GHOULTOWN: Finstere Kuhjungs

Außergewöhnliche Bands werden immer seltener. GHOULTOWN gehören definitiv zu dieser raren Spezies. Auch mit dem zweiten Album "Give ´em more Rope" können die Texaner voll überzeugen und die Faszination wächst stetig. Während GHOULTOWN in Europa noch einen absoluten Geheimtip darstellen, ist die Band in der Heimat fleißig am touren um neue Ghouls zu rekrutieren. Dennoch fand Bandkopf Count Lyle die Zeit, von unterwegs einige Fragen für vampster zu beantworten.

Außergewöhnliche Bands werden immer seltener. GHOULTOWN gehören definitiv zu dieser raren Spezies. Auch mit dem zweiten Album Give ´em more Rope können die Texaner voll überzeugen und die Faszination wächst stetig. Während GHOULTOWN in Europa noch einen absoluten Geheimtip darstellen, ist die Band in der Heimat fleißig am touren um neue Ghouls zu rekrutieren. Dennoch fand Bandkopf Count Lyle die Zeit, von unterwegs einige Fragen für vampster zu beantworten.

Hört man sich das neue Album zum ersten Mal an, fällt sofort auf, dass sich im Sound etwas geändert hat. Allerdings fällt es schwer, diese Veränderung zu beschreiben,. Von allem mehr, war dann letzten Endes die einzige Formulierung, die meiner Meinung nach passt. Kannst du dich mit dieser Umschreibung anfreunden?

Das ist eine sehr gute Formulierung! Ich denke wir haben uns bei der Produktion gesteigert und unseren Sound verfeinert. Da GHOULTOWN nicht wie andere Bands klingt, müssen wir unseren eigenen Weg finden. Grundsätzlich denke ich, dass wir uns mit jeder Veröffentlichung verbessern und da auf der CD 15 Songs zu finden sind, konnten wir auch abwechslungsreicher agieren.

Ich denke mit dem neuen Album haben sich GHOULTOWN auch mehr emanzipiert. Man versucht nicht weiterhin die Band mit anderen zu vergleichen. GHOULTOWN sind eben GHOULTOWN. Siehst du´s ähnlich?

Yep. Die schwerste Frage ist für mich immer wie klingt ihr? Ich kann demjenigen dann keine andere Band nennen, der wir ähneln. Ich sag dann einfach du musst es gehört haben! Die meisten denken, wir wären eine Art Country-Band, aber wie du weißt, sind wir das nicht. Wir nehmen unsere Texas-Roots und verknüpfen diese mit unserer Liebe zur Düsternis, Wild West, Horror, Metal und Punk. Was die persönliche Seite betrifft, so lässt sich im realen Leben kein Bandmitglied von GHOULTOWN so einfach kategorisieren, und das überträgt sich dann auch auf die Musik.

Es gab bei GHOULTOWN aber auch Veränderungen, was das Line-Up betrifft. Am herausragendsten war hier für mich der Ausstieg von Queeno. Die Nachricht war für mich sehr traurig, aber ich denke es gab Gründe dafür. Was ist passiert? Ich meine im letzten Interview warst du ja noch total begeistert, dass sie in der Band ist.

Ich war begeistert und das ist auch der Grund, weshalb ich jetzt so enttäuscht bin. Aber ich kann niemanden zwingen, etwas zu tun, das er nicht möchte, und da liegt dann auch der Hund begraben. Es war nicht so, dass sie nicht in der Band sein wollte, aber es genügt eben nicht in einer Band zu sein, nur um ein Instrument zu spielen. Du musst auch mit deiner Familie, also den Bandmitgliedern, klar kommen, mit denen du in einen Tourbus gequetscht wirst und mit denen du jeden Tag zusammen arbeitest. Wenn du da dein Ego nicht hinten anstellen kannst und dich nicht ständig bemühst ein produktives Mitglied zu sein, dann geht es eben schief. Das gilt für jede Art von Beziehung, ob Band oder was auch immer. Als die Band größer wurde, realisierte ich, dass es nicht funktionieren wird und es überraschte mich nicht, dass irgendwann der Moment kam, an dem wir uns trennen mussten. Es war die einzig mögliche Konsequenz , wenn die Band weiter bestehen sollte,. Aber ich denke letzten Endes hat sich alles zum Besten gewendet. Unser neuer Bassist Santi ist ein großartiger Musiker und hat unser Spiel und unser Songwriting bereits weiter gebracht. Wir haben über 20 Musiker getestet um den perfekten Ghoul zu finden. Er war der letzte von ihnen und als wir mit ihm gemeinsam Killer in Texas gespielt haben, wussten wir, dass er der richtige ist. Yeah, er hat keine großen Titten, aber darauf kommt es nicht an. Es geht um die Musik. Auf unserer Website und auch sonst gibt es noch genug heiße Cowghouls – und die will ich auch weiterhin dabei haben. Wir haben also nichts verloren – nur gewonnen.

Wie man auf den Homepages ja sehen kann, habt weder ihr noch Queeno einen Link zur jeweils anderen Seite. Das sieht irgendwie schon so aus, als hätte es da ziemlich böses Blut gegeben. Auf der anderen Seite hast du Queeno im Booklet zu eurer neuen CD gedankt – ein Akt der Höflichkeit?

Wir haben ihr gedankt, da wir ihren erbrachten Einsatz wirklich wertschätzen. Wie ich sagte – wir sind nicht darüber glücklich, dass wir ein Mitglied austauschen mussten, aber manche Dinge hat man einfach nicht in der Hand. Ich denke auf eine gewisse Weise war es auch gut für sie. Sie mag eher härtere Musik und ich denke das sollte sie auch spielen. Sie ist bei einer Band namens WUMB eingestiegen. Als ich das Demo von WUMB gehört habe, das die Band bereits eingespielt hat als Queeno noch nicht in der Band war, war mir sofort klar, warum sie dort eingestiegen ist. Eine ihrer Lieblingsbands ist MONSTER MAGNET und sie haben ein ähnliches Feeling. Ich denke dieser Stil passt eher zu ihr. Es ist eine lange Geschichte warum es böses Blut gegeben hat und vermutlich für die meisten ziemlich langweilig. Grundsätzlich ist es so, dass Freunde für mich keine mehr sind, sobald sie mich im Stich lassen.

Eine andere Frau scheint stattdessen eine umso wichtigere Rolle in der Band eingenommen zu haben: Anna Oakley. Sie steuert Vocals und Backings auf dem neuen Album bei, sie macht Fotos, sie betreibt das Merchandise und arbeitet auch für Angry Planet. Was hast du über sie zu erzählen?

Anna arbeitet für uns seit 1 ½ Jahren und da alles aufwendiger wurde, spielte sie bei GHOULTOWN eine Schlüsselrolle. Sie ist talentiert als Fotografin, Geschäftsfrau und Musikerin, was sehr hilfreich ist. Da wir bei keinem großen Label sind, das für uns die Arbeit macht, ist bei uns jeder mehr als nur ein Musiker. Wir sind auf einem totalen Underground-Level, deshalb nutzen wir die Talente von jedem Einzelnen. Natürlich haben wir schon in der Vergangenheit mit weiblichen Vocals gearbeitet und so etwas auch für das neue Album geplant. Bevor wir aufgenommen haben, haben wir mit einigen Mädels geprobt, aber nichts hat funktioniert. Dann fanden wir plötzlich heraus, wie gut Anna und Sandy – unser Merchandise-Girl – singen können. Zur Hölle also mit den ganzen Proben, wir haben sie ins Aufnahmestudio mitgenommen und es hat super funktioniert. Sogar besser! Und ich denke sie haben aufgrund der harten Arbeit, die sie im Hintergrund leisten mehr Aufmerksamkeit verdient!

Mit Corazong Records habt ihr nun auch einen Vertrieb in Europa. Was versprichst du dir von diesem Deal und was wird mit GHOULTOWN nun in Europa passieren? Für wann steht eigentlich die Veröffentlichung der europäischen Version eures Debüts an?

Soweit ich weiß, ist das Album bereits veröffentlicht. Da ich mit Angry Planet den europäischen Markt nicht abdecken kann, habe ich einiges unserer Sachen bei Corazong lizenziert. Ich hoffe natürlich, dass sie uns dort zum Durchbruch verhelfen.

Das Debüt erscheint in Europa ja in einer unterschiedlichen Version wie in den Staaten. Wie sieht diese aus?

Sie wird auch noch unsere Stücke von der Boots of Hell-EP und einen Extra-Song namens Ten Seconds to Blood beinhalten. Die europäische Version von Tales hat dasselbe Cover, aber ein neues achtseitiges Booklet.

Steigt mit einem europäischen Vertrieb denn nun auch die Möglichkeit, GHOULTOWN in Deutschland live sehen zu können?

Das würde ich mir wünschen, aber es hängt von Corazong ab. Wir haben nicht das Budget um uns selbst rüber zu befördern, deshalb müssten sie für uns eine Tour organisieren. Es gab diesbezüglich auch schon Gespräche, aber es ist noch nichts definitiv.

Na dann hoffen wir mal das Beste! GHOULTOWN live zu sehen, das wäre schon was! Wie sehen denn überhaupt bislang die Reaktionen in Europa aus? Wie groß ist das Interesse an GHOULTOWN von hier aus?

Etwa ein Drittel unserer Fanmail und der Internetbestellungen kommen aus Europa. Aber Reaktionen kommen sogar aus Australien und noch weiter!

In eurem Heimatland spielt ihr ja recht viele Shows und es sieht so aus, als hättet ihr euch dort schon einen sehr guten Ruf als Liveband erarbeiten können. Wie viele Leute kommen denn so zu euren Shows und wie groß sind GHOULTOWN inzwischen in den USA?

Wir beackern nun konstant seit zirka drei Jahren die Gegend um Texas. Es läuft hier wirklich sehr gut. Außerhalb dieser Region bauen wir mit jeder Tour unsere Fangemeinschaft aus. Momentan befinden wir uns auf einer US-Tour, bei der wir in 35 Städten spielen – wir erschließen also neue Märkte. Aufgrund des Internets, Radiosendungen und unserem Auftritt im Film American Nightmare, haben wir im ganzen Land Fans, aber um die Fanbasis auszubauen, müssen wir noch mehr touren. Wir werden nun zum zweiten Mal in New York spielen und hoffen, dass es besser wird wie beim ersten Mal. Wir sind schon ziemlicher Underground und gewinnen Fans nach der alten Schule – indem wir so viel live spielen, wie nur möglich.

Inzwischen habt ihr ja auch den ersten Teil eures GHOULTOWN-Comics veröffentlicht. Das ganze basiert auf einer sehr coolen Fantasy-Science Fiction-Western-Story und besticht durch eine dichte Atmosphäre. Wie sehr repräsentiert der Comic deine ursprüngliche Idee von GHOULTOWN und dem dazugehörigen Roman?

Er repräsentiert sie exakt. Im Roman gibt es genau dieselben Charaktere und das selbe Setting wie im Comic.

Etwas überrascht war ich, dass die Band im ersten Teil überhaupt nicht in Erscheinung tritt. Wird man euch denn im zweiten Teil zu sehen bekommen?

Auch wenn der Comic denselben Namen trägt wie die Band, stellen wir nicht die Hauptcharaktere dar. Ich wollte schon lange ein Comic herausbringen und ich wollte daraus nicht ein bescheuertes Abenteuer machen, das auf unserer Band basiert. Das wäre recht schnell kitschig geworden. Der Comic sollte für sich selbst stehen können, jeder der die Geschichte liest kann etwas damit anfangen, egal ob er die Band kennt oder nicht. Wir werden gelegentlich in Erscheinung treten, aber der Hauptcharakter Coiler Ritt wird die Story bestimmen. Er ist ein sehr viel glaubhafterer Held als unsere Band. Das wäre arm. Da ich also klar machen wollte, dass der Comic nicht zu sehr mit der Band zusammen hängt, habe ich im ersten Teil auf einen Auftritt von uns verzichtet. Im zweiten Teil wird man uns dann zu Gesicht bekommen.

Wie kam das Comic denn bei den Comic-Fans an, die nichts mit der Musik am Hut haben?

Alle Reviews und Kommentare waren sehr positiv. Sie fragen alle, wann der zweite Teil endlich erscheinen wird, da sie vom ersten Teil begeistert waren.

Im letzten Interview hast du mir erzählt, dass einer der Gründe, warum du SOLITUDE AETURNUS verlassen hast, der war, dass die Dinge zu langsam abgelaufen sind. SOLITUDE AETURNUS haben seither immer noch kein Album veröffentlicht und du bist nun mit deinem zweiten am Start. Ist das für dich eine Bestätigung, die richtige Entscheidung getroffen zu haben?

Wenn du die KILLCREEPS-CD und die erste GHOULTOWN-Ep noch dazu zählst, habe ich es auf vier Veröffentlichungen gebracht, während SOLITUDE nur ein Album zustande gebracht haben. Ich denke das fasst gut zusammen, warum ich nicht wirklich glücklich mit der Band war.

Mal ganz ehrlich: du hast ja noch Kontakt zu SOLITUDE – bekommen die Jungs einfach nichts auf die Reihe, sind sie derartige Perfektionisten oder einfach zu faul um endlich ein neues Album zu veröffentlichen? *g*

Für sie ist alles komplizierter, da sie einen Plattenvertrag haben, während ich mein eigenes Label besitze. Sie können nur soweit gehen, wie es das Label zulässt, wobei ich aber auch sicher bin, dass ihr Drang etwas zu veröffentlichen nicht so stark ausgeprägt ist wie bei mir. John ist auch sehr mit seinem Label beschäftigt und ist oft auf Tour mit ELECTRIC WIZARD, die er managt. Er ist der Kopf hinter dem geschäftlichen Teil von SOLITUDE und deswegen sehr beschäftigt. Ich weiß, dass sie mit Dmitri Thomann gesprochen haben – der die letzte GHOULTOWN produziert hat – ob er das neue Album aufnehmen wird, aber ich weiß nicht was daraus geworden ist. Ich denke ihr letztes Album war großartig, deshalb warte ich auch auf das neue! Hoffentlich kommt es bald zustande.

Auf dem neuen Album sind diesmal keine Coverversionen zu finden, gleichzeitig weist das Album eine längere Spielzeit auf. Scheint also eine kreative Zeit gewesen zu sein…

Bei Coverversionen muss man auch immer gewisse Rechtsproblematiken berücksichtigen, was dann auch Auswirkungen auf die Songauswahl haben kann. Aber ja, wir hatten massig eigene Songs, deshalb haben wir beschlossen, diesmal keine Coverversion auf das Album zu packen.

Live greift ihr aber nach wie vor auf Coverversionen zurück, und da gibt es einige die ich zu gerne mal hören würde. Ich meine ein Song wie Ring of Fire wartet doch schon seit Jahren darauf, endlich einmal von der richtigen Band gecovert zu werden und ich denke GHOULTOWN wären da eine sehr interessante Option. Genauso reizt es mich nach wie vor, eure Version von Hells Bells zu hören zu bekommen. Denkst du, dass man diese Songs vielleicht doch einmal auf einer zukünftigen GHOULTOWN-Scheibe findet?

Ich kann zum jetzigen Zeitpunkt wirklich nicht sagen, was wir in Zukunft mal aufnehmen werden, wirklich schwierig….

Auf eurer Homepage bietet ihr ja auch die Musik von THE COFFINSHAKERS an und musikalisch passen die Bands ja sehr gut zusammen. Wie sieht euer Kontakt zu den COFFINSHAKERS aus und könnte diese Band vielleicht eine weitere Möglichkeit sein, um eine Europatour von GHOULTOWN zu ermöglichen?

Ich hatte bislang noch keinen direkten Kontakt mit den COFFINSHAKERS, nur mit ihrem Label. Ich mag ihr Zeug einfach und denke GHOULTOWN-Fans sollten die Band mal antesten. Da ich ja einen Online-Store betreibe, habe ich beschlossen deren Alben zu vertreiben. Wir erscheinen auch beide auf einer Compilation von Skully Records. Ich denke, falls wir jemals nach Europa kommen, wäre es auf jeden Fall cool gemeinsam zu touren. Vielleicht irgendwann einmal….

Die wenigsten Metalheads kennen sich mit Country-Musik aus und es gibt kaum Berührungspunkte. Dabei denke ich, dass es da einige Acts gibt, die auch für Metaller interessant sein könnten. Wenn du also einem Metal-Fan eine Empfehlung geben solltest, welche Alben/Künstler würdest du vorschlagen? Musik, bei der du sagen würdest hör dir das mal an, du wirst feststellen, dass es sehr coole, rebellische Musik ist!

Oh, das ist sehr schwer, da ich sehr unterschiedliche Musik höre. Ich denke Hank Williams III wäre eine gute Wahl. Wenn er live auftritt, spielt er zunächt einen Country-Set im alten Stil und kommt danach wieder auf die Bühne um MISFITS, SLAYER und METALLICA zu covern, wobei er die Fiedel, die Twang Gitarre und solches Zeug benutzt, wirklich stark! Er ist sicher ein wahrer Country-Rebell mit einem Hang zu jeder Art cooler Musik. Ich hab ihn mal in einer Country-Bar in Texas gesehen und er hatte einen riesigen MISFITS-Totenkopf auf seinem Verstärker.

Johnny Cash hat natürlich ebenfalls sehr viele Fans außerhalb des Country-Genres und das verdientermaßen!

Von der Figur des GHOUL gibt es teilweise sehr unterschiedliche Beschreibungen. Zum Schluss also noch die Frage: was ist deine Definition eines GHOUL?

Die offizielle Definition eines GHOUL ist eine Kreatur, die vom Tod fasziniert ist.

Ein GHOUL gilt gewöhnlich als gruselig, blass und umnachtet. Da ich mich viel mit Horror und Serienmörder-Geschichten beschäftige, die sehr stark mit dem Thema Tod zusammen hängen, passt die Bezeichnung GHOUL in einer bildhaften Weise ganz gut zu mir. Ich denke auch, dass ich einfach das Wort an sich mag, aus was für einem Grund auch immer. Seit wir mit der Band begonnen haben, haben wir die Bezeichnung GHOUL für uns selbst in unseren Sprachgebrauch übernommen. Für uns beschreibt das die Art von düsteren Cowboys, die wir inzwischen repräsentieren.

Total
0
Shares
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner