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RICHARD ANDERSSON´S SPACE ODYSSEY: Egal ob schwarz oder weiß – Hauptsache, es macht dich glücklich!

Keyboarder, Komponist und Chefdenker Richard Andersson erzählt, warum er nicht Gitarrist geworden ist, warum er Tasten nicht aufgrund ihrer Farbe diskriminiert, und warum es sich lohnt, die Klassik-DVD von Yngwie Malmsteen zu kaufen.


The Astral Episode nennt sich die zweite CD aus dem Hause SPACE ODYSSEY. Das Album stellt nicht nur eine Steigerung gegenüber dem bereits überdurchschnittlichen Debüt Embrace The Galaxy dar. Es gehört auch zu den wenigen Veröffentlichungen im Symphonic Metal-Genre, die weder altbacken noch überproduziert klingen. Anfang März unterhielt ich mich am Telefon mit Richard Andersson, der damit begann, mir Fragen zu stellen…

Schneit es bei euch in Deutschland?

Ja, viel Schnee und Minusgrade.

Es schneit wie Hölle hier in Schweden! Es ist verrückt. Ich weiß nicht warum. Besonders in Südschweden, wo ich herkomme, haben wir nicht so oft Schnee, vielleicht jedes zweite Jahr. Es ist irre.

Du bleibst also im Haus und schreibst dort neue Musik?

Ja, das ist das Beste, was man momentan machen kann.

RICHARD
Das Cover der aktuellen CD The Astral Episode

Du hast ein neue SPACE ODYSSEY-CD am Start, The Astral Episode. Was war die größte Herausforderung bei der Entstehung dieses Albums?

Ich habe ja noch eine andere Band namens TIME REQUIEM, ich schätze, du kennst sie. Der Unterschied zwischen den beiden liegt darin, dass Musik für SPACE ODYSSEY zu schreiben immer sehr viel Spaß macht. Es ist sehr locker. Es ist nicht so strikt arrangiert im Vergleich zu TIME REQUIEM. Deswegen sehe ich darin weniger eine Herausforderung; lediglich alles unter einen Hut zu bringen, die ganze Produktion, die Arrangements, die Musiker, den Plattenvertrag, die Interviews und das alles, von den Solo-Sessions bis zum Abmischen… Hättest du mich nach TIME REQUIEM gefragt, hätte ich geantwortet, dass die größte Herausforderung das Komponieren der Lieder ist. Mit SPACE ODYSSEY ist das für mich dagegen sehr einfach. Das liegt wahrscheinlich daran, dass Magnus und ich, als wir uns trafen und beschlossen, gemeinsam etwas zu machen, noch nicht wussten, dass es auf eine richtige CD hinauslaufen würde. Ich schätze, ich habe dieses Gefühl noch immer, wenn ich für SPACE ODYSSEY komponiere. Das ist ziemlich cool.

Das neue SPACE ODYSSEY-Album hat wie schon das Debüt einen sehr natürlichen Klang, nicht so sauber wie die meisten aktuellen Melodic Speed Metal-Veröffentlichungen. Benutzt du altes Equipment, um diesen Sound hinzubekommen?

Bei dieser Art von Musik ist es das Wichtigste, dass man rüberbringt, was die Musiker wirklich spielen, damit man hören kann, was eigentlich los ist. Immerzu passieren viele Sachen in der Musik, sehr schnell und technisch. Ich mag es, wenn es ein bisschen dreckiger ist, besonders beim Schlagzeug. Eher trocken, ohne viele Effekte wie Hall oder so. Ein bisschen wie früher die alten Bands der Marke RAINBOW und DEEP PURPLE, die älteren Scheiben aus dieser Zeit. Es ist toll, wenn man viel Kraft und Energie hat anstatt einfach nur mit einem Sampler zu arbeiten.

Du hast wieder mit Patrik Johansson als Sänger gearbeitet. Ich finde seine Stimme wirklich klasse. Sie ist auch eher rau, aber zugleich in der Lage, die Melodien rüberzubringen – eben so, wie eine Hard Rock/Heavy Metal-Stimme klingen sollte. Wie hat er die Lieder gelernt? Singst du ihm die Melodien vor oder gibst du ihm Noten?

Ich bin immer sehr gut vorbereitet. Ich habe stets sehr ausgefeilte Vorproduktionen und Demoaufnahmen. Ich benutze auch Vorproduktionssänger, die dann alle Lieder so einsingen, wie ich es gerne hätte. Das schicke ich zusammen mit den Texten an Patrik. Er übt dann für sich alleine und ist bestens vorbereitet, wenn es an die richtigen Aufnahmen geht. Ich habe in aller Regel keine Probleme, wenn ich mit meinen Musikern arbeite. Ich halte sie immer auf dem Laufenden, was das Material angeht.

Singst du bisweilen auch selbst auf den Demos?

Manchmal ja. Du lachst, hast du irgendwelche Geschichten gehört?!

Nein, das nicht. Aber ich habe mich schon öfters mit anderen Musikern unterhalten, die keine Sänger sind, aber die ganze Musik schreiben. Hin und wieder gab es da welche, die meinten, dass jeder Gesangsversuch ihrerseits Kündigungsdrohungen der restlichen Bandmitglieder zur Folge gehabt hätte.

Ich singe viele Backing Vocals auf meinen CDs. Ich kann also ziemlich gut singen. Manchmal singe ich Demos für meine Sänger ein. Aber sie müssen mir versprechen, sie nicht zu veröffentlichen oder ins Internet zu stellen. Das würde wahrscheinlich meinen Ruf ruinieren!

Auf dem Album gibt es auch wieder viele Gitarren. Warst du je versucht, das Instrument zu wechseln und ein Gitarrenheld zu werden?

Nun, ich kann Gitarre, Bass, Schlagzeug und viele andere Instrumente spielen. Gerade bei der Gitarre ist aber meine Synchronisation zwischen rechter und linker Hand nicht so gut. Ich kann einige Blues-Sachen spielen, etwa Stevie Ray Vaughn oder Jimi Hendrix, aber nichts besonders Schnelles. Allerdings denke ich wie ein Gitarrist. Wenn man sich meine Keyboardsolos anhört, klingt es fast schon wie eine Gitarre mit Vibrato und Bending und der gesamten Herangehensweise. Manche Leute halten die Keyboardsolos auch fälschlicherweise für Gitarren. Wenn ich Lieder am Keyboard schreibe, kann man die Sachen zu 90% auch auf der Gitarre spielen.

Ich schätze mal, dass das auch mit der Grund ist, warum du so gut mit Magnus harmonierst.

Mit Sicherheit. Magnus und ich sind zusammen aufgewachsen. Wir haben mit elf oder zwölf angefangen Musik zu machen. Er führte mich in die Welt der Gitarrenhelden ein. Ich begann MALMSTEEN, Steve Vai, Eddie Van Halen und all die anderen zu hören. Wahrscheinlich spiele ich deshalb fast wie ein Gitarrist und nicht wie ein normaler Synthesizer-Spieler. Bevor man eine meiner CDs zum ersten Mal anhört – egal ob TIME REQUIEM, MAJESTIC oder SPACE ODYSSEY – hat man vielleicht gewisse Befürchtungen, weil im Info steht, dass der Keyboarder die Musik geschrieben hat. Aber wenn man sie laufen lässt, hört man, dass das in Wirklichkeit großartige Heavy Metal/Hard Rock-Musik ist mit jeder Menge tollem Gesang, starken Melodien, hohen Gitarren und Gitarrensolos – und natürlich gibt es auch meine Keyboardsolos! Es ist eine tolle Mischung und klingt wie eine Band. Es ist nicht so wie bei Yngwie Malmsteen, wo einfach alles auf die Gitarre und die Gitarrensolos fokussiert ist. Leider hat er zuletzt die Lieder ein wenig vernachlässigt. Das ist ein bisschen traurig, weil er einer der allerbesten Gitarristen ist. Dabei kann ich eigentlich nur Gutes über ihn sagen. Nichts gegen seine letzten Werke, aber ich mag besonders, was er in den 80ern gemacht hat auf Odyssey, Trilogy, Rising Force.

Mir geht es mit deiner Musik gerade umgekehrt: Von MAJESTIC war ich seinerzeit nicht sonderlich beeindruckt, wohingegen ich die beiden SPACE ODYSSEY-Alben sehr schätze. Die Stücke wirken lebendiger und ich finde den Gesang wesentlich besser.

Ja, absolut. Es ist ein weiter Schritt von der ersten MAJESTIC-CD zum aktuellen SPACE ODYSSEY-Album. Die Musiker, die Produktion… Zu jener Zeit hatte ich noch eine ziemlich lausige Produktionsfirma. Die Produktion war damals außerordentlich dünn und so weiter. Inzwischen bin ich in der glücklichen Lage, überall das Sagen zu haben. Ich besitze mein eigenes Studio, wo ich den Gesang, die Gitarren und alles aufgenommen habe. Ich habe viel Zeit damit verbracht, am Gesang und den Melodien zu feilen. Das Abmischen dauert auch seine Zeit, bis alles so klingt, wie man es haben möchte. Wenn es einem nicht gefällt, bin ich also der Einzige, dem man dafür die Schuld geben kann!

Ich schätze, ich muss dir eher zum Endergebnis gratulieren! Es gibt einige sehr starke Lieder auf dem neuen Album, zum Beispiel den Opener Through Dreams And Reality. Er vereint die wesentlichen Merkmale eures Sounds. Warst du schon einmal versucht, ausschließlich solche Opener zu komponieren und sie alle auf ein Album zu packen?

Es ist so, dass ich die Lieder immer in der Reihenfolge schreibe, in der sie auf die CD kommen. Ich bin nicht der Typ, der 100 Lieder schreibt und dann die zehn besten aussucht. Das erste Stück, das ich schrieb, war Through Dreams And Reality. Dann kam das zweite, danach das dritte, Lord Of The Winds. Das letzte Stück war dementsprechend The Seventh Star Fantasy. Ich habe die Ideen immer schon fertig im Kopf. Die Vision ist von Anfang an klar. Merkwürdigerweise habe ich die meiste Energie in das erste Stück gesteckt. Es enthält alles. Ich wollte alles in ein Lied packen: die Energie, den guten Gesang, die Solos, was auch immer. So entstand dann der Opener.

Was machst du, wenn du während des Schreibprozesses ins Stocken gerätst?

Ich habe noch eine andere Leidenschaft in meinem Leben: Ich kümmere mich um meinen Körper und meine Gesundheit. Ich mache viele Kraftübungen und laufe viel draußen in der Natur. Im Wald zu sein ist für mich auf einer Ebene mit Musizieren; es ist für mich genauso wichtig. Wenn ich beim Komponieren festhänge, nehme ich mir ein paar Tage frei, geh in die Natur raus und tanke frische Luft.

RICHARD
Bandkopf und Keyboarder Richard Andersson lässt lieber andere Leute auf seinen Alben singen.

Die Musik von SPACE ODYSSEY ist recht komplex. Es gibt zwar eingängige, aber auch viele halsbrecherische Passagen und reichlich Breaks. Wie schaffst du es, dir das alles zu merken?

Wenn man meine Musik zum ersten Mal hört, entsteht ein sehr komplexer Eindruck. Aber wenn man sich mit der Musik eingehender beschäftigt und versucht, ein paar von den Sachen zu spielen, kann man sich sagen: Das ist gar nicht so kompliziert. Für mich ist alles sehr natürlich. Ich beginne mit den Melodien, die ich im Kopf habe. Dort arrangiere ich alles, fast das kompletten Stück, bevor ich runter in mein Studio geh und es auf dem Keyboard spiele. Im Nachhinein füge ich gewöhnlich noch Intros, Outros und Soloteile hinzu. Wenn man meine Lieder anhört, fangen sie meistens nicht direkt nach dem Einzählen 1, 2, 3, 4 an. Es gibt immer lange, schöne Intros oder Instrumentalteile, damit es am Ende ein starker Song wird. Ich finde es wichtig, dass man den Hörer in die richtige Stimmung versetzt.

Auf dem ersten Album, Embrace The Galaxy, gab es ein sehr stimmungsvolles Instrumental namens Perfect Day. Es unterschied sich stark vom restlichen Material – kein Schlagzeug, kein Gesang. Wirst du in Zukunft vielleicht noch mal etwas Derartiges machen?

Definitiv. Denn wenn ich mit den Liedern fertig bin, habe ich immer etwas vergessen. Ich sage dann zu mir selbst: Ich möchte etwas Anderes machen. Am Ende habe ich immer die schnellen Songs und die langsamen, alles beieinander. Ein kleines Teilchen fehlt aber noch. Dann möchte ich noch etwas hinzufügen, das sich von dem, was man typischerweise in dieser Musikrichtung zu hören bekommt, unterscheidet. Die Idee zu dem Lied, das du erwähnst, kam mir durch Magnus´ Gitarrenspiel, sein Vibrato, sein Ton und sein Gefühl für das Instrument. Heutzutage hört man selten derart gute Gitarristen. Meistens spielen sie nur sehr, sehr schnell ohne das geringste Gefühl. Für die aktuelle SPACE ODYSSEY-CD gibt es einen Japan-Bonustrack, eine Ballade nur mit Klavier und sehr gutem Gesang.

Du spielst also auch Klavier?

Ja, auch Orgel und allerlei andere Tasteninstrumente.

Welche Tasten magst du lieber: die schwarzen oder die weißen?

Es ist egal. Ich trage eigentlich eine Brille. Meine Augen sind nicht so gut. Wenn ich ohne meine Brille spiele, vereinen sich die weißen und die schwarzen Tasten. Deshalb spiele ich am besten mit geschlossenen Augen. Folglich macht es keinen Unterschied, ob ich auf den weißen oder den schwarzen Tasten spiele. Ich spiele schon so lange, dass es vollkommen egal ist. Ich bin aber froh, dass es schwarze Tasten gibt. Sonst könnte man sie überhaupt nicht auseinanderhalten, besonders wenn man nicht so gut sieht.

Was machst du, um spieltechnisch in Form zu bleiben oder dich zu verbessern, falls das überhaupt noch möglich ist?

Ich muss das Feuer schüren. Ich übe nicht mehr. Das musste ich machen, als ich 15 oder 18 war, jeden Tag ein paar Stunden spielen. Heutzutage spiele ich, wenn ich Lust dazu habe. Wenn ich komponiere, spiele ich ein bisschen, und manchmal jamme ich zu einem kleinen Loop. Dann spiele ich 15 Minuten oder eine halbe Stunde lang Bluessolos. Danach habe ich genug. Ich spiele nicht mehr so viel, sondern kümmere mich mehr ums Produzieren, Aufnehmen und Komponieren. Heute komponiere überhaupt nicht. Heute mache ich Promotion mit Leuten wie dir. In ein paar Wochen ist diese Periode vorbei. Dann werde ich wahrscheinlich wieder sehr, sehr viel spielen, mich täglich zwanzigmal ans Klavier setzen für etwa zehn Minuten… jeweils. Das macht dann zusammen ein paar Stunden pro Tag.

Auf deiner Homepage habe ich die Ankündigung einer ultimativen Andersson-Sammlung gesehen. Worum handelt es sich dabei?

Das war eine kleine Idee, die ich bezüglich Neuaufnahmen von alten Songs der MAJESTIC-Alben hatte. Zu Beginn des Interviews hast du bereits gemeint, dass du die ersten MAJESTIC-CDs nicht so gut findest. Der Gesang war nicht so toll und die Produktion eher mies. Aber es gab ein paar Stücke, die sehr gut waren. Ich habe vor, sie neu aufzunehmen. Ich habe es sogar schon gemacht. Ich habe Göran Edman am Gesang, der bereits mit MALMSTEEN und auch mit John Norum gearbeitet hat. Dazu kommen noch ein paar Gaststars: Jens Johansson hat gerade bestätigt, dass er Gastsolos beisteuern wird. Mal sehen, ob wir Mister Yngwie Malmsteen ebenfalls zur Teilnahme bewegen können.

Handelt es sich ausschließlich um ältere Stücke oder auch um neu geschriebenes Material?

Nein, es werden nur Neuaufnahmen von alten Liedern sein, allerdings mit komplett neuen Musikern. Ich habe alles produziert und in meinem Studio aufgenommen, so dass der Sound sehr gut sein wird. Das kann ich dir versichern. Es müssten vier Stücke von den MAJESTIC-Alben sein, zwei vom ersten, zwei oder drei vom zweiten, dazu ein paar Songs von TIME REQUIEM und SPACE ODYSSEY. Ich habe die besten Songs ausgewählt, meine Lieblingsstücke. Daran arbeite ich momentan. Bis Ende des Monats werde ich es fertig haben. Dann wird es zunächst einmal nach Japan geschickt.

Wer war der lustigste Musiker, dem du je begegnet bist?

Das muss Mister Malmsteen gewesen sein! Er war ein wirklich witziger Kerl, ein sehr netter Typ. Ich kann nur Gutes über ihn berichten. Ich habe ein paar Wochen bei ihm in seinem Haus in Miami verbracht und rumgejammt.

Dort gab es wohl keinen Schnee…

Nein, kein Schnee. Er lebte davor in L.A., aber dort gab es zu viele Erdbeben.

Wirst du in zehn Jahren oder so auch in die USA auswandern?

Nein, mit Sicherheit nicht. Ich mag die amerikanische Art nicht so. Eigentlich mag ich Amerikaner nicht – nein, nur Spaß! Aber ein Körnchen Wahrheit steckt drin. Ich mag viele Dinge nicht, die aus Amerika kommen, wie die Esskultur mit den Hamburgern, die Reality-Filme im Fernsehen und das alles. Mir gefällt es hier in Schweden ausgesprochen gut. Ich mag meine kleine Heimatstadt. Ich lebe fast schon draußen in der Wildnis. Es ist eine kleine Gemeinde. Ich engagiere mich an der Schule meiner Kinder. Das ist sehr wichtig für mich. Meine Eltern leben in der Nähe, ebenso meine Schwiegereltern und meine beiden Brüder, mit denen ich täglich spreche.

RICHARD
Richard Andersson arbeitet bereits am nächsten Album, das Neueinspielungen von Stücken von MAJESTIC, TIME REQUIEM und SPACE ODYSSEY enthalten wird.

Wie ist es, wenn du Leute triffst, die sogenannte richtige Jobs haben, und du ihnen erzählst, dass du Musiker bist und Heavy Metal machst?

Meistens meinen sie, dass es einem viel Freude bereiten muss, wenn man sein Hobby zum Beruf gemacht hat. Ich habe vor vielen Jahren in einem Kaufhaus gearbeitet. Es gefiel mir sehr gut. Es ist egal, was man tut, solange man dabei glücklich ist. Du kannst Pilot sein oder was auch immer. Ich mache Musik. Manchmal ist es äußerst witzig und manchmal spiele ich mit dem Gedanken aufzuhören und etwas Neues zu machen. Wenn ich so etwas denke, kommt am Ende gewöhnlich eine neue CD dabei heraus!

Kannst du dir vorstellen, eines Tages mit Symphonic Metal aufzuhören und in einer anderen Musikrichtung neu anzufangen, so wie Ritchie Blackmore es mit BLACKMORE´S NIGHT getan hat?

Sicher. Ich höre die Art von Musik, die ich komponiere, nicht mehr. Ich bin auch nicht mehr auf dem Laufenden, was um mich herum in der Musikszene passiert, weil es mich nicht sonderlich interessiert. Ich kaufe keine CDs mehr. Wenn ich eine CD kaufe oder mir Musik anhöre, ist es meistens klassische Musik. Ich interessiere mich für viele verschieden Musikarten. Heavy Metal und Hard Rock fällt mir von alleine zu. Ich habe die Doublebassdrum im Rückgrat, in meiner Wirbelsäule. Deshalb komme ich von diesem Musikstil einfach nicht los! Wenn mir danach ist, kann ich eine Pop-Platte machen. Jazz- oder Blues-Sachen wären auch cool. Man kann bei Mister Andersson nie wissen, was er als nächstes vorhat! Eines Tages kann man vielleicht in der Zeitung lesen, dass er Musik für Pornofilme macht. Hauptsache, er ist damit glücklich!

Du hast als deine Einflüsse DEEP PURPLE und MALMSTEEN genannt. Beide haben in der Vergangenheit Orchester-Alben aufgenommen. Hast du schon mal probiert oder überlegt, etwas in dieser Richtung zu machen?

Ja, hin und wieder. Als ich bei Yngwie in Miami war, hatte er seine Klassik-CD gerade fertig. Hätte ich sein Angebot angenommen bei RISING FORCE mitzuwirken, würde ich jetzt vermutlich gerade an seinem zweiten klassischen Werk arbeiten. Er braucht immer einen Keyboarder dazu für den klassischen Satz. Ich glaube, ich bin der richtige Mann für ihn. Viele Leute haben mir das schon gesagt und gemeint, ich solle zu Yngwie gehen, eine Weile bei ihm bleiben, Computer und Keyboard mitnehmen und loslegen.

Ich mag besonders sein Klassikalbum! Es ist meine persönliche Lieblings-CD von ihm.

Hast du die DVD gesehen?

Nein. Sie wurde nur in Japan veröffentlicht, soweit ich weiß.

Ja. Ein guter Freund von mir hat sie aus Korea importiert. Ich habe sie vor einer Woche gesehen. Es ist toll, wie ein altes, müdes philharmonisches Orchester im Hintergrund spielt, während er seine atemberaubenden Solos abzieht. Sehr beeindruckend.

Sie steht irgendwo auf meinem Einkaufszettel. Aber sie ist hierzulande nicht gerade billig.

Ich kann dir sagen, dass sie das Geld wert ist!

Mal sehen. Letzte Frage: Wirst du jemals ein reines Soloalbum aufnehmen? Ohne irgendwelche Gastmusiker?

Du meinst ein Instrumentalalbum?

Ich weiß nicht. Vielleicht willst du ja auch mal singen…

Ich sollte nicht nie sagen, obwohl ich versucht bin, es zu tun. Für mich bedeutet Musik Melodien. Ich mag einen guten Song mit gutem Gesang, guten Melodien und einem guten Solo. Ich habe die Instrumentalsachen von Leuten wie Tony McAlpine oder Vinnie Moore nie gehört. Sie sind natürlich sehr gute Musiker. Aber ein oder zwei Stücke sind für mich genug. Dann beginne ich mich zu langweilen. Mir würde vermutlich langweilig werden, wenn ich versuchen würde, eine Instrumental-CD zu machen. Ich habe immer ein oder zwei Instrumentalstücke auf meinen CDs, weil ich zwischendurch gerne eine kurze Pause vom Gesang mache. Wie gesagt finde ich klassische Musik absolut großartig, insbesondere Bach und seine Orgelwerke. Ich habe auf der Orgel einer Kathedrale hier in der Nähe gespielt. Ich habe daraufhin einige Stücke für Kirchenorgel geschrieben. Ich träume davon, in einer richtig großen Kathedrale vor Publikum zu spielen. Eine Stunde lang ausschließlich Bach goes Heavy Metal. Das wäre was!

Fotos: Sure Shot Worx

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