SHINING OF KLIFFOTH, Interview mit Eveline

SHINING OF KLIFFOTHs Keyboarderin Eveline erzählte uns von der Kaballa, dem Evokationsritual und der Verbindung dieser Themen zur Musik.

SHINING OF KLIFFOTHs Keyboarderin Eveline erzählte uns von der Kaballa, dem Evokationsritual und der Verbindung dieser Themen zur Musik.

Twilights of Sehemeah ist kein klassisches Black Metal Album, wie Keyboarderin Eveline erklärt, viele werden musikalisch als auch von den Texten her damit überfordert sein. In den Lyrics werden einige Passagen aus Dantes Göttlicher Komödie und die Kabbala behandelt. Die Kabbala ist eine jiddisch hebräische Geheimlehre, in der die schöpferische Kraft in einem Diagramm, dem Baum des Lebens, dargestellt wird. Die dunklen Aspekte werden in der Kliffoth dargestellt, daher auch unser Bandname, so eine kurze und stark vereinfachte Definition, denn laut Eveline lässt sich die Kabbala nicht in ein paar Minuten erklären.

Dantes Inferno ist kein eigenes Thema, auch die ersten vier Songs, die sich mit der Göttlichen Komödie befassen, lassen sich mit der Kaballa verbinden: Man kann Dante kabbalistisch interpretieren. Die Zuordnungen sind vergleichbar mit denen der Kaballa. Der Text ist zwar sehr stark christlich beeinflusst, doch man kann es auch anders deuten. Das Thema Dante ist mit diesem Album abgeschlossen, wir werden uns damit nicht weiter befassen. Die Kabbala hingegen ist unser Hauptkonzept, das wir auch beibehalten werden. Auf dem nächsten Album wird das Thema noch genauer und intensiver behandelt.

Die Verbindung zwischen der Musik und dem textlichen Konzept erklärt die Keyboarderin so: Die Kabbala ist so vielseitig, dass man es mit fast jeder Musik ausdrücken könnte. Letztendlich setzten wir unsere eigenen Erfahrungen um. Wir verbinden Theorie und Praxis; Die Theorie der Lehre wird musikalisch umgesetzt. Doch nicht nur theoretisches bestimmt die Musik: Der Song Im Schoß der Erde beschreibt die Erfahrungen bei einer schamanischen Astralreise. Evocation of Steel beschreibt ein Evokationsritual. Bei einem Evokationsritual werden bestimmte Wesen oder Kräfte angerufen und dazu gebracht, sich zu manifesteren oder den willen des Magiers zu erfüllen, erklärt Eveline. Von Amateur-Ritualen hält sie gar nichts: Die praktische Umsetzung ist nicht immer einfach, teilweise ist es nicht ohne weiteres möglich an Schriften zu kommen. Aber die Theorie muss der Praxis vorangehen. Bevor man in die Praxis einsteigt, muss man sich vielleicht sogar Jahre mit Theorie befassen.

Dennoch bleibt die Frage nach dem musikalischen Hintergrund: Wir sind keine typischen Black Metaller, unser Schlagzeuger kommt aus dem Jazz-Bereich und verwendet diese Techniken auch. Gitarrist Miralem steht auf Frank Zappa, ich beschäftige mich viel mit Klassik. Trotzdem wird die Band als orchestraler Black Metal verkauft, laut Eveline mach das nichts. Uns gefällt die Musik, uns gefallen auch Elemente des Black Metals, von daher ist das ok. Wir haben früher sehr viel Black Metal gehört, so von 1993 – 95. Seit 95 boykottiere ich diesen Musikstil. Die Etikettierung Black Metal hängt sicher auch mit dem Label Last Episode zusammen, Eveline bestätigt das, und äußert gleich noch ihren Unmut über jene Firma: Wir bekommen automatisch diesen Stempel aufgedrückt. Das Problem sind die anderen Last Episode Bands, mit denen wir weder musikalisch noch textlich etwas gemeinsam haben. Wir würden uns freuen, wenn wir aus dem Vertrag so schnell wie möglich rauskommen.

Wir benutzen die Musik, um unsere Gefühle und Vorstellungen zu vermitteln, wir richten uns nicht danach, ob diese Musik die Zustimmung der breiten Masse findet. Wir freuen uns natürlich, wenn es vielen gefällt, teilweise überrascht uns das sogar. Ich habe mich auch schon in anderen Interviews deutlich vom Satanismus distanziert, was in der Szene ja nicht gerade üblich ist. Auf jeden fall ist es für viele ein Image. Es sind wirklich die wenigsten Gruppen, die dahinterstehen. Ich habe nichts gegen Personen, die sich ernsthaft mit Satanismus befassen – allerdings nur in bestimmte Richtungen. LaVey kann ich tolerieren, auch wenn ich nicht dahinterstehe. Den extremen Egoismus seiner Ideologie findet man zum Beispiel auch in der Kabbala, andererseits gibt es viele Unterschiede.

Fragt sich, wie man dazu kommt, sich wirklich intensiv mit einer Theorie wie der der Kaballa zu befassen. Die Kabbala an sich ist faszinierend, sie ist eine der Grundlagen der westlichen Magie, des westlichen Okkultismus. Evgeniy (Schlagzeuger) wurde schon als Kind von der Kabbala geprägt, ich selbst bin über den Satanismus zur Kaballa gekommen. Die anderen sind durch uns damit in Berührung gekommen und sind eben falls fasziniert davon. Christof (Sänger) hatte sich viel mit Philosophie beschäftigt, man findet zum Beispiel bei Platon auch kabbalistische Elemente. Die Frage, wie sich das im täglichen Leben auswirkt, beantwortet Eveline so: Evgeniy und ich haben ein anderes Weltbild, die Kaballa ist eine Lebenseinstellung. Für mich steht diese Einstellung über allem, ich würde auf alles verzichten, das mich daran hindert, diese Einstellung zu verfolgen. Die Kaballa hat laut Eveline jedoch nichts mit Glaube im religiösen Sinne zu tun: Religion ist Glaube, Kabbala ist kein Glaube, es ist eine Wissenschaft, für Außenstehende sieht es zwar nach Glauben aus, doch es ist Wissen. Ich weiß, das es so ist.

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