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RUNEMAGICK: Kein Göteborg-Metal aus Göteborg?

Nicklas Rudolfson hat das aktuelle RUNEMAGICK-Album wieder fast im Alleingang aufgenommen. Grund genug, dem etwas wortkargen Schweden ein paar Statements zu entlocken!

Mit Resurrection In Blood erschien im September das dritte Runemagick-Album. Obwohl die Trademarks der Band noch immer die selben sind und die Songs noch immer klingen als wären sie vor 10 Jahren aufgenommen worden, hat Nicklas Rudolfson, der wieder fast das ganze Album im Alleingang eingespielt hat, klammheimlich die ein oder andere Neuerung in den Songs versteckt: Der monoton-schleppende Death Metal ist mit kleinen melodischen Ausflügen angereichert und die Platte wirkt insgesamt härter als die Vorgängeralben. Grund genug, dem etwas wortkargen Schweden ein paar Statements zu entlocken:

„Ich habe nicht bewusst Songs geschrieben, die heavier oder Doom-orientierter sind, es war eine natürliche Entwicklung.“ Auch in Zukunft will Nicklas weg vom Monotonen: „Im Moment schreiben wir an neuen Titeln, die wohl noch etwas vielseitiger sein werden – schnellere Tracks und langsamere. Wir haben nun ein kompositorisches Level erreicht, dass es uns erlaubt, der Musik neue Dimensionen zu geben. Die neuen Songs werden aber trotzdem nach Runemagick klingen – Dark Death Metal!“

Einige Songs von „Ressurrection In Blood“ überraschen mit kleinen Melodien, besonders „Return Of The Reaper“ und „Necrodgods“, dessen sphärisches Keyboard-Intro schon fast an Entombeds „Left Hand Path“ erinnert – wenn auch Nicklas bestreitet, an den Schweden-Death Klassiker gedacht zu haben: “Vielleicht hat der Song was von Entombed, es war aber nie meine Absicht, wie Entombed zu klingen. Aber ich mag die erste Entombed Platte und die uralten Nihilist-Demos (unter dem Namen Nihilist nahmen Entombed ihre ersten Songs auf – Verfass.) sehr gerne.“

Melodie hat bei Runemagick allerdings nur einen Nutzen: „Wenn ein Riff im Hintergrund dunkel und brutal klingt, dann kann eine melodische Oberstimme die dunkle Stimmung noch verstärken, außerdem wird ein Songs so interessanter.“ Eine weitere Neuerung ist der Einsatz von Intros, neben dem „regulären“ zu Beginn des Albums finden sich mit „Choir of Hades“ und „Gates Of Hades“ zwei weitere auf „Resurrection in Blood“. „Die Intros sollen die Atmosphäre des Albums verstärken. Ich denke, dass eine kleine Pause zwischen den brutalen Nummern ganz gut tut und diese verstärkt. Einige Leute meinten, dass sie sich durch diese Intros in eine Landschaft völliger Dunkelheit versetzt fühlen, oder dass für sie die Songs durch diese Intros direkt miteinander verbunden werden… das ist cool!“

Obwohl der Schwede beim Songwriting neue Wege beschritt, blieben andere Dinge beim Alten – „Resurrection In Blood“ klingt vom Sound her, als ob das Album vor langer Zeit eingespielt wurde. „Ich habe im Studio lange am Sound gearbeitet, das Album soll keinesfalls diesen frischen, glattgebügelten Klang haben, den heute viele bevorzugen. Ich wollte dasselbe dunkle Feeling einfangen, das die frühen Black Sabbath mit ihren Gitarren erzeugten.“ Auch am Druming hatte der Multi-Instrumentalist viel ausprobiert, „Ich habe verschiedene Mikrophone eingesetzt, um einen wirklich rohen Sound zu erzeugen. Leute, die auf Göteborg Death stehen, werden wahrscheinlich sagen „they suck!“ – was mir persönlich ziemlich egal ist, ich wollte mein eigenes Ding durchziehen und werde das auch in Zukunft tun!“

Den Vorwurf, der Zeit hinterher zu rennen und hoffnungslos altmodisch zu sein, weißt er weit von sich: „Wir sind keine Rip-Off Band! Ich mag zwar immer noch die Musik, die ich in den Achtziger gehört habe, Runemagick ist davon sicherlich beeinflusst. Außerdem gibt es Runemagick seit 1990 – wir sind also schon recht lange dabei!“ Die Entwicklung vieler Schwedenbands interessiert den Göteborger folglich auch nicht: „Göteborg-Death Metal? Die besten Bands aus meiner Heimatstadt sind Grotesque und Nifelheim – Grotesque sind für mich Göteborg Metal, sie waren zuerst da!“ Mit Bloodbath, dem Projekt von Anders Nystrom (Katatonia, Diabolical Masquerade), Mikael Åkerfeldt (Opeth) Jonas Renske (Katatonia, Octiber Tide) und Dan Swanö kann er sich dagegen durchaus anfreunden: „Die EP Breeding Death ist ziemlich cool. Ich bin mir aber nicht sicher, ob sie es ernst meinen. Ich hoffe, dass sie noch ein Full-Length Album machen, denn Leute, die aus „Spaß“ Death Metal machen… das wäre schon ziemlich krank.“

Texte waren Nicklas noch nie sonderlich wichtig, auch „Resurrection in Blood“ erzählt keine Geschichte, obwohl man aufgrund der Titel durchaus auf diese Idee kommen könnte. „Es gibt kein richtiges Konzept, obwohl die Songs eigentlich ein Thema haben: Dunkelheit, Tod und Verdamnis.“

Einmal mehr hat Nickolas die Platte praktisch im Alleingang aufgenommen, lediglich ein paar Gitarrenparts wurden von seinem Kollegen Frederick Johnsson eingespielt. Dabei hätte er viel lieber im Team gearbeitet: „Ich hätte schon gerne ein festes Line-Up gehabt, aber als ich das Album aufgenommen habe, war noch nicht sicher, wer in Zukunft bei der Band spielen würde, wir hatten auch keine Zeit zu Proben. Es hat aber auch Vorteile, alleine im Studio zu sein: die Arbeit läuft besser, es gibt keine Streitereien, haha. Inzwischen besteht Runemagick aus folgenden Mitgliedern: Emma Karlson am Bass, Frederick Johnsson an der Gitarre, Daniel Moilanen am Schlagzeug, ich übernehme den Gesang und die zweite Gitarre.“

Für die Zukunft haben sich Runemagick vorgenommen, „noch bessere Riffs zu schreiben, Chöre, und sogar Kirchenorgelklänge zu verwenden.“ Die Befürchtung, dass sich die Band vom klassischen Death Metal allzu weit entfernt, ist jedoch unbegründet. „Chöre, Orgelklänge und so weiter sind großartig für uns – wenn man sie SELTEN einsetzt, dann kann das eine düstere Stimmung nur verstärken!“

Vampster-Fragebogen:

Was hältst du vom Internet?

Großartig! Es hat sich viel verändert, man muss nicht mehr Tonnen von Demo-Tapes, Flyern und Fanzines verschicken – es ist viel einfacher, Kontakt zu anderen, die sich für deine Musik interessieren, zu finden. Aber ich vermisse die alten Tage auch, es war ein ganz anderes Feeling damals…

Ist dir mal was lustiges auf der Bühne passiert?

Ständig. Wir haben auch mal Frederick gefilmt und kommentiert, als er im Tourbus mit einem Mädchen Sex hatte, das mag vielleicht langweilig klingen, wir haben uns aber fast totgelacht.

Welche drei Alben haben dir in der letzten Zeit gut gefallen?

Kreator – Past Life Trauma, Deep Purple – Perfect Strangers und beim Autofahren höre ich Angelcorps – Hammer Of Gods

Wen würdest du gerne mal treffen?

Ein Freund von mir ist vor einigen Jahren gestorben. Ihn würde ich gerne noch mal „treffen“ – ich würde ihn fragen, woran er denn gestorben ist, sein Tod wurde nämlich nie aufgeklärt.

(Fotos: Century Media)

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