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GOD DETHRONED: Neun Songs in vier Tagen

Es ist einfach erstaunlich! Da hatte Bandkopf und Identifikationsfigur Henry Sattler vor knapp einem Jahr noch herausposaunt, er möchte GOD DETHRONED nach dem nächsten Studioalbum in die ewigen Jagdgründe schicken und plötzlich wendete sich bei den Holländern doch wieder alles zum Guten. Mit dem Überhammer "The Lair Of The White Worm" und einem neuen Line-Up gehört die Band mittlerweile jedenfalls wieder zu den absoluten Größen im melodischen Death Metal-Sektor – nichts bot sich also mehr an, als ein ausführliches Gespräch mit dem exzentrischen Fronter zu vereinbaren.

Es ist einfach erstaunlich! Da hatte Bandkopf und Identifikationsfigur Henry Sattler vor knapp einem Jahr noch herausposaunt, er möchte GOD DETHRONED nach dem nächsten Studioalbum in die ewigen Jagdgründe schicken und plötzlich wendete sich bei den Holländern doch wieder alles zum Guten. Mit dem Überhammer The Lair Of The White Worm und einem neuen Line-Up gehört die Band mittlerweile jedenfalls wieder zu den absoluten Größen im melodischen Death Metal-Sektor – nichts bot sich also mehr an, als ein ausführliches Gespräch mit dem exzentrischen Fronter zu vereinbaren.

Mit einem gesunden Maß an Aufregung und einem umfangreichen Fragenkatalog in der Hinterhand fieberte ich also zu verabredeter Uhrzeit dem Klingeln des Telefons entgegen – die Spannung stieg schließlich weiter bis ins Unermessliche, als auch mehrere Minuten später immer noch nicht das vertraute Geräusch des heimischen Telefonapparats zu hören war. Hatte Henry mich etwa vergessen? Bestimmt nicht. Er würde mit Sicherheit gleich anrufen, was würde er wohl erzählen? Würden die häufig exakt auf ihn zugeschnittenen Fragen die gewünschten Ergebnisse erzielen können?

Solche oder ähnliche Gedanken schwirrten durch meinen Kopf, als sich mit solider Verspätung von sieben Minuten eeendlich der Telefonhörer mitteilte und eine mir unbekannte, dennoch aber sehr sympathische Stimme ertönte: Hello. This is Henk of GOD DETHRONED!. Habe ich da eben richtig gehört? Verwirrung machte sich in mir breit, schließlich spielte der Bassist erst seit wenigen Monaten in der Band – wie sollte er also auf all meine Fragen antworten können? Doch das (leider wesentlich kürzer als vorgesehen ausgefallene) Gespräch mit dem immer freundlichen und überraschend kompetenten Henk nahm wie von Geisterhand seinen Lauf und somit wendete sich doch noch alles zum Guten – dass GOD DETHRONED Meister aller Lebenslagen sind, haben sie ja im ihrer phänomenalen Rückkehr ohnehin schon eindrucksvoll unter Beweis gestellt!

Hallo Henk, wie geht es euch so? Ihr seid ja gerade erst von eurer kurzen Tour mit GRAVE zurückgekehrt…

Es war großartig, wirklich super! Wir haben vier Konzerte in den Niederlanden und eine Show in Deutschland gespielt und jeder Gig war richtig gut! Es waren sogar richtig viele Leute da…

Vor einem Monat wart ihr ja schon mal in Deutschland – eine Überraschung für viele Fans, waren doch zunächst DEICIDE als Headliner für das Konzert in Münster vorgesehen. Ich habe jedenfalls gelesen, dass die Leute ziemlich euphorisch auf euch reagiert haben. Kam das bei euch auch so an?

Ja, es war ein ziemlich seltsamer Abend… DEICIDE sollten eigentlich spielen, haben aber mal wieder abgesagt und wir sind sofort an ihre Stelle getreten. Wir waren schon ein wenig neugierig, wie viele Leute nach Münster kommen würden aber es waren leider nur 100, vielleicht maximal 150 Besucher dort. Aber die Reaktionen waren wirklich super und wir haben sehr viele Komplimente bekommen, es war also auf jeden Fall ein erfolgreicher Gig!

Das freut mich für euch und besonders für Henry, denn er hatte ja nach der enttäuschenden Tour mit EXODUS angekündigt, dass er nur noch ein einziges Album aufnehmen und die Band danach an den Nagel hängen wollte…

God
GOD DETHRONED-Bandkopf Henry dachte nach der Tour mit Exodus daran, die Band an den Nagel zu hängen.

Nun, ich bin ja erst neu in der Band und ersetze Beef. Er hatte ja schon im Vorfeld angekündigt, dass er GOD DETHRONED nach dieser Tour verlassen wird. Die Tour war einfach total schlecht organisiert, weil definitiv zu viele Bands – ich glaube, es waren insgesamt neun Stück – an einem Abend aufspielen mussten. Es war einfach zu viel des Guten und Henry dachte sich wohl, dass es besser wäre, noch einmal über alles nachzudenken und die Band eventuell auf Eis zu legen – glücklicherweise hat er sich aber doch noch anders entschieden!

Sehe ich auch so, denn sonst hätte es wohl kaum ein solch großartiges Album wie The Lair Of The White Worm gegeben. Ihr habt ja sehr positive Kritiken von Seiten der Presse eingefahren, das müsste euch doch wieder so richtig motivieren…

Absolut. Kurz vor den Aufnahmen hatte uns ja auch Jens (van der Valk, Gitarre – Anm. d. Verf.) verlassen. Henry und er hatten innerhalb der Band die ganze Zeit über ein wirklich ein blendendes Verhältnis zueinander. Natürlich hatten sie sich ab und an auch mal gestritten, aber im Endeffekt gingen die beiden friedlich auseinander. Die Chemie hatte eben einfach nicht mehr gestimmt, sie haben mehr als acht Jahre zusammen für GOD DETHRONED gespielt und sich dazu entschlossen, von nun an getrennte Wege zu gehen. Deshalb hatten wir zuerst geplant, das Album lediglich mit Henry, Arjen an den Drums und mir am Bass einzuspielen. Als wir aber an den Songs in unserem Proberaum feilten, wurden wir einfach das Gefühl nicht los, dass wir einen zweiten Gitarristen brauchen. Und zwei Wochen vor den Aufnahmen sind wir schließlich auf Isaac gestoßen…

Ich habe davon gehört und kann immer noch nicht so ganz glauben, wie Isaac die neuen Songs derartig schnell lernen konnte – er hatte tatsächlich nur zwei Wochen Zeit!

Ja genau, innerhalb von zwei Wochen hat er alles im Kasten gehabt! Um ehrlich zu sein: Er konnte die Stücke sogar schon nach vier Tagen spielen – er ist wirklich ein Teufelskerl! In dieser kurzen Zeit kannte er jeden neuen Song und wir haben in der letzten Woche mit ihm bis zum Umfallen geprobt, um die Songs so gut wie möglich spielen zu können. Im Studio hatte Isaac dann noch einmal genug Zeit, seine eigenen Ideen umzusetzen. Gerade was die Leadparts anbelangt, konnte er dort sehr viel herumprobieren.

Bassist
Bassist Henk trat 2004 in die Fußstapfen von Beef, war davor aber schon lange mit Henry befreundet.

Wie ist denn jetzt, nach den Turbulenzen des letzten Jahres, das Klima innerhalb der Band? Henry ist ja mitterweile das einzige Gründungsmitglied und das klare Aushängeschild von GOD DETHRONED…

Henry ist natürlich der wichtigste Mann in unserem Lager. Vielleicht würde ich etwas zu weit gehen, wenn ich ihn als Diktator bezeichne, aber er ist auf jeden Fall der Entscheidungsträger bei uns. Dennoch legt er besonders viel Wert darauf, dass die Chemie innerhalb der Band stimmt – wenn die einzelnen Mitglieder nicht miteinander harmonieren, würde es einfach nicht richtig funktionieren! Wir sind sehr gute Freunde, ich kenne Henry mittlerweile schon seit einigen Jahren, ich habe auch mit ihm zusammen für sein Label Cold Blood Industries gearbeitet! Das war ja auch einer der Hauptgründe, wieso er mich gefragt hat, in die Fußstapfen von Beef zu treten: Er kannte mich sehr gut, es war ihm wichtig, zu wissen, woran er ist!

Wieso hat Henry eigentlich Cold Blood Industries mittlerweile aufgelöst? Hat er Band und Label nicht mehr unter einen Hut bekommen?

Zunächst war es für ihn vor allem aus Zeitgründen nicht mehr möglich, dem Label die verdiente Aufmerksamkeit zu schenken. Als ich noch nicht in der Band war, hatten wir es noch so gehandhabt, dass ich Henry zu bestimmten Zeiten einfach vertrete. Wenn er mit GOD DETHRONED tourte, habe ich mich um seine Aufgaben beim Label gekümmert. Insgesamt betrachtet war für Henry mit dieser Sache aber auch eine Menge Arbeit verbunden und meistens sprangen dabei eher Hungerlöhne heraus! Für die drei Jungs (neben Henry arbeiteten noch Rogier Bos und Berthus Westerhuis für das Label – Anm. d. Verf.) ging es sicherlich nicht darum, mit der Sache viel Geld zu verdienen, aber sie mussten eben auch ihre Miete bezahlen. Die Sache lief zwar gut, aber eben nicht gut genug – das sind die Hauptgründe.

Okay. Dann lass uns mal über die neuen Lyrics sprechen, ich hoffe jedenfalls, dass du uns darüber was erzählen kannst…

Bestimmt! (lacht) Es kommt darauf an, welchen Song zu meinst…

Besonders auffällig ist z. B. der Text von Rusty Nails, der eine etwas ungewöhnliche Perspektive der Kreuzigung Jesu aufzeigt. Dessen letzte Gedanken sind natürlich auf der einen Seite sehr tragisch, auf der anderen Seite können gewisse Zeilen aber auch als amüsant empfunden werden. Da ist doch sicher wieder schwarzer Humor im Spiel, oder?

Ja genau. Diese augenzwinkernden Parts haben schließlich schon immer eine große Rolle bei GOD DETHRONED gespielt – im Prinzip schon vom ersten Album an! Wenn du unsere Texte zu ernst nimmst, hast du uns einfach nicht kapiert! Man muss einfach immer mit einem gewissen Humor an die Sache herangehen.

Aber es gibt sicherlich immer wieder Leute, die das nicht so sehen und sich bei euch beschweren, oder?

Ja, das ist leider so. Um ehrlich zu sein: Wir haben erst letzten Monat wieder einen ziemlich üblen Brief von einem Amerikaner erhalten, der wohl irgendwie nicht besonders glücklich mit uns war. Wir haben seine E-Mail jedenfalls auf unserer Website veröffentlicht, damit sich jeder damit auseinandersetzen kann. Ich denke, dass er es alles einfach zu ernst genommen hat! Aber das sind eigentlich nur Einzelfälle, momentan haben wir eigentlich keine Probleme…

…außerdem behandelt ihr ja neben diesen anti-religiösen Dingen noch viele andere Themen. Auf Arch Enemy Spain befasst ihr euch beispielsweise mit Politik, die ja auch schon immer eine sehr zentrale Rolle in den Texten von GOD DETHRONED gespielt hat. Auch wenn ich geschichtlichen Ereignissen gegenüber wirklich nicht abgeneigt bin, habe ich noch nicht besonders viel vom spanisch-holländischen Krieg gehört. Erzähl doch mal bitte ein wenig darüber!

Ja, der Song handelt vom 80-jährigen Krieg zwischen Spanien und Holland. Henry hat ja schon in der Vergangenheit des Öfteren historische Ereignisse in seinen Texten verarbeitet und wollte es für diesen Song einfach mal wieder tun. Jedenfalls waren die Spanier in der damaligen Zeit ein großer Feind der Europäer. Sie haben eine Stadt nach der anderen eingenommen und sich schließlich bis zu den holländischen Grenzen vorgekämpft, wo es letztendlich zu einer großen Schlacht kam – und die Spanier haben verloren! Während es das spanische Volk heutzutage wohl verdrängt zu haben scheint, zählt dieses Ereignis zu den ganz großen Momenten der holländischen Geschichte, weshalb sich Henry auch dazu entschlossen hat, einen Song darüber zu schreiben!

Trotzdem denke ich, dass ich nicht der einzige Europäer bin, dem derartige Geschehnisse eher fremd sind. Was meinst du, warum diesem Krieg in der Welthistorie eine dermaßen geringe Bedeutung beigemessen wird?

Das weiß ich auch nicht! Das witzige daran ist, dass ich erst kürzlich ein paar Interviews mit spanischen Magazinen gemacht habe und meistens schon die ersten Fragen auf diesen Song bezogen waren! Das ist sehr interessant, vor allem weil ich eigentlich der Meinung bin, dass die Spanier mit ihrer Geschichte ziemlich gut vertraut sind. Dieser Krieg scheint in der Tat ziemlich unbekannt zu sein…

God
Wenn du unsere Texte zu ernst nimmst, hast du uns einfach nicht kapiert!

…um so wichtiger, dass ihr diese Thematik durch den Song ein wenig publiziert! Ähnlich verhält es sich ja auch beim formidablen Titeltrack von The Lair Of The White Worm, dem ein nicht ganz so populärer Roman von Dracula-Autor Bram Stoker zugrunde liegt. Erzähl doch bitte mal kurz etwas über diese Geschichte!

Ja, es ist das Buch, dass er unmittelbar nach Dracula veröffentlicht hat. Es ist eine Geschichte über eine Person, die in eine Art Schloss in England wohnt – eine Frau, die sich nachts in eine Schlange verwandelt und verschiedene Männer zu sich nach Hause lockt, um sie zu später Stunde zu verspeisen. Sie benutzt diese Männer also quasi für ihre Zwecke. Das ist jetzt aber wirklich nur eine sehr kurze Version dieser Geschichte, es ist für mich auch nicht so leicht! (lacht)

Alles klar… bleibt mir eigentlich nur noch nach der näheren Zukunft von GOD DETHRONED zu fragen – was habt ihr für 2005 geplant? Für einige Sommerfestivals seid ihr ja schon bestätigt…

Richtig. Wir werden auf dem Summer Breeze und dem Full Force-Festival in Deutschland spielen – diese beiden Festivals stehen bereits fest. Ansonsten handeln wir gerade auch für einige weitere Gigs, unter anderem in Österreich, der Schweiz und sogar in Frankreich. Außerdem soll es Anfang April auch eine kleine Headlinertour geben, das ist aber noch nicht hundertprozentig raus. Mit etwas Glück ist vielleicht sogar noch der ein oder andere Gig in den USA möglich, wir werden sehen! Es wird in der nächsten Zeit jedenfalls wieder einige Shows von uns geben!

Dann bedanke ich mich bei dir für das Interview – ich wünsche euch viel Erfolg bei euren Auftritten! Hast du noch ein paar letzte Worte?

Erstmal möchte ich mich herzlichst für dein Interesse an unserer Band bedanken, das freut mich wirklich sehr! Ich hoffe natürlich, dass sich auch in Zunkunft weiterhin viele Leute für uns interessieren, schließlich feiern wir dieses Jahr das 15-jährige Bestehen von GOD DETHRONED.

…mit dem neuen Album in der Hinterhand sollte das jedenfalls kein Problem sein!

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