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NAIO SSAION: Jeder ist etwas Besonderes!

Einflüsse aus der klassischen Musik und die Verwendung von Geigen sind im Metal keine Neuigkeit mehr, aber man kennt sie fast ausschließlich entweder von traditionellen oder extremen Metalbands. Der Sound der slowenischen Band NAIO SSAION hingegen, in dem diese klassischen und auch einige Folkeinflüsse mit modernen Rock- und Nu Metal-Sounds zusammen kommen, klingt neu und erfrischend anders, wie das Sextett mit ihrem ersten englischsprachigen Album "Out Loud" vor kurzer Zeit eindrucksvoll unter Beweis stellte. Sängerin Barbara stellte sich unseren Fragen mit zwar etwas knappen, aber dennoch informativen Antworten.

Einflüsse aus der klassischen Musik und die Verwendung von Geigen sind im Metal nichts Neues mehr, aber man kennt sie fast ausschließlich entweder von traditionellen oder extremen Metalbands. Der Sound der slowenischen Band NAIO SSAION hingegen, in dem diese klassischen und auch einige Folkeinflüsse mit modernen Rock- und Nu Metal-Sounds zusammen kommen, klingt neu und erfrischend anders, wie das Sextett mit ihrem ersten englischsprachigen Album Out Loud vor kurzer Zeit eindrucksvoll unter Beweis stellte. Sängerin Barbara stellte sich unseren Fragen mit zwar etwas knappen, aber dennoch informativen Antworten.

Ihr spielt schon seit 1999 zusammen, damals noch unter einem anderen Bandnamen. Habt ihr euch bewusst dazu entschieden, genau diesen Sound zu spielen, oder ist die Musik, die ihr heute spielt, das Ergebnis einer Entwicklung, die in den letzten Jahren stattgefunden hat?

Ich würde sagen, dass es eher die Konsequenz einer Entwicklung war, was ja der ganz natürliche Lauf des Lebens ist. Es war so, dass wir als High School-Band angefangen haben, und natürlich mussten wir zunächst unseren eigenen Stil finden. Wir begannen damit, einige Coverversionen zu spielen, danach haben wir es in Angriff genommen, unsere eigene Musik zu erschaffen. Eine Sache, für die wir uns ganz bewusst entschieden haben, war aber auf jeden Fall, dass wir immer versuchen wollen, so originell wie nur möglich zu sein.

Besonders Roks Geigenspiel klingt sehr virtuos und auch dein Gesang hört sich sehr professionell an – außerdem scheint es, dass ihr einen ziemlich guten musiktheoretischen Hintergrund habt. Habt ihr alle eine musikalische Ausbildung genossen, oder habt ihr euch das alles im Do-it-yourself-Verfahren angeeignet?

Ja, wir haben alle eine musikalische Ausbildung. Wir haben alle die Musikschule besucht, aber Rok und ich haben außerdem noch eine Ausbildung an einer weiterführenden Musikschule absolviert.

NAIO SSAION wurden im Jahr 2003 offiziell gegründet, obwohl ihr ja schon zuvor einige Jahre zusammen gespielt hattet. Was war der Grund für den Namenswechsel? Und welche Bedeutung hat der Name eigentlich?

Der Grund für den Namenswechsel war genau die musikalische Entwicklung, welche du schon vorhin angesprochen hast. Als wir unseren neuen Stil hervorgebracht haben, waren wir uns alle einig, dass wir einen anderen Namen brauchten, und so haben wir NAIO SSAION als neues Projekt gegründet. NAIO SSAION ist ein Name, den wir uns ausgedacht haben, ein Kunstwort. Es steht einfach für uns sechs.

Von eurem ersten Album Numedia wurden nicht weniger als vier Singles ausgekoppelt, und ihr habt auch einen Videoclip gedreht. Das Lied n.ss war einige Wochen lang an der Spitze der slowenischen Charts. Das ist mit dieser Art von Musik wirklich beeindruckend, auch wenn euer Sound einen gewissen Popappeal aufweist. Wie konnte das passieren? Habt ihr viel Radio-Airplay und so weiter bekommen?

Ja, ganz genau. Wir haben mit unserem ersten Album, Numedia, in Slowenien ziemlich viel Radio-Airplay bekommen, besonders mit unserer ersten Single n.ss. Um ehrlich zu sein, haben wir damit auch nicht gerechnet.

Glaubst du, dass ihr auch international mit Singles erfolgreich sein könnt? Viele Leute bezweifeln, dass es in diesem Genre überhaupt einen Markt für Singles gibt. Umso überraschender zu sehen, dass ihr damit in eurem Heimatland so erfolgreich wart, aber vielleicht funktioniert der slowenische Musikmarkt auch einfach nur ein bisschen anders…

Nun, natürlich hoffen wir, dass unsere Singles auch im Ausland erfolgreich sein können, das ist der Grund, warum wir versuchen, dort den Durchbruch zu schaffen.

Im Juli 2004 hieß es auf eurer Website, dass ihr euer Debütalbum in englischer Sprache neu aufgenommen hättet. Wurde diese Neuaufnahme jemals veröffentlicht?

Ursprünglich hatten wir vor, Numedia mit englischen Texten neu aufzunehmen, aber da wir aus unserem ersten englischen Album das Beste machen wollten, das wir konnten, haben wir nur fünf Songs von Numedia ausgewählt und acht vollkommen neue hinzugefügt. Diese Platte haben wir dann Out Loud genannt.

Das Lied n.ss, welches in Slowenien so erfolgreich war, ist eines dieser Lieder, die schon auf Numedia enthalten waren, aber auch auf Out Loud zu finden sind. Gibt es gegenüber der Originalversion, abgesehen von der Produktion und der anderen Sprache, eigentlich größere Veränderungen?

Zunächst einmal muss ich sagen, dass Numedia im April 2004 veröffentlicht wurde und wir gerade einmal drei Monate später einen Vertrag für ein neues Album unterschrieben hatten. Napalm Records, unsere Plattenfirma, wollte Numedia in englischer Sprache veröffentlichen, das war zumindest der ursprüngliche Plan. Aber wie ich schon sagte, haben wir neues Material gehabt und von Numedia nur diejenigen Songs genommen, die wir wirklich mochten. Wenn man sich die beiden Versionen von n.ss anhört, wird man ziemlich viele Änderungen an den Arrangements entdecken, es geht also über die Produktion auf jeden Fall hinaus.

NAIO
NAIO SSAION-Sängerin Barbara steht auf Gruppenfotos.

Das Albumcover von Out Loud zeigt Rok und dich. Sicherlich seid ihr beiden diejenigen, die den Sound von NAIO SSAION am deutlichsten prägen. Seid ihr auch diejenigen, die das Sagen haben, wenn es in der der Band darum geht, Entscheidungen zu fällen?

Nein, wir entscheiden stets alle zusammen.

War es denn ein Problem für die anderen Bandmitglieder oder zumindest ein Diskussionsthema, dass ihr beide auf dem Cover abgebildet seid und damit das Aushängeschild der Band seid?

Ja. Ich persönlich würde auch ein Gruppenfoto vorziehen oder überhaupt kein Bandfoto. Das war allerdings eine Entscheidung unseres Labels.

Als slowenische Band habt ihr hier immer noch einen gewissen Exotenstatus. SIDDHARTA haben im letzten Jahr einige Aufmerksamkeit erhalten, aber abgesehen davon hört man hier nicht viel von slowenischen Rock- und Metalbands. Gibt es wirklich so wenige nennenswerte Bands in Slowenien, oder werden sie bloß aus irgendeinem Grund außerhalb ihres Heimatlandes nicht wahrgenommen?

Der Hauptgrund ist wohl, dass die meisten slowenischen Bands nicht wirklich versuchen, im Ausland Fuß zu fassen. SIDDHARTA und wir hingegen tun dies.

Welche Bands aus Slowenien, besonders aus eurer Gegend, kannst du unseren Lesern empfehlen?

LAIBACH, LEAF-FAT, GOD SCARD und NOCTIFERIA.

Ein wichtiger Teil der slowenischen Wirtschaft ist der Tourismus. Nun gibt es seit 2004 das METALCAMP-Festival in Tolmin. Wie ich schon erwähnte, lässt die geringe Zahl an slowenischen Bands, die man hier kennt, auf eine nicht allzu große Szene schließen. Dieses große Festival stellt einen gewissen Kontrast zu diesem Eindruck dar. Gibt es dort viele Besucher aus Slowenien, oder ist das METALCAMP ebenfalls in erste Linie unter Tourismus einzuordnen und zieht hauptsächlich ausländische Besucher an?

Eine Sache, die man nicht vergessen darf bei dieser Geschichte, ist die Tatsache, dass Slowenien nur etwa zwei Millionen Einwohner hat. Es gibt natürlich viele slowenische Besucher, aber das Festival hat auch international einen guten Ruf, so dass auch viele Besucher aus dem Ausland hierher kommen. Wir haben aber drei größere Rockfestivals, welche bekannter als das METALCAMP sind.

Lass uns auf die Texte zu sprechen kommen. Abgesehen von Out Of The Great Book Of Fairytales handeln alle Texte von Situationen aus dem echten Leben. Basieren diese Texte auf deinen eigenen Erfahrungen, oder sind sie trotz allem vollständig erfunden?

Wie du schon sagtest, ist nur Out Of The Great Book Of Fairytales fiktiv. Alle anderen Texte beruhen auf meinen eigenen Erfahrungen oder von Dingen, die ich bei anderen Leuten gesehen habe.

Deine Texte handeln fast ausnahmslos davon, sich nicht von etwas herunterziehen zu lassen, stark zu sein, nicht aufzugeben, ein selbstbestimmtes Leben zu führen und sich nicht von jemand anders seinen Willen aufzwingen zu lassen. Du scheinst eine sehr kämpferische und positiv denkende Person zu sein. ist der Eindruck korrekt?

NAIO
Barbara hat eine klare Botschaft: Ich denke, wir sollten alle weniger über uns selbst und materielle Dinge nachdenken und mehr darüber, Menschen in Not zu helfen.

Ich versuche positiv zu denken, aber ich bin nur ein Mensch. Und keine Angst, kämpfen tue ich nicht. Ich glaube einfach, dass es heutzutage zu viele Leute auf der Welt gibt, die denken, dass sie aus irgendeinem Grund besser sind als die anderen. Ich kann dir gar nicht sagen, wir sehr ich das missbillige. Ich bin der Überzeugung, dass wir alle verschieden sind und dass es das ist, was uns bewundernswert macht. Es spielt keine Rolle, wer man ist oder welche Position man inne hat – jeder ist etwas Besonderes. In meinen Texten versuche ich nur, die Leute daran zu erinnern, an sich selbst zu glauben.

Der Text von Shut Up wurde nicht von dir verfasst, sondern von eurem Bassisten Lenart. Dies ist nicht das Einzige, was diesen Song vom restlichen Material abhebt. Das Stück klingt, als wäre es sehr spontan entstanden.

Der Song entstand eigentlich auf die gleiche Art und Weise wie unsere anderen Songs, abgesehen davon, dass Text von Lenart ist und sich deshalb erwartungsgemäß von den anderen unterscheidet.

In der Bridge dieses Songs singst du die Worte kamate kora. In einem anderen Interview sagtest du, dass dies übersetzt be afraid white man heiße. Was ist es, wovor die Weißen Angst haben sollten? Für mich scheint es, dass in dem Text Kritik am Informations-Overkill geübt wird, dem wir heutzutage ausgeliefert sind.

Ja, das stimmt. Ich denke, wir sollten alle weniger über uns selbst und materielle Dinge nachdenken und mehr darüber, Menschen in Not zu helfen.

Fotos: Napalm Records

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