IMMOLATION: Techniker mit Ausdruck

IMMOLATION liefern uns mit ihrem neuen Album "Close to a World below" einen wahren Death Metal Kracher, der sich durch eine enorme Power und gleichzeitig durch eine verdammt dichte Atmosphäre auszeichnet. Da muss natürlich ein Interview her und Gitarrist Robert Vigna stand uns hierfür per E-Mail Rede und Antwort.

IMMOLATION liefern uns mit ihrem neuen Album Close to a World below einen wahren Death Metal Kracher, der sich durch eine enorme Power und gleichzeitig durch eine verdammt dichte Atmosphäre auszeichnet. Da muss natürlich ein Interview her und Gitarrist Robert Vigna stand uns hierfür per E-Mail Rede und Antwort.

Das neue Album Close to a World Below ist nun also draußen und etwas, das sofort ins Auge fällt ist die Tatsache, das es sehr straight gehalten ist, aber zur gleichen Zeit sehr komplex in seinen Details. Kannst du uns sagen, wie eure persönlichen Vorgaben zu dem Album aussahen?

Close to a World below ist ohne Zweifel unser bestes Album bisher! Wir haben hieran eine lange Zeit gearbeitet und uns als Musiker und Menschen weiterentwickelt. Das kannst du der Musik anhören. Wie du sagst, ist das Album sehr straight vorwärts, aber gleichzeitig ist es keine simple Musik. Die Songs haben alle ihre eigene Identität und ihr eigenes Feeling. Sie sind sehr kraftvoll und intensiv. Wir versuchen ständig diese Art von Musik zu erweitern und uns weiterzuentwickeln aber gleichzeitig auch immer an unseren Wurzeln festzuhalten. Dieses Album kann jeder mögen, der Death Metal hört, Black Metal oder einfach Heavy Metal. Oder jegliche Art von extremer Musik, da das Album sehr vielfältig ist. Wir sind sehr glücklich damit, wie sich alles entwickelt hat und freuen uns schon auf das nächste Album.

Einige Bekannte von mir haben sich Close to a World below angehört waren genauso wie ich der Meinung, dass es absolut unkonventionell klingt. Ihr macht Death Metal aber verglichen mit eurem letzten Album denke ich (und auch andere), dass da etwas passiert ist. Da ist etwas in der Musik, das man nicht mit anderen Death Metal Bands vergleichen kann und auch die Parallelen zu MORBID ANGEL sind geschwunden. Wie würdest du diesen Unterschied aus deiner Sicht beschreiben?

Nun, wir hatten schon immer unsere eigene Art die Dinge zu tun. Wir fahren einfach fort, darauf aufzubauen. Wir haben eigentlich auch noch nie so sehr nach MORBID ANGEL geklungen und wenn du dich hinsetzt und die Musik von beiden Bands anhörst, wirst du einen starken Unterschied erkennen. Metal Blade hatten einmal geschrieben, dass MORBID ANGEL-Fans unser Album mögen würden und das ist wohl in den Köpfen der Leute hängen geblieben. Wir haben unseren eigenen Stil und sind eine sehr eigenständige Band. Und ja, Close to a World Below klingt wie nichts, was es da draußen gibt! Wie ich bereits erwähnte, durchbricht das Album die Barrieren zwischen Black und Death Metal und hat das Potential, dieses ganze Genre auf ein höheres Level der Akzeptanz zu befördern. Wir sind eine Band, die weitergehen und nicht ständig das Gleiche immer wieder machen möchte. Wir wollen sehen, wie diese Musik in die Massen einbricht und jedem zeigen, wie dunkel und heavy die ehrlichste Art von Metal sein kann! Der Mainstream selbst wird ständig etwas härter. Die Leute denken, dass viele der populären Metal/Alternative Bands extrem sind, aber wir sind hier, um zu zeigen, wie extrem es werden und wie man dabei gleichzeitig eine starke musikalische Präsenz erhalten kann. Um zu beweisen, dass Underground Musik nicht nur Lärm ist, sondern durchdachte und gut gemachte, starke und intensive Musik.

In einem Interview habe ich gelesen, dass ihr nicht gerne als technische Band bezeichnet werden möchtet. Könnte dies auch der Grund dafür gewesen sein, dass die Songs auf Close to a World below straighter ausgefallen sind? Und warum mögt ihr es nicht, als technische Band bezeichnet zu werden?

Ich denke, weil die Bezeichnung technisch bedeutet, viele Tonleiter und eine Million Noten pro Sekunde zu spielen. Technisch bedeutet für uns, mehr auf die Musik fixiert zu sein, weniger auf das Gefühl. Es ist schwer, das zu erklären. Es gibt zum Beispiel viele großartige Musiker, die physisch erstaunlich gut und alle Tonleiter nach dem Notenbuch rauf und runter spielen können…aber wenn es darum geht, Musik zu komponieren, können sie der Musik kein Gefühl, keine Emotion geben. Für uns ist Musik Emotion. Gefühl, das sehr stark und bewegend ausfallen kann. Das ist der Grund, weshalb wir uns nicht als technische Band sehen. Unsere Musik ist komplex und sehr eigenständig aber nicht das, was im Allgemeinen als technisch bezeichnet wird. Sie hat Leidenschaft und Stimmung und sie ist sehr dunkel…und das ist, was wir erreichen wollen.

Was ich an dem Album besonders mag sind die Rhythmus-Strukturen. Speziell der Song Higher Coward bekommt hierdurch eine enorme heavyness. Inwiefern entwickeln sich bei euch diese Strukturen natürlich oder wie sehr sind sie konstruiert, um einen eigenständigen Sound zu kreieren?

Wir haben einfach Ideen und an diesen arbeiten wir. Wenn es darum geht Rhythmen zu schreiben, sammle ich Einfälle und wenn ich das Gefühl habe, das es eine starke Idee ist, baue ich darauf auf und versuche den Weg zu finden der funktioniert und der alles zu einem Höhepunkt führt. Higher Coward hat viele Höhen und Tiefen und viele Strukturen und wie der Rest des Albums packt er dich und lässt dich nicht wieder los. Die Musik muss ein Ziel haben und beim Schreiben fangen wir mit etwas an und führen es in eine neue Richtung…aber du musst dabei ein Ziel haben…wenn es nirgends hinführt funktioniert es nicht. Du kannst einige großartige Parts haben, aber wenn du diese in einer nicht-progressiven Art und Weise zusammenfügst, kann die Musik nicht atmen und ergibt kein Ganzes. Du endest mit einem Bündel großartiger Teile anstatt mit großartigen Teilen, die einen großartigen Song ergeben.

Ein weiterer Aspekt unserer Rhythmen ist, sicherzustellen, dass die Drums auf eine ganz bestimmte Weise gespielt werden. Wir sind peinlichst genau, wenn es um die Drums geht, denn die Schläge, die du hinter die Rhythmen setzt können den Part vollenden oder zerstören. Und wenn du dir das Album anhörst und darauf achtest, wie die Rhythmen und das Schlagzeug sich ergänzen, wirst du verstehen, was ich meine. Wie auch die Musik selbst müssen die Beats sehr eigen orchestriert sein.

Die Texte auf dem Album sind ja erneut sehr wütend ausgefallen und nach wie vor ist das Hauptthema Anti-Christentum. Aber im Gegensatz zu anderen Bands sind eure Lyrics nicht im Stile von Ich hasse das Christentum weil ich es hassen möchte, sie sind intelligenter. Was ist der Background von IMMOLATION wenn es um die lyrische Seite geht? Seid ihr als Christen erzogen worden und woher kommt euer Hass auf diese Religion?

Ja, wir sind alle christlich und/oder katholisch erzogen und wir wissen, wie es ist an dieses Zeug zu glauben. Wir hassen niemanden, außer wenn er uns einen guten Grund dazu gibt und wir haben für jeden Menschen der uns begegnet Respekt, egal wer oder was er ist. Wir lehnen es lediglich stark ab, wie Religion jeglicher Art den Menschen kontrolliert und wie sie missbraucht wird. Wir denken, dass die Menschen an sich selbst glauben und in sich selbst Stärke suchen sollten, anstatt sich von der Fassade der Religion manipulieren zu lassen. Wir durchdenken sehr stark, was wir schreiben und wir wollen dass die Texte eine Bedeutung haben, dieses gewisse Gefühl. Die Worte zielen auch sehr stark auf eine grundsätzliches Konzept ab und können viele Dinge im täglichen Leben reflektieren und ich denke, dass dies der Grund ist, warum sich unsere Fans so sehr und so persönlich damit identifizieren können.

Wird das Thema Anti-Christentum immer etwas sein, dass man mit dem Namen IMMOLATION in Verbindung bringen wird? Oder könntest du dir vorstellen, dass andere Themen verstärkt wichtig für die Band werden? Welches Ziel verfolgt ihr letztendlich mit den Lyrics?

Wir versuchen immer uns zu erweitern und was auf dem nächsten Album passieren wird wissen wir erst, wenn wir daran arbeiten werden. Die Gefühle werden immer dieselben sein und so sein, wie wir sind. Was auch immer wir machen, es wird düster und schwer wie Hölle werden und es wird eine Bedeutung haben! Wie ich bereits erwähnt habe, können die Themen an der Oberfläche ein bestimmtes Aussehen haben, aber wenn du dir genauer anschaust, was wir sagen, dann wirst du feststellen, dass es viele Doppelbedeutungen und Reflektionen gibt, die überhaupt nichts mit Religion zu tun haben.

Ich habe mir mal ein paar Teile aus den Lyrics von Close to a World below herausgepickt und ich würde dich bitten, diese zu kommentieren.

Die erste Zeile ist die, mit dem das Album eingeleitet wird: Didn´t you say, Jesus was coming?

Das ist ein sarkastischer Seitenhieb an alle die sagen, dass Jesus kommen und uns alle retten wird. Und das hätte bereits passieren sollen. Es ist eine Betrachtung der ganzen Idee und wir nehmen sie etwas auf die Schippe.

Aus Furthest from the Truth: For forgiveness we´ll believe your every word, but will you show us what our souls cry out to see.

Die Menschen folgen und dienen aus Angst heraus und/oder sie wollen, dass ihnen für alle ihre Sünden vergeben wird, um in den Himmel zu gelangen. Sie versuchen es und gestalten ihr Leben in einer bestimmen Art und diese Masse fragt Gott wenn wir tun, was du uns sagst und wir leben wie du es sagst, wirst du uns unseren Himmel zeigen, wirst du uns wirklich diesen ewigen Frieden und die Glückseeligkeit geben, die wir so sehr verlangen?

Aus Unpardonable Sin: Lament in your own failure, for in death there is rebirth.

Jesus wurde am Kreuz getötet. Er hat versagt, ein Gott zu sein, er hat versagt, sich selbst aus dem Dilemma, das er und andere kreiert haben, zu befreien…aber als er getötet wurde, als er keine andere Möglichkeit mehr hatte, aus der Sache herauszukommen, entschloss sich die Welt daran zu glauben was er war und sie bezeichneten ihn als den Messias. Er wurde sozusagen wiedergeboren, dieses mal jedoch als Gott. Es hat also seines eigenen Todes bedürft, um über die Massen zu gewinnen aber für uns ist das einzige, was dies bewiesen hat, dass er gestorben ist, nichts anderes.

Aus Put my Hand in the Fire: According to your higher standards, for this I´ll go to hell, you hypocrite, you never did

Das ist an diejenigen gerichtet, die denken, sie wären so heilig und würden über anderen wie uns stehen, die sich dafür entschieden haben, nicht an ihren Nonsens zu glauben. Es sagt aus, dass wenn es nach ihnen geht, werden wir in die Hölle kommen, denn wir glauben nicht. Jedoch sind viele von Ihnen Heuchler, denn viele von ihnen glauben nicht, sie versuchen einfach, sich in diesen ganzen Bullshit einzufügen und selbst wenn sie glauben leben viele von ihnen um einiges destruktiver, als wir es tun und sind nicht die nützlichen reinen Menschen, die sie vorgeben zu sein.

Aus Close to a World below: Our selfish eyes see no wrong, closer and closer to god we believe, but farther and farther from grace we´ll fall, closer and closer to our kingdom of fire

Dies sagt aus, wie selbstsüchtig die Massen sind, da jeder um sein eigenes Nachleben besorgt ist und in den Himmel kommen möchte. Gerade weil sie so sehr von dieser Idee besessen sind und Angst davor haben, was passiert wenn sie sterben, sehen sie keinen Fehler in der Kirche und alles was damit zusammenhängt, und sie entscheiden sich, die dunklen Seiten zu ignorieren. Sie sehen keinen Fehler oder Falschheit in all dem und machen die Sache für sich selbst nur schlimmer indem sie so sind, denn die Dinge in der Welt werden im allgemeinen immer schlimmer. Der Mensch hat Gott erschaffen und der Mensch ist es, der diese Welt vor ihrer eigenen Hölle und Zerstörung retten muss. Und wenn die Menschen nicht anfangen die Dinge so zu sehen wie sie sind, wird das Ende schneller kommen als sie denken.

Im Song Fall from a Hight Place zeichnet ihr ein sehr verstörendes Bild der Person Jesus Christus und ihr betrachtet ihn aus einer anderen Sichtweise. Welche Art von Jesus-Bild möchtet ihr in dem Song kreieren und worauf basiert dieses Bild?

Es ist seine Sicht der Dinge, er sagt, dass er nur ein Mensch ist, der in diese Position erhoben wurde. Es verdeutlicht, dass er wie wir alle ist und es keinen Unterschied gibt. Aber er wurde von den Massen auf dieses Podest gestellt und genauso auch wieder heruntergezerrt. Man kann dies auch auf den Alltag übertragen. Eine Person kann von anderen in eine Situation gedrängt werden, in die sie nicht gehört und bevor sie es weiß ist es zu spät, um zurückzukehren. Und zu einer bestimmten Zeit erkennen die Menschen, die die Person zu dem gemacht haben, dass sie eben nicht so ist und sie zerstören denjenigen, von dem sie eine so hohe Meinung hatten. Fall from a high Place bedeutet, dass es Zeiten geben kann, in denen du in eine hohe Position gehievt werden oder eine hohe Position in deinem Leben erreichen kannst und das nächste was du weißt ist, dass du tiefer gefallen bist als du es je warst. Und es ist hart, so tief zu fallen!

In Father, you´r not a Father nehmt ihr die Position einer Person ein, die von einem Priester vergewaltigt wurde. Ich denke, dass hierin eine gewisse Gefahr besteht, denn eigentlich ist es doch anmaßend zu glauben, man könnte die Gefühle und Gedanken einer solchen Person nachvollziehen. Wie sehr seht ihr Father, you´re not a father als Geschichte oder als Werkzeug, um eure Gefühle zu diesem Thema darzustellen?

Nun, es ist offensichtlich, dass wir nur in einer gewissen Weise spekulieren können was solch eine Person durchmachen muss. Aber wir sind sicher, dass wir durch das, was wir um uns herum gesehen haben eine gute Vorstellung davon haben, und wissen, welches Leid dies verursachen kann. Wir versuchen nicht zu sagen, dass wir genau wissen, wie es ist, wir versuchen einfach auf das Problem aufmerksam zu machen und dies ist die Art, wie wir es können. Es ist definitiv keine gute Erfahrung, und wir wollen den Leuten eine kleine Idee davon vermitteln, dass der Schmerz und die Verzweiflung so groß ist, dass es das ganze Leben eines Menschen ruinieren kann. Deshalb wollten wir das Thema ans Licht bringen. Dieser Song ist extrem stark und er bezieht sich auf den sozialen Aspekt von sexuellem Missbrauch (und/oder Inzest) von Kindern im Allgemeinen.

Um am Ende des Interviews noch etwas Off-Topic zu werden: Ich hoffe, ihr seid davon nicht zu gelangweilt, aber da ihr eine amerikanische Band seid, würde mich mal eure Meinung zu den Präsidentschaftswahlen in den Vereinigten Staaten interessieren. Für mich ist die ganze Sache einmal wieder mehr als unverständlich und vor allem dieser Personenkult, der teilweise gemacht wird, ist für mich nur verwirrend. Wie steht ihr zu all dem?

Es ist verdammt dämlich!!!!!

>Damit wäre wohl alles gesagt! Kommen wir also zu unseren Abschlußfragen:

Was waren die letzten drei Alben, die du dir gekauft hast oder die dich besonders beeindruckt haben?

A Perfect Circle – Mer de noms

Hooverphonic – The Magnificent Tree

Bjork – Selma Songs

Welche Person würdest du gerne einmal in deinem Leben treffen und warum?

Phillip and Terrance, um ihnen für ihren ewigen Furz-Humor zu danken!

Oh Gott…South Park-Fans….

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