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THRONE OF KATARSIS: Du wirst das Gesicht, das du malst

THRONE OF KATARSIS-Saitenmeister und Zeremonienkreischer Grimnisse gibt Auskunft zu Trance-Zuständen beim Songwriting, Corpsepaint und Konzerteinladungen…

Seit gerade mal vier Jahren bereichern THRONE OF KATARSIS die norwegische Black Metal-Szene und gaben mit An Eternal Dark Horizon ihr Debüt auf CANDLELIGHT RECORDS. Darauf schaffen sie es, den Geist der frühen 90er aufflammen zu lassen und gleichzeitig ihre Ideen in bewusst ausladenden Songs zu verwirklichen. Und so kann das norwegische Duo dann auch nicht einfach in die roh und ungehobelt-Schublade gesteckt werden, da immer wieder Melodien auftauchen, welche diese Beschreibung Lügen strafen. Um etwas Licht ins Dunkel zu bringen, wurde es also Zeit, bei Saitenmeister und Zeremonienkreischer Grimnisse virtuell vorstellig zu werden…

Zuerst einmal vielen Dank für euer Album An Eternal Dark Horizon, welches mir sehr gefällt. Wie seid ihr bis anhin zufrieden mit den Reaktionen von der Presse?

Das Feedback ist überwältigend. Als Underground-Band haben wir nicht soviel Aufmerksamkeit erwartet. Und wir sind garantiert nicht davon ausgegangen, dass so viele unsere Auffassung vom wahren Black Metal mit uns teilen. Wir bekamen schon relativ viel Aufmerksamkeit, als wir unser erstes Demo Unholy Holocaustwinds veröffentlichten, aber das hat sich über einen gewissen Zeitraum erstreckt. Dieses Mal passiert alles auf einmal. Bis jetzt haben wir einige brillante Reviews gekriegt – offenbar sieht es so aus, als würde unser Debütalbum geschätzt. Natürlich gibt es auch einige negative Reaktionen, aber diese Leute sehen diese Punkte als negativ, die wir als positiv ansehen. Ehrlich gesagt kümmern uns die Reviews nicht so sehr, egal ob gut oder schlecht, aber manchmal sind sie unterhaltsam.

Mich persönlich erinnert An Eternal Dark Horizon extrem an die frühe 90er-Ära des norwegischen Black Metals. Das fängt schon mit dem Cover an, das einen einsamen Misanthropen im Wald zeigt. Wer von euch ist auf dem Cover zu sehen und warum habt ihr ein so traditionelles Motiv gewählt?

Wenn man ein THRONE OF KATARSIS-Album in die Finger kriegt, weiß man genau, was einen erwartet. Das Cover sagt alles: traditioneller Black Metal, wie er in den frühen 90ern kreiert wurde. Wenn du diese Art von Musik magst, dann wirst du den Stil sofort erkennen und du wirst nicht überrascht sein, wenn du die CD in deinen Player legst. Wir haben das Gefühl, dass das Cover und die Musik sehr gut miteinander harmonieren. Auf der Frontseite bin übrigens ich zu sehen, auf der Rückseite Vardalv.

Was ja anders war bei eurem Demo Unholy Holocaustwinds; Zumindest bei der Version, die ich besitze, seid ihr beide zusammen vorne drauf. Soweit ich weiß, habt ihr bis anhin noch keine gemalten Coverartworks gewählt. Warum?

Wir wollen das Artwork möglichst einfach halten und wenn wir unsere Fotos benutzen fürs Cover, dann ist auch gleich klar, was wir für ein Image haben. Der Wunsch nach gemalten Artworks kam nie auf, weil die Fotos einfach besser zu unserem Stil passen.

Ihr trägt ja beide typische Black Metal-Attribute wie Spikes, Corpsepaint und Patronengurt auf diesen Fotos. Wie wichtig ist das Image, das Aussehen, einer Black Metal-Band wie THRONE OF KATARSIS?

Es ist wichtig, dass das Image im Großen und Ganzen zur Musik passt. Da wir eine Black Metal Band sind, war es nur natürlich, Corpsepaint zu benutzen, vor allem da wir stark durch den frühen Black Metal beeinflusst sind. Corpsepaint zu tragen bringt uns zu einem anderen Geisteszustand, wir sind zielstrebiger und fühlen intensiver, wir werden fähig, auf einem ganz anderen Level zu performen. Corpsepaint ist mehr als eine Maske, du wirst das Gesicht, das du malst. Und die Spikes intensivieren dieses Gefühl noch.

Das hat auf jeden Fall etwas. Kommen wir zu eurem aktuellen Album An Eternal Dark Horizon. Der Titel erinnert mich an IMMORTAL-Songtitel wie As the eternity opens und Tragedy blows at horizon. Was bedeutet An Eternal Dark Horizon für dich persönlich? Ist es eine dunkel Zukunftsvision oder eine Metapher für das eigene Leben? Oder ist es etwas komplett anderes?

Der Titel weist darauf hin, was uns im Tod erwartet. Es gibt einen roten Faden, der sich durch die Texte des Albums zieht, obwohl die einzelnen Lyrics auch andere Elemente enthalten und An Eternal Dark Horizon kein Konzeptalbum ist. Das Hauptthema ist der Tod in seinen verschiedenen Stufen, die letzten Stunden vor dem Sterben, das Sterben selbst und die Zeit nach dem Tod. Die Geschichte, die hinter dem Titeltrack steht, beginnt im Song Symbols Of Winter, der sich mit den ersten zwei Stufen des Todes beschäftigt – also dem Sterben an sich und der Zeit kurz davor. In An Eternal Dark Horizon dreht sich alles darum, was nach dem Tod kommt, wie man Teil der Natur wird, Teil der Dinge, die man einst gefürchtet hat, und Teil der spirituellen Welt. Es gibt viel zu entdecken in dieser Story, es lohnt sich also, sie zu lesen.

Jetzt beschränkt ihr euch ja nicht auf englische Lyrics, sondern habt auch norwegische Titel, etwa Under Guds Hud und Nattaander. Warum benutzt ihr beide Sprachen? Und von was hängt es ab, dass ihr Norwegisch wählt?

Throne
Wir gehorchen keiner Kreatur, die Satan heißt, aber wir könnten den Teufel als Metapher für Individualität, Aggressivität, Lust und Unheiligkeit verwenden.

Wenn wir unsere Musik schreiben, können wir manchmal fühlen, welche Art von Thema und Sprache am besten zur Musik passt. Manchmal haben wir das Gefühl, dass ein spezifischer Song einen sehr direkten Text braucht mit einem starken blasphemischen Thema, während ein anderer Song eher mystische Lyrics benötigt, in denen auch die Natur eine Rolle spielt. So läuft es die meiste Zeit ab, obwohl wir manchmal auch die Texte vor den Songs schreiben. So oder so passen die Texte immer zur Musik und umgekehrt ebenso.

Jetzt sprechen ja nicht so viele Leute Norwegisch, um was geht es also in Under Gods Hud und Nattaander?

Under Guds Hud hat einen sehr blasphemischen, direkten Text. Der Titel kann als Unter der Haut Gottes übersetzt werden, die Lyrics selber haben eine starke antichristliche Botschaft und kombinieren diese mit einer Prise norwegischer Black Metal-Geschichte. In Nattaander geht es um die Suche nach totaler Einsamkeit mit der Hilfe der Nachtgeister. Das Ergebnis ist nicht bekannt.

Viele Black Metal-Bands befassen sich primär mit Satanismus in ihren Lyrics. Ihr scheint euch mehr auf Dunkelheit und die Natur zu konzentrieren…

Wir benutzen verschiedene Wege um unsere unheilige Botschaft zu vermitteln und manchmal sind sie in den Lyrics verborgen. Texte werden interessanter, wenn man in Bildern schreibt oder indirekt. Man kann beispielsweise die Natur als Symbol für die verschiedenen Stufen des Instinkts, der Dunkelheit oder sogar des Todes verwenden. Wir werden von verschiedenen Erfahrungen inspiriert, aber der Ausstoß ist meistens ziemlich derselbe. Blasphemie, Tod, Naturmystik und Unheiligkeit decken es ab.

Die meisten Black Metal-Truppen bekunden ja eine klar satanistische Einstellung. Bist du der Meinung, dass diese Art der Überzeugung unabdingbar ist dafür, Black Metal zu kreieren? Und was bedeutet Satanismus für dich persönlich?

Wir gehorchen keiner Kreatur, die Satan heißt, aber wir könnten den Teufel als Metapher für Individualität, Aggressivität, Lust und Unheiligkeit verwenden. Das Konzept des Satanismus wird oft missverstanden. Der Hauptgrund, warum ich mich nicht gerne als Satanist bezeichne, ist der, dass die Kirche diese Benennung geschaffen hat, ein Ausdruck, der meines Erachtens irreführend ist. Ich vertrete viele Ansichten der satanischen Bibel, aber ich habe mir meine eigene Meinung gebildet zu vielen Punkten. Ich vertrete den Satanismus also nicht als Religion, sondern als Zeichen der Individualität und der Freiheit.

Weise Worte. Jetzt gibt es ja auch sogenannte christliche Black Metal-Formationen, etwa HORDE oder deine Landsleute DROTTNAR. Was hältst du von dieser Entwicklung?

Sie haben diesen Krieg eh verloren, also denke ich nicht groß darüber nach.

Kommen wir zurück zu eurem aktuellen Album und zum Demo Unholy Holocaustwinds. Auf beiden Werken spürt man die Hingabe zum Früh-90er Geist des Black Metals. THRONE OF KATARSIS wurden allerdings erst 2003 gegründet. Habt ihr die damalige Zeit miterlebt oder seid ihr erst später zum Black Metal gekommen?

Nein, wir waren definitiv schon Fans in den 90ern.

Etwas, was heute grundlegend anders ist als damals, ist die Rolle des Internets. Was denkst du persönlich: War / Ist das Internet gut für den Black Metal und die dazugehörige Szene? Oder ist es eher ein Fluch, da Online Foren und schnelle Informationen die mystische Aura des Black Metals zerstören?

Das Internet hat sowohl gute als auch schlechte Seiten. Ich persönlich ziehe die alten Zeiten und Bedingungen vor. Das war, als man seine eigenen Flyer und Poster druckte und Einladungen zu Konzerten per Post verschickte, so richtig formell und altmodisch.

Throne
Corpsepaint zu tragen bringt uns zu einem anderen Geisteszustand, wir sind zielstrebiger und fühlen intensiver, wir werden fähig, auf einem ganz anderen Level zu performen.

An Eternal Dark Horizon zeigt unter anderem, dass ihr fähig seid, Songs zu schreiben und eine düstere Atmosphäre zu kreieren. Warst du vor THRONE OF KATARSIS noch in anderen Bands tätig?

Ja, ich habe schon Erfahrung von anderen Extrem, beziehungsweise Black Metal Bands und ich habe noch immer einige andere Eisen im Feuer.

Wenn wir es gerade von anderen Bands haben – welche hat dich zum Black Metal gebracht und welche beeinflusst dich noch immer?

Ich glaube, dass SATYRICON die erste Black Metal-Band war, die ich gehört habe – ich war irgendwo betrunken in einem Keller. Ich höre mir ihre ersten drei Alben noch immer sehr gerne an, sie sind außergewöhnliche Kunstwerke! Irgendwie bin ich in der Vergangenheit hängengeblieben und höre mir am liebsten die alten Alben von DARKTHRONE, IMMORTAL, MAYHEM und so weiter an. Halt der frühe norwegische Black Metal-Kult.

Etwas, was euch ja mit SATYRICON verbindet, ist euer Line-Up. Als ihr 2004 live aufgetreten seid, habt ihr Session Musiker angeheuert. Plant ihr, THRONE OF KATARSIS permanent zu vergrößern oder bleibt ihr ein Duo?

THRONE OF KATARSIS bleibt ein Duo. Wir mögen die Dinge so, wie sie jetzt sind. Wir haben die totale Kontrolle über unsere Musik, unser Image und unsere Lyrics. Außerdem ist unser Live-Line-Up brillant, da wird es also keine Probleme geben. Godhate ist seit einigen Monaten unser Live-Gitarrist und er nimmt es wirklich ernst. Unser Live-Bassist Lord Imalas ist schon seit 2004 mit Hingabe dabei und man kann sich wirklich auf ihn verlassen.

Wie sieht eigentlich der Songwriting-Prozess bei THRONE OF KATARSIS aus? Übernimmst du als Gitarrist den größten Teil und Vardalv passt seine Drumlines dann an? Und arbeitet ihr lieber mit der guten alten Jam Session oder auch mit entsprechenden Computer-Musikprogrammen?

Meistens habe ich einige Ideen, einige Riffs und Parts bereit, bevor ich und Vardalv zusammen proben. Den Großteil machen wir allerdings zusammen. Ich schreibe zwar die Musik, aber Vardalv hat erheblichen Einfluss wenn es ums Komponieren und Arrangieren geht. Wir arbeiten jeweils sehr konzentriert und lassen uns ganz in die Gefühle der Musik fallen. Das ergibt ehrliche und wahre Songs. Manchmal geraten wir in eine Art Trance und dann schreibt sich die Musik praktisch von selbst. Computer benutzen wir dafür keine.

Kommen wir nochmals auf die Live-Umsetzung zurück. Ich weiß nur von diesem Gig vor drei Jahren und eure Website hat nicht mal eine Live-Section. Werdet ihr An Eternal Dark Horizon mit einer Tour promoten oder wählt ihr die DARKTHRONE-Einstellung und verzichtet auf Gigs?

Ich genieße es, live als Fronter dieser Band aufzutreten. Es gibt mir sehr viel. Wir haben bis jetzt vier Mal live gespielt, das letzte Mal vor einigen Wochen und ich bin sehr damit zufrieden, wie die Band mit den Session-Musikern zusammen funktioniert, sowohl musikalisch als auch visuell. Der visuelle Teil ist sehr wichtig für eine Live-Band und ich habe das Gefühl, dass wir es geschafft haben, unsere eigene Show abzuliefern. Wir hoffen, dass wir durch Europa touren können, aber bis jetzt ist noch nichts spruchreif.

Kommen wir noch rasch auf die Produktion eures aktuellen Albums zu sprechen, die einen angenehm rohen, natürlichen Charakter hat. Ihr habt ja mit Stein Sund (THUNDRA) aufgenommen. Wie ist der Kontakt zu ihm zustande gekommen und wie war die Arbeit im Studio? Soweit ich gehört habe, verzichtet Vardalv auf künstlichen Triggersound – was hältst du von Triggern, die heutzutage ja auch im Black Metal-Bereich populär sind?

Throne
Wenn man ein THRONE OF KATARSIS-Album in die Finger kriegt, weiß man genau, was einen erwartet. Das Cover sagt alles: traditioneller Black Metal, wie er in den frühen 90ern kreiert wurde.

Ich kenne Stein schon sehr lange, wir hatten früher das Black Dimension Studio zusammen. Mit ihm zu arbeiten ist perfekt, wir ergänzen einander. Viele der Aufnahmen habe ich allerdings ohne ihn gemacht, ganz allein im Studio. Aber er war da während der Mikrophonisierungsphase, während dem Abmischen und dem Mastering. Ich wusste, wie das Album klingen sollte und Stein hat mir geholfen, dieses Ziel zu erreichen.

Vardalv hat keine Trigger auf diesem Album benutzt, weil wir das Gefühl haben, dass es unserem Sound nur schaden würde. Es gibt eine Grenze dafür, wie dynamisch du Black Metal spielen kannst, und wenn du Trigger benutzt, limitierst du dich selber noch mehr. Außerdem hat Vardalv eine ganz eigene Spielweise und viel davon würde verloren gehen, wenn wir Trigger benutzen würden.

Da kann ich dir nur zustimmen. Letztes Jahr habt ihr ja einen Deal bei CANDLELIGHT RECORDS unterzeichnet. Warum gerade bei diesem Label?

Wir haben CANDLELIGHT RECORDS gewählt, weil wir ein Label brauchten, auf das wir uns verlassen können. So mussten wir nicht noch ein Jahr warten bis zur Veröffentlichung des Albums und wir wurden auch vom finanziellen her nicht übers Ohr gehauen. CANDLELIGHT RECORDS sind ja schon eine Weile hier und haben einige Black Metal-Klassiker veröffentlicht. Wir sind stolz darauf, bei ihnen zu sein und bis jetzt ist alles gut gelaufen.

Langsam nahen wir uns dem Ende. Obwohl euer aktuelles Album noch so frisch ist: Habt ihr bereits neue Songs geschrieben für den Nachfolger? Und wie sieht die Zukunft von THRONE OF KATARSIS aus?

Das Songwriting fürs nächste Album ist beinahe fertig und wir hoffen, dass wir noch diesen Sommer ins Studio gehen können. Wir werden uns wohl wieder im Black Dimension Studio einquartieren und wir freuen uns schon darauf. Es wird auf jeden Fall ein sehr kaltes Album mit einer vehement nekrotischen Atmosphäre werden. Die Songs sind wiederum lang und stark. Ich glaube, dass THRONE OF KATARSIS eine starke Black Metal-Band wird!

In dem Fall kann man sich ja darauf freuen. Vielen Dank fürs Beantworten meiner Fragen!

Hyll Det Evige Moerket!

Bilder: Label

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