PARTY.SAN OPEN AIR: Interview mit den Veranstaltern

Das PARTY.SAN OPEN AIR hat sich zum Geheimtipp gemacht. Wer auf Death- und Black Metal steht, kommt an diesem sympathischen und rundum gut organisierten Festival eigentlich nicht vorbei – Grund genug, kurz vor dem Festivalwochenende die Veranstalter mit ein paar Fragen zu belästigen.

Das PARTY.SAN OPEN AIR hat sich zum Geheimtipp gemacht. Wer auf Death- und Black Metal steht, kommt an diesem sympathischen und rundum gut organisierten Festival eigentlich nicht vorbei – Grund genug, kurz vor dem Festivalwochenende die Veranstalter mit ein paar Fragen zu belästigen. Am 7., 8. und 9. August wird in Bad Berka wieder eine Horde Langhaariger einfallen, bis dahin gibt es hier schon mal ein paar Infos zum kommenden und den vergangenen Party.San-Open Airs.

Einfache (und wahrscheinlich doch schwierigste) Frage zum Anfang: Warum gebt Ihr Euch zum neunten Mal den Stress, ein Festival zu organisieren?

Mieze: Zum einen die Liebe zur Musik, zum anderen wollen wir damit auch an der Szene arbeiten. Kaum eine andere Gruppe von Leuten ist so vielschichtig in ihren Extremen und Lebensauffassungen wie die Metalszene. Wir arbeiten ja auch seit Jahren als Veranstalter in einen Club, in dem wir in den Wintermonaten regelmäßig Konzerte veranstalten. Und schlussendlich haben wir bei allen Stress auch einen Haufen Spaß. Ich denke aber auch, dass jeder von uns drei Veranstaltern andere Gründe aufführen wird. Befragt man die Crew wird sich dieses noch um ein vielfaches erhöhen.

Boy: Für mich ist es die größte Herausforderung, ein Festival mit all unseren Einschränkungen (nur Death-, Trash- Blackmetal und Rock´n Roll / niedriges Preisniveau) zu etablieren und kostendeckend zu arbeiten.

Wie sind die Reaktionen auf das Party.San in Bad Berka und Umgebung? Das Festival wird immer bekannter und größer – wie reagieren die Bewohner?

Mieze: Wir haben eigentlich nur positiver Reaktionen. Die Stadt unterstützt uns so gut es nur geht. Und die paar Leute, die sich immer noch darüber aufregen, dass „diese Langhaarigen durch die Stadt pilgern werden jedes Jahr weniger. Ist wahrscheinlich alles eine Frage der Gewohnheit.

Boy: Als ich mit einigen der heutigen Party.San Crew 1996 das Festival gegründet habe, wurden wir von den meisten Leuten belächelt. Die verantwortlichen Gemeindevertreter befürchteten damals noch, dass ihre Scheunen in Flammen aufgehen. Sie haben uns aber machen lassen und waren der Meinung dass sich das Ganze schon wieder erledigen würde. Was für eine fatale Fehleinschätzung! Heute bekommt man durch alle Instanzen eigentlich nur positive Reaktionen. Wir haben den Namen:„Bad Berka“ mittlerweile in Europa bekannter gemacht, als es irgendwelche Trachtengruppen oder Männergesangsvereine je hätten bewerkstelligen könnten. Auch Handel, Hotel und Gastronomie streicht sich das zweite Augustwochenende schon rot im Kalender an. Und wenn die einheimische Wirtschaft davon profitiert, ist auch der „Bürger“ zufrieden und der Meinung, dass dies einmal im Jahr zu ertragen ist.

Im Vorfeld des Festivals macht Ihr klare Ansagen – so ist auf Eurer Homepage zu lesen: „Wir werden nicht locker lassen und auch in diesem Jahr Gäste mit einschlägig bekannten T-Shirts den Zugang verwehren.“ Hat sich dieses (lobenswerte!!) Vorgehen bewährt?

Mieze: Im Jahre 2000 hatten wir noch viele dieser Spinner auf dem Platz. Seit dem wir eine klare Ansage an die Idioten gemacht haben, hat sich das Problem deutlich verringert. Das soll nicht heißen, dass es keine Leute bei uns mehr gibt, die ihren Extremismus in Politik reflektieren. Wobei mir es egal ist, ob nun Rechts oder Links – beide Parteien sind mir suspekt.

Metal hat nichts mit Politik zu tun und ein Konzert ist nicht das Parlament. Extrem sind wir alle irgendwie – aber bitte gebraucht euer Gehirn bevor ihr das Maul aufmacht. Aber wir sind nicht die Weltverbesserer – die Szene ist da genau so schuld – da sie die Schwachmaten so lange geduldet hat. Hoffen wir mal dass irgendwann Metal nur den Metallern gehört. Das Thema ist zu komplex um es in kürze umfassend zu beleuchten.

Boy: Die Sache hat sich auf alle Fälle bewährt. Es wurden im letzten Jahr erheblich weniger Fremdkörper festgestellt, und die die noch kommen, sind halt keine Beleidigung mehr für ein Metallerauge.

Zum Party.San gibt es seit 2000 ein Video – wie bewältigt ihr den zusätzlichen Arbeitsaufwand? Die Videos sind weit von einfachen Mitschnitten entfernt, wer macht die Videos?

Mieze: Das sind anfangs Leute gewesen, mit denen wir seit Jahren befreundet sind und die als Hobby halt die Videofilmerei hatten. So lag es nahe, ein Video von den Bands zu machen. Mit den Jahren wurde das immer komplexer und manche der Filmer hat auch keine Zeit/Lust mehr sich dieses Wochenende durch einen Sucher anzuschauen. Neue Leute wurden gesucht und in Profis diverser freier Kanäle in Thüringer Raum gefunden – die FILMKREFF wurde geboren.

Seit drei Jahren sind die Jungs nun zusammen und arbeiten sich den Arsch ab um den Maniacs ein ordentliches Produkt zu bieten. Wir sind sehr stolz auf unsere FILMKREFF und hoffen das irgendwann auch mal andere auf die Jungs aufmerksam werden und sie auch mal andere Aufträge bekommen.

Boy: Der Mieze hat die Jungs 2000 an die Hand genommen und sich um die Organisation des gesamten Ablaufs gekümmert. Das Fachwissen und die Fähigkeiten, aus dem Rohmaterial ein fertiges Video herzustellen, war vorhanden. Heute arbeitet die „Filmkreff“ selbstständig und ist in der Lage auch für andere Produktionen kostengünstig tätig zu werden. (Anfragen sind erwünscht: mieze@party-san.de
)

Beim Party.San gibt und gab es immer wieder Bands zu sehen, die nicht auf jedem Festival spielen. Nach welchen Kriterien sucht ihr Bands für das Festival aus? Spielt die Präsenz bei anderen Open Airs/Konzerten dabei eine Rolle?

Mieze: Das Auswahlverfahren ist nicht so einfach in Worte zufassen. Alles beginnt damit, dass wir drei zusammensitzen und uns darüber den Kopf zerbrechen welche Tendenz das nächste Jahr haben soll( mehr DEATH / TRASH / BLACK- METAL.) Danach schreiben wir alle unsere Vorstellungen auf und unser Jarne wählt aus, was möglich ist und was nicht. Danach wird telefoniert, gefaxt und gemailt und irgendwann steht so was wie ein Grundgerüst. Zu den Bands, die man nicht so häufig auf anderen Open Airs sieht lässt sich nichts sagen – außer das wir nur Bands auswählen, die uns selber gefallen. Und unser Jarne ist halt der absolute Maniac, der eine Band schon kennt wenn sie das erste Mal einen Proberaum betreten. Besonders wenn die Herren aus SCHWEDEN kommen.

Wenn Ihr an das erste Party.San zurückdenkt, was waren damals eure Ziele? Habt ihr mit so viel Erfolg gerechnet?

Boy: Am Anfang war das Hauptziel, überhaupt ein Festival über die Bühne zu bekommen. Damals durfte jeder noch seinen Musikgeschmack mit einbringen. Das war aber im nach hinein gesehen nicht sehr hilfreich – denn wie heißt es so schön „viele Köche verderben die Köchin“ – …oder so. Als wir dann nach erheblichen Verlusten uns 1998 auf die heutige musikalische Ausrichtung festgeschrieben haben und das ganze dann „Party.San Open Air“ nannten war das Ziel ein kleines Festival mit 300-400 Leuten zu veranstalten. Dies gelang uns aber erst 1999, al unter anderem DIE APOCALYPTISCHEN REITER; AMON AMARTH und EDGE OF SANITY spielten. Ab 2000 war/ist unser Ziel und Anspruch „anders zu sein als alle anderen“.

Ob das gut oder schlecht ist, muss jeder für sich entscheiden.

Eindeutig kann ich aber behaupten, dass damals niemand die heutige Entwicklung weder angestrebt noch erwartet hätte.

Das Party.San zeichnet sich neben der Bandauswahl auch durch ausgesprochen faire Preise aus. Heutzutage eher eine Ausnahme – wie könnt ihr die Preise halten?

Mieze: Wir versuchen mit allen Mitteln unsere Preise an der untersten Grenze des Machbaren zu orientieren. Wir müssen alle nicht von dem Party.San leben, das vereinfacht das Ganze schon. Auch arbeitet der Großteil der Crew aus Interesse an dem Open Air, da sie es mit aufgebaut haben; der Großteil der Crew ist seit 96 dabei. Hat man dann noch ein vernünftiges Finanzkonzept, kann man auch Preise wie beim Party.San machen und trotzdem kostendeckend arbeiten.

Boy: Da die Preise in den letzten beiden Jahren nicht nur „stabil“ sondern dazu noch gleich geblieben sind (die Bierpreise sogar seit 5 Jahren!) wird es im kommenden Jahr sicherlich eine leichte Anhebung des Eintrittes geben. Aber es wird weiterhin keine versteckten Kosten für Müll, Pissen, Blech und so weiter geben. Das niedrige Preisniveau können wir aus drei Gründen anbieten: Erstens, Mieze besitzt die Fähigkeit unsere Zulieferer dazu zu „überreden“ den kleinsten machbaren Preis anzusetzen. Ich habe da schon einige heulend aus dem Büro kommen sehen, aber es bekommen alle pünktlich ihr Geld. Und das ist heutzutage schon mehr Wert als satte Gewinne. Zweitens verkaufen wir die Gastro nicht an irgendwelche Firmen, sondern organisieren dies selber.

Und drittens ist es der Crew zu verdanken, die zum größten Teil nicht für Euronen – sondern für Spaß an der Freude, Metal, zwei Riesen-Partys und nicht zuletzt für ein einzigartiges Zusammengehörigkeitsgefühl 10 Tage lang abrackert. Als Dank dafür hinterlassen 60% der Gäste eine riesige Müllhalde. Aber da hat noch niemand ein Patentrezept entwickelt. Wir setzten trotzdem weiter auf Überzeugung und nicht auf Zwangsmaßnahmen.

Gibt es Festivals, die Euch so richtig gut gefallen? Welche und warum?

Mieze: Fuck the Commerce – weil sie genauso Underground sind wie wir und sich den Arsch aufreißen, ohne sich die Taschen zu füllen.

Am liebsten habe ich kleine Open Airs bei dem der Underground noch zu hören ist.

Boy: Für mich eindeutig „Manos Geburtstag 2000“ (findet leider nur alle 3/4 Jahre statt) weiterhin: Protzen Open Air 2001/2002 / Chateaux Noír – Roßlau 1998 R.I.P.! / AAAARRGHH – Beelitz 1998 – R.I.P.! / Roads To Underground – Buttstädt –2001/2002 – R.I.P.! und natürlich FTC – Neiden.

Wie groß ist der Aufwand, um ein Open Air auf die Bühne zu stellen? Lässt sich das überhaupt in Zeiteinheiten messen?

Mieze: Mittlerweile arbeiten wir das ganze Jahr über für das Party.San. Wenn man ein vernünftiges Open Air machen möchte ist der Zeitaufwand

zweitrangig alles was zählt sind die Fragen: hat alles geklappt? Spielen alle Bands? Würden wir uns als Gäste bei uns wohl fühlen?

Boy: Tja, unsere Jobs als Schlüsselschnitzer und Fliesenbatscher leiden natürlich erheblich darunter, aber man kann sich nur auf eine Sache mit aller Kraft konzentrieren. Und das ist für uns eindeutig das Party.San und die Stoye Hall.

Angenommen, Ihr habt alle Freiheiten (finanziell und auch sonst) – wie würde euer ganz persönliches Traum-Billing aussehen?

Mieze: Im Luftschlösser bauen bin ich nicht so gut und außerdem wird für nächstes Jahr nichts verraten.

Boy: Du wirst es im kommenden Jahr sehen, hahaha.

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