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TIAMAT: Der König der Slacker

Zum Release der amtlichen TIAMAT DVD "CHURCH OF TIAMAT" ruft mich JOHAN EDLUND sehr entspannt aus seiner neuen, sonnigen Heimat Griechenland an, um einen kleinen Plausch über Desinteresse an der eigenen Vergangenheit, Humor in seinen Texten, Hippie-Eltern und alte Filme zu halten…

Als Anfang der 70er geborener Mensch hat man es nicht immer einfach heutzutage. Man wurde offenbar durch die anti-autoritäre Erziehung der Eltern für diese Gesellschaft total versaut, man konnte nicht anständig rebellieren, hat keine Ziele und Werte und zu allem Überfluss wurde man durch die damalige, äußerst attraktive und erfolgreiche Spielweise von Borussia Mönchengladbach zum Fan angefixt und muss heute mit den Folgen leben. Slacker. Generation X.
Aber Gott sei dank ist man ja nicht alleine damit in der Welt. Man hat immer TIAMAT auf seiner Seite, vor allem deren Gitarristen und Sänger Lars Johan Edlund Andersson. Er teilt unsere Leiden, denn auch er hat in seinem Leben für nichts anderes Interesse und Leidenschaft entwickeln können als für Bier trinken und Musik hören. Auch wenn er kein Fan der Fohlen geworden ist, sondern von Hammarby IF…
Zum Release der amtlichen TIAMAT DVD Church of Tiamat ruft mich eben jener Johan Edlund sehr entspannt aus seiner neuen, sonnigen Heimat Griechenland an, um einen kleinen Plausch über Desinteresse an der eigenen Vergangenheit, Humor in seinen Texten, Hippie-Eltern und alte Filme zu halten…

Auf der DVD befindet sich neben einem neuen Konzert auch sehr viel Archiv-Material. Wie war es für dich, deine Musik vom Standpunkt eines Historikers zu betrachten, wenn ich es mal so nennen darf?

Es war sehr langweilig. Ich mag es nicht in alten Sachen herumzuwühlen und ich mag es nicht mich selber im Fernsehen zu sehen. Aber es musste getan werden. Ich habe es nicht sonderlich genossen.

Also keine sentimental journey…

Nein. Es war eine notwendige Arbeit. Ich habe versucht objektiv zu sein und danach zu gehen, was die Leute wahrscheinlich gerne sehen möchten.

Habt ihr es dann als Band zusammen ausgewählt?

Ja, die anderen hatten ja auch Teile des Materials. Wir haben viel telefoniert und gemailt.

Dann ist die DVD auch sicher nicht als Resümee der bisherigen fast 20 Jahre TIAMAT zu verstehen, wenn du nicht so sehr an der Vergangenheitsbewältigung interessiert bist…

Nein. Wir wollten nur eine DVD, die ihr Geld wert ist und bei der der Fan so viel wie möglich bekommt. Deswegen sollte etwas aus jeder Phase der Band dabei sein. Teile der Auswahl lagen auf der Hand, wie etwa die Videos. Das Bonus-Material soll mehr die Lücken schließen, die zwischen dem Konzert und den Videos entstanden sind. Es waren aber manchmal sehr schwierige Entscheidungen.

Das sehr gut gefilmte Konzert ist in Polen aufgenommen worden. Ist der Grund mehr das Ende der Tour oder waren es finanzielle Gründe?

Es war die pure Bequemlichkeit. In Polen haben wir ohnehin in einer Halle gespielt, die auch als Fernseh-Studio genutzt wird, also war die ganze Technik schon dort. Wir mussten eigentlich nichts mitbringen.

Vor allem die sehr gute Lightshow fällt direkt auf und allein das Konzert ist schon ein gutes Kaufargument.

Ja, wir wollten trotzdem nicht nur irgendetwas herausbringen, nur um auch eine DVD zu haben. Wenn wir so etwas machen, dann richtig. In letzter Zeit wurden ja öfter DVD´s veröffentlicht, ohne dass überhaupt genug Material vorhanden war. Wir haben ja genug davon, also war es an der Zeit.

Ich finde es sehr positiv, dass keine witzigen Homevideos oder Tour-Bus-Albereien auf der DVD sind, denn meistens ist so etwas nicht besonders witzig…

Ja, da sehe ich auch so. Wir nehmen uns selbst auch noch so wichtig, dass wir uns ständig filmen, um derartiges Material zu sammeln. Wenn wir Bachstage abhängen, Bier trinken und blöde Witze machen, ist das nicht so interessant, dass jemand dafür Geld ausgeben würde.

Stimmt, so etwas kann ich ja schließlich auch selber filmen. Die Witze sind dann auch nicht besser. Viel interessanter ist das Artwork der DVD, das von dir entworfen wurde. Mich erinnert es an fraktale Geometrie…

Es sind auch fraktale Elemente dabei, aber in Verbindung mit anderen Elementen.

Wie etwa Blumen, die etwas an den Wildhoney-Style erinnern…

Ja. Es sollte die Band repräsentieren und einfach Tiamatisch aussehen.

Interssierst du dich für die Theorien der Fraktalen?

Ich bin sehr an der visuellen Seite interessiert, so wie mich alles Visuelle interessiert. Also auch Kunst. Ich genieße es sehr zu layouten oder auch zu malen. Visuelle Reize gefallen mir mittlerweile besser als Musik.

Ich finde es faszinierend, dass etwas so rationales wie Mathematik in etwas visuelles umgewandelt werden kann, dass so schön aussieht. Ähnlich wie Musik ja auch Gefühle in etwas Hörbares verwandeln kann…

Oh ja, vor allem bei Liveshows ist das wirklich spürbar. Aber das Artwork sieht in der Hauptsache gut aus.

Es gibt ausserdem Interviews und Kommentare zu den Videos auf der DVD. Im Interview sagst du etwas, das ich sehr faszinierend und passend finde. In etwa: TIAMAT do not exist to make it easier for anybody

Oh ja, das ist sehr wahr.

Das gilt sicher nicht nur für euch, die in der Band aktiv und kreativ sind, sondern wohl auch für die Fans…

Oh ja, für alle. Wir haben unsere Entscheidungen nie nach der Maßgabe getroffen, es für uns leichter zu machen. Oder für die Fans oder unseren Manager. Ganz zu schweigen von der Plattenfirma. Es war immer ein Kampf. Aber meistens war es die Sache wert. Wenn man sich anschaut, wie die Musikindustrie heute aussieht, kann man sich vorstellen, dass eine Band wie wir sehr hart kämpfen muss, um ihre Vorstellungen umzusetzen und einigermaßen unabhängig zu bleiben.

Tiamat
Ich weiß auch nicht warum in der Metal-Szene alles immer so heilig ist. Alles muss immer so sein, wie es sich die Leute in ihrer perfekten Welt vorstellen. – Johan Edlund sah sich nicht immer gerecht von der Szene beurteilt

Du sagst auch, dass ihr keiner Szene mehr zugehörig seid. Eine klare Szene-Zugehörigkeit macht es aber einer Plattenfirma immer leichter, eine Platte zu promoten…

Genau. Das ist leichter für alle. So ist es immer schwierig für die Leute, die mit der Band arbeiten. Alleine schon bei der Zusammenstellung einer Tour, beim Aussuchen der andern Bands oder Festivals. Soll es eher ein Metal-Festival sein oder Gothic oder mit einem gemischten Publikum.

Ihr hattet ja mal vor mit PINK FLOYD zu touren, oder war das mehr ein Hoax?

Es wäre wunderbar, wenn das wirklich mal passieren würde.

Das wäre aber dann fast schon die Eintrittskarte in die Hall of Fame der Rock-Dinosaurier. Zumindest wäre es ein komplett anders Publikum…

Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was wir machen könnten, um ein neues Publikum anzusprechen. Wir touren eigentlich nur, um die Fans zu erfreuen, die wir ohnehin schon haben. Wir sind keine Band, die Leute gewinnen kann. Und es liegt mir auch fern, um die Welt zu reisen und Leuten, die noch nie von uns gehört haben zu erzählen, wie toll wir sind. Sie hatten ihre Chance und wir sind sehr zufrieden mit den Fans, die wir schon haben.

Im Kommentar zu Cold Seed sagst du ironisch, dass es an den zu engen Jeans deines Vaters in der Hippie-Zeit gelegen hat, dass du so geworden bist und dich nur für Bier und Musik interessierst. weil er deswegen schlechten Samen produziert hat. Witzigerweise gibt es in Deutschland im Moment eine ernsthafte Diskussion um den Einfluss der 68er Bewegung auf die heutige Zeit, in der dieser Einfluss meistens schlecht bewertet und als Ursache für heutige Probleme gesehen wird. Als Grundlage für Werteverlust und Isolation.

Du siehst also, ich hatte Recht. Obwohl ich mit diesem Witz eher auf diese Generation X-Geschichte anspielen wollte. Meine Eltern waren tatsächlich sehr frei und revolutionär und ich bin mit Rockmusik aufgewachsen. In den 70ern, als ich sehr jung war, hatten meine Eltern wilde Feten und all das. Wir sind mit dem Gefühl aufgewachsen, gar nicht rebellieren zu müssen oder auch nicht zu können. Ich konnte immer machen, was ich wollte. Ich konnte meine Eltern nie schocken und wollte es auch nie. Deswegen wurde ich ein Slacker, vielleicht sogar der Anführer der Slacker.

Ich wurde 1970 geboren und kann das sehr gut nachvollziehen. Man konnte seine Eltern damals nur damit schocken, konservativ zu sein, das war aber nicht unbedingt etwas, was ich sein wollte.

Ich habe damals angefangen, mich für Politik zu interessieren, was meine Eltern auch nicht nachvollziehen konnten, denn sie waren gegen alles. Es war schon verwirrend. Aber es war auch eine gute Art aufzuwachsen.

In der momentanen Diskussion geht auch um die anti-autoritäre Erziehung, die als Wurzel allen Übels dargestellt wird, da die jetzigen Kinder von den Opfern dieser Erziehung nicht vernünftig erzogen werden könnten. Ich habe keine Kinder, sonst hätte ich es natürlich besser gemacht…

Ich habe auch keine Kinder. Ich denke aber auch, dass wir einfach mit jeder weiteren Generation weiter degenerieren, was auch immer passiert. Man sollte sich sehr gut überlegen, ob man Kinder bekommen möchte. Es ist aber gut, dass es Leute gibt, die dazu mutig genug sind, denn manche Menschen bringen die Welt weiter. Ich wäre zu ängstlich, ein neues Leben auf diesen Planeten zu bringen. Kinder wachsen dann auf mit McDonalds und diesen ganzen Reality-Shows und ich weiß nicht was für Menschen wir auf dieser Welt in einigen Jahren haben werden.

Tiamat
Wir sind keine Band, die Leute gewinnen kann. Und es liegt mir auch fern, um die Welt zu reisen und Leuten, die noch nie von uns gehört haben zu erzählen, wie toll wir sind. Sie hatten ihre Chance und wir sind sehr zufrieden mit den Fans, die wir schon haben.



Wir werden es sehen, ob wir wollen oder nicht.

Die Staaten sollten viel mehr Wert auf die Ausbildung legen und auch lieber dort etwas mehr Geld reinstecken, damit die Kinder eben nicht so werden, wie es zu befürchten steht. Kleine Klassen und individuelle Betreuung können da etwas bewirken. Das Geld ist ja irgendwo da und wenn wir nicht nur McDonalds essende Kretins haben wollen, müssen wir auch bereit sein, etwas in die Zukunft zu investieren, denn es ist ja auch unsere Zukunft.

Nochmal zur Vergangenheit. Das Wildhoney– Album wird zeitgleich mit der DVD wieder veröffentlicht. Dazu gibt es zwei mögliche Sichtweisen. Die positive, dass man einem großen Kunstwerk Tribut zollt, indem man es in neuem Glanz zurück bringt, oder die negative, dass man versucht, mit dem erfolgreichsten Album der Band noch ein paar Mark zu verdienen. Wie stehst du dazu?

Ehrlich gesagt, ist das überhaupt nicht meine Entscheidung. Als mir gesagt wurde, dass es wieder veröffentlicht werden soll, haben wir nur versucht, das Beste daraus zu machen. Eigentlich wurde das Album ständig neu aufgelegt, also faktisch permanent re-released, wenn es ausverkauft war. Jedes Mal wurde etwas geändert, zum Beispiel die Farben des Artworks. Die Plattenfirma wird es ohnehin immer wieder pressen lassen, damit es erhältlich ist. Dieses Mal wird aber etwas Bonus-Material enthalten sein. Es ist eher ein Reminder. Ich bin nicht sonderlich begeistert vom Wieder-Veröffentlichen eines alten Albums, aber wir haben wenigstens versucht, das Beste daraus zu machen.

Als Plattenkäufer ist man da aber heute sehr empfindlich, denn es ist leider schon gängige Praxis, dass 2 Monate nach der Veröffentlichung eines Albums eine sogenannte Deluxe-Edition desselben Albums mit ein paar Bonus-Tracks erscheint. Der Fan fühlt sich da schnell und berechtigterweise abgezockt…

Das ist richtig, aber manchmal machen sich die Leute auch zu viel Gedanken darüber. Musik wird von Plattenfirmen veröffentlicht und die wollen nun mal Geld verdienen. Es wäre naiv, zu denken, dass es nicht so sei. Im Falle von Wildhoney sind wir sogar von Fans darauf angesprochen worden, einen Rerelease zu machen, denn viele, die sich das Album ´94 gekauft hatten, haben ihre Kopie durch Benutzung im Auto oder sonstwo schon weitgehend zerstört. Und diese Leute würde gerne eine neue Version mit ein paar Bonus-Tracks kaufen, als das gleiche Album nochmal.

Naja, das kann ich nicht ganz nachvollziehen. Aber ich verstehe das Argument, dass es letztlich eine Entscheidung der Plattenfirma ist. Nervt es dich manchmal, für solche Entscheidungen, die du nicht beeinflussen kannst, kritisiert zu werden?

Oh ja, das tu es. Wir haben in unserer Karriere viel derartige Kritik einstecken müssen und vieles davon war unfair. Heutzutage hat die erfolgreichste, aktuelle Metalband eine Frau als Sängerin. Als wir damals damit experimentierten, wurde uns Sell-Out vorgeworfen. Wir haben auch als erste Death-Metal Band Keyboards verwendet und du kannst dich ja erinnern, wie die Leute 1992 darauf reagiert haben. Auch als wir mit Samplern experimentiert haben. Heute ist das normal. Schau dir nur MARYLIN MANSON oder SLIPKNOT an, die beim Betreten der Bühne erst einmal Play drücken und einen Teil der Show mit Playback bestreiten. Da beschwert sich keiner mehr. Bei uns war das anders. Uns wurde sofort vorgeworfen, dass wir kommerziell werden würde, was einfach nur unfairer Bullshit war. Hätten wir damals wirklich solche Überlegungen angestellt, hätten wir einfach dasselbe weiter gemacht wie vorher. Es ist aber letzten Endes eine fruchtlose Diskussion. Ich weiß auch nicht warum in der Metal-Szene alles immer so heilig ist. Alles muss immer so sein, wie es sich die Leute in ihrer perfekten Welt vorstellen. Und deswegen finde ich es auch unfair solche Kritik zu bekommen, denn ich weiß, dass wir immer unser Bestes gegeben haben und ehrlich waren. Auch auf der Bühne – wir haben immer versucht, so viel wie möglich zurück zu geben, auch finanziell, Wir haben das Geld in eine gute Live-Show und Equipment gesteckt, während viele der Bands, die immer so true rüberkommen, hinter der Bühne nur lachend das Geld zählen.

Das
Es sollte die Band repräsentieren und einfach Tiamatisch aussehen. […] Visuelle Reize gefallen mir mittlerweile besser als Musik.

Vielleicht sollte man als Musiker auch aus dieser Kritik das Positive heraus ziehen, nämlich dass die Musik den Leuten so wichtig ist, dass sie so sehr Teil ihres Lebens ist, dass sich die Leute solche Gedanken überhaupt erst machen. Man kann sich ja nur von etwas verraten fühlen, mit dem man sich wirklich identifiziert.

Mittlerweile kann ich das auch so sehen. Und viele der Fans sehen es auch anders. Man hat es vielleicht früher auch nicht verstanden, aber nachdem wir nun schon so viele Jahre dabei sind und immer noch das machen, was wir wollen und dabei auch durch harte Zeiten gegangen sind, verstehen die Leute, dass es uns ernst ist. Deswegen sind wir mittlerweile auch nicht mehr so hart davon betroffen, dass die Verkaufszahlen für CDs im Ganzen stark gesunken sind. Unsere sind auch gesunken, aber nicht so stark. Früher war es viel einfacher viel CDs zu verkaufen. Aber auf die Band hat all das keinen Einfluss, die Wichtigkeit dieser Band für uns ist so viel größer, dass so etwas die Band nicht umbringen kann.

Wenn es noch nicht mal Drogen und interne Streitigkeiten geschafft haben…

Genau. Es wäre schade wenn die Industrie eine Band umbringen könnte. Man darf so etwas auch nicht so wichtig nehmen. Es gibt ein paar Sachen, die du als Musiker brauchst, etwa einen Manager, einen Booker, eine Plattenfirma und einen Vertrieb. Dafür brauchst du ein Konto…

Und etwas Geld sicher auch…

Richtig. Dann braucht du eine neue Gitarre und Amps und so weiter. Das ist dann aber auch schon alles. Alles andere ist nicht so wichtig.

Die wichtige Stellung, die TIAMAT bei den Fans einnehmen, ist auch an den ständig laufenden Diskussionen über die Texte, auch der älteren Stücke abzulesen. Was denkst du darüber? Vor allem über falsche Interpretationen? Oder gibt es so etwas überhaupt?

Das ist sehr positiv. Ich bin ja auch als Fan daran interessiert, die Texte der Bands zu interpretieren und da ist es für mich auch nicht so wichtig, ob ich alles so verstehe, wie der Verfasser es gemeint hat. Das ist ein Teil des Spaßes, den man mit Musik haben sollte.

Ich vermisse in den ganzen Diskussionen, die sich ja meistens um irgendwelche mystischen oder okkulten Inhalte drehen, eine entsprechende Würdigung der feinen Ironie und des Humors in euren Texten, die mir immer sehr gefallen…

Ich bin auch oft überrascht, dass die Leute das gar nicht sehen. Es wird vieles einfach zu ernst genommen. Ich verbessere die Leute aber nicht, denn wenn sie es so verstehen wollen, ist es ihr gutes Recht. Aber es stimmt, die ironische Seite ist mir immer sehr wichtig. Wir haben vielleicht einen etwas verdrehten internen Humor, der es den Leuten nicht einfach macht. Aber ich habe nicht das Bedürfnis, alles zu erklären. Die Plattenfirma macht sich immer große Sorgen um diese Dinge, vor allem bei den Album -Titeln. Die sollen immer möglichst einfach zu verstehen und sogar einfach auszusprechen sein. Aber danach kann ich mich nicht richten. Beim Album Prey hat die Plattenfirma gesagt, dass viele Leute es wahrscheinlich falsch verstehen und mit Beten übersetzen werden, anstatt mit Beute. Aber das kann ja nicht Grundlage einer Entscheidung sein. Die Leute werden es schon merken.

Du hast mir in einem früheren Interview mal gesagt, dass TIAMAT eine Punk-Band seien und diese Attitüde unterstreicht das ja eigentlich nur…

Richtig. Auch wenn wir nicht unbedingt wie eine Punk-Band klingen, obwohl wir das stellenweise auch tun, sehen wir uns so. Wir haben eine Punk-mäßige Herangehensweise an die Band. Eines der ersten Lieder, die ich als Kind bewusst wahrgenommen habe, war von THE CLASH. Irgendwas davon ist eben hängen geblieben.

Und das ist auch gut so. Wie sieht es mit deinem Side-Project LUCYFIRE aus. Wird es da wieder etwas Neues geben?

Im Moment kann ich es nicht sagen.

Aus fehlender Zeit oder fehlender Inspiration? Da du ja jetzt in Griechenland lebst, müsste es doch eigentlich einfacher sein, Lieder über blauen Himmel und große Autos zu machen…

(er lacht ganz verhalten – der Verf.) Ja, aber ist eben noch einfacher eben runter ins Cafe zu gehen und ein paar Bier in der Sonne zu trinken. Das kann ich höchstens unterbrechen, um neue TIAMAT-Songs zu machen, auf die ich mich schon sehr freue. Das braucht dann meine ganze Aufmerksamkeit.

Arbeitet ihr denn jetzt schon an neuem Material?

Ja. Wir haben schon einige Songs und einige Ideen, aber es ist noch zu früh etwas darüber zu sagen.

Also hat es keinen Sinn zu fragen, wie es denn klingen wird…

Äähhh, Nein.

Das
Ich mag es nicht in alten Sachen herumzuwühlen und ich mag es nicht mich selber im Fernsehen zu sehen. Aber es musste getan werden. Ich habe es nicht sonderlich genossen. – Johan Edlund hatte keinen Spaß beim Stöbern in den Bandarchiven

Also wie immer. Dann etwas anderes. In deiner Biographie auf eurer Homepage habe ich einen interessanten Eintrag gefunden, in dem es um deine Lieblings-Schauspieler geht. Du nennst dort Humphrey Bogart und Lauren Bacall. Obwohl ich persönlich James Cagney bevorzuge, kann ich die Faszination dieser Filme der 40er oder des späteren Fim Noir absolut nachvollziehen. Diese gewisse, dekadente Eleganz und Ausweglosigkeit passt ja auch zu deiner Musik

Ich habe diese Filme erst sehr spät entdeckt. Da ich ja wie gesagt der Slacker-Generation angehöre, wurden bei uns zuhause nur wertvolle Kinder-Programme aus Schweden oder obskure Kinder-Filme aus ost-europäischen Ländern geguckt. Meine Eltern waren gegen amerikanische Filme und Cartoons, wie etwa Disney. Das waren aber die Sachen, die wir sehen wollten. Deswegen galten als Kriterium für gute Filme für mich lange Zeit nur: In Farbe und aus Amerika. Und es musste viel Gewalt vorkommen. Ich konnte für lange Zeit keine anderen und auch keine Scharz-Weiß-Filme sehen. Später habe ich sie dann entdeckt, da mir diese dunkle Atmosphäre sehr gefallen hat.

Mit gefällt auch dieses Künstliche und Überzogene. Jeder in diesen Filmen sieht elegant und stylish aus…

Oh ja. Das hat sehr viel mit der Art und Weise zu tun, wie Filme damals gemacht wurden. Es gab nur sehr wenig Post-Production und keine Computer. Es musste also schon beim Drehen sicher gestellt werden, dass das Set perfekt ist, das Make-Up stimmt, das Licht stimmt und alles passt und gut aussieht.

Und es ist auch sehr faszinierend, dass immer aus der Hüfte geschossen, aber auch immer getroffen wird. Man sieht kaum Blut, der Getroffene fasst sich nur an die Brust und fällt um…

Ja, genau (lacht – der Verf.). Und mit sehr kleinen Pistolen, verglichen mit heute. Aber gerade das gefällt mir. Die ganze Action langweilt irgendwann doch.

Spricht´s´und verzieht sich dann in ein sonniges, griechisches Cafe, um vielleicht schon einmal ein kühles Bier zu trinken. Ich bleibe im kühlen, verregneten Köln, mit einem leicht neidischen Gefühl… wenigstens ist hier auch das Kölsch kühl…

Bilder: Label

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