blank

OVERKILL : 15 Jahre…und kein bisschen leise

Vor dem OVERKILL-Gig in Chemnitz hatte ich die Möglichkeit ein Interview mit Blitz zu führen. Da Blitz quasi ein Idol meiner Jugend ist, war dieser Tag für mich ein „großer Moment“. Obwohl in allen Interviews, welche ich von ihm über all die Jahre gelesen habe, immer stand, daß er ein sehr netter und lustiger Geprächspartner ist, war ich schon gespannt was auf mich zukommen wird. Aber bereits bei der überaus sympathischen Begrüßung durch ihn, wusste ich, daß ich es mit einem richtig netten Menschen zu tun habe und nicht mit einem arroganten Musiker…

Vor dem OVERKILL-Gig in Chemnitz hatte ich die Möglichkeit ein Interview mit Blitz zu führen. Da Blitz quasi ein Idol meiner Jugend ist, war dieser Tag für mich ein „großer Moment“. Obwohl in allen Interviews, welche ich von ihm über all die Jahre gelesen habe, immer stand, daß er ein sehr netter und lustiger Geprächspartner ist, war ich schon gespannt was auf mich zukommen wird. Aber bereits bei der überaus sympathischen Begrüßung durch ihn, wusste ich, daß ich es mit einem richtig netten Menschen zu tun habe und nicht mit einem arroganten Musiker. Dieser Eindruck sollte sich auch nicht ändern. Blitz lachte ständig, es war ein überaus lockeres Gespräch und zu Ende des Interviews überraschte er mich, da er alle Konzerthallen in denen er spielte noch kannte. So wusste er wo der Rührersaal (eine Halle, welche es seit ca. 7 Jahren in Nürnberg nicht mehr existiert) ist. Wie der Tanzaplast in Gunzendorf aussieht (dort waren sie 1997 bei der „From the Underground“ Tour zu Gast) usw. Dadurch merkt man auch, daß die Energie und Freude welche Blitz auf der Bühne zur Schau stellt absolut echt ist. Er lebt und liebt seine Musik eben seit nunmehr über 15 Jahren.

Glückwunsch zu „Bloodletting“. Ich denke die neue Platte klingt spontaner und frischer als die letzten beiden Veröffentlichungen.

Ich sehe die Platte als eines meiner Kinder an. Ich mag alle Platten von uns, aber auf „Bloodletting“ herrscht wieder ein thrashigeres Gefühl was zum einen an der Entwicklung liegt, die sich im Laufe der Zeit ergeben hat und hauptsächlich am neuem Gitarrist Dave Linsk, der uns einen richtigen Arschtritt verpasst hat.

Apropos neuer Gitarrist. Joe Comeau, euer alter Gitarrist, ist ja für diese Tour zurück in der Band. Ich denke, die Trennung war wirklich mal eine Trennung „in aller Freundschaft“?

Er schuldet uns noch Geld haha. Nee im Ernst, wir hatten kaum Zeit uns nach einen neuen Gitarristen umzuschauen und Joe sagte: Ich habe Zeit, ich bin dabei! Es ist wie in der guten alten Zeit, obwohl sie ja noch gar nicht so lange vorbei ist.

Die neuen Texte sind schwer zu verstehen für einen „Europäer“. Was kannst Du uns über die Lyrics erzählen?

Ich erkläre die Texte nicht so gerne, denn abstrakte Texte zu schreiben, die jeder auf seine Weise interpretieren kann, war schon immer meine Art und Weise die Lyrics zu verfassen. Wenn ich jeden Song einzeln erklären würde, dann würde dies die Aufgabe das Puzzle zusammenzusetzen nehmen. Generell schreibe ich Texte aus meinem inneren Gefühl heraus, hauptsächlich über Schmerz und Angst. Die „Necroshine“-Lyrics beispielsweise waren sehr beeinflusst durch meine Krankheit bzw. durch die Schmerzen die ich damals erlebte. Das Schreiben der Lyrics gibt mir die Möglichkeit meine negativen Seiten zu betrachten und dabei fand ich auch schon einige Seiten an mir die ich nicht mag, haha. Diese Vibes auf diese Art und Weise auszuleben macht es weniger gefährlich für mich als Person. Die „Bloodletting“-Lyrics sind zum Teil durch Angst, zum Teil durch Sachen die ich in meinem Leben vermisse angetrieben. Im Prinzip geht es immer um Fortschritt, denn ich weiss dass Perfektion unereichbar ist, aber Fortschritte kann man immer machen.

Zumindest hier bei uns sind die letzten beiden Alben, inclusive „Coverkill“, ja nicht so gut angekommen während hingegen „Bloodletting“, dadurch dass es wieder mehr nach den „alten“ Overkill klingt, viel besser aufgenommen wurde. Wie sind im allgemeinen die Reaktionen bisher?

Wir spielen heute erst die sechste Show für „Bloodletting“ und bisher waren die Reaktionen sehr gut. Ich kenne nur die Kritiken aus Deutschland, es kann aber gut sein, daß in USA bzw. im Rest der Welt das Album als altmodisch eingestuft wird. Zur Zeit werden viele Platten veröffentlichen die von der Produktion modern klingen aber die Songs hören sich an, als ob sie 1987 geschrieben wurden. Wir haben uns in den letzten 15 Jahren immer nur ein bisschen verändert, was in Deutschland immer super angekommen ist, im Rest der Welt aber immer unterschiedlich aufgenommen wurde. Wir sind jedoch eine der wenigen US-Bands die selbst nach 15 Jahren noch immer in der ganzen Welt touren können und nicht nur in Deutschland wie die meisten anderen. Gestern habe ich gehört, daß „Bloodletting“ auf Platz acht in den Metalradios in den USA eingestiegen ist. „Necroshine“ belegte übrigens zwischenzeitlich einmal Platz eins.

Bist du glücklich mit HALFORD auf Tour zu gehen?

Wir spielen Headlinertourneen seit der „The Years of decay“, sowohl hier als auch in den Staaten. Ausserdem fühlen wir uns hier nicht wie ein Supportact behandelt, sondern mehr als ein Special Guest. Wir bekommen einen kompletten Soundcheck, wir bekommen keine Hindernisse in den Weg gelegt, haben vollen Sound und das komplette Licht und dürfen auch länger spielen als eine normale Supportband, knapp über eine Stunde. Auch für mich persönlich ist es eine schöne Erfahrung, denn so ziemlich jeder mit langen Haaren ist irgendwann mal von PRIEST oder Rob selbst inspiriert worden. Auch für die Fans ist es weit besser, HALFORD und eine Band die seit 15 Jahren im Geschäft ist, zu sehen als HALFORD und eine unbekannte Vorband, denn der Markt ist überflutet mit Hunderten von Veröffentlichungen und Bands. Auf diese Tour wird wirklich „value for money“ geboten.

Die Fans mögen die alten Songs und ich denke ihr wollt die neueren Sachen spielen. Ist es schwer für Euch in der einen Stunde die richtigen Songs auszuwählen?

Es ist schon schwer in einer Stunde, sprich in elf Songs die ganze Bandhistorie wiederzugeben. Wir spielen natürlich z.B. „Rotten to the core“, „Hello from the gutter“ zwei Stücke vom neuem Album und von ziemlich jedem Album einen Song.

Ich liebe Euren Song „Birth of tension“ und sehe Euch jetzt schon zum fünftenmal und ihr habt diesen Song noch nie gespielt!

Natürlich nicht, wir wollen ja dass Du wiederkommst, haha.

Spielt ihr noch eine weitere Tour um „Bloodletting“ zu promoten?

Wir verhandeln derzeit mit einem Dänen, welcher der Manager von KING DIAMOND ist. Die Tour mit ANNIHILATOR hat in mir nämlich den Gedanken reifen lassen, daß es heutzutage sinnvoller ist, mit einer bekannten Band zu touren, da ja wie gesagt der Markt übersättigt ist und man den Leuten auch was für ihr Geld bieten muss. Manchmal, wenn ich z.B. in München auf der Bühne stehe, komme ich mir vor, als ob ich vor mehr Leuten spiele, die selbst einen Plattenvertrag haben, als vor Leuten ohne. Und jeder von denen ist ein Kritiker…

So wie es derzeit aussieht werden wir im März mit KING DIAMOND auf Europatour gehen und dann überall da spielen wo wir jetzt mit Rob nicht waren, z.B. Österreich, Türkei, Schweiz und noch einige mehr.

Ich hoffe ich sehe Euch nächstes Jahr in Wacken!

Es war schade heuer nicht spielen zu können aber die Platte war noch nicht fertig und eine Platte besitzt Priorität, denn ein Konzert ist nur ein Tag im Leben, während man eine Platte immer hat.

Themawechsel. Hast du schöne Erinnerungen an Deine Schulzeit?

Damals habe ich mit Drogen angefangen, deshalb sind die Erinnerungen leicht vernebelt, haha.

Dann lass uns einwenig Lehrer spielen. Du spielst in einer Band, welche in den 80ern begonnen hat, die 90er überlebt hat und immer noch aktiv ist. Was denkst Du über folgende Bands. Du kannst Noten von 1 (Miserabel, Übel) bis 10 (Spitzenklasse) geben.

Metallica

Kann ich zwei Noten geben, haha? Früher 10, heute 4.


Megadeth

Ne fette 8. „Risk“ finde ich scheisse, aber die neue Single „Kill the king“ ist wieder viel besser.


Motörhead


11!


Iron Maiden

Eine dicke 8


Slayer

Waren schon immer eine klare 8


Testament

Schon immer einer der unterbewertesten Bands. Ich würde sagen 9.


Anthrax

5


Armored Saint

Ich kenne die neue Scheibe nicht. Den alten Sachen gebe ich eine 6.




Und Sängerkollegen?

James Hetfield

10


Dave Mustaine


7


Bruce Dickinson


Er wird allgemein als der beste Metalsänger angesehen, aber ich weiss da gibt es noch einen…deshalb nur eine 9 von mir


Rob Halford


Da haben wir den besten Sänger…..11 Punkte von mir!!! Es ist wunderbar diesen Kerl Nacht für Nacht auf der Bühne zu sehen.


Tom Araya


5


Phil Anselmo


Ich mag Phil eigentlich nicht, ich gebe ihn zwar keine 1, aber 5 Punkte mehr ist nicht drin


Geoff Tate


Ich halte nicht soviel von ihm. Er ist zweifellos ein sehr talentierter Sänger aber seine Frontmanqualitäten schätze ich nicht so besonders ein.


Alan Tecchio


Ein sehr guter Freund von mir.

Ich habe Alan schon einmal kennengelernt. Wir schreiben uns regelmäßig Mails.


Ihr kennt Euch? Dann gebe ich eine 11 – und schreib ihm das auch!

Haha, mach ich wenn ich wieder zu Hause bin.

Und was denkst Du über folgende in Amerika total angesagte Bands, wie LB, Korn oder Creed?


Diese Bands stellen den heutigen Mainstream dar. Ich nenne das Ganze gerne „Heavy Pop“…sie verwenden zwar harte Gitarren, diese verlieren aber bei poppigen, eingängigen Refrains ihre Gefährlichkeit, ihre Power. Und das vermisse ich bei diesen Bands – ich mag eher Sounds, die wie schwere Maschinen klingen, die Dich überrollen…


Aber ist es nicht frustrierend für Dich als langjährigen professionellen Musiker, daß diese Jungs über Nacht zu Millionären werden?


Nein, nicht wirklich. Overnight Sensations gehören für mich zum Musikbusiness dazu. Ich schaue eigentlich nur auf das was ich selbst erreicht habe und bin damit sehr zufrieden. Ich zähle meinen Erfolg eher in Tagen, als in Dollars. Immerhin bin ich jetzt schon 15 Jahre dabei und das ist ein grosser Erfolg. Ich bin sehr glücklich mit dem was ich erreicht habe, weil ich 15 Jahre nicht hart arbeiten musste, sondern von der Musik leben konnte.


Eben. Trends kommen und gehen. OVERKILL waren da und sind immer noch da.


Sobald Du trendy bist, musst Du Angst haben, daß der Trend vorbei geht, denn dann bist Du austauschbar. Wir müssen uns nicht zusammensetzen und uns Gedanken machen wie wir uns verkaufen müssen um angesagt zu bleiben. Denn wir sind schon immer „untrendy“ und werden es auch immer bleiben. Es ist mir viel wichtiger mit „Bloodletting“ eine Scheibe veröffentlicht zu haben die dich wie die Faust ins Gesicht trifft, als vorne auf einem Teeniemagazin zu stehen.


Ich war dreimal in Amerika und denke der Metal in Amerika ist tot, oder?


Dann warst Du wohl an den falschen Orten. Das Rolling Stone Magazin hat 1994 geschrieben, daß der Metal tot sei, aber wir haben uns kein bisschen darum gekümmert. Wenn wir z.B. in Iowa an einem Montag spielen, kommen nicht mehr als 100 Leute, an einem Samstag in New York sind schon bis zu 1500 Zuschauer anwesend. Durschnittlich sehen uns 400 Fans. Wir spielen nach wie vor 100 bis 150 Shows pro Jahr. Also Tod ist der Metal definitiv nicht.


Du bist ständig auf Tour. Hast Du ein normales Familienleben?


Ich habe einen 17-jährigen Sohn, ein fantastischer Junge, er liebt OVERKILL, aber verheiratet bin ich nicht.


DD Verni und Du sind die einzig Konstanten in der Band. Bist Du noch in Kontakt mit deinen ehemaligen Mitmusikern?


Wir sind nur noch mit denen im Kontakt, die uns Geld schulden haha. Ich bin mit allen im Kontakt, ausser Sid Falck und Bobby Gustaffson. Es ist immer schwer für uns einen Musiker zu verlieren, weil immer ein Teil der Familie wegfällt, aber es hat uns meist einen Tritt in den Hintern gegeben und die Blutauffrischung hat uns gut getan. Merrit Gant kam neulich zu uns in Philadelphia auf die Bühne, die anderen wussten alle Bescheid, für mich war es allerdings eine tolle Überraschung, als er „Horrorscope“ spielte. Ihm ist mittlerweile seine Familie wichtiger, genauso wie Sebastian Marino, der uns auch öfter besucht. Telefonieren tu ich, abgesehen von Sid, mit allen häufig. Und Bobby Gustaffson erreiche ich nie, da er oft umzieht und ich nie seine aktuelle Nummer habe. Auch mit Joe Comeau verhält es sich so. Es ist sehr schade für uns, daß er uns verlässt aber wir können seine Entscheidung nachvollziehen da er schon immer als Frontmann auf der Bühne stehen wollte. Wir wünschen ihm alles Gute und sind froh, daß er uns auf der Tour noch einmal begleitete.


Wie wichtig ist das Internet für Dich?


Unsere Page www.wreckingcrew.com ist ein ziemlich wichtiges Projekt für uns, denn da können wir die Band so darstellen, wie wir es wollen und nicht so wie es die Plattenfirma oder Promovertreter sich vorstellen, mit Pin-up Girls etc. Ausserdem ist es für mich immer wichtig und interessant, z.B. im Chat das Feedback der Fans zu bekommen und deren Meinung zu bekommen. Wir schauen uns die Nachrichten auf dem Messageboard an, beantworten diese und halten es für wichtig auf diesem Wege immer präsent zu sein. Ein Mädel aus Portugal und ein Typ aus New York haben sich sogar verlobt, nachdem sie sich bei uns im Chat kennengelernt haben…und ich bin verantwortlich, haha. Das erste Kind von ihnen soll Blitz heissen haha.

Nee, im Ernst, ich finde, es ist ein wichtiges Instrument sich darzustellen.


Deine Meinung zur Napster und Co. Situation?


Unsere neue Platte wurde aus dem Presswerk gestohlen und war so zwei Wochen vor dem offiziellen Veröffentlichungstermin im Internet erhältlich. Trotzdem kann ich die Haltung von METALLICA nicht nachvollziehen, denn ich denke jede Art von Werbung ist gute Promotion, auch wenn es unseren Verkäufen letzendlich schaden könnte.


Ein paar letzte Worte an Eure Fans.


OVERKILL then, OVERKILL now!

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner