GUN BARREL in der JVA Köln-Ossendorf am 17. August 2009

GUN BARREL rocken den Knast! Wir begaben uns für einen Konzertbericht hinter schwedische Gardinen.

Die Kölner Heavy Rocker GUN BARREL baten zu einem Konzert der besonderen Art. Das Konzert sollte in der Justizvollzugsanstalt in Köln-Odssendorf stattfinden, für die weiblichen Insassen um genau zu sein. Natürlich haben wir uns eine solche Gelegenheit nicht entgehen lassen und sind der Einladung gerne nachgekommen. Um 17 Uhr sollten wir uns am Besuchereingang einfinden. Wir waren schon etwas früher da, unsere Handys hatten wir im Auto gelassen wie man uns vorher empfohlen hatte da wir sie natürlich nicht mit rein nehmen durften. Nach und nach kamen weitere Kollegen diverser anderer Magazine, so dass wir letztendlich mit etwa zehn Personen im Warteraum saßen.

Dann wurden wir abgeholt und an vielen Türen vorbei, durch einen Innenhof und durch viele weitere Türen in den Kinosaal der JVA in dem das Konzert stattfinden sollte gebracht. Anwesend war bisher die Band und einige Mitglieder des AK Bildung der JVA die wohl für die Veranstaltung verantwortlich waren. Hier hingen dann auch diverse Poster von Bands und Künstlern die hier schon aufgetreten sind. Neben Norbert Blüm und einer STATUS QUO und ZZ TOP-Coverband fanden sich auch insgesamt vier GUN BARREL-Plakate zu Auftritten aus den Jahren 1999, 2002, 2003 und eben 2009. Also keine Premiere für die Rolf Tanzius und Drummer Toni, sondern lediglich für Bassist Tomcat Kintgen, der erst 2004 zur Band gestoßen ist und Sänger Silver, der erst kürzlich als Ersatz für Xaver Drexler angeheuert hat.

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Bot trotz Sprachbarriere eine Top-Leistung – Der neue GUN BARREL-Sänger Silver

Die Bühne war natürlich den Umständen entsprechend spartanisch, kein Drumriser und nur zwei kleine Banner mit dem GUN BARREL-Schriftzug. Kurz vor dem Beginn des Auftritts kam dann auch das Publikum und nahm in den hinteren Reihen Platz. Wir haben vorne in der ersten Reihe gesessen. Um zwanzig vor sechs wurden GUN BARREL dann angesagt und legten nach dem Intro des aktuellen Albums mit dem Titeltrack des 2005er Albums Bombard Your Soul los. Was als erstes auffällt ist der Sound, der wirklich mal gehörig laut scheppert. Am Ende des Konzertes hatte ich trotz Ohrstöpseln ganz schön Druck auf den Lauschern. Aber das war jetzt egal, denn die Stimmung war vom ersten Song an gut. Ein guter Teil der Damen blieb zwar sitzen, viele hielt es aber nicht auf den Stühlen und es wurde getanzt, geklatscht und vereinzelt gar gebangt. Und GUN BARREL spielten sich dementsprechend den Arsch ab und boten eine erstklassige Setlist bei der alle Alben der Band bedacht wurden.

Der neue Mann am Mikro macht seine Sache soweit ziemlich gut, wirkte zu Beginn noch etwas steif, taute aber im Lauf des Gigs auf während ich mir die Frage stellte, ob man sich hier mit der Frage Wer hat uns beim letzten Mal hier gesehen? sehr beliebt machen würde. Gott sei Dank blieb diese Frage unbeantwortet. Anfangs war ich noch verwundert, dass Silver die Ansagen auf englisch machte bis mir mal einer steckte, dass der Kerl Belgier und des deutschen nicht mächtig ist. Für ein Du bist nicht schön mit mir in Richtung von Rolf als dieser ihn zu einer deutschen Ansage nötigen wollte reichte es dann aber so gerade noch. Wie gesagt, GUN BARREL legten sich hier, wie man es von den bodenständigen Kölnern gewohnt ist, voll ins Zeug und boten neunzig Minuten lang Vollbedienung. Bei On The Road Again stiefelte Gitarris Rolf Tanzius sogar von der Bühne zu den Damen in die Sitzreihen und spielte dort weiter. Dann folgte der Blick auf die Uhr, immerhin war es schon zehn nach sieben und somit zehn Minuten nach dem planmäßigen Ende. Aber Zeit für einen Song war noch und so bekamen wir noch den alten Gassenhauer Battle Tested zu hören bei dem es dann auch den Verfasser dieser Zeilen nicht mehr auf dem Stuhl hielt.

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Spielten sich vor den Damen den Arsch ab – GUN BARREL

Dann war Schluss und die Damen verließen, nach einer ordentlichen Portion Beifall gesammelt und zügig den Saal, vermutlich zurück in die Zellen. Die Leute vom AK Bildung mit denen man danach noch etwas reden konnte fanden das Konzert allesamt gut, auch wenn die meisten wohl die Band bisher nicht kannten und jetzt erst mal ordentliches Ohrenklingeln hatten. Alles in allem also eine coole Aktion von GUN BARREL, denn ich kann mir vorstellen, dass so ein Rock-Konzert schon ein echtes Highlight und eine willkommene Abwechslung vom Gefängnis-Alltag ist. Nach einem Erinnerungsfoto mit der Band wurden wir dann auch wieder duch die vielen Türen hindurch nach draußen geführt.

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