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LETHAL: Kurzinterview zum Comeback

Nach dem genialen Auftritt beim KEEP IT TRUE-Festival erläuterte Bassist Glen Cook die Umstände des Comebacks und verriet die Zukunftspläne der Band.

Nach dem genialen Auftritt von LETHAL bei der achten Auflage des KEEP IT TRUE hatte ich die Gelegenheit, ein paar Worte mit Bassist Glen Cook zu wechseln und die Umstände des Comebacks sowie die Zukunftspläne der Band näher zu beleuchten.

Was war der Auslöser dafür, dass ihr nach zehn Jahren Sendepause jetzt wieder zurück seid?

Ein Mitarbeiter von einem Magazin kontaktierte unseren Gitarristen Dave. Er wollte wissen, was aus LETHAL geworden ist, da man jahrelang nichts von der Band gesehen hat. Er kontaktierte wiederum den Rest von uns und erzählte uns, dass Leute immer noch an uns interessiert sind. Im Verlauf des Gesprächs, in dem es eigentlich nur darum ging, was passiert war, kam die Frage auf, ob wir nicht Lust hätten, wieder zusammenzuspielen. Wir meinten dann, ja, es wäre toll, wenn wir uns wieder treffen, etwas gemeinsam machen und schauen, wo es uns hinführt. Oliver, der das KEEP IT TRUE-Festival organisiert, hörte davon. Er nahm Kontakt zu uns auf und sagte: Kommt nach Deutschland! Unsere Reaktion war: Deutschland! Endlich! Wir werden das machen. Wir werden nach Deutschland kommen. Auch wenn sonst vielleicht nichts weiter passiert, können wir endlich dort spielen. Wir hatten in der Vergangenheit schon mehrmals geplant rüber zu kommen, aber es hat letztlich nie geklappt, weil niemand es finanzieren wollte. Damals waren wir arme Jungs. Jetzt machen wir es in Eigenregie. Und nun sind wir hier – und es ist fantastisch, einfach großartig! Ich liebe es.

Dieser Trip dürfte euch auch einige Türen öffnen, da ihr eindrücklich gezeigt habt, dass ihr es noch draufhabt.

Es war ein toller Auftritt – unser erster seit zehn Jahren! Einiges war entsprechend eingerostet. Aber wir sind auf die Bühne gegangen und es klang wieder klasse. Ich liebe es. Wir wollen das weitermachen. Nächstes Wochenende spielen wir ein Konzert in Chicago bei einem Power Metal-Festival. Danach werden wir uns daran machen, neue Songs zu schreiben und ein Album aufzunehmen. Hoffentlich können wir nächstes Jahr wieder herkommen. Wir würden hier gerne regelmäßig auftreten. Es macht Spaß hier zu spielen. Ein paar von den Auftritten, die wir früher in den Staaten gespielt haben, liefen nicht so gut. Aber hier läuft alles fantastisch.

Dave hat vorhin zu mir gemeint, ihr hättet einfach eine Pause benötigt, nachdem ihr 15 Jahre lang als Band aktiv gewesen ward.

Wir hatten viele Lieder für ein neues Album, konnten aber nicht das Geld für die Aufnahmen auftreiben. Wir waren auf die Plattenfirmen angewiesen. Als das nicht klappte, waren wir sauer und frustriert. Ich denke, jeder von uns wollte erst einmal einen Schritt zurück machen. Einige von uns haben Familie. Ich habe eine Ehefrau und Kinder. Als wir uns dann wieder trafen – und auch jetzt nach dem Auftritt – ist es wieder ein tolles Gefühl. Wir alle in der Band haben einen guten Draht zueinander.

Was ist mit der Hand von deinem Bruder passiert? Er spielt offensichtlich mit Verband.

Er hatte einen eingeklemmten Nerv. Er wachte eines Tages auf und konnte seine Hand nicht mehr bewegen. Wenn er sie ballen wollte, fehlte die Kraft dazu. Er ging dann zum Arzt und zum Neurologen, die meinten, dass so etwas manchmal passieren würde. Die Ursache war ein eingeklemmter Nerv, aber sie konnten nicht sagen, wie schnell es wieder heilen würde. Bei manchen ist es eine Sache von Tagen, bei anderen dauert es Monate. Ein paar Wochen lang mussten wir zu viert proben. Wir wollten unter keinen Umständen den Auftritt absagen. Er wäre auf alle Fälle mitgekommen, egal ob er hätte spielen können oder nicht. Vor einer Woche spürte er dann zum Glück, dass die Kraft zurückkehrt. Bei ein paar Sachen ist er noch schwach.

Aber er hat super gespielt, finde ich.

Er hat sehr hart arbeiten müssen, um wieder in Form zu kommen.

Wie steht es mit dir? Hattest du dein Instrument zwischenzeitlich an den Nagel gehängt?

Neeein. Wir alle haben weiterhin musiziert. Vor ein paar Jahren haben Dave, Jerry und ich uns sogar getroffen und zusammen ein paar Sachen gemacht. Wir haben ein paar Monate lang einfach nur herumgespielt. Eric und ich haben eine Weile lang auch Akustikstücke gespielt und uns an Wochenenden getroffen.

Ist die Musik ein Hobby für dich?

Ja, immer noch ein Hobby. Wir haben nie Geld damit verdient. (lacht)

Ich weiß nicht. Es hätte ja sein können, dass du hauptberuflich in einer Coverband spielst oder so.

Nein, wir haben reguläre Jobs und Familien, die wir ernähren müssen. Es wäre schön, wenn wir irgendwann Vollzeit Musik machen könnten. Ich liebe Musik mehr als alles andere. Aber um Essen auf den Tisch zu bekommen, muss man bisweilen die Gitarre abschnallen und arbeiten gehen.

So habt ihr immerhin in musikalischer Hinsicht viele Freiheiten und seid nicht auf den großen kommerziellen Erfolg angewiesen.

Ja, wir haben vor, in Zukunft alles in Eigenverantwortung zu machen. Wir sind jetzt erwachsen. Wir werden es alleine machen und falls keine Plattenfirma an einer Übernahme oder Distribution interessiert ist, kommen wir eben so rüber und spielen live und verkaufen die Sachen bei Konzerten. Hauptsache, wir haben Spaß dabei.

Wie hast du den Wandel weg von analogen und hin zu digitaler Aufnahmetechnik wahrgenommen?

Weißt du, ich mag immer noch die guten, alten Zwei-Zoll-Bänder und die eleganten Mischpulte mit dem warmen Klang. Aber die digitale Aufnahmetechnik ist inzwischen so gut, dass alle großen Studios sie verwenden.

Benutzt du sie selber?

Bei unserem letzten Album, Poison Seed, wurde vieles digital aufgenommen. Schlagzeug und Bass wurden noch auf Zwei-Zoll-Band aufgenommen und dann digital überspielt. Wenn man ein gutes Ergebnis damit bekommt, gut. Ich meine, digital aufnehmen ist großartig; es klingt sehr klar und schön. Es ist eben neu und man muss sich an den Umgang damit gewöhnen.

Fanfoto: Jutze und Glen Cook.
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