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…AND YOU WILL KNOW US BY THE TRAIL OF DEAD und GRINGO STAR am 11. Mai 2009 in der Muffathalle, München

Bombast, Punk, Randale, große Songs, einzigartige Unterhaltung: …AND YOU WILL KNOW US BY THE TRAIL OF DEAD sind in der Stadt.

Konzerte von …AND YOU WILL KNOW US BY THE TRAIL OF DEAD sind immer deutlich mehr Punk als ihre Alben und das ist auch gut so. Weil der Epik kannst du dich daheim hingeben, aber wenn du endlich mal wieder unter Leute gehst, sollst du das auch feiern, verdammt noch mal. Und so geht es auch den Hauptakteuren heute Abend. Die schreiben zuhause Alben wie jüngst The Century of Self, bei denen man sich sogar fühlt, als wäre man eine bedeutende historische Figur, die wahlweise entweder ein dekadentes Bankett gibt oder einen Krieg plant. Live drehen die zumindest fünf von sechs Musikern der Band um Conrad Keely und Jason Reece in schöner Regelmäßigkeit ordentlich durch. Und das hat sich in den letzten Jahren sogar in München herumgesprochen, weshalb die Muffathalle mit gut 800 Besuchern schön gefüllt ist.

Zunächst dürfen sich die Zuschauer ab halb neun mit GRINGO STAR vergnügen, vier jungen, ziemlich hippen Alternative Rock-Helden aus der Heimat von MASTODON, die scheinbar die Rock-Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben. GRINGO STAR bieten in der realen Welt allerdings recht belanglosen Rock, standardmäßig gestrickt, mit netten Riffs und guten Hooklines, hier und da mit Klavierbegleitung und da sind sie sogar mal richtig gut. Die kurzweiligen Songs lassen die vier Musiker zumindest nicht langweilig wirken, der gute Sound ist zwar deutlich leiser und weniger lärmend als beim Headliner, aber das Debütalbum All Y´All wird somit nicht zu aufdringlich und kann nebenbei gut konsumiert werden. Nach vierzig Minuten ist aber doch die Freude groß, als GRINGO STAR die letzte Nummer anstimmen und den Chefs den Vortritt lassen. Soviel sei versichert, nach Reece, Keely, Allen und Co. wird sich niemand mehr an diese Gringos erinnern.

Nach scheinbar endlosen fünfundvierzig Minuten Umbaupause kommen endlich die Hauptakteure des Abend zu dem großen Intro The Giants Causeway auf die Bühne und die Münchner gehen so aus sich raus, wie immer. Nämlich fast gar nicht. Aber davon sind …AND YOU WILL KNOW US BY THE TRAIL OF DEAD rein gar nicht beeindrucken, denn sie gehen in die Vollen, zelebrieren mit einem Elan und einer Spielfreude das folgende The Far Pavillions, dass man gar nicht glauben mag, die Band ist schon seit fünf Wochen auf Europatour, von Müdigkeit keine Spur. Conrad Keely ist der unbestrittene Frontmann, haut die Riffs raus wie ein Zwanzigjähriger, singt inbrünstig, aber kontrolliert. Die Setlist erstreckt sich über viele Alben der Band, überraschenderweise kommt allerdings rein gar nichts vom vorletzten Album So Divided vor. In der Vergangenheit wildern die Texaner aber dennoch zu genüge: Mit It Was There That I Saw You, Hommage und Another Morning Stoner wird dem Album Source Codes & Tags genügend Tribut gezollt, und auch das Zweitwerk Madonna wird mit einigem Material zum Leben erweckt: Claire de Lune und eine vollkommen irre, ewig lang gejammte Version von Totally Natural sind der Abschluss des regulären Sets, während die beiden Zugaben Mistakes & Regrets und A Perfect Teenhood den ebenfalls sehr frei gejammten Zugabenblock bilden.

Somit ist leider auch kein Platz für viel Material von The Century of Self, Isis Unveiled und Bells of Creation, bei dem Keely sogar selbst hinter dem Stagepiano Platz nimmt, ist alles, was …AND YOU WILL KNOW US BY THE TRAIL OF DEAD ihren neuen Fans zugestehen, schon ein wenig schade, denn dieses Album bietet eigentlich viele Knüller für Konzerte, Stichwort Fields of Coal und Ascension. Aber gut, dafür ist das Highlight des Konzerts das unglaubliche Will You Smile Again vom Überalbum Worlds Apart und vor allem Caterwaul. Hier ist Jason Reece mal nicht hinter einer Gitarre oder dem zweiten Drumkit gefangen, hier ist er ganz der Entertainer und Frontmann. Eigentlich sollte bei dieser Nummer die ganze verdammte Halle hüpfen, aber wir sind eben in München. Deshalb ergreift Reece mit Hilfe seines dreißig Meter langem Kabel die Initiative, läuft durch die gesamte Halle und springt auf den Tresen am anderen Ende der Halle, wo die Nummer vervollständigt wird. Das ist wirklich geil.

In diesen anderthalb Stunden wird klar, dass es an den richtigen Bands liegt, den Rock am Leben zu erhalten. …AND YOU WILL KNOW US BY THE TRAIL OF DEAD sind eine Ausnahme-Band, gleichermaßen Bühnenschweine wie anspruchsvolle Künstler und das zementieren sie mit jedem Album und jedem Auftritt mehr. Und sie lassen es auch dem Publikum wissen, wenn sie wirklich keine Lust mehr haben. Nach den beiden Zugaben gibt es mit dem finalen Richter Scale eine abschließende Materialschlacht, bei der sogar der ansonsten ziemlich abwesend wirkende, kettenrauchende Gitarrist Kevin Allen mithilft, das Schlagzeug in seine Einzelteile zu zerlegen. Als das um 23:30 Uhr dann passiert, möchte man glauben, nur grinsende, glückliche Gesichter zu sehen. Aber in München ist eben so manches anders. Vielleicht klappt es ja beim nächsten Mal mit dem Lockermachen.

Setlist …AND YOU WILL KNOW US BY THE TRAIL OF DEAD:
The Giants Causeway
The Far Pavillions
It Was There That I Saw You
Isis Unveiled
Homage
Bells of Creation
Will You Smile Again
Caterwaul
Another Morning Stoner
Clair de Lune
Totally Natural

Mistakes & Regrets
A Perfect Teenhood
Richter Scale

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