MANTRIC: Der neueste Tratsch aus Norwegen

Mit ihrem wundervollen Debütalbum "The Descent" sprengen die Norweger MANTRIC die Grenzen zwischen Metal, Hardcore, Progressive und Alternative Rock. Sicherlich ein schwerer Brocken, der sich aber mit jedem Hören mehr erschließt und in eine farbenprächtige Welt entführt, aus der du nicht mehr heraus willst und kannst. Keine Frage, mit ihrer ehemaligen Band EXTOL haben sie schon bewiesen, dass sie was können, aber MANTRIC ist die Königsdisziplin. Sänger und Multiinstrumentalist Ole Halvard Sveen stellt sich tapfer unseren Fragen.

Mit ihrem wundervollen Debütalbum The Descent sprengen die Norweger MANTRIC die Grenzen zwischen Metal, Hardcore, Progressive und Alternative Rock. Sicherlich ein schwerer Brocken, der sich aber mit jedem Hören mehr erschließt und in eine farbenprächtige Welt entführt, aus der du nicht mehr heraus willst und kannst. Mit ihrer ehemaligen Band EXTOL haben sie schon bewiesen, dass sie was können, aber MANTRIC ist das Nonplusultra. Sänger und Multiinstrumentalist Ole Halvard Sveen stellt sich tapfer unseren Fragen.

 

Hallo Ole Halvard, herzlichen Glückwunsch zu eurem großartigen Debütalbum The Descent. Arbeiten wir erstmal eure Vergangenheit auf. MANTRIC gehen aus EXTOL hervor, die sich auflösten als Peter Espevoll die Band verließ. Wolltet ihr nicht als EXTOL weiter machen, da Peter damals die Band gegründet hatte?

Es war sogar so, dass Peter und unser ehemaliger Schlagzeuger David Husvik, beides Gründungsmitglieder von EXTOL, die Band gleichzeitig verlassen hatten. Ja, es fühlte sich richtig an, den Namen der Band zu ändern, da auch keine Originalmitglieder mehr in der Band waren – einerseits den Fans, andererseits auch dem Namen EXTOL gegenüber.

Wie läuft es heute bei den Espevolls?

Es geht ihnen gut. Beide Brüder (neben Peter war auch noch Christer Espevoll ein Teil von EXTOL – Anm. d. Verf.) sind in den letzten Jahren Vater geworden, glücklich verheiratet und so weiter. Den neuesten Tratsch aus Norwegen kann ich dir auch erzählen: Beide haben sich vor kurzem zusammen ein Haus gekauft und werden im Sommer von Oslo wegziehen. In ein schönes, kleines Dorf am Meer. Eine großartige Entscheidung, wenn du mich fragst!

Die meisten ehemaligen Mitglieder von EXTOL machen nun unter dem Namen MANTRIC weiter. War es von vornherein klar, dass ihr nach dem Split weiter machen wolltet?

Ja. Als sich EXTOL auflösten waren wir mitten in einem sehr inspiriertem Songwriting-Prozess und es war niemals keine Option für Tor Magne (Gitarre und Gesang – Anm. d. Verf.), John Robert (Bass – Anm. d. Verf.) und mich aufzuhören. Wir drei haben seit wir vierzehn Jahre alt sind zusammen Musik gemacht, zum Beispiel bei LENGSEL, die auch vor drei Jahren wieder ein Album veröffentlicht haben, sieben Jahre nach dem Debüt. Ich bin sicher, wir werden damit weiter machen, bis uns die Haare ausfallen.

Du hast nun die meisten Gesangslinien übernommen. Großartig, denn ich mochte deinen Klargesang auf The Descent wirklich sehr. Wie ist es für dich, jetzt der Frontmann zu sein?

Danke! Tor und ich teilen uns den Gesang auf. Ich übernehme den Großteil des melodischen Gesangs und er kümmert sich um die Screams. Live ist das natürlich sehr anders für uns, verglichen mit EXTOL. Ich war es wenigstens gewohnt, gleichzeitig zu singen und Gitarre zu spielen, aber Tor Magne hatte mit Ausnahme einiger Background-Vocals noch nie live gesungen, bevor wir die ersten MANTRIC-Konzerte gespielt haben. Aber er kommt damit wirklich gut zurecht, und wir haben uns in unsere neuen Rollen gut eingelebt.

Du spielst auch andere Instrumente auf The Descent, wie Akkordeon, Violine und Mandoline. Hat dir diese neue Rolle das Selbstbewusstsein gegeben, auch andere, ungewöhnliche Instrumente einzubauen?

Das kam eher durch den kreativen Entstehungsprozess bei diesem Album. Ich glaube, wir fühlten uns freier um alles auszuprobieren, was wir wollten, und da gehörte dazu, mehr Instrumente zu verwenden. Ich liebe all diese Instrumente schon seit Jahren und habe sie auch schon in andere Projekten, in denen ich involviert bin gespielt, wie zum Beispiel bei der Folk-Pop Band meines Bruders, TIM´S FAMILIYTREE. Da spiele ich auch Banjo und Kontrabass, neben Mandoline, Akkordeon und Schlagzeug. Auf The Kiss, The Hope von LENGSEL haben wir auch Akkordeon eingesetzt, wirklich neu ist das also nicht für uns.

Das Akkordeon klingt dennoch nach einer spontanen Idee während der Aufnahmen. Zeigt ihr damit Humor?

Nicht wirklich Humor. Ich mag einfach den Klang dieses Instruments, wenn es auf richtige Art und Weise eingesetzt wird. Aber natürlich gibt es viel schreckliche Akkordeonmusik auf dieser Welt. (lacht) Aber ja, das war spontan. Ich denke, dass nicht viele Bands in unseren Genres Outros verwenden, wie wir es bei Choice haben. Ich kann durchaus verstehen, wenn die Leute das etwas lustig finden.

 MANTRIC
Es fühlte sich richtig an, den Namen der Band zu ändern. Nach dem Ausstieg von Peter Espevoll wurde aus EXTOL MANTRIC.

Bei deinem Gesang erkenne ich eine gewisse Verbindung Chino Moreno von den DEFTONES und Freddie Mercury in den Siebzigern. Dazu kommen sehr elegische Gesangslinien, das liebe ich.

Vielen Dank, es freut mich sehr, dass du den Gesang magst! Ich bin allerdings kein großer Fan von Mr. Mercury, auch wenn nicht viele das mit ihrer Stimme anstellen können, was er machte. Mr. Moreno ist da schon näher dran, auch wenn er mich ebenfalls nicht so sehr inspiriert hat. Seine Screams finde ich sehr cool und sein Gesang ist schön, aber ich finde die Melodien zu langweilig, das braucht mehr Variation. Und jetzt wird mich die halbe Welt hassen, nur weil du mir solche Fragen stellst.

Tor Magne jedenfalls übernimmt den kompletten Schreigesang.

Auf Invasion übernehme ich den heftigen Gesang in der Strophe, der Rest stammt von Tor Magne. Ilkka von BENEA REACH hat außerdem ein paar Gastauftritte auf The Descent.

MANTRIC liegen irgendwo zwischen DEFTONES, BURST, CYNIC und THE OCEAN. Nicht unbedingt stilistisch gesehen, aber genauso unvergleichlich, mit einer Mischung aus Metal, Progressive, Hardcore und Alternative. War das mehr ein Unfall als geplant?

Ich denke, du liegst da ganz richtig. Wir sprechen nicht viel über Genres, wenn wir zusammen Musik machen. Wir sind uns darüber einig, dass unsere Musik originell und dynamisch sein muss und sowohl melodischen als auch geschrienen Gesang beinhalten soll. Uns geht es mehr darum, dass das was wir machen unseren Nerv und unsere Attitüde wiedergeben soll, und nicht aus welchen Genres sie besteht. Wir wollen einfach die Musik machen, die wir selbst mögen, das, was wir interessant und eingängig finden.

Haben euch die vorher genannten Bands dann wenigstens inspiriert? Und was findet sich sonst so in euren Stereoanlagen?

Das ist eine schwierige Frage. Ich habe mir sowohl Around The Fur von den DEFTONES und Focus von CYNIC angehört, als die Alben erschienen. Somit denke ich, haben diese Werke auf gewisse Art und Weise meinen Background geprägt. Aber ich habe mir beide Alben seit Jahren nicht mehr angehört. Von John Robert weiß ich allerdings, dass er viel DEFTONES in den letzten Jahren gehört hat. Ich bin mir nicht sicher, aber ich denke, dass Tor Magne ein paar Alben von BURST besitzt. Uns wurde eine Tour mit THE OCEAN angeboten, ich habe sie mir auf Myspace angehört, sie sind eine der interessantesten, harten Bands, die ich seit langem gehört habe. Leider kenne ich noch kein Album von ihnen.
Meine Playlist besteht aus WOVEN HAND, NINA SIMONE, Crack The Skye von MASTODON, DJANGO REINHARDT, THE MARS VOLTA und AT THE DRIVE-IN, LED ZEPPELIN, BJÖRK, THE CARDIGANS, BREACH, PRINCE und so weiter. Ich habe mir in den letzten Jahren nicht viele harte Musik angehört, aber wenn ich etwas entdeckt habe, kann ich durch das Internet wenigstens in neue, heavy Musik reinhören, ohne mein Geld blind für das ganze langweilige Zeug zu verschwenden, das dauernd veröffentlicht wird.

War es eine gute Gelegenheit für MANTRIC sich langsam aber sicher, ohne die Erwartungen der EXTOL-Fans entwickeln zu können? Dass ihr einfach in die Richtung gingt, die ihr selbst wolltet?

Ich glaube schon. Zumindest fühlt es sich gut an, den EXTOL-Ballast abzuwerfen und Beschwerden zu vermeiden, warum wir nicht Undeceived Pt. 2 machen. Wir haben auch schon mit The Blueprint Dives das Album geschrieben, das wir wollten, aber dieses Mal fühlten wir uns sogar noch freier. Und das war definitiv eine gute Sache. Es resultierte in einem Album, mit dem ich mehr zufrieden bin, als mit allem anderen, das ich vorher gemacht habe. Der ganze Prozess des Schreibens der Musik hat Spaß gemacht und war sehr inspiriert. Wir hatten eine großartige Zeit, während wir hart an der ersten Musik von MANTRIC arbeiteten.

Hat es wirklich drei komplette Jahre verschlungen, The Descent zu schreiben und aufzunehmen, oder war da eine Pause zwischen dem Split eurer ehemaligen Band und MANTRIC?

Naja, es hat schon etwas gedauert um The Descent aufzunehmen. In dieser Zeit bin ich aus Oslo weggezogen und wurde kurz darauf Vater. Nach Oslo kehrte ich also zurück, wenn ich die Gelegenheit dazu hatte, um nächtelang aufzunehmen. Dann schlief ich im Proberaum und fuhr am Morgen nach Hause, bis sich die nächste Gelegenheit wieder ergab. Es dauerte außerdem mit Labels zu verhandeln und schließlich einen Vertrag zu unterzeichnen und das Coverartwork anzufertigen. Wir haben wirklich viel Zeit aufgewendet diese Songs zu schreiben, vorzuproduzieren und während der Aufnahmen weiter daran zu experimentieren, aber auch andere Sachen haben viel Zeit verschlungen.

 MANTRIC
Das Artwork zu The Descent.

Ehrlich gesagt, sehe ich nicht zu viel Unterschied zwischen der Ausrichtung von EXTOL und MANTRIC. Musstet ihr euch nicht krampfhaft von der Vergangenheit abheben?

Wie schon gesagt, für uns war es das Ehrlichste, den Namen zu ändern. Es fühlt sich einfach nicht richtig an, unter dem Namen EXTOL weiter zu machen, wenn die wirklichen EXTOL-Jungs nicht mehr Teil davon sind. Aber musikalisch haben wir damit weitergemacht, was wir schon getan haben. Tor Magne und ich schrieben schon das meiste Material für The Blueprint Dives und einige der Songs auf The Descent waren für ein weiteres EXTOL-Album geplant, also ist es nicht besonders überraschend, dass beide Alben nicht krass unterschiedlich klingen. Und ja, auch wenn wir wieder zu einer Demo-Band wurden, was sich sehr seltsam anfühlte, es fühlte sich rein künstlerisch gut an, alte Erwartungen und frühe EXTOL-Fans zu verlieren. Fans, die eh nur enttäuscht gewesen wären, wenn ein Album nicht mehr wie Undeceived klingt, egal wie gut es ist.

Davon abgesehen ist die Heaviness heute wichtiger als auf The Blueprint Dives. Ist MANTRIC generell ein wilderer Weg, euch auszudrücken?

Ja, da stimme ich absolut zu. Während wir The Descent schrieben, fokussierten wir uns darauf mehr Spannung und Ecken hinein zu bringen und die Dinge in weniger kontrollierter Art und Weise zu tun, auch um von den glatten Momenten von The Blueprint Dives weg zu kommen. Meiner Meinung nach ist The Descent eine natürliche Weiterentwicklung von dem, was wir auf The Blueprint Dives gemacht haben, nur dreckiger, experimenteller und doch mehr durchdacht.

Außerdem habt ihr die Dynamik erweitert, es gibt die volle Bandbreite von ruhig und entspannt, bis hin zu herausfordernd und stressig. Aber nach einigen Durchläufen, macht alles Sinn. Das ist kein Easy Listening, viel mehr harte Arbeit wegen der der vielen Kontraste. Ist das euer Mantra? Konzentriertes Zuhören, das in einen Trancezustand führt und die Welt für 50 Minuten vergessen lässt?

Nun, das klingt zumindest gut, und es gibt eine bessere Antwort, als ich sie normalerweise gebe, wenn mich in Interviews jemand nach der Bedeutung hinter unserem Namen fragt. Das muss ich mir merken! Aber ernsthaft, wir wollten das Album genauso haben, also freut es mich, dass du dein Hörerlebnis so beschreibst. Wir wollen den Hörer herausfordern tiefer zu graben, so dass er hoffentlich etwas findet, das länger in Erinnerung bleibt, als der durchschnittliche Radiohit. Oder passender, als der durchschnittliche, überproduzierte, eingängige aber seichte US-Metalcore-Hit.

Ich finde alle Songs sehr beeindruckend, es gibt nicht viele aus dem Gesamten hervorstechende Nummern, definitiv ein gutes Zeichen. Aber Spear Of Heaven ist auf jeden Fall sehr extravagant, das klingt nach einem Experiment. Stimmt´s?

Ja, das ist einer der vielen Tracks auf The Descent, die Tor und ich im Proberaum gemeinsam geschrieben haben. Das begann mit ein paar Ideen an den Gitarren, die Tor von Zuhause mitgebracht hat, dann habe ich hinter den Drums an der rhythmischen Seite gearbeitet, woraus wieder neue Ideen für die Gitarren geboren wurden und so ging es dann weiter. Und im letzten Teil wird alles einfach nur verrückt. (lacht)

Außerdem gibt es ein paar Hits für die mutigen Hörer: Tower Of Silence, Cognitive Cocaine und Water Through Fire. Alle diese Songs haben wirklich eingängige Elemente, wenn man mal drin ist. Wäre es zu einfach, Radio-Hits zu schreiben?

Ich glaube, das ist tatsächlich so, aber vielleicht sollte ich das erstmal beweisen, bevor ich mein Maul aufreiße? Aber selbst wenn ich so etwas schreiben könnte, ich bräuchte die Kontakte zu Leuten mit Geld und Einfluss, außerdem müsste man zu diesen ganzen Partys mit diesen Leuten gehen, und ich weiß nicht, ob ich die Nerven dafür hätte.

Dass ihr den Synthesizer-Experten Anders Salomon Lidal mit ins Boot genommen habt, ist außerdem ein großer Schritt nach vorne, auch wenn er hauptsächlich zur Atmosphäre beiträgt. Kennt ihr ihn schon länger?

Ja, wir sind seit elf oder zwölf Jahren befreunden und sowohl Tor, John als auch ich haben schon in WGs mit ihm gelebt. Also wussten wir schon, wie cool und kreativ die Zusammenarbeit mit ihm ist, und wir sind sehr zufrieden mit dem, was er beigesteuert hat. Hoffentlich findet er die Zeit uns auch oft live zu begleiten.

 MANTRIC
Den ganzen Tag verbringen wir mit Menschen, die unseren Glauben nicht teilen. MANTRIC haben kein Problem damit, dass ihre christliche Ideologie von Tourpartnern nicht geteilt wird.

Ihr habt auch einen neuen Schlagzeuger in euren Reihen – Kim Akerholdt spielt sehr komplex, aber heavy und groovy. Ist das euer neuer Lieblingsschlagzeuger?

Definitiv. Wir spielten mit ihm einige Jahre ein einer Thrash Rock-Band namens GANGLION, vor der Zeit von The Descent, also wussten wir schon vorher, was er konnte. Er besitzt großes Talent und enorme Energie!

Die Produktion ist sehr massiv, nur die Snaredrum ist mir zu dumpf und hat mich beim ersten Hören recht gestört. Mit wem habt ihr aufgenommen?

Die Drums und einige Rhythmusgitarren wurden in den Taakeheimen-Studios in Oslo aufgenommen, hauptsächlich wird es von Musikern aus anderen Genres besucht. Wir wollten einen Sound, der eher nach Analog klingt und sich am Rocksound orientiert, keinen digitalen Metalsound. Kim hat außerdem die Songs etwas schneller eingespielt, als man sie auf dem Album hört, dann haben wir die Bandgeschwindigkeit verringert, um die Drums heavier klingen zu lassen. Glaube mir, er hat während dieser Sessions ordentlich geschwitzt.

The Descent wurde von Tue Madsen gemischt.

Wir haben mit ihm schon für The Blueprint Dives zusammen gearbeitet, und er hat tolle Arbeit bei unseren Freunden BENEA REACH geleistet, deren letztes Album er auch gemischt hatte. Wir wussten also schon, was er kann. In erster Linie hat Tue ein aufrichtiges Interesse an kreativer Musik, er liebt Dinge, die anders sind. Nicht wie andere Produzenten von denen alle Alben gleich klingen. Er versteht unseren Background und wusste, wo wir mit den Unmengen an Soundfiles, die wir ihm gesendet hatten, hin wollten. Ich kann immer noch nicht glauben, dass er uns auf Anhieb alles genau so zurück schickte, wie wir es haben wollten.

Mir liegen leider eure Texte nicht vor, aber ich kann nur vermuten, dass sie recht abstrakt sind. Kannst du uns etwas mehr verraten?

Das ist immer schwierig zu beantworten, da die Texte auf verschiedene Arten geschrieben wurden und viele unterschiedlichen Themen behandeln. Was sie aber gemeinsam haben ist, dass sie Dinge behandeln, die uns wichtig sind. Das können persönliche Erfahrungen sein, die wir zu beschreiben versuchen und mit anderen teilen wollen. Blicke auf die Kultur und Denkweise, welche die Welt, die uns umgibt dominieren. Botschaften über Glauben, Hoffnung oder Liebe. Oder ganz einfach Geschichten, von denen wir das Bedürfnis haben, sie zu erzählen. John Robert hat sich hauptsächlich um die Texte gekümmert und würde sie wahrscheinlich ganz anders beschreiben. Ich habe dem Album drei Texte beigesteuert. Wer sich dafür interessiert, findet auf bandsonfire.com alle Texte von The Descent.

Auch eure Promofotos sind recht ungewöhnlich, vor allem das mit dem verschleierten Wolf ist recht seltsam. Steht der Wolf für die Reinheit?

Ehrlich gesagt war das für uns nur ein Spaß. Die Fotografin hat früher schon sehr seltsame Bilder gemacht, die wir sehr mochten, also fragten wir sie, ob sie unsere Bilder schießen wollte, wenn sie dabei genau das tun konnte, was sie wollte. Wir hassen diese klassischen Bandfoto-Sessions, bei denen man einfach nur rumsteht und tough schaut. Das endet immer mit blöden Witzen und keiner von uns nimmt das ernst, also brauchen wir jemanden mit einem Plan und uns sagt, was wir tun sollen. Und wir wollten etwas anderes, es gibt tausende und abertausende dieser Bilder, die alle gleich aussehen.

Seid ihr auch offen für den dunklen Metal? Wie steht ihr zu trve Black Metal?

LENGSEL, die ich vorher schon erwähnt habe, haben 1998 das erste Album veröffentlicht, das zu einem großen Teil von norwegischem Black Metal, wie von ULVER und SATYRICON beeinflusst war, daneben haben AT THE GATES und DISSECTION ihre Spuren hinterlassen. Wir haben also unsere Wurzeln auch in diesem Genre. Die niemals enden wollende Diskussion über true oder not true Black Metal hat uns dennoch nie interessiert. Für uns ging es immer um die Musik. Ich glaube, dass einige der Leute in der Szene etwas Ernstes verkörperten, das man auch das Herz des Black Metal nennen könnte. Etwas hinter dem extremen Image und der hasserfüllten Message, aber ich habe nie Anstrengungen unternommen, das zu verstehen. Und von diesen wenigen Leuten abgesehen, kann ich nur Kostüme, Images, konfuse Intellektuelle, Der Herr der Ringe – was ich natürlich liebe, aber nicht im Bereich der Musik -, persönliche Probleme und ein paar nette, bierliebende Metalheads sehen. Also verlor ich nach einer Weile das Interesse daran, da das ganze neue Zeug aus dem Genre, das ich gehört habe, recht langweilig und innerhalb seines engen Rahmens recht konform ist.

 MANTRIC
Ich glaube, dass alle Religionen ihren Ursprung in dem Verlangen nach demselben Schöpfer haben. Ole Halvard Sveen über die Gemeinsamkeiten aller Religionen.

Ein Mantra verbindet man meistens mit Buddhismus, auch die Kreise auf dem Artwork und der Titel The Descent hinterlässt diesen Eindruck. Inspiriert euch auch der Buddhismus?

Dazu muss ich nein sagen, dennoch glaube ich, dass alle Religionen ihren Ursprung in dem Verlangen nach demselben Schöpfer haben. Und daher kann das eine Wahrheit über uns Menschen, unsere Existenz und Herkuft beinhalten.

Ihr habt einen Deal mit PROSTHETIC unterschrieben. Warum nicht mehr mit CENTURY MEDIA?

CENTURY MEDIA wollten uns nicht mehr, also entließen sie uns aus unserem Vertrag und wir suchten nach etwas Neuem.

Schämt euch, mit EXTOL habt ihr niemals viel live gespielt. Aber glücklicherweise habe ich euch 2005 mit MASTODON gesehen. Wird sich das mit MANTRIC ändern, werdet ihr mehr touren?

Warum hast du uns 2005 dann nicht auch mit OPETH gesehen? (Weil ich es nicht mitbekommen habe. – Anm. d. Verf.) Hoffentlich werden wir gute Tourangebote erhalten. Aber das liegt daran, ob die Leute unsere CDs kaufen und ihre lokalen Promoter nerven, uns zu buchen. Duncan von PROSTHETIC arbeitet daran, hoffentlich kommen wir im frühen Herbst zu euch.

Das passende Tourpackage wäre MANTRIC als Support von THE OCEAN. Wäre das durch die religiösen Unterschiede überhaupt möglich?

Wie schon erwähnt, wir haben den Slot als Support von ihnen angeboten bekommen. Blöd, dass diese Daten mitten in John Roberts Abschlussexamen liegen. Ich hoffe, wir werden noch eine andere Gelegenheit haben mit ihnen zu spielen.
Zu den religiösen Unterschieden: So denken wir rein gar nicht, ich weiß auch gar nicht, welcher Religion THE OCEAN angehören. Den ganzen Tag verbringen wir mit Menschen, die unseren Glauben nicht teilen, also käme uns gar nicht in den Sinn, daraus ein Problem zu machen.

Fein, dann zu euren Zukunftsplänen. Stehen schon konkrete Aktionen an, auf die wir uns freuen können?

Zunächst werden wir ein Musikvideo mit unserem guten Freund Fred Arne Wergeland drehen. Dann werden wir in Norwegen weitere Konzerte spielen, hoffentlich gefolgt vom restlichen Europa und den USA, den norwegischen Grammy gewinnen und nach einiger Zeit ein neues Album aufnehmen. Was passiert liegt einfach zum Großteil nicht an uns, sondern an den Käufern, der Presse, dem Label und so weiter. Wir werden das Beste aus den Möglichkeiten, die wir haben rausholen und weiter Musik machen.

Abschließend eine Bonusfrage. Wie steht es mit LENGSEL, ist diese Band noch aktiv? Ehrlich gesagt, mochte ich The Kiss, The Hope überhaupt nicht, es klang wie ein fehlgeschlagenes Experiment.

(lacht) Ich glaube nicht, dass du der einzige mit dieser Meinung bist. Ich persönlich bin mit diesem Album sehr zufrieden. Für mich ist es ein sehr extremes, unorthodoxes Album. Es ist sehr wild und experimentell, alles was wir vor den Aufnahmen hatten, waren eine handvoll Songfragmente, ein paar Riffs und drei Proben, alles weitere passierte während der Aufnahmen. Ich stimme dir zu, es ist teilweise wirklich sehr weit hergeholt. Aber das wollten wir auch, einfach diese psychopathische, manische Kreativität, für die in EXTOL kein Platz war, rauslassen. Ich glaube außerdem, dass dies einen Effekt darauf hatte, wie wir mit MANTRIC später weiter machten. Vielleicht brauchten wir diesen Ausbruch, um danach strukturierter weiter machen zu können? Wir haben mit diesem Album definitiv alle Grenzen eingerissen. Eines Tages werden wir ein weiteres LENGSEL-Album aufnehmen, aber ich denke, es wird noch einige Zeit dauern, bis wir wieder so weit sein werden.

Ole Halvard, danke für das Interview und viel Erfolg in der Zukunft.

Danke für das Interesse und dein Feedback!

Fotos: (c) Ann Kristin F. Sillankorva
Artwork: (c) Prosthetic Records

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