ARMAGEDDON FESTIVAL: London, The Relentless Garage, 04.06.2010

Innert einer Woche NECROPHOBIC und NIFELHEIM live sehen? Aber sowas von!
 

Wenn man innerhalb einer knappen Sommerwoche die Möglichkeit hat, erst NECROPHOBIC am MARYLAND DEATH FEST zu sehen und am Samstag darauf NIFELHEIM am ARMAGEDDON FESTIVAL in London, dann sind die Flüge rasch gebucht. The Relentless Garage ist entsprechend rasch gefunden – selten sind Clubs derart nahe an der zugehörigen U-Bahnstation (Islington). Gleich neben der Venue hats an der St. Pauls Street einen Mother Earth-Veganerladen und so kann man sich gut gestärkt ans ARMAGEDDON FESTIVAL begeben.

Die Relentless Garage fasst an die 600 Leute, doch an diesem Abend sind lediglich 240 Tickets im Vorverkauf weg. Somit ist es am Anfang des Abends recht leer im stilvollen Club. Dank Feuerlichtgraphiken und Parkett herrscht ein gediegenes Ambiente, freundliche Securities, eine gut sortierte Bar und saubere Klos runden den positiven Eindruck der Relentless Garage ab.

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Durch eine schmale Treppe gelangt man in den zweiten Stock zum Merchandise. Dieser wird dominiert durch die Kunstausstellung von Zbigniew Bielak, der das superbe Artwork von WATAINs Lawless Darkness gestaltet hat. Nun stellt der Künstler die einzelnen Graphiken des WATAIN-Booklets grösserem Format zum Verkauf à GBP£ 20 aus. Klar kommen diese im grösseren Format besser zur Geltung (das zeigte schon die Vinylversion von Lawless Darkness) und es ist klar, dass sich WATAIN mit der Künstlerwahl keinen Fehler geleistet haben. Natürlich verkaufen auch die schwedischen Black Metaller fleissig ihren Merchandise zu anständigen Preisen – auch wenn ihr Auftritt erst am Samstag ansteht.

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Wie warme Semmeln gehen später gegen den Abend natürlich die NIFELHEIM-Shirts weg – innert einer Stunde verkaufen die schwedischen Satansbrüder 120 Shirts. Diese haben zum Teil wiederum spezielle Aufdrucke, die nur an dieser Show erhältlich sind – und NIFELHEIM-Merchandisestrategie geht wie immer auf. Kvlt ist Kvlt und die Verkaufsgeschwindigkeit spricht für sich.

FUNERAL THRONE

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Den Auftakt des Abends bestreiten die englischen Black Metaller FUNERAL THRONE, die den Schwerpunkt ihrer Setliste auf ihr 2008er Album Nihil Sine Diabolvs legen. Der Schwarzmetall der Briten bewegt sich oftmals in langsamen Gefilden und ist leicht nachvollziehbar.

Hier und da mischen FUNERAL THRONE ihrer Mucke einen Schuss Doom Metal bei, doch trotz dieser Genremixtur und dezentem Corpsepaint schafft es die Band nicht, Spannung zu erzeugen oder denkwürdige Akzente zu setzen. So reicht es, bisweilen am richtigen Ort – der einfach eruiert ist – im Song Satan zu brüllen. Schon geht man als FUNERAL THRONE-Fan durch… Entsprechend verhalten sind die Publikumsreaktionen – lieber deckt man sich an der Bar ein oder verzieht sich an den Saalrand, um nicht allein im leer wirkenden Club zu stehen.

 

CRAVEN IDOL
Gegen halb neun ist es Zeit für die Londoner Truppe CRAVEN IDOL, die mit SCYTHIAN verbandelt sind. CRAVEN IDOL sind eindeutig dem old schooligen Black Metal-Gepolter zugewandt und Reminiszenzen an HELLHAMMER oder BATHORY sind nicht von der Hand zu weisen.

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Hier und da klingen die Gitarrenleads wie der Gesang einer wütenden, blutgeilen Mücke, wenn sich CRAVEN IDOL unter anderem ihrer aktuellen diesjährigen EP Ethereal Altars widmen. Langsam aber sicher erwacht die anwesende Meute, es sind mehr Leute hier und CRAVEN IDOL können auf emporgestreckte Hände zählen, wenn sie mit einem langsamen Bass-Solo für Stimmung sorgen. London ist erwacht.

VOMITOR

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Das ist auch gut so, denn mit VOMITOR ist die Bühne ab halb zehn in australischer Hand. Das Trio aus Downunder spielt ungestümen Death / Thrash Metal, gespickt mit 4/4-Takten, quietschigen Gitarrensoli und Dreck. Frontmann Death Dealer massakriert seine BC Rich Mockingbird und growlt und grunzt sich durch Songs wie Midnight Madness vom aktuellen Devils Poison-Album.

Ganz klar schöpfen VOMITOR mit Monsterkellen aus dem BATHORY und VENOM-Einflusstopf, doch bezüglich Einflüssen kann man bei VOMITOR eines feststellen: Je oller desto doller. The Devils Poison schafft es ebenfalls auf die Setliste, genau wie Pain of Death vom Bleeding the Priest Album aus dem Jahr 2002. Raserei trifft alte Schule – VOMITOR mögen nicht originell sein, aber tüchtig Stimmung machen sie allemal.

REPUGNANT
Kurz nach zehn beschliessen VOMITOR ihren Gig und man wird Zeuge einer britischen Eigenheit. Die Tore des Clubs schliessen sich. Von nun an kommt man zwar raus – aber dann bleibt man draussen. Das dürfte die Raucher hart treffen, denn nicht mal für Rauchpausen lässt einen die freundliche (aber bestimmte) Security noch raus. Immerhin läuft während der Umbaupause – wo WATAIN REPUGNANT tüchtig unter die Arme greifen – altes MERCYFUL FATE-Material, der Zwangsaufenthalt im Clubinnern wird hierdurch immerhin versüsst.

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Als REPUGNANT – inklusive Corpsepaint, Blut und der visuellen Ausstrahlung von jüngst exhumierten Leichen – ihren Gig beginnen, ist der Club indes voll. Niemand kann den Stockholmern und ihrem tüchtig angeschwärzten Death / Thrash Metal entkommen. Die Recken zitieren fleissig und blutig aus dem Old School-Buch, Erinnerungen an POSSESSED, CELTIC FROST, MORBID oder auch NIHILIST blitzen immer wieder auf. Das reicht um die anwesende Black Metal-Meute tüchtig abgehen zu lassen – von wegen still dastehen und die Arme verschränken. Man merkt, dass hier die Prä-Norwegenfraktion anwesend ist, die den Schwarzmetall mit dem Körper spüren will. REPUGNANT geben sich krank und gehen voll in ihrer Mucke auf, wie Stücke wie Premature Burial (vom 2006er Album Epitome of Darkness) beweisen. Ein mehr als ordentlicher Gig, der die Wartezeit auf NIFELHEIM spürbar verkürzt hat!

NIFELHEIM
Um Mitternacht ist es Zeit für die Nieten- und Nagelfraktion aus Schweden. NIFELHEIM. Endlich. Viel zu lange scheint das letzte Konzert der Satansbraten her, und endlich ist es wieder soweit. Die Meute ist sogleich elektrifiziert, Müdigkeit und fehlende Rauchpausen vergessen – denn nun gilt es, dem Envoy Of Lucifer zu huldigen, die Matte kreisen zu lassen und seinen innersten dunklen Gefühlen schreiend eine Plattform zu geben.

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NIFELHEIM sind sich ihres Status` bewusst und treten gewohnt grimmig auf. Mit Herzensblut sägen sie Black Evil – ein Song, für den sie just an diesem Abend extra ein Shirtdesign im Angebot hatten. Hellbutcher stachelt das Publikum an, tigert von einer Bühnenseite zur anderen, reckt seine Hände zu Klauen geformt in die Höhe wie ein Werwolf vor der Transformation in der vollmondenen Nacht. Sagenhaft. Charisma, Leder und (kiloweise) Metal – in NIFELHEIM vereint.

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Insultor Of Jesus Christ trommelt seine Höllenburschen treibend durch die Songs, sei es nun Infernal flame of Destruction oder Evil Blasphemies – NIFELHEIM bieten infernalische Leidenschaft vom Feinsten. Wie immer eine Klasse für sich ist Bassist Tyrant – Bass-Sound und Spielweise packen einen einfach und nichts ist besser, als hier und da einen tiefschwarz gefärbten Steve Harris-IRON MAIDEN-Einfluss herauszuhören. Groove regiert, Blasphemie regiert – Demonic Evil und das geile Sodomizer sind Zeugen genug.

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Storm of the Reaper darf in der gut alle NIFELHEIM-Epochen umfassenden Setliste ebenfalls nicht fehlen und reisst genau so mit wie Bestial Avenger und Satanic Sacrifice. Die Gitarristenfraktion von Apocalyptic Desolator und Lead-Saitensatan Vengeance From Beyond spielt rücksichtslos, von Höllenfeuer und infernalischer Inbrunst getrieben. Die pfeilschnellen Gitarrenleads gehen mitten ins Herz, genauso wie Storm of Satan`s Fire oder Final Slaughter – einfach nur sagenhaft. Infernalisch. Brillant. Ein Auftritt, der zu jeder Sekunde bis ins Innerste der Seele brennt. NIFELHEIMNIFELHEIMNIFELHEIM!

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Fotos und Layout: Arlette Huguenin Dumittan
Titelbild: Markus Hampel

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