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RORCAL: Doom It Yourself

"Heliogabalus", das zweite Album der Genfer Extrem-Doom Metal-Band RORCAL, ist ein ultramassives Album das mittels eines epischen Songs alles zermalmt, was ihm in den Weg kommt. Zwischen Drone-Doom, Sludge, Post Hardcore und neuerdings sogar ein wenig Black Metal schwankt dieser Monolith und zeigt RORCAL von ihrer brutalsten und finstersten Seite und repräsentiert das Reich des römischen Kaisers Elagabal, genannt "Heliogabalus". Die fünf Schweizer zeigen sich ambitionierter als andere Bands – "Heliogabalus" ist komplett in Eigenregie entstanden. Wir bitten Gitarrist JP an den Rechner, um uns unsere neugierigen Fragen zu beantworten.

Heliogabalus, das zweite Album der Genfer Extrem-Doom Metal-Band RORCAL, ist ein ultramassives Album das mittels eines epischen Songs alles zermalmt, was ihm in den Weg kommt. Zwischen Drone-Doom, Sludge, Post Hardcore und neuerdings sogar ein wenig Black Metal schwankt dieser Monolith und zeigt RORCAL von ihrer brutalsten und finstersten Seite und repräsentiert das Reich des römischen Kaisers Elagabal, genannt Heliogabalus. Die fünf schweizer zeigen dabei allerdings mehr Ambition als andere Bands – Heliogabalus ist komplett in Eigenregie entstanden. Wir bitten Gitarrist JP an den Rechner, um uns unsere neugierigen Fragen zu beantworten.

Ein Konzeptalbum über einen Kaiser des späten römischen Reiches ist etwas Neues. Wie habt ihr die Figur Heliogabalus und seine Leben voller Exzesse entdeckt? Wuchs diese Idee in euren Köpfen nachdem ihr haufenweise schwarze Messen und Orgien gefeiert habt?

Nein, nicht wirklich, da wir auf Orgien und Opferungen nun schon eine Weile abfahren und das zu unserer üblichen Sonntagsaktivität wurde. Aber eigentlich kam die Idee für das Konzept, als unser Schlagzeuger das Buch Heliogabal oder der Anarchist auf dem Thron von Antonin Artaud las.

Welche Teile der Geschichte hinter Heliogabalus behandelt ihr? Die Epoche, als er Kaiser des Reiches war, oder die Zeiten vorher? Oder bringt ihr gar die Geschichte in einen eher surrealen Kontext?

Wir haben uns auf die Zeit seines Lebens beschränkt, in der er regiert hat, da dies der finsterste Teil seines Lebens war. Im Booklet unserer mit Wachs versiegelten Limited Edition, hat eine befreundete Künstlerin namens  die Schlüsselmomente seiner Herrschaftszeit illustriert. Zum Beispiel das berühmte Abendmahl, bei dem die Leute an Rosenblättern erstickt sind.

Die Musik ist an sich sehr verstörend, aber kein purer Doom. Das erste Interlude in diesem monumentalen Track erinnert mich ziemlich an Through Silver In Blood von NEUROSIS.

Das kann sein, aber wir haben darauf während des Schreibprozesses nicht abgezielt.

In Sachen Doom scheinen euch BURIED AT SEA, KHANATE und SWITCHBLADE inspiriert zu haben, der Gesang jedoch lässt mich an AMEN RA denken. Ist da was dran?

Wir hören uns viel zu viele Bands an, um nur einige zu nenne, die uns inspiriert haben. Was wir schreiben ist das direkte Resultat unserer Erfahrungen und das Resultat der Kultur der letzten Jahren, in der wir uns bewegen.

Trotzdem, am Ende von Heliogabalus, wenn es etwas schneller wird, muss ich immer an CELESTE denken. Sie haben viel für die extreme Musik in den letzten Jahren getan – ist das eure Hommage an sie?

CELESTE sind gute Freunde von uns – selbst wenn diese Arschlöcher zu Hause hocken und Fußball schauen, statt mit uns ein Bier zu trinken, wenn wir in ihrer Stadt spielen – ist das keine Hommage an sie. Aber es stimmt, dass wir uns im Vergleich zu unseren früheren Veröffentlichungen in Sachen Geschwindigkeit bei ein paar Stellen gesteigert haben, so dass ein leichter Black Metal-Touch zu hören ist, wie ihn CELESTE auch bei sich schön einfließen lassen.

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CD-Player zeigen im Display eben keine 666 Tracks an. Doom vs. Technik.


Ehrlich gesagt ist mir der Ambient-Part in der Mitte des Albums ein wenig zu lang. Das ist die einzige Stelle, die etwas kürzer hätte sein müssen, da die Konzentration dort ein wenig nachlässt. Oder habt ihr diese Stelle gerade deshalb so lange gestaltet, damit der Hörer etwas runter kommen kann?

Eigentlich ist das einer meiner Lieblingsmomente auf Heliogabalus. Auch wenn es sehr leise ist, darin ist eine Tiefe und Atmosphäre enthalten, die ich sehr interessant finde. Es stimmt, für manche Geschmäcker könnte das zu lange sein, aber auf der anderen Seite wirkt der folgende Teil dadurch viel stärker.

Wer von euch kümmert sich eigentlich um die Synthesizer? Werdet ihr diese in Zukunft vielleicht verstärkt einsetzen?

Unser Schlagzeuger Ron bedient die Synthesizer, sowohl im Studio, als auch live. Diogo und ich lärmen mit unseren Kaoss-Pads herum. Ich weiß nicht, ob wir diese Elemente weiter ausbauen werden, aber sicher ist, dass dies für uns permanente Instrumente sind, die wir auch in zukünftigen Songs verwenden werden.

Wie lange dauerte es, das ganze Album zu schreiben? Habt ihr einen Teil nach dem anderen geschrieben, um einen guten Gesamteindruck zu erzeugen, oder habt ihr Riffs gesammelt und dann zusammen gestellt?

Es dauerte ungefähr ein halbes Jahr, um das zu erreichen, was wir wollten. Wir haben mit einem Riff begonnen und von da an alles bis zum Schluss weiter entwickelt.

Ehrlich gesagt, so dunkel, heavy und erbarmungslos, wie Heliogabalus klingt, könnte man meinen, es hätte nicht ohne die Hilfe von Drogen entstehen können.

Ich habe keine Ahnung von was du gerade redest, hehe.

Das kann man so stehen lassen. Verglichen mit euren früheren Alben ist Heliogabalus fokussierter und kompakter – nur die Band spielt, zusätzliche Musiker sind keine zu hören. Ist das ein für euch intimes Album?

Ja, das kann man so sagen. Dieses Mal wollten wir alles selbst erledigen, vom Anfang bis zum Ende. Wir haben seit unserer ersten EP nichts mehr komplett im Alleingang realisiert.

Der Sound ist sehr massiv. Erneut habt ihr mit Stephane Kroug aufgenommen, also never change a winning team?

Stephane ist seit sehr langer Zeit ein guter Freund von uns, und er ist eine der Personen, mit der wir uns bei den Aufnahmen am wohlsten fühlen. Wir haben die Instrumente in seinem Studio in zwei Tagen live aufgenommen, dann gingen wir zu mir und nahmen dort den Gesang und die Samples in meinem Studio auf. Mix und Mastering wurden von Raphael Bovey, dem Schlagzeuger von KRUGER übernommen, der unglaubliche Arbeit geleistet hat.

Wie lange dauerten die Aufnahmen und der Mix gesamt?

Wie gesagt, die Instrumente wurden in zwei Tagen live eingespielt. Die Samples und der Gesang dauerte nochmals zwei Tage, aber der Mix und das Mastering verschlangen ungefähr drei Monate.

Die CD ist auf sechsundsechzig Tracks gesplittet, während die MP3-Version nur aus einem Track besteht. Waren das praktische Gründe, um sein Lieblingsriff schnell wieder zu finden?

Nein. Die sechsundsechzig Tracks sind symbolisch zu sehen und eine direkte Konsequenz einer limitierten aktuellen Technologie… CD-Player zeigen im Display eben keine 666 Tracks an.

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Nennen wir das Kind beim Namen, JEDER lädt sich Musik herunter. RORCAL lassen Musikpiraten gleich an der Quelle zapfen – und infomieren diese nebenbei über Updates.


Das Artwork des Albums scheint fantastisch zu sein – ein mit Wachs versiegeltes Mediabook, das wirklich sehr aufwändig aussieht. Wolltet ihr etwas abliefern, das visuell zur Story von Heliogabalus passt?

Ja, das Artwork war uns sehr wichtig, da es natürlich auch Teil des Albums ist. Wir waren nach Myrra, Mordvynn, Marayaa sehr frustriert, da wir es nicht so gestalten konnten, wie wir wollten. Dieses Mal konnten wir alles zu einhundert Prozent selbst kontrollieren. Es dauerte sehr lange, das Buch per Hand anzupassen, das Wachssiegel auf dem Umschlag wurde mit Hilfe meiner Frau angebracht und sogar nummeriert und Diogos Mutter heftete das Buch zusammen.

Ich kann mir vorstellen, dass es schwierig zu realisieren wäre, da so ein langer Track nur schwer auf die Seiten einer LP zu bringen ist. Wird es dennoch eine Vinylversion von Heliogabalus geben?

Doch, daran arbeiten wir gerade. Die LP-Version wird streng limitiert sein, da sie wieder in ein kompliziertes Artwork gepackt wird. Veröffentlicht wird die Platte wohl nächstes Jahr im April werden, wenn auf auf die Europatour gehen, an der wir gerade arbeiten.

Ihr bietet die meisten eurer Veröffentlichungen als Gratisdownload in bester Qualität an. Hilft euch das, euren Namen zu verbreiten und vertraut darauf, dass diejenigen, denen es gefällt, auch das Album bestellen werden? Eine Underground-Mentalität der Treue?

Nennen wir das Kind beim Namen, JEDER lädt sich Musik herunter. Wenn wir unsere eigene Musik direkt auf unsere Website stellen, können wir die Aufmerksamkeit der Leute auf uns richten und die Leute müssen sich nicht durch das Web wühlen. Außerdem finden sie auf unserer Website dann gleich News und Updates zu RORCAL. Überraschenderweise erreichen uns auch alle zwei Tage neue Bestellungen.

Das Album selbst hat sich um fast ein Jahr verzögert. Was passierte in dieser Zeit?

Ab dem Zeitpunkt im Juli 2009, da wir mit den Aufnahmen begannen, mussten wir einige Sachen überstehen. Wir hatten Probleme mit unserem früheren Label, was auch dazu führte, dass Heliogabalus verschoben wurde, da wir auf keinen Fall das Album über sie veröffentlichen wollten.

Eurer neues Album ist also ein totales DIY-Produkt. Ist das für euch die beste Arbeitsweise? Ohne Label, das euch den Weg diktieren will?

Ja, für uns ist das der beste Weg. Nach vielen schlechten Erfahrungen sind wir nun überzeugt, dass das einzig richtige Credo lautet: D(oom) I(t) Y(ourself). Immerhin, wenn wir etwas vergeigen, können wir nur uns selbst die Schuld dafür geben.

Eure Wege mit THUNDERING RECORDS haben sich nach Myrra, Mordvynn, Marayaa getrennt, ihr habt schließlich CALOFROR RECRODS gegründet. Ein notwendiger Schritt? Hattet ihr nicht ohnehin schon genug zu tun?

Wir haben CALOFROR RECORDS eigentlich schon gegründet, bevor wir uns von THUNDERING RECORDS getrennt haben. Die Arbeit ist aber deutlich anders, da CALOFROR eher ein Mailoder ist und weniger ein Label. Wir wollten eben das Maximum an Eigeninitiative beweisen und einfach da wir furchtbare Erfahrungen mit THUNDERING gemacht haben. Ich möchte hier keine Details nennen, das würde den Rahmen sprengen.

Außerdem habt ihr eine Partnerschaft mit DIVISION RECRODS – wie ist hier die Verbindung? Eine schweizersche Mafia?

Ich kümmere mich zusammen mit unserem anderen Gitarristen Diogo und drei Bandmitgliedern von KEHLVIN um DIVISION. Hier haben wir totale Kontrolle über die Distribution.

Wie schaut es mit Touren aus, im Herbst hattet ihr einige Shows an den Wochenenden. Wird es außerdem eine volle Tour geben?

Ja, dieses Jahr war es uns nicht möglich Urlaub zu kriegen, also haben wir bis zum Ende des Jahres hauptsächlich auf die Wochenenden abgezielt. Nächstes Jahr wollen wir aber eine zehntägige Tour im April durchziehen und im Juni Portugal und Spanien bereisen. Wir sind gerade dabei, weitere Shows zu buchen.

Was wird nach Heliogabalus kommen? Ein Konzeptalbum über den Marquis de Sade und Die 120 Tage von Sodom vielleicht?

Es gibt bereits einige Ideen und Projekte. Wir planen eine Dreifach-Split mit ein paar Black Metal Bands, eine Split mit MUSIC FOR THE SPACE, und vielleicht auch eine Split mit unseren Onkeln DIRGE wenn beide Bands die Zeit finden, sowie ein Remake von einem Stück von ERIK SATIE. Und jetzt bringst du auch noch eine neue Idee daher. Verdammt, noch mehr Arbeit.

Fotos: Titelbild (c) Ayshe Kysilçay, Livebilder: patchomag.ch

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