei CDs am MOUNTAINS OF DEATH-Festival, zumal der Auftritt der Holländer am JALOMETALLI-Festival meine positiven Erinnerungen an ihren Gig am 2007er PARTY.SAN reanimiert hatte. POSTMORTEM überzeugten mich zudem mit ihrem aktuellen Album Constant Hate, GOREGASTs Engagement für Tiere spricht meine (überwiegend) veganen Gefühle an und BURNING STEEL klang im Vorfeld entgegen des Namens nicht nach MAJESTY sondern eher wie eine Band, die mich erfreuen würde.

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Als wenn Bier noch einen Posterboy bräuchte an diesem Abend…

Die laue Berliner Luft an diesem Abend lädt zum präkonzertalen Draußenverweilen ein. Gemütlich wartet eine ansehnliche Meute vor dem K17. Zwar scheint das Bier nicht so rasch zu fließen, wie es zurzeit wohl in München fließt, aber dafür sind die Preise für Flüssiges tief (um die 2.50 Euro, Wasser gibts für einen Euro). Auch dass auf dem Grill totes Fleisch in Wurstform brutzelt, verbreitet eine Atmosphäre von Grillparty – und dass die Security am Eingang freundlich ist, tut dieser Stimmung ebenfalls gut. Da fällt es fast nicht auf, dass sich die Türöffnung um etwa eine halbe Stunde verzögert, da die Holländer im Stau festsaßen. Die gehörten ASPHYX-Töne während deren Soundcheck führen so oder so zu bekundeter Vorfreude auf den Gig.

Nach der Türöffnung ist der Merchandise-Stand die erste Anlaufstelle. T-Shirts in guter Qualität gibts für 15 Euro und zumindest zu Beginn schmeißen die Bands – Legendenstatus hin oder her – dann auch gleich selber den Verkauf. Wenig später erklingen dann die ersten Töne BURNING STEELs. Gleich ist klar, dass es sich bei den Brandenburgern um eine gestandene Band handelt – das Gründungsjahr 1994 sowie das Engagement von Drummer Marek und Sänger Thomas bei SUCCUBUS sprechen dafür, dass hier harte Klänge mit Erfahrung dargebracht werden. Sowohl Timing als auch der Kontakt mit der fleißig hereinströmenden Meute ist somit kein Problem und BURNING STEEL erhalten für ihren deftigen Death Thrash verdienten Applaus.

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Gitarrenversierter Fronter: Thomas (BURNING STEEL) 

Die Setliste der Brandenburger Band umfasst unter anderem Material ihrer 2007er-Scheibe Age Of Death, die mit Destination Darkness und Time To Strike Back berücksichtigt wird. Fronter Thomas wechselt zwischen doppelhalsiger Gitarre (die Angebergitarre – wie er selber während einer humorvollen Ansage feststellt) und stilvoller, roter BC Rich Mockingbird (welche während Thrash the trash zum Einsatz kommt). Thomas gibt sich als abwechslungsreicher Sänger, der vom Grunzen, Kreischen bis zum KING DIAMOND-würdigen Schrei alles drauf hat. Ihrem Hang zu ungewöhnlichen Covers kommen BURNING STEEL dann mit einer Version von URIAH HEEPs Lady In Black nach – und streifen dem Song damit deftig den Anstrich von Pfadfinder-Lagerfeuer-Liedchen ab. Trotz dieser krass todesmetallischen Version bleibt der aaaah-Chor erhalten und BURNING STEEL können einen mehr als soliden Gig für sich verbuchen.

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Kr/lasse Frontfrau: Tina (GOREGAST) 

Die Umbaupause für GOREGAST fällt kurz aus, dank Monitor hat man selbst an der Bar die Übersicht und weiß, wann man sich wieder nach vorn Richtung Bühne begeben muss. Als die Berliner Death Grind-Truppe ihren Gig beginnt, ist das K17 auf jeden Fall schon gut gefüllt und die Anzahl der Fotografen in den vordersten Reihen hat frappant zugenommen – der Grund hierfür lässt sich klipp und klar mit den Worten Tina Pogodda zusammenfassen. Die Frontfrau sieht nicht nur klasse aus, sondern grunzt und gurgelt wohl einige Möchtegern-Brutal Deather in Grund und Boden. Ob ihrem Charisma und ihrer Fähigkeit, das Publikum für sich einzunehmen, schweifen die Erinnerungen gar Richtung Holland, genauer gesagt zu den alten Zeiten OCCULTs, als diese noch mit Rachel Heyzer unterwegs waren.

Mit diesen schönen Voraussetzungen lässt sich das Publikum nun auf GOREGAST ein und kommt dabei zumindest in den vorderen Reihen ordentlich in Bewegung. Tina freut sich sichtlich über den gut gefüllten Club und GOREGAST ziehen ihre proanimalische Show mit Leidenschaft durch. Altes Material aus Viva el Animal-Zeiten (Karl) ist in der Minderheit, lieber konzentrieren sich GOREGAST auf das La Revancha-Album. Dieses ist unter anderem mit Animalismo, Sorry I damaged your brain, Suck My Ass, Yeah! und Chinabrain For Apes vertreten. GOREGASTs Mischung aus Death Metal und Grindcore sprengt dabei zwar keine Genregrenzen, aber die Performance hat es in sich, die Leute gehen ab und bei mir landen die Berliner auch nach Songs wie Guisano und La Muerte insgeheim auf der Wunschliste fürs nächste MOUNTAINS OF DEATH-Festival. Gelungener Gig!

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Death Metal-Flitzefinger: Marcus (POSTMORTEM) 

Kurze Zeit später erstreckt sich das Backdrop POSTMORTEMs über die Bühnenbreite und die Berliner Death Metal mit einigen Spritzern Thrash-Truppe beginnt ihren Gig gleich mit einem Paradox – Are you dead dürfte nämlich niemand der Anwesenden mit einem Ja beantworten. Die billigen Alkpreise führen zu einem hohen Prozentsatz angeheiterter Besucher und lässt bei einigen Mutigen gar den Wunsch aufkommen, sich während des POSTMORTEM-Gigs als Stagediver zu versuchen. Sänger Matthias motiviert die Trinkfreudigkeit noch weiter, indem er Hauptsache Saufen sozusagen zum spaßigen Motto der Show macht. Die Berliner Band selbst gibt sich indes überhaupt nicht taumelig und spielt sich kompetent durch ihre Songs – alte und neue gleichermaßen.

Musikalisch bedeutet dies anständig groovenden Death Metal mit thrashigen Einsprengseln, der wie schon bei der Rezension zu Constant Hate festgestellt, teilweise an CARCASS erinnert und Mucke ist für Männer mit Haaren an den Beinen und biergestählter Rundung in der Körpermitte. Nachdem POSTMORTEM ihr aktuelles Album Constant Hate bereits mit dem Opener vorgestellt haben, geben sie daraus noch die Kostproben Suffer, The way of the knife, Lobotomy, Killing Days, Revolution, Hate, Kill, Destroy (Mitgröhlen obligatorisch) und Can`t stop killing. Das 1998er Album Repulsion kommt noch mit Gutterballs und Bleeding zum Zug, während der 1997er Output The Age of Massmurder mit Der Totmacher und 25 vertreten ist. Die Stimmung ist merklich angeheizt, schweißig und angeregt, denn POSTMORTEM liefern einen guten Gig ab und es fällt schwer, seine Energien noch brav für ASPHYX zu sparen.

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Holländischer Herzschlag: Bob (ASPHYX) 

Aber mal echt, muss man sich die Energie sparen? Schließlich setzt eine Performance der Holländer regelmäßig Energie frei, die man gar nicht mehr zu haben glaubte. Schon beim Line-Check der Holländer widerstehen etliche Anwesende dem Zwang, draußen noch eine rauchen zu gehen. Zu faszinierend scheinen die Grunzaufwärmübungen eines Martin van Drunen (HAIL OF BULLETS), zu rasch vorbei die Verstärkerkontrollen von Paul Baayens (HAIL OF BULLETS, THANATOS). Letzterer erinnert mit seiner Shirtwahl auch noch gleich an das grausige Dilemma am ARNHEM METAL MEETING 2007, als man sich nicht den ganzen ASPHYX-Gig anschauen konnte, wenn man kurz darauf bei NIFELHEIM in der ersten Reihe anwesend sein wollte… Während den letzten ASPHYX-Vorbereitungen läuft das AT THE GATES-Meisterwerk Slaughter Of The Soul als Backgroundmusik und erst als die gesamte Band geschlossen auf der Bühne erscheint, weiß man, dass es mindestens während der nächsten Stunde die Death Metal-Vollbedienung der holländischen Art gibt anstelle der schwedischen…

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Von Anfang an Vollgas: ASPHYX

Wie schon bei ihren letzten Gigs in Eindhoven und Milan beginnen ASPHYX ihr Set mit der Erinnerung, dass sie 1991 mit The Rack ein legendäres Album geschaffen haben – Intro und Vermin sind Beweis genug. Das Publikum flippt gleichzeitig aus wie die Band – schweißige Leiber in kollektiver Ekstase in der Meute, synchrone Headbanging-Aktivitäten auf der Bühne und oben drauf die kratzige Todesmetallröhre Martins, der die Texte wie Gift und Galle aus sich herauswürgt. Klar ist es danach auch Zeit für den superben Death…the brutal way-Opener Scorbutics und ASPHYX beweisen nicht zum letzten Mal an diesem Abend, dass sie sowohl ihre älteren, wie auch ihre neuen Songs beherrschen.

 

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Harmonierende Saitenfraktion: Paul und Wannes (ASPHYX) 

Das Zusammenspiel der Holländer funktioniert nämlich von Anfang bis Schluss und das Rock`n Roll-Feeling ist stets vorhanden. Bob Bagchus liefert sowohl in schnelleren wie auch in langsameren Passagen konstante, dem Groove verpflichtete Beats, auf die sich der Rest der Band verlassen kann. Das Zusammenspiel zwischen Paul Baayens und Wannes Gubbels (BUNKUR, PENTACLE) funktioniert 1A, egal wie ausgelassen sich die beiden bewegen und stilvoll auf der Bühne die Sau rauslassen. Bei ASPHYX hat man trotz einer Gitarre denn auch nie das Gefühl, dass eine eben eine zu wenig sei – weil das Zusammenspiel innerhalb der Saitenfraktion einfach hält, was sie zu halten hat. Wannes übernimmt zudem einige Vocal-Lines und gibt sich hierbei als angsteinflößendes Bassmonster.

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Charismatischer Fronter und fannah: Martin van Drunen 

Obwohl – so angsteinflößend denn doch nicht. Denn ASPHYX sind an diesem Abend nicht nur mit viel Leidenschaft und Power bei der Sache, sondern auch extrem fannah. Martin punktet mit seinen sehr guten Deutschkenntnissen und bekundet mit breitem Grinsen und entwaffnender Ehrlichkeit, dass sich die Band in Berlin wirklich zuhause fühle. Die Sprache schlägt hier eine zusätzliche Brücke – und Martin demonstriert gegen Ende des Gigs auch noch sein Vulgärvokabular der deutschen Sprache, was sichtlich für Erheiterung sorgt. Während des Gigs schaffen es zudem immer wieder Stagediver auf die Bühne, die gerne mehrere Takte mitbangen und sichtlich glücklich sind, mit ASPHYX auf der Bühne zu stehen. Die Holländer schaffen den Spagat zwischen gutem Spiel und gelebter Fannähe souverän – und heben sich so sympathisch und kompetent von Bands ab, die sich hinter Securities verschanzen oder sich von Stagedivern aus der Ruhe bringen lassen. Hier merkt man einfach, dass ASPHYX wissen, was sie an ihren Fans haben – und die dadurch aufkommenden Energien beeinflussen einander mehr als positiv.

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Banging the brutal way: Paul und Wannes (ASPHYX)

Das liegt nicht zuletzt an den Songs, welche die Holländern an diesem Abend in ihre Setliste aufgenommen haben. Ihr aktuelles Must-Have Werk Death…the brutal way wird unter anderem mit Bloodswamp, Riflegun Redeemer und dem geilen Titeltrack zelebriert. Dazwischen streuen ASPHYX immer wieder ältere Songs ein. Mit The Krusher und MS Bismarck kommt das 1994er Last One On Earth-Album zu Ehren. Wie beim diesjährigen Gig im Turock wird die Van Drunen-lose Epoche ausgeklammert. Hingegen ist es eine klare Sache, dass der legendäre The Rack-Titelsong die umfangreiche, energiegeladene Performance fürs Erste abschließt.

Leider rennt ASPHYX danach die Zeit davon – die anfängliche Verspätung rächt sich. Die Holländer machen das beste draus, um den lautstarken ASPHYX-Chören aus der nimmersatten Meute gerecht zu werden: Sie fragen schlicht und ergreifend, welche Zugabe das Publikum hören möchte. Dieses entscheidet sich lautstark und tüchtig angeheitert gegen den Death…the brutal way-Song Black Hole Storm und möchte lieber Last One on Earth hören. ASPHYX erfüllen ihren Fans den Wunsch. Diese danken es ihnen mit einer letzten, überbordenden Energiemobilisation und toben sich nochmals tüchtig aus.

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Applaus und glückliche Gesichter markieren den Abschluss des ASPHYX-Gigs, auch wenn man vermutet, dass die Holländer problemlos noch hätten länger spielen können. Stattdessen leert sich der Konzertsaal des K17, nachdem letzte Merchandise-Käufe getätigt sind. Der Großteil entschwindet in die schöne Berliner Nacht. Und wer Death…the brutal way noch nicht genügend oft gehört hat, kann sich im naheliegenden Brutz & Brakel ASPHYX aus der Konserve nochmals reinziehen – gediegen und bis in die frühen Morgenstunden…

Text, Fotos und Layout: Arlette Huguenin Dumittan
Flyer im Titelbild von Blacklands / PET Records, Titelgraphikabwandlung von Arlette Huguenin Dumittan

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