THE BLACK DAHLIA MURDER: Ich vermisse Patrick Swayze!

THE BLACK DAHLIA MURDER touren mit ihrem BONECRUSHER FEST durch Europa und Frontmann Trevor gibt einen Einblick in sein Tourleben mit 3 INCHES OF BLOOD, NECROPHOBIC, OBSCURA, CARNIFEX, THE FACELESS und INGESTED.

 

THE BLACK DAHLIA MURDER sind zurzeit im Rahmen des BONECRUSHER FESTs auf Europatour, zusammen mit 3 INCHES OF BLOOD, NECROPHOBIC, OBSCURA, THE FACELESS, CARNIFEX und INGESTED. Normalerweise ist es so, dass sich eine Headlinerband, die auf Nummer sicher gehen wird, Bands ins Tourpackage wählt, die die eigenen Fans sicherlich nicht vergraulen. Wie oft hat sich der geneigte Black Metaller schließlich schon üppige Death Metal-Packages reingezogen, nur weil Band Nummer vier MARDUK war. Und kaum war dann eine genrefremde Band dran, sah man zahlreiche Erstreihenleidende, deren Blase drückte, weil sie eben eine Band durchstehen mussten, die ihrem Geschmack so gar nicht entsprach.

THE BLACK DAHLIA MURDER kümmerten sich bei der BONECRUSHER FEST-Tour nicht um solche Belange, sondern wählten einfach Bands aus, die sie selber mögen. Und die Rechnung der Amis scheint aufzugehen, denn das Billing besticht durch seine Vielfalt und wird auch nach dem fünften Mal noch nicht langweilig. Höchste Zeit also, Darkside-NECROPHOBIC-Fan Trevor zu seinem Befinden beim Deflorate-Promoten zu befragen. Er und seine Mannen kommen gerade von einem McDonalds-Mahl gestärkt und gut gelaunt in die Arena Wien zurück…

Trevor, ihr seid jetzt seit ein bisschen mehr als einer Woche auf eurer BONECRUSHER FEST-Tour. Was war das Beste, was euch bis anhin widerfahren ist?

Also bis jetzt hatten wir einige absolute Killershows, ich denke da etwa an Dresden oder Nürnberg. Aber wenn man vom Besten spricht, muss man auch das Backstage-Leben in die Gleichung reinnehmen: Und wir alle kommen einfach toll miteinander aus. Die Bands sind rein stilistisch so unterschiedlich, aber menschlich funktionierts einfach. Es ist diese Einheit der Bands, die für mich das Beste ist.

Für mich persönlich ist zudem ein Traum in Erfüllung gegangen, weil NECROPHOBIC dabei sind. Ich wollte sie schon immer mal live sehen, und jetzt sehe ich sie jeden Abend und kriege auch mit, dass es ihnen gefällt, Teil dieser Tour zu sein. Das ist klasse.

Ja, NECROPHOBIC kann man nicht oft genug live sehen. Gibt es denn etwas Amerikanisches, das du bereits vermisst?

Taco Bell. Und weiches Toilettenpapier. Das Toilettenpapier ist mir zu rau hier, haha.

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Das Toilettenpapier ist mir zu rau hier. – Wo Death Metaller auf Weiches setzen…

Soso. Ihr habt ja im Videoclip zu Miasma euch selbst gefilmt, wie ihr in Las Vegas am Party machen seid. Welche drei Dinge gehören für dich bei einer guten Party einfach dazu?

Zuerst mal sicher Vodka oder Jägermeister. Dann guter Sound. Und Kumpels. Und Gras. Es müssen in dem Fall wohl vier Dinge sein, die man für eine gute Party braucht.

Soweit ich weiss ist CARNIFEX-Drummer Shawn Straight-Edger. Was ist deine Meinung zur Straight-Edge-Bewegung?

Ich selber war eine lange Zeit drogenfrei, aber mittlerweile habe ich selber den Bezug zu dieser Einstellung verloren. Unser Drummer Shannon ist noch immer Straight-Edge. Ich denke, es ist ein cooler, gesunder Lifestyle und selber habe ich zum Beispiel keinen Alkohol getrunken bis ich 22 war. Aber eben, meine Einstellung hat sich dann mal geändert…

Der Shawn trägt seine Einstellung als Tattoo sozusagen offen zur Schau. Das Tattoo, das an dir am meisten auffällt, ist zweifelsohne das Heartburn-Tattoo quer über deinen Bauch. Warum eigentlich Heartburn? Bedeutet das nicht Sodbrennen?

Genau, Sodbrennen, Verdauungsbeschwerden, saures Aufstossen. Ich habe das die ganze Zeit und eigentlich war es einfach ein Witz, weil ich ja doch einen gewissen Bauch habe, haha. Da muss ich den also gar nicht mehr erklären. Sogar meine Mutter findet die Tätowierung gut. Sie weiss von meinen Beschwerden und meinte, es sei die einzige meiner Tätowierungen, die Sinn mache.

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Ausserdem motiviert es ungemein, wenn man Stagediver hat. – Trevor (THE BLACK DAHLIA MURDER) 

Mir ist aufgefallen, dass du auch einen Teil CARCASS-Artwork auf deinem Arm hast. Warum gerade diese Instrumente? Und wählst du ein Tattoo eher wegen dem visuellen Aspekt oder wegen der Bedeutung, die es für dich hat?

Schon eher wegen dem visuellen Aspekt. Ich wähle Kunst aus, die mir gefällt. Zum Beispiel CARCASS, deren Musik ich sehr mag. Aber am linken Oberarm habe ich zum Beispiel eine stilisierte Küche, inklusive Steaks. Und dann natürlich unser Bandtattoo Live to get radical an meiner rechten Wade. Das ist ein Zitat aus Point Break. Ich kann es noch immer nicht fassen, dass Patrick Swayze nicht mehr mit uns ist. Ich mochte Roadhouse, auch wenns eher ein Film für Frauen ist. Aber sonst eben – Point Break.

Also als Teenager habe ich das auch für einen Frauenfilm gehalten – wegen Keanu…

Nö, Point Break ist kein Frauenfilm, der ist für alle. Und eben – mit Swayze.

Na gut, kommen wir zu einem anderen visuellen Teil eurer Band: Der THE BLACK DAHLIA MURDER-Merchandise ist ja immer sehr farbenfroh und voller Details. Wie wichtig ist euch der visuelle Aspekt als Band?

Es ist nötig, dass dein Merchandise mit demjenigen der anderen Bands konkurrieren kann. Deine Shirts müssen cooler sein als die anderen. Früher haben wir unseren Merch ja selber gemacht, haben stundenlang irgendwelche Knochen aus Büchern rauskopiert und dann Shirts kreiert, die nicht gerade prickelnd ausschauten. Aber heute können wir einfach zu einem Künstler gehen, sagen, wir möchten ein Werwolf-Design und dann kommt auch etwas Anständiges dabei raus. Unser starker Fokus auf unseren Merchandise hängt zudem damit zusammen, dass wir oft mit Hardcore-Bands spielen. Bei denen sind aufwendige, farbige Designs Pflicht im Merchandise – da müssen wir uns also gegen härtere Merch-Konkurrenz durchsetzen.

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Bei uns steht das Album im Zentrum, die Musik ist das Entscheidende. – Bei THE BLACK DAHLIA MURDER wird ein violettes Shirt zum Standard in Sachen Bühnenkleidung

Wo ihr hingegen weniger auf visuelle Effekte setzt, ist eure Bühnenkleidung. Andere Bands benutzen Stage-Requisiten und spezielle Outfits für die Bühne – ich denke da etwa aktuell an NECROPHOBIC. Wie habt ihr eigentlich reagiert, als euer Bassist Bart mit seinem violetten Kill kill kill-Shirt aufkreuzte?

Das ist Standard, sein Shirt. Wir waren einfach nie so eine Band, die auf der Bühne spezielle visuelle Effekte hatte. Bei uns steht das Album im Zentrum, die Musik ist das Entscheidende. Allerdings haben die Jungs von NECROPHOBIC schon damit gedroht, mich für den letzten Gig in Utrecht mit einem stilechten Lederoutfit und allem Drum und Dran einzukleiden. Das könnte interessant werden, haha…

Das wäre ein Killer. Für mich persönlich ist die Bandzusammenstellung auf dem BONECRUSHER FEST ebenfalls ziemlich killer, obwohl ich mich erst gefragt habe, wie so verschiedene Bands wohl zusammenpassen würden. Inwiefern ist diese Tour anders für euch als diejenige damals mit PSYCROPTIC und CEPHALIC CARNAGE, die man sozusagen als artverwandtere Bands bezeichnen könnte?

Also Backstage unterscheiden sich die Touren von der Atmosphäre her nicht. Es ist für alle teilnehmenden Bands eine Art Cross-Over. Aber gleichzeitig ist es die Chance, neue Fans zu erreichen. Ausserdem ist die Show dynamisch. Sie nimmt das Publikum mit auf eine spannende Reise durch verschiedene Genres und Äras. Bis jetzt funktioniert das sehr gut und es ist cool.

Wenn du mit THE BLACK DAHLIA MURDER die Möglichkeit hättest, mit SLAYER oder METALLICA auf Tour zu gehen, mit welcher Band würdest du mitgehen wollen?

METALLICA. Einfach aus reiner Neugier, um zu schauen, wie es bei denen Backstage so zu und her geht. SLAYER habe ich schon oft gesehen und da ist meine Neugier irgendwie gestillt. Aber METALLICA hängen in diesem Zusammenhang sogar MEGADETH ab.

Ich weiß, dass du ein großer Fan von NECROPHOBICs Darkside-Album bist. Sie haben auf der aktuellen Toursetliste allerdings nur Nailing The Holy One drauf von diesem Album. Welcher NECROPHOBIC-Song ist eigentlich dein absoluter Favorit?

Black Moon Rising, der Opener des Darkside-Albums. Dieser Song hat einfach die beste Attitüde. Überhaupt hat diese Platte einfach ganz viel Attitüde und killt. Ich mag aber auch das Bloodhymns-Album. Ach, wenn ich ehrlich bin – ich finde alle NECROPHOBIC-Alben einfach geil.

Dem kann ich nur zustimmen. Euer Sound hat ja schon gewisse Schweden Death-Einflüsse, das lässt sich nicht abstreiten. Welche Band war denn dein erster Kontakt mit den extremeren Seiten des Metals?

SUFFOCATIONs Pierced from within war mein erster Kontakt mit dem extremen Metal. Vorher hörte ich mir eher Sachen an wie MEGADETH, METALLICA und so weiter. Aber mit etwa 13 oder 14 Jahren fand ich dann SUFFOCATION.

Die du ja auch am MOUNTAINS OF DEATH 2010 wieder finden wirst…

Stimmt, wir spielen da ja zusammen. Das Festival wird klasse, ich freue mich schon darauf. Vor allem, wenn man durch das Merchandise-Zelt geht, und sich all diesen Brutal Death Metal-Merch auf einmal reinzieht. Überall Inspirationen dafür, wie man jemanden Abschlachten kann…

Haha, genau – 50 Arten, Menschen zu verstümmeln und mit Aliens zu kreuzen oder so ähnlich. Michigan ist ja nicht unbedingt als Hochburg des Death Metals bekannt. Hierzulande denkt man meist eher an Michael Moore und seine Filme, wenn man den Namen Michigan hört. Was hältst du eigentlich von ihm? Einige halten ihn ja für einen üblen Propaganda-Filmer…

Das wären dann die Republikaner, die sowas von ihm sagen. Ich für meinen Teil finde ihn cool, definitiv. Ich habe zwar seinen älteren Film über Flint – Roger & Me – nicht gesehen, aber dafür seine anderen Filme. Und die finde ich gut.

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Ich würde einfach die Situation geniessen. – Trevor zum Thema Nacktheit und Performance

Kommen wir wieder zurück zum Bühnenleben. In Hamburg hast du dir ja – wie immer – das Shirt während des Sets ausgezogen. Daraufhin haben es dir Jungs im Publikum gleichgetan. Nehmen wir an, ein komplett nackter Fan (das Geschlecht kannst du dir aussuchen), stürmt zu euch auf die Bühne. Was machst du?

Das wäre super, ist bis jetzt aber noch nicht passiert. Mir wäre egal welches Geschlecht. Ich würde einfach die Situation genießen.

Ich würde mich nicht wundern, wenns mal passiert, schließlich geht es bei euren Konzerten jeweils ziemlich wild zu und her und es sind physische Konzerte, könnte man sagen. Hattest du schon mal Angst während eines Gigs?

Manchmal schon, ja. Wir haben schon an Orten gespielt, wo es wirklich gesetzlos zu und her ging. Manchmal ohne Bühne. Und dann kommt die Menge immer näher, umzingelt dich fast und du hast Angst, erdrückt zu werden. Da muss man die Fans dann schon darauf aufmerksam machen, ein bisschen zurückzuschrauben.

Stagediver sind zuerst auch ein bisschen angsteinflößend. Aber man muss sie einfach machen lassen, sie wissen schon, was sie tun. Ausserdem motiviert es ungemein, wenn man Stagediver hat. Sie stacheln dich an, du stachelst sie an. Wir wollen einfach, dass den Leuten die Show gefällt und sie sie auch positiv in Erinnerung behalten.

So, kommen wir zur letzten Frage: Wie machst du es, dass du gut schläfst im Tourbus?

Ich schlafe nicht gut im Tourbus, haha. Habe noch immer einen gewissen Jetlag. Wenn man zuviel getrunken hat und einfach einpennt, ist das sicher nicht schlecht. Sonst hilft noch Melatone, aber ich warte immer noch darauf, endlich gut zu schlafen.

Fotos und Layout: Arlette Huguenin D.

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