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NIGHTWISH – Vier Biester und eine Schöne

Im Interview erzählte uns Keyboarder Tuomas, wie es zur Single zur Sonnenfinsternis kam, dass Nightwish eigentlich gar keine Metal Band werden sollte und noch einiges mehr.

Im Interview erzählte uns Keyboarder Tuomas Details zum neuen Album, wie es zur Single zur Sonnenfinsternis kam, dass Nightwish eigentlich gar keine Metal Band werden sollte und noch einiges mehr.

Wishmaster geht mehr nach vorne als der Vorgänger Oceanborn. Es gibt einige Unterschiede, Wishmaster ist direkter, kompakter und dennoch hat es mehr Atmosphäre. Wir haben auch die Power Metal Einflüsse ein wenig zurückgenommen – Wishmaster ist symphonischer und atmosphärischer, so fasst Tuomas, Hauptsongwriter bei Nightwish die Unterschiede zwischen dem neuen Album und dem Vorgänger Oceanborn zusammen.

Tarjas Stimme hat sich ebenfalls sehr verändert – auf Oceanborn war ihre Stimme sehr majestätisch, aber auch sehr technisch. Das Gefühl in der Stimme hat gefehlt. Wir wollten das verändern, und ich denke dass wir das gut geschafft haben. Beim Songwriting greift der Keyboarder auf sein bewährtes Rezept zurück: Zuerst habe ich eine Vision, das Thema des Songs schwebt mir vor. Ich überlege mir, ob ich ein Liebeslied, oder eine andere Art von Song machen will. Die Ideen, die Melodien, die Riffs – das kommt mir dann irgendwie in den Sinn. Der Prozess ist ziemlich kompliziert und es dauert auch recht lange, bis ich soweit bin. Für FantasMic habe ich bestimmt zwei, drei Monate gebraucht, bis ich alle Ideen geordnet hatte.

Im Gegensatz zu Sängerin Tarja, die eine klassische Gesangsausbildung gemacht hat, ist Toumas und auch der Rest der Band nicht besonders an Klassik interessiert: Ich habe zwar auch schon Klarinetten- und Klavierspielen gelernt, mit 15 habe ich ein Diplom in Musiktheorie und Klarinette gemacht –damit habe ich mich aber schon ewig nicht mehr beschäftigt. Heute komponiere ich alles mit dem Keyboard, manchmal klimpere ich auch auf der Akkusikgitarre.

Obwohl die Musik von Nightwish nicht grade simpel gestrickt ist, hält der Finne nicht viel von grauer Theorie: Wenn man zuviel Musik studiert und Songs nach bestimmten Gesetzten machst, dann klingst man irgendwann wie Dream Theater, was mir gar nicht gefällt. Diese Musik geht für mich eine viel zu technische Richtung und es mangelt ihr an Gefühl. Es ist gut, dass wir alle ein wenig ausgebildet sind – aber nicht zu professionell. Wenn ich Songs schreibe, entdecke ich die Welt der Musik jedes Mal neu. Das Bindeglied zwischen Klassik und Metal ist Sängerin Tarja: Sie ist die einzige die sich mit klassischer Musik befasst. Aber starke Emotionen und Bombast sind Elemente der Klassik und auch Elemente von Nightwish.

Wenngleich klassische Musik für Tuomas nicht wichtig ist, so kann er dennoch einige Einflüsse benennen: Bands wie Stratovarious, die ich sehr mag, haben mich natürlich geprägt und höre seit sehr langer Zeit Metal. Aber der größte Einfluss für mich sind Soundtracks. Man muss auch nicht den Film sehen, um einem Soundtrack zu verstehen. Auf der anderen Seite bin ich ein großer Kinofan, aber ich achte vielleicht mehr auf die Musik als ein Nicht-Musiker.

Nightwish hatten letztes Jahr auch eine Art Sondtrack veröffentlicht, die Single Sleeping Sun erschien zur Sonnenfinsternis. Um ehrlich zu sein, es war nicht unsere Idee, einen Song zur Sonnenfinsternis zu schreiben. Ein Mitarbeiter von unserem Label Drakkar rief mich vor einem Jahr an und bat mich, einen Song zu diesem Anlass zu schreiben. Ich war ziemlich beeindruckt und dachte: wow – da bestellt jemand einen Song bei mir. Ich fühlte wie ein professioneller Musiker, haha. Er sagte mir dann noch, dass es eine Ballade sein soll, nicht länger als vier Minuten mit einem starken Refrain. Es hat ziemlich viel Spass gemacht, mal einen Songs auf diese Art zu schreiben und es kam ja auch ein richtig guter Titel dabei raus.

Tuomas konnte die Sonnenfinsternis nicht beobachten und ließ sich von mir recht ausführlich schildern, wie es war – um weiter zu Erklären, dass er ein sehr naturverbundener Mensch ist, der die Inspiration für seine Texte oft aus der Natur gewinnt: Der Ozean ist sehr symbolisch für mich, er ist die Wiege alles Lebens und er ist auch ein Grab. Wasser spiegelt für mich auch Gefühle, Wasser kann ruhig und friedlich, es kann aber auch brutal und zerstörerisch sein. Auf der anderen Seite lebe ich seit meiner Kindheit mitten im Wald – die Natur ist sehr wichtig für mich. Das ganze Konzept von Nightwish passt ganz gut zu Naturthemen.

In den Texten findet man aber nicht nur Naturbilder, sondern auch Gestalten aus der Bibel:

Die Bibelthemen sind eher symbolisch zu verstehen, Religionen sind faszinierend – das bedeutet aber nicht, dass ich ein religiöser Mensch bin. Ich glaube nicht an etwas bestimmtes – man sollte nicht sagen, dieser oder jener Gott existiert – ich denke alles ist möglich. Ich lese gerne, und ich beschäftige mich gerne mit anderen Kulturen. Die Bibel ist ein tolles Buch, sie ist voller Symbolik, die jeder für sich interpretieren kann

Nightwish sollte ursprünglich ein Akustikprojekt werden, Ich hatte in zwei Metal Bands gespielt – irgendwie hatte ich die Nase voll davon und wollte was ganz anderes machen. Mir schwebte stimmungsvolle, akustische Musik vor. Wir hatten damals ein Demo aufgenommen – warum wir dann wieder den Bogen zum Metal gemacht haben, kann ich dir gar nicht genau sagen. Ein Grund war vielleicht, dass Tarjas Stimme so stark und kräftig war, dass Metal der ideale Gegenpart ist. Außerdem hatten alle Mitglieder außer Tarja ihren Hintergrund im Metal – für uns war es dann irgendwann normal, wieder Metal zu machen.

Auf den ersten Album Angels fall first klangen Nightwish noch ein wenig ruhiger und wurden prompt in die Gothic Schublade gepresst – eine Bezeichnung mit der sich Tuomas nicht so recht anfreunden kann: Ich weiß gar nicht, warum wir immer noch als Gothic Metal bezeichnet werden. Wir hatten zwar auf unserem ersten Album Angels fall first noch viele Gothic-Elemente verwendet, doch mit Oceanborn hat sich das völlig geändert. Vielleicht kommt das, weil wir eben eine Sängerin haben, doch die Musik klingt eigentlich viel mehr nach Symphonic Power Metal als nach Gothic.

Frontdame Tarja steht klar im Vordergrund der Band – eine Konstellation mit der der Hauptsongwriter aber gut leben kann: Mir macht es nichts aus, dass alle auf Tarja schauen. Sie ist nun mal das erste, was dir an Nightwish auffällt – du denkst: wow, was für eine Stimme. Es ist eigentlich normal für mich, ich habe damit kein Problem – wir sind vier Biester und eine Schönheit. Sie ist der Schlüssel und das Image zu dieser Band.

Vampster-Fragebogen:

Wie wichtig ist das Internet für die Metalszene?

Ich interessiere mich nicht so sehr dafür. Ich denke aber, dass es wichtig werden wird. Im Moment spielt dieses Medium wohl noch keine große Rolle– aber wer weiß, was in einem Jahr ist. Die Technologie entwickelt sich so schnell.

Was waren die drei letzten Alben, die dir richtig gut gefallen haben?

Der Soundtrack of crimson tide

Der Soundtrack Dances with wolfes

Sonata Artica

Wen willst du gerne mal treffen?

Den griechischen Komponisten Vangelis – mein größtes Idol. Er ist der Meister – ich wäre so glücklich, wenn ich ihn treffen könnte.

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