blank

VADER-Interview mit Peter (März 2000)

Piotr "Peter" Wiwczarek, Chef und Songwriter einer der besten Death Metal-Bands der Welt, ist wirklich ein sehr witziger und sympathischer Typ, lest hier, was aus meinem Gespräch mit dem Polen herauskam…

Piotr Peter Wiwczarek, Chef und Songwriter einer der besten Death Metal-Bands der Welt, ist wirklich ein sehr witziger und sympathischer Typ, lest hier, was aus meinem Gespräch mit dem Polen herauskam:


Zuerst einmal möchte ich dir sagen, daß ihr mit Litany ein wirklich großartiges Death Metal-Album abgeliefert habt, ein echtes Meisterwerk!

Oh, wirklich? Findest du? Danke!

Ok, los geht´s mit der ersten Frage: was sind für dich die Hauptunterschiede im Vergleich zu euren letzten Alben? Remixes sind ja keine zu hören auf Litany… wie sehr, würdest du sagen, habt ihr euren Stil verändert?

Wir haben unseren Stil nie verändert, lediglich auf Kingdom gab es die von dir bereits angesprochenen Remixes, sonst sind wir uns immer treu geblieben. Einige Leute haben gedacht, daß wir einen anderen Weg eingeschlagen hätten, dabei war dem nicht so. Kingdom wäre eigentlich nur für den polnischen Raum gedacht gewesen, es enthält auch nur einige Special Editions oder Japan Versionen von bestimmten Songs, die hier noch nicht regulär erschienen sind. Die Fans hier bei uns wollten diese Songs zu hören bekommen, also versprachen wir ihnen so etwas wie eine Mini-CD, die sehr bald schon veröffentlicht werden sollte, also haben wir das gemacht, aber da die Spielzeit nur etwa 15 Minuten betragen hätte, dachten wir uns, daß wir vielleicht Remixes dazugeben könnten. Ich weiß, das ist nicht typisch für Vader, aber dennoch haben Vader dieses Experiment gemacht. Das Album ist dann natürlich auch im restlichen Europa erschienen, wie alles, was wir in den letzten 10 Jahren gemacht haben. Wir konnten das Teil ja nicht in einem bestimmten Gebiet gefangen halten. Aber es war halt nur ein Experiment, und mit dem Erscheinen von Litany werden die Leute sehen, daß wir nach wie vor eine extreme Band geblieben sind und das auch bleiben werden!

Der einzige Unterschied zwischen Litany und Black to the Blind ist wohl die kleine Weiterentwicklung, die wir immer zwischen zwei Alben durchleben. Das ist aber eine natürliche Sache, also keiner in der Band hatte vor, bewußt etwas anderes zu machen oder so. Jedes Album ist ein wenig anders, als der Vorgänger, obwohl es natürlich nach wie vor Vader ist, also wir wollen die Seele in unserer Musik bewahren, wir wollen weiterhin schnellen, brutalen Death Metal spielen. No Mercy!!!

Und wie sieht´s bei den textlichen Unterschieden aus?

Von den Texten her ist Litany auch ein wenig anders als Black to the Blind… normalerweise schreibe ich über übernatürliche Dinge, auf Litany geht es aber mehr um Menschliches, aber auch um Menschliches im Übernatürlichen, nicht nur um das Übernatürliche selbst.

Zu den Texten komme ich später noch… wo wir gerade bei Weiterentwicklung waren, was hältst du von Bands, die ihren Stil auf eine sehr radikale Art und Weise ändern – meinst du, daß sowas natürlich sein kann, oder daß es da meistens nur um´s Geld geht?

Nun ja, ich weiß nicht, ob es denn überhaupt natürlich sein kann. Ehrlich gesagt mag ich keine Revolutionen, und das sage ich nicht nur, weil ich so nahe an Russland lebe, jedenfalls denke ich nicht, daß es natürlich sein kann, wenn man von Album zu Album seinen Stil radikal verändert, wir werden es jedenfalls nicht tun, wahrscheinlich könnten wir es auch gar nicht. Natürlich gibt es einige Bands die das gemacht haben und es auch immer noch machen – das können sie aber gerne tun, das ist deren persönliche Sache, und wenn jemand fühlt, daß er etwas wirklich sehr anderes machen will, kann ihm das keiner verbieten.

Andererseits könnte es ja auch langweilig werden, wenn eine Band jahrelang nur das selbe macht…

Naja, das hängt von dem ab, was sich erhofft. Wenn man Erfolg will, dann muß man sich auch fragen, ob man überhaupt Erfolg haben kann mit dem, was man macht. Aber wenn man Death Metal spielt, hat man das im Herzen, man kann nicht mit Erfolg rechnen, wenn man in einer Death Metal-Band beginnt.

Es gibt so viele Menschen, so viele Persönlichkeiten auf der Welt – ich gehe einfach meinen Weg und bin glücklich, das tun zu können. Für mich ist der Richtige Weg die Kunst, ich kreiere Musik, das ist es, was ich fühle – natürlich mögen viele Menschen ganz anders denken und fühlen, auch sie sollten ihren Weg gehen…

Ich höre nicht nur Heavy Metal, nicht nur die extremen Arten des Metal, manchmal höre ich mir auch absolut andere Sachen an, das hängt von meiner Stimmung ab. Aber wenn es um Kreation geht, fühle ich diese extreme Form von Musik und von Kunst und deswegen steht Vader auch für Brutalität, Geschwindigkeit, einfach No Mercy! Und diesen Weg werden wir auch weiterhin verfolgen!

Ihr habt neben Vader keine normale Arbeit, sondern konzentriert euch voll und ganz auf die Band. Wenn ihr plötzlich viel weniger verkaufen würdet, glaubst du, du würdest eher den Stil Vaders ändern oder lieber arbeiten gehen?

Wir sind durch unsere extreme Musik erfolgreich geworden und für uns ist es nicht mehr notwendig, sich Gedanken über unsere Existenz zu machen, da wir genug Geld zum Überleben verdienen, wobei wir natürlich nicht reich sind. Aber es reicht zum Leben! Und wie ich vorher schon gesagt habe, kann man als Death Metal-Band einfach nicht erwarten, daß man erfolgreich ist. Aber je länger ich im Geschäft bin, desto mehr fällt mir auf, daß das Musik-Business die wahre Kunst in der Musik immer mehr zerstört. Es kamen einfach immer mehr Leute, die erfolgreich sein wollten… ich würde mich vielleicht als Old-School bezeichnen, ich denke halt ein wenig anders (lacht). Aber es ist nicht mein Problem – denn ich muß mich nur um die Musik kümmern und um nichts anderes. Wenn du jemanden fragen würdest, der bei einer Plattenfirma für Promotion oder Distribution zuständig ist, würde seine Antwort ganz anders ausschauen, denn für ihn sind die Verkäufe natürlich wichtiger. Ich mache Musik, ich bin froh, diese spielen und auf Tour gehen zu können und natürlich freut es mich, daß ich genau die Musik aufnehmen kann, die ich aufnehmen will. Sonst will ich auch gar nichts tun; wenn wir weniger verkaufen würden, würde mich das auch nicht interessieren, dafür sind andere Zuständig.

In der Vergangenheit hätte ich ja auch schon desöfteren die Möglichkeit gehabt, kommerzieller Musik zu machen, ich ging aber weiterhin meinen Weg.

Und das finde ich sehr lobenswert!!! Ihr seid ja neuerdings übrigens bei Metal Blade unter Vertrag, was hast du dir von diesem Wechsel erwartet? Bessere Promotion?

Ganz genau das! Was wir als Band brauchen ist Promtion, die haben wir noch nie richtig bekommen, was wir bisher erreicht haben, haben wir erreicht, weil wir sehr hart gearbeitet haben. Wir haben viel getourt usw. So wie jede Band braucht Vader auch Promotion, um mehr Leute erreichen zu können. Und das ist wohl das Beste, was einer Band passieren kann, weil jede Musik, bei der es keine Antwort von den Fans gibt, ist tote Musik. Wir spielen zwar Death Metal, dennoch wollen wir, daß die Musik und die Energie leben! Und so lange es Leute gibt, die eine solche extreme Energie brauchen, ist diese Musik sinnvoll und lebendig.

Solche Menschen wird es auch weiterhin geben, glaub mir!

Ja, davon gehe ich auch aus.

Ok, nächste Frage: du schreibst die ganze Musik für Vader, erzähl mir ein wenig darüber, wie du sie schreibst. Was inspiriert dich? Was brachte dich dazu, Gitarre spielen zu lernen?

Inspiration grundsätzlich ist alles das, was um uns herum geschieht, seien es Filme, die man sieht oder Bücher, die man liest. Mich hat eigentlich alles inspiriert, was ich gefühlt und gesehen habe – nicht nur Kunst oder Musik – einfach alles.

Als wir Vader gründeten, war ich eigentlich noch Bassist, doch dann gefiel mir die Gitarre mehr, und ich mag es immer noch sehr gerne, Gitarre zu spielen. Übrigens habe ich noch einige Zeit früher Geige gespielt, das hat mir auch geholfen, Fingerfertigkeit zu erlangen…

…ich hoffe nur, daß es nicht bald Vader plus Geige zu hören gibt, haha!

(Lacht) nein, keine Sorge! Das wäre wohl etwas zu experimentell…

Also, wo waren wir? Es gibt keinen Vorbestimmten Plan, wie das Songwriting aubläuft. Wenn ich eine Idee habe, setze ich mich meistens mit Doc zusammen, der dann dazu die Drumtracks ausarbeitet, damit das Grundgerüst der Songs entsteht. Danach arbeite ich mit den einzelnen anderen deren Parts aus und am Ende stehen wir im Proberaum und spielen die Songs zwei, drei mal durch und sind dann bereit, sie auch live zu spielen. Wir müssen nicht mehr viel üben, da wir schon sehr erfahren sind.

Also ihr habt alle Songs fertig, wenn ihr ins Studio geht?

Ja, zumindest normalerweise. Für Litany hatten wir aber nicht so viel Zeit, um uns vorzubereiten, aber der Großteil der Songs war fertig. Wir hatten vielleicht zwei oder drei Monate zum Vorbereiten, der Rest wurde direkt im Studio gemacht – wenn eine Idee kam, haben wir diese direkt genommen und sofort umgesetzt. Das ist zwar sicher stressiger im Studio, aber dennoch eine neue Erfahrung, eine Art Experiment. Wir haben also einen Monat im Studio in Polen verbracht, es war leichter für uns, mit dem Team zusammenarbeiten zu können, mit dem wir schon in der Vergangenheit gearbeitet haben…

Aber für die Aufnahmen zu Black to the Blind wart ihr in einem anderen Studio, nicht wahr!?

Ja, das stimmt, wir haben natürlich auch andere Studios probiert, aber das Studio in dem wir Litany aufnahmen war bis jetzt einfach das beste und wir konnten wieder mit dem Typen zusammenarbeiten, mit denen wir das schon zu De Profundis-Zeiten gemacht haben, die mittlerweile auch schon sehr erfahren sind. Es ist immer gut, neue Studios auszuprobieren, denn so verändert sich auch der Sound ein wenig, wir wollten einfach, daß das neue Album ein wenig anders klingt.

Also werdet ihr für die nächste CD ein anderes Studio heimsuchen?

Warum nicht…

Bitte erzähl unseren Lesern ein wenig von den Texten, viele Death Metal-Bands schreiben über Guts`n´Gore, ihr habt dieses Thema nie aufgefaßt… warum eigentlich?

Wir haben uns schon öfters darüber unterhalten, aber eigentlich wollen wir die Texte über Übernatürliches und Sachen wie altertümliche Kräfte beibehalten. Es ist schon ein kleiner Unterschied zwischen den älteren Sachen und Litany, das ganze Konzept kommt zu 99% von dem selben Typen, und zwar von einem gewissen Pavel Frelik. Auf De Profundis schrieb er ein paar der Texte für uns, auf Black to the blind schrieb er schon einige mehr und Litany jetzt ist ein von ihm geschriebenes Konzeptalbum. Es gibt nur zwei Ausnahmen, das sind zwei Songs, die ich geschrieben habe, bei denen geht´s um andere Dinge, wie zum Beispiel Krieg und Kriegsmaschinen oder das Umgehen der Menschen mit Macht usw. – das ist auch das, was mich privat interessiert. Ich spreche von den beiden Songs Cold Demons und Forwards to die!!!

Es ist auch typisch für uns, daß wir der Fantasie und Vorstellungskraft der Leute sehr viel Freiraum lassen und man wird, wenn man uns zuhört, und ich meine wirklich zuhört, auch in jedem Song etwas ganz spezielles finden…

Ok, aber um nochmal auf die vorherige Frage zurückzukommen, wie findest du nun dieses Guts`n´Gore-Thema?

Naja, es ist einfach was ganz anderes, es ist nicht Vader, andere Bands möchten andere Emotionen durch ihre Musik ausdrücken, wir werden aber weiterhin unser Konzept verfolgen!

Das will ich hoffen! Reden wir nun mal über die anstehende Tour, die NO MERCY FESTIVALS (ein Tourpaket mit u.a. Marduk, Cannibal Corpse, Deicide -Verf.).

Also, Litany wird am 20. März veröffentlicht, die Tour wird dann im April beginnen, und der Titel NO MERCY sollte wirklich zutreffen, wenn man sich die Bands so anschaut… vielleicht sind es ja sogar schon zu viele Bands, auf jeden Fall wird es für die Fans anstrengend werden. Etwas später touren wir übrigens mit Dismember, Angelcorpse, Krisiun und Hate Eternal touren und danach werden wir für 30 Shows als Headliner mit Vital Remains, Rebaelliun und Fleshcrawl durch Europa touren.

Erzähl mal ein paar nette Geschichten von eurer letzten Tour, da gibt´s doch sicher einiges zu erzählen, oder!?

(Lacht) wir sind meistens lustig drauf und da gäbe es sicherlich einige Geschichten zu erzählen, aber es ist wirklich schwer, dir was zu merken, überhaupt wenn man gerade 100 Interviews geben muß (lacht).

Aber es gibt sicherlich einige Storys, im Moment fällt mir aber keine bestimmte ein…

Auf Tour vernichtet ihr wohl ziemlich viel Bier…

Wir sind eine vielbeschäftigte Band (lacht).

Ok, Themenwechsel: was hältst du von der Polnischen Szene? Wie populär ist Metal dort? Was denkst du über die ganzen Nazi-Bands bei euch, man kann ja schon fast von einer richtigen Szene sprechen…

Das Problem hier ist nicht die Gesellschaft sondern die ziemlich christlich eingestellte Regierung, und als die immer mächtiger und einflußreicher wurde, war das nicht nur für die Bands ein Problem, sondern auch für alle, die eine andere Einstellung hatten, als die Regierung. Darum kommt es auch öfters vor, daß Shows hier in Polen gecancelt werden – wir versuchen deshalb wirklich, jede auch noch so kleine Show bei uns zu spielen, denn wenn wir hier keine Unterstützung mehr bekommen, haben wir ein wirklich großes Problem, verstehst du!?

Die Nazi-Bands… naja.. ich glaube, das ist hier so, wie auch in jedem anderen Land, das sind halt ein paar dumme Typen, die sehr gewalttätig sein wollen und leider auch Symbole aus dem zweiten Weltkrieg verwenden. Sie nennen sich Nazis, um die Leute zu schockieren; dieses Problem gibt es aber überall, glaube ich, und das wird wohl auch in Zukunft noch so sein, aber wie gesagt geht es dabei meiner Meinung nach nur um Gewalt, ob sie sich nun Nazis, Satanisten oder sonstwie nennen…

Die polnische Szene jedenfalls ist eine sehr starke Szene, das Problem ist aber, wie ich schon vorhin erwähnte, das mit der christlichen Regierung. Wir müssen halt stark sein und durchhalten, vielleicht wird sich ja da mal was ändern…

Das hoffe ich für euch!

Das tue ich natürlich auch, Mann! Ich glaube von all unseren Shows, die wir bisher gespielt haben, waren vielleicht 10% hier in Polen, und die Leute hier reisen wirklich weit, nur, um uns live zu sehen.

Und das ist es auch wirklich wert, finde ich…

(Lacht) danke, da hast du wohl recht. Aber wie auch immer, es ist sicherlich nicht einfach für die jungen Leute hier, die sowieso schon zu wenig Geld haben, um sich CDs zu kaufen, überhaupt weil hier alles so teuer ist, für die polnischen Bürger zumindestens. In den westlichen Ländern kann man so ziemlich alles in den Läden kaufen, man sieht auch nicht, daß die Leute arm sind und kein Geld haben, um sich etwas zu kaufen, bei uns hier kriegen vielleicht 80% der Einwohner gerade mal genug Geld zum Überleben.. aber um auf die polnische Szene zurückzukommen: es gibt hier sehr sehr viele gute Bands, die nur darauf warten, sich den Leuten präsentieren zu können. Übrigens haben wir vor ein paar Jahren versucht, einige Promotionsfirmen darauf aufmerksam zu machen, daß es hier im Osten nicht nur Vader gibt, sonder auch einige andere sehr gute Bands, wie z.B. Behemoth, Krabathor. Aber da wir doch eine Art Vorreiter sind, sind wir wohl auch am bekanntesten, und nicht nur in Europa. Aber wie ich sagte gibt es hier sehr viele nennenswerte Bands, wie Decapitated. Es gibt halt viele verschiedene Stilrichtungen unter dem Banner des Metal.

Meinst du, es könnte ein Problem sein, daß ihr als Polen wirklich als eine der größten Bands in der Death Metal-Szene anerkannt werdet, oder glaubst du, daß ihr als Amerikaner schon anerkannter wärt? Ich glaube, z.B. eine südafrikanische Black Metal-Band würde auch nie so groß werden können wir Dimmu Borgir oder was weiß ich wer, weißt du was ich meine? Die truen Bands müssen aus Norwegen kommen, jetzt am Beispiel der BM-Szene…

Also, zu BM-Szene: für mich ist es sowieso verrückt, daß die erfolgreich werden, indem sie Freunde töten oder Museen anzünden, denn sie waren nicht fähig, die wirklichen Kirchen anzuzünden, wenn sie voll sind, z.B. zur Weihnachtszeit. Die meisten dieser Typen wollen halt evil sein, leider sind sie aber meistens nur lustig – ich habe aber absolut nichts gegen Black Metal, weil, um ehrlich zu sein, kann man die Linie zwischen Black und Death nicht so genau ziehen, Vader sind auch eine Art Black Metal, weil wir antichristlich, satanistisch und auch rebellisch eingestellt sind, speziell gegen den Vatikan! Und wir versuchten und versuchen natürlich, keinen Blödsinn zu machen, wir wollen Freundschaft zwischen den Bands, wir sind eher an Zusammenarbeit als an Kampf unter den Bands interessiert. Es ist besser, wenn man zusammen eine Macht bildet, um gegen das Christentum zu kämpfen, als sich auch untereinander zu bekriegen. Ich bin von meiner Einstellung her wohl ziemlich Old school und ich stehe dazu!

Das führt mich auch gleich zu meiner nächsten Frage: was bedeutet es für dich sonst noch, Old school zu sein? Muß man diese Einstellung haben, um true zu sein?

Wenn etwas wirklich vom Herzen kommt, dann ist es true – ich kann nicht sagen, wir spielen wahren Metal und irgend eine andere Band nicht, das ist eine subjektive Sache. Aber wenn jemand Geld oder großen Erfolg erwartet, dann kann es nicht mehr true sein, die Bands heutzutage sind einfach viel zu sehr auf Erfolg aus… über Old school hab ich ja vorhin schon einiges erzählt, es bedeutet für mich aber auf keinen Fall, daß wir alte Opas sind, die lahmen Metal machen, unsere Musik ist jedenfalls zeitlos! Es hängt außerdem nicht vom Alter ab, sondern von dem, was man fühlt. Manchmal, wenn ich mit jungen Musikern rede, die vielleicht erst 16 oder 18 sind, kommt es mir so vor, als hätten die überhaupt keine Energie, keinen Spaß und keine Lebenskraft mehr und das finde ich schecht.

Grundsätzlich ist aber sowieso die Musik das wichtigste!

Da kann ich nur beipflichten. Wie geht´s eigentlich eurem Drummer Doc? Auf Litany hämmert er ja wieder ordentlich rein, hat er seine Drogenprobleme denn nun gänzlich überwunden?

Ja, ich hoffe es! Er hat eine lange Pause genommen, er wurde nie rausgeworfen und ist auch nie gegangen, er brauchte einfach nur eine Pause zum Nachdenken. Aber er ist in einem super Zustand zurückgekehrt, das wirst du auch auf Tour sehen. Er spielt jetzt wie eine Höllenmaschine und das macht mich wirklich glücklich, denn er hatte wirklich große Probleme. Man kann jetzt leicht darüber reden, aber wenn man es so nahe erlebt, ist man selbst auch betroffen, denn wenn einer in der Band Probleme hat, dann hat die ganze Band Probleme. Deswegen haben wir als seine Freunde ihm auch die Chance gegeben, eine Pause zu nehmen und sich zu regenerieren.

Er spielt ja jetzt wirklich wie ein Berserker, einfach unmenschlich!

Ja, er hat viel geübt und hat sich wirklich stark verbessert… das Schlagzeugspielen hat ihm auch wirklich geholfen, es bot ihm Abwechslung, so daß er die Drogenprobleme vergessen konnte.

Ich hoffe jedenfalls, daß bei ihm nun alles in Ordnung ist und das auch so bleibt! Themenwechsel: hast du eigentlich als du anfingst, Musik zu machen, davon geträumt, Rockstar oder zumindest so richtig bekannt zu werden?

(Lacht) naja.. wenn man 16 oder 17 ist, träumt man schon manchmal soetwas, aber, um ehrlich zu sein, würde ich unbedingt Erfolg und Geld wollen, würde ich nicht Death Metaller sein, wir wollten extrem sein und darauf sind wir stolz, genauso wie wir stolz darauf sind, Pioniere zu sein hier in Polen. Ich will diese Musik so lange machen, wie sie sinnvoll ist, so lange, wie sie die Leute wollen und brauchen…

Die Leute brauchen diese Musik bestimmt, das war so und wird auch noch lange so bleiben, ihr habt z.B. nicht umsonst 10.000 Stück eures Demos verkauft damals… wie sah es da eigentlich mit Promotion und dergleichen aus?

Das Morbid Reich Demo hatte kaum Promotion, es war die erste Veröffentlichung auf einem unabhängigen polnischen Label, das einzige, das wir gemacht hatten, war ein paar Werbungen in kleinen Zines und ich habe den ganzen Brieffreunden Flyer und auch ein paar Tapes usw. geschickt und bis heute gibt es noch viele Menschen, die dieses Tape haben wollen, weswegen wir uns auch entschloßen haben, es auf der CD Reborn in Chaos zu veröffentlichen. Unser größter Erfolg war wohl unser Demo (lacht).

Meinst du denn, du kannst diese Art von Musik noch machen, wenn du so an die 50 bist?

Vielleicht hält mich die Musik ja jung…

Könnte sein, aber ob Doc mit 50 noch so schnell spielen kann… ich weiß nicht…

(Lacht) hey, Mann! Sei optimistisch, sowas darfst du nicht mal denken!

Na dann warten wir ab, was die Zukunft bringen wird! Was hältst du denn eigentlich von Internet-Webzines und vom Internet allgemein?! Findest du, daß es wichtig ist für Bands heutzutage?

Nun ja, ich bin neu im Netz, als ich mir damals meinen PC gekauft habe, habe ich nur damit gespielt und so, aber dann wurde ich auf die riesigen Informationen im Internet aufmerksam und habe so viele Sachen über mein Hobby gefunden, ich interessiere mich sehr für Panzer und solchen Dingen aus den Kriegen, und man kann auch mit so vielen Menschen kommunizieren… heutzutage ist es wirklich schon fast unmöglich, sich Informationen über ein Thema ohne dem Internet beschaffen zu können! Der PC ist eine Art neuer Gott in der modernen Welt und wenn du ihn nicht kontrollieren kannst, beginnt er, dich zu kontrollieren (lacht). Das ist wirklich ein Problem…

Also ich habe das Problem nicht, ich kontrolliere nach wie vor meinen PC und nicht umgekehrt!

Ich hoffe, daß der Mensch auch weiterhin noch den Computer im Griff hat, wer weiß, was sonst passieren würde… Übrigens wird es von uns bald eine offizielle Homepage geben, irgend ein Typ aus Holland wird das für uns machen. Ein paar Websites von uns gibt es ja schon, aber das ist halt nichts Offizielles, irgendwann in diesem Jahr wird die Offizielle auf jeden Fall online gehen.

Was hältst du denn von der Internet-Musik mp3?

Kenne ich gar nicht.

WAS?! Hast du nichts von den vielen Diskussionen gehört, die Probleme mit den Plattenfirmen usw.?! Also, mp3 ermöglicht es, aus dem Internet einzelne Songs und auch ganze CDs downzuloaden und das bei guter Qualität, was natürlich einige Leute dazu verleiten könnte, keine CDs mehr im Laden zu kaufen… was hältst du davon?

Nun ja, ich weiß nicht so recht. Meine Arbeit ist es, Musik zu kreiren, ich bin nicht der Geschäftsmann.. aber im Internet muß man manchmal so lange warten, daß es fast billiger käme, sich die CD zu kaufen (lacht).

Und kannst du dir vorstellen, daß das in der Zukunft ein Problem werden könnte, alleine schon der Gedanke, daß mittlerweile fast jeder Computerbesitzer über einen CD-Brenner verfügt und daß dann keiner mehr die CDs kaufen wird?

Weißt du, mein Freund, frag mich besser nicht über meine Vorstellungskraft, denn die is ziemlich riesig (lacht).

Naja, wir werden es ja sehen, was die Zukunft uns bringt. Ich gebe dir jetzt ein paar Wörter und du sagst mir, was dir dazu einfällt.

Schieß los..

Also, erstens: Zensur.

Ich hasse sie, wirklich! Es ist für unsere Gesellschaft wirklich wie ein riesiger Schritt rückwärts, das muß wirklich nicht sein. Andererseits kann es natürlich auch Werbung sein, wie z.B. bei Bands wie Cannibal Corpse.

Dann: Bier.

Ich mag Bier, nach wie vor (lacht).

Wer tut das nicht…

Ach, ich kenne ein paar Leute, die es nicht mögen.. die sind aber alle tot (lacht). Aber Alkohol kann auch ein großes Problem sein, so lange man das jedoch konrollieren kann, sollte jeder das trinken, was er will.

Drittes Wort: MacDonald´s.

Oh, ich hasse es! Ich meine, ich bin nicht wirklich dagegen und ich kenne auch sehr viele Leute, die das Zeugs wirklich lieben, aber ich mag diese Art von Essen einfach nicht. Da muß ich schon extrem hungrig sein. Das einzig Gute sind diese Kuchen-Dinger mit Apfel drin (er meint wohl die Apfel-Tasche -Verf.)

Die hasse ich dafür! Die schmecken doch wie Plastik…

(Lacht ziemlich heftig) irgendwie schon… was soll´s.

Ok, lassen wir das nun, meine Fragen neigen sich auch dem Ende zu – hast du vielleicht irgendwelche letzten Worte an die werte Leserschaft?

Die Zeit ist noch nicht reif, um meine letzten Worte von mir zu geben (lacht), vielleicht in ein paar Jahren. Oh, ich sehe gerade, daß ich schon längst ein anderes Interview geben müßte – es war wirklich sehr nett, mit dir zu reden – Danke für das Interview.

Danke auch dir!

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner