Kanada hat seit Jahrzehnten eine Vorreiterrolle bei progressiv-anspruchsvoller Musik (man denke etwa an VOIVOD), doch dass es auch melancholisch-schwarzmetallisch geht, beweisen nach WOODS OF YPRES in jüngster Zeit FINNR`S CANE, die sich jüngst mit ihrem Debüt Wanderlust via PROPHECY aufs internationale Metal-Folk-Parkett gewagt haben. Zeit, mit Bandmitglied The Peasant (dt. der Bauer), in Kontakt zu treten.
Erstmal danke für euer Album Wanderlust, das mir sehr gefällt. Wieso habt ihr als Kanadier einen deutschen Albumtitel gewählt? Habt ihr eine spezielle Beziehung zu Deutschland?
Ich bin froh, dass dir die Musik gefällt. Den Titel haben wir gewählt, weil dieses musikalische Projekt an sich eine Wanderung war – es gab keine Erwartungen oder Ideen, was wir spielen oder wie wir klingen wollten. Wir haben uns einfach darauf eingelassen. Auf Ideen des Reisens, des Entdeckens und der Erforschens. Diese Konzept inspirierten uns und Wanderlust war das perfekte Wort, um das zusammenzufassen. Und Deutschland werde ich immer schätzen, denn Deutschland hat der Welt BLIND GUARDIAN gegeben.
In der Tat, die Welt wäre um einiges ärmer, wenn es BLIND GUARDIAN nicht gäbe! Was ist denn dein Lieblingsort fürs eigentliche Wandern?
Am liebsten irgendwo zwischen sehr alten Bäumen, wo man die Töne der industrialisierten Welt nicht hört.
Ihr habt ja ziemlich unindustrialiserte, ungewöhnliche Pseudonyme – The Peasant, The Bard und The Slave. Wie kommt? Und ist The Slave eurem Willen ausgeliefert?
Haha, The Slave hat definitiv ihren eigenen freien Willen. Unsere Pseudonyme sind da, damit wir eine Distanz zwischen unserer alltäglichen Existenz und den Momenten als FINNR`S CANE schaffen können. Die Pseudonyme wurden aufgrund persönlicher Reflexionen gewählt.
The Slave spielt bei euch Cello und ihr benutzt dieses Instrument statt der typischen Bassgitarre. Wieso habt ihr euch für diese exotische Substitution entschieden?
Als die Band ursprünglich gegründet wurde, hatten wir punkto Instrumente nur Gitarren und Drums. Die generelle Atmosphäre und der freie musikalische Raum waren das Resultat und das Fehlen des Basses war etwas, was wir ebenfalls genossen. Bei einigen Songs gab es Parts, die eine tiefe Komponente brauchten und die Experimente mit dem Cello brachten positive Resultate.
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Als ich mir Wanderlust anhörte, erinnerte mich eure Musik oft an Bands wie AGALLOCH oder WOODS OF YPRES. Welche Bands sind eure ewige Inspiration, wenn es darum geht, Musik zu kreieren?
Ich denke, es wäre fair, die Bands bei dieser Frage zu erwähnen, die mich ursprünglich zum Metal gebracht haben. Also würde ich mal sagen: Alte IN FLAMES und METALLICA, BLIND GUARDIAN, IRON MAIDEN. Das waren einige der Bands, die mich ursprünglich dazu bewogen haben, diese Art von Musik zu machen.
In neuerer Zeit finde ich Künstler wie ULVER, MOONSORROW, OPETH, WOLVES IN THE THRONE ROOM und KATATONIA inspirierend.
Wenn Wanderlust eine Jahreszeit wäre, welche wäre es?
Definitiv Winter.
Für welchen Film hättest du gerne oder würdest du gerne den Soundtrack schreiben?
Hmmm, sehr interessante Frage. Meine Wahl ist The Gunslinger von der The Dark Tower-Serie von Stephen King. Ich glaube, dieser Film wird momentan produziert, ich bin aber nicht 100% sicher. The Gunslinger hat ein ausgeprägtes Western Thema, also weiss ich nicht, wie gut die Musik von FINNR`S CANE zu jeder einzelnen Szene passen würde.
Auf euer Myspace-Site heisst es entranced by the sounds, the peasant slipped away into a wild hallucination… Was ist deine Meinung zum Gebrauch von Drogen beim Kreieren von Musik?
Ich nehme keine Drogen, aber sie scheinen für viele Künstler inspirierend zu sein.
Eine Fee gewährt dir drei Wünsche. Was willst du?
1. Dass die Erde die Menschheit überlebt.
2. Das Wissen, allen Menschen der Erde beizubringen, wie man zusammen in Frieden lebt.
3. Die übrigen Probleme der Welt mit diesem Wunsch lösen – ich weiss allerdings noch nicht genau, wie.
Gibt es einen Musikstil, mit dem du absolut nix anfangen kannst, bzw. nicht magst?
Ich würde nicht sagen, dass es irgendein Genre gibt, das ich absolut nicht mag. Aber es gibt definitiv Genres, die eine grosse Menge Musik hervorbringen, für die ich null Respekt habe. Kommerzielle Country-Musik und Popmusik wären zwei Beispiele dafür.
Wenn du eine andere Kreatur in der Natur wärest, was wärest du und warum?
Da ich viele Jahre als Landbewohner zugebracht habe, würde ich gerne als Wasser- oder Luftkreatur leben, um diese Räume zu erforschen. Ich würde mal sagen entweder als Octopus oder als Krähe.
Was wären deine Bandmitglieder?
Rein von meinem Bauchgefühl her würde ich sagen, dass The Bard eine Fledermaus wäre, weil er es geniesst, nachts aktiv zu sein und ein grosses Interesse für akustische Informationen hat. The Slave wäre ein Hase, weil sie sich still und leise um ihre Sachen kümmert.
Kommen wir nochmals zurück zu Wanderlust. Wie würdest du euer Album in drei Worten beschreiben?
Inspirierende Winter-Reise.
Welches ist dein Lieblingssong auf dem neuen Album und warum?
The Hope For Spring. Dieser Song ist abwechslungsreich und eine gute Zusammenfassung des Gesamtsounds auf Wanderlust. Es hat Spass gemacht, dieses Lied aufzunehmen und ich bin mit dem Resultat sehr zufrieden.
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Welche andere PROPHECY PRODUCTIONS-Band magst du und warum?
Es gibt viele PROPHECY-Künstler, die ich mag, aber wenn ich nur einen auswählen darf, dann wäre es TENHI. Sie haben so einen vielseitigen Stil und kreieren wunderschöne Kompositionen. Ich finde es ist toll, dass sie so viele verschiedene Sounds in ihren Stücken kombinieren.
Mit welcher Band würdest du gerne mal live auftreten?
ULVER. Damit ich ihre Performance geniessen kann.
ULVER-Auftritte sind in der Tat einzigartig. Gibt es eigentlich Festivalpläne, um Wanderlust zu promoten?
Zum jetzigen Zeitpunkt ist FINNR`S CANE ein striktes Studioprojekt. Wir würden gerne anfangen, Liveshows zu spielen, aber auf genauere Pläne muss man noch warten.
Habt ihr schon damit begonnen, Material für den Wanderlust-Nachfolger zu schreiben?
Ja, in der Tat! Wir haben bereits genug Material für ein komplettes Album in Rohaufnahmen bereit. Die Songs passen schön zusammen.
Klingt spannend! Und nun zur letzten Frage: Welche Frage wolltest du schon immer mal in einem Interview gestellt bekommen? Du darfst sie gleich auch noch selber beantworten…
Denkst du, dass die Menschen jemals den Mars kolonisieren werden?
Nein, ich denke, das ist ein einfältiger Traum, der die Ideale der alten Welt des Kolonialismus widerspiegelt. Statt krasse Massnahmen zur Besiedlung des Mars ins Auge zu fassen, um ihn nach dem Untergang der Erde zu bewohnen, sollte man sich lieber auf momentane und zukünftige Probleme, denen wir auf unserem eigenen Planeten begegnen, konzentrieren.
Fotos: Label
Layout: Arlette Huguenin Dumittan