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AMON AMARTH, DISILLUSION, IMPIOUS: Osnabrück, N8 – 09.10.2004

Waren am Abend zuvor in der Hamburger Markthalle rund 1200 Besucher zur Deckbesichtigung und zur Beobachtung der Salvenabfeuerung gekommen, war in der großen Halle im Osnabrücker N8 mit ca. 750 Zahlenden genau die richtige Anzahl Besucher vor Ort, um das Wikingerhorn zu schwenken und die Äxte durch die Luft fliegen zu lassen.

Genial. Ein Konzert an einem Samstag Abend. Keinen Gedanken an´s Aufstehen am Morgen danach verschwenden und alles lockerer angehen als sonst. Die Metal Blade Familie schickte ihre Wikinger AMON AMARTH auf große Europaeroberung und es war bereits im Vorfeld abzusehen, dass die Schiffsdecks gut gefüllt sein werden, denn das Presseecho zum neuen Album war bekanntermaßen großartig. Resultierend daraus folgten farbige & ganzseitige Werbeschaltungen hoch, runter und so weit die Sicht reichte. Eine weitere Freude gab es für die Band und alle Beteiligten dann mit der Veröffentlichung von Fate of Norns, mit der es tatsächlich geschafft wurde den höchsten Charteinstieg (Platz 31 – Media Control Top 100 Charts) von Metal Blade Records zu erreichen. Waren am Abend zuvor in der Hamburger Markthalle rund 1200 Besucher zur Deckbesichtigung und zur Beobachtung der Salvenabfeuerung gekommen, war in der großen Halle im Osnabrücker N8 mit ca. 750 Zahlenden genau die richtige Anzahl Besucher vor Ort, um das Wikingerhorn zu schwenken und die Äxte durch die Luft fliegen zu lassen. Bevor die Schiffsbrücke den Wikingern übergeben wurde, kam das Kommando von den schwedischen Landsmännern IMPIOUS und den deutschen DISILLUSION, welche während des Tourverlaufes abwechselnd die Anker lichteten und den Abend eröffneten.

IMPIOUS

War der Startschuss am Dienstag zuvor bei KATAKLYSM und den drei restlichen Bands erst um 20 Uhr, so wurden an diesem Abend die Leinen bereits um 19:30 Uhr gelöst. Aufs Schiff hat´s der Schreiber dieser Zeilen nur noch mit einem Hechtsprung geschafft, verpasste durch die Verspätung bedauerlicherweise die Schweden von IMPIOUS bzw. konnte sich nur noch die letzten zwei Tracks der sogenannten die neuen THE CROWN zu Gemüte führen. An den Reaktionen vom Publikum, außer den vordersten Reihen, konnte man noch ablesen, dass IMPIOUS bzw. deren neues Death/Thrash-Geschoss Hellucinate noch nicht zu allen durchgedrungen ist, da mehr gekuckt wurde anstatt die Matte zu schwenken. Das Material mit den rasenden Drums und den einprägsamen Melodieführungen überzeugte auch live und ließ bei dem, was da auf sie zuschwappte, so manche aufhorchen. Die Stimme Martins wirkte zum Ende hin zwar nicht so einschneidend wie auf Platte, aber die Band schien zuvor alles gegeben zu haben und verabschiedete sich ausgepowert und gutgelaunt vom Publikum.

DISILLUSION

Wenn man das noch nicht ganz abgelaufene Jahr 2004 interessiert, oder auch weniger interessiert verfolgt hat, stieß man immer wieder auf einen Albumtitel: Back to Times of Splendor. Von allen Seiten verdientermaßen als ein Gesamtkunstwerk gelobt, wurden die Macher dieses Werkes unter anderem bereits als die Ausnahmeband 2004 bezeichnet und eine ausgiebige Tour war längst überfällig. In Osnabrück wurde die Band an diesem Abend eher zurückhaltend empfangen, was wie bei IMPIOUS wohl an dem noch kleinen Bekanntheitsgrad, trotz der guten Presse in den Monaten vor Tourstart, liegen musste. Unterstützt durch Chris Bormann von DARK SUNS am Bass präsentierte das Quartett schwerpunktmäßig neuere Tracks, die aufgrund der kurzen Spielzeit von knappen 40 Minuten auch mal in gekürzter Form abgehandelt wurden. So unter anderem geschehen bei The Sleep Of Restless Hours, welches dann plötzlich statt mit guten siebzehn Minuten nur noch mit weit unter zehn Minuten auskam. Störte aber nicht weiter, da auf Konzerten Unterbrechungen in kürzeren Abständen immer noch besser kommen und DISILLUSION in diesem Fall kompakter wirkten und damit einen guten Grad für einen Club-Auftritt gewählt hatten. Im Späteren freundeten sich dann anscheinend immer mehr mit den erzeugten Klangwelten an und es kam mehr Bewegung in die vordersten Reihen. Braucht man bei anderen Bands ein heftiges Bühnenacting, um der Band neben der Musik zusätzlich noch etwas abzugewinnen, so reicht es bei DISILLUSION bereits aus diese bei ihrer intensiven Musik-Vertieftheit zu sehen und zu beobachten wie die Band in dieser aufgeht.

AMON AMARTH

Johan, wie immer im Einsatz: Mit festem Brückenkommando und Blitzansagen!

Fotoquelle: metalshot.com

Bombastisch starteten AMON AMARTH ihr Brückenkommando an diesem Abend mit An ancient Sign of coming Storm und alle Anwesenden ruderten wie verrückt mit, um immer schön in Windrichtung des aufkommenden Sturmes stehen zu können und um nichts zu verpassen. Ohne Unterbrechung schaute man dann bereits frühzeitig mit For the Stabwounds in our Backs nach, ob die noch gar nicht so alten Stichwunden aus Versus the World-Zeiten noch präsent waren, um nach einem Dönke, Osnabröck von Johan, zu den ersten Melodiebögen von The Fate of Norns die Köpfe samt oder ohne Matten rotieren zu lassen. Unterstützt durch plattwalzende Drums, die während des ganzen Sets den Boden erschütterten oder direkt vor die Brust donnerten, zockten AMON AMARTH ihr Set souverän durch. Erwartet hatte man natürlich nichts Gegensätzliches und mit einem guten Querschnitt durch die letzten vier Alben waren alle sichtlich zufrieden. Verschnaufpausen gab es wenige und wenn man längere Zeit zur Bühne schauen konnte, dann bekam man die energiegeladenen Mattenschwenkereien von den Nordlichtern geboten, bei denen diese immer wieder gewaltig und korrekt synchronisiert wirken. Da machte das Zugucken auf erneute Weise richtig Spaß. Wortkarg gab sich wie eh und je Frontmann Johan und stellte lieber Fragen anstatt vom Wikinger-Dasein zu berichten: Who visited Wacken this year? war dann auch die Frage, auf die fast alle Anwesenden mit etwas Begeistertem und lauthals antworteten. Nachdem verpflichtende Tracks wie Death in Fire und Versus the World für weitere Stimmung sorgten, gab es mit dem Victorious March zusätzlich den ältesten Track an diesem Abend, welcher die Meute weiterhin auf Kurs hielt. Nach einem recht kurzen Verschwinden von der Bildfläche kehrte die Band unter lautem Beifall zurück, um in großer Gesellschaft den Abend zu beenden anstatt sich hinterm Ofen eins ins Fäustchen zu lachen. Nach Where silent gods stand guard wurden die Gäste mit dem lang geforderten Bloodshed erfolgreich von den Decks verabschiedet und jeder war sich eigentlich sicher, dass man beim nächsten Ausflug mit dem Fünfer wieder dabei sein muss.

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