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DOWNFALL: Dosenbier und Dosenfutter

Die Thüringer Newcomerband DOWNFALL absolvierte mit einem Auftritt auf dem Metalfest 2010 in Dessau ihren ersten großen Auftritt vor einem Festivalpublikum. Doch hier wollen wir nicht etwa den Auftritt der Jungspunde haarklein beschreiben, sondern lassen die Band selbst mal erzählen: wie ergeht es jungen Bands heutzutage auf Festivals? Ist alles so glamourös, wie man es sich vorstellt? Trifft man seine Helden backstage? Wie sieht es dort aus: Sex, Drugs & Rock´n´Roll galore? Stephan Gebhardt, seines Zeichens Bassist, gibt Aufschluss und schildert das Metalfest 2010 aus der Sicht von DOWNFALL:

Die Thüringer Newcomerband DOWNFALL absolvierte mit einem Auftritt auf dem Metalfest 2010 in Dessau ihren ersten großen Auftritt vor einem Festivalpublikum. Doch hier wollen wir nicht etwa den Auftritt der Jungspunde haarklein beschreiben, sondern lassen die Band selbst mal erzählen: wie ergeht es jungen Bands heutzutage auf Festivals? Ist alles so glamourös wie man es sich vorstellt? Trifft man seine Helden backstage? Wie sieht es dort aus: Sex, Drugs & Rock´n´Roll galore? Stephan Gebhardt, seines Zeichens Bassist, gibt Aufschluss und schildert das Metalfest 2010 aus der Sicht von DOWNFALL:

 
 

 

Das Projekt Metalfest begann für uns bereits im Herbst 2009, als wir zufällig auf der METALFEST-Seite von dem Newcomer-Contest gelesen haben. Ich und unser Sänger Pfiffi waren letztes Jahr bereits dort, als es noch das LEGACY FEST war, und wussten von der angenehmen Atmosphäre und der guten Stimmung dort. Warum also nicht mal probieren? Am Anfang hatte es schon etwas Unvorstellbares für uns. Wir als relativ unerfahrene und vor allem unbekannte Band auf einem großen Festival mit den internationalen Top-Headlinern? Wir hatten uns ja gerade einmal in unserer Region im Wartburgkreis einen kleinen Namen machen können. Also die Möglichkeit, dass es funktionieren könnte, wollten wir uns am Anfang selbst nicht so recht eingestehen, so viel Realismus wollten wir uns dann schon noch bewahren. Für uns sollte es zunächst einen Promotion-Effekt haben. Unser Name war auf der METALFEST-Seite zu lesen, man konnte gleich auf unser Myspace-Profil gelangen und wir konnten ein bisschen Werbung im Netz für die ganze Aktion machen. Eigentlich haben wir nur ein paar entsprechende Aufrufe über Social Communities an Freunde von uns verschickt. Womit wir nicht gerechnet hatten, war, dass viele dann auch tatsächlich für uns gevotet haben, und dies sogar anderen Freunden wiederum angetragen haben. Es glich einem Domino-Effekt, der uns zu keiner Zeit so recht bewusst war.
Dementsprechend überrascht waren wir dann auch als gleich am 01.01.10 die Email bei mir einging, dass wir unter den Top 12 gelandet wären und somit nun die Möglichkeit zu einem Auftritt haben. Der Gedanke erschien uns so unrealistisch, dass ich den Inhalt der Mail auch erst einmal völlig falsch interpretiert hatte und zwei mal persönlich nachfragen musste, was das nun genau für uns bedeutet. Als dann schließlich nochmals eine Mail mit einer verständlicheren Aussage zu unseren erfolgreichen Teilnahme kam, realisierten wir auf einmal, dass wir tatsächlich dabei sind.
Das sollte ohne Zweifel das bisher größte Ereignis für uns werden. Ohne unsere fleißigen Helfer hätten wir das nicht geschafft. Danke an dieser Stelle nochmals!

Aber damit war das große Ziel dann doch noch nicht erreicht. Denn für jeden Newcomer galt es eine bestimmte Anzahl an Festival-Tickets zu verkaufen. Dazu wurde an Hand der Entfernung des Heimatortes eine Mindestanzahl an zu verkaufenden Tickets festgelegt, welche später mit der Post an einen geschickt wurde. Wer die Mindestanzahl nicht verkauft, war raus aus dem Billing. Für viele macht das den Eindruck, als würden hierbei Newcomer-Bands ausgebeutet werden. Allerdings muss ich sagen, dass die ganze Sache stets fair ablief und wir zu keiner Zeit in finanzielle Bedrängnisse kamen. Wir haben gewusst, worauf wir uns da einlassen und es nicht bereut.
Nachdem wir also Freunde und Freundes-Freunde mit Tickets ausgestattet hatten, kam für uns der Samstag von 14:15 – 14:45 Uhr als Spielzeit heraus. Okay, das war nicht die beste Zeit, hätte aber auch schlimmer ausfallen können. Uns war schon klar, dass wir dabei keine große Crowd hätten erwarten dürfen, allerdings waren in Vorjahr schon immer einige Leute im Hangar, die sich die Newcomer angeguckt haben. Und wenn nicht – egal! Dass wir dort auftreten dürfen, war für uns schon der eigentliche Erfolg der ganzen Geschichte.

Wir sind dann mit unserem ganzen Gefolge am Donnerstag früh Richtung Dessau aufgebrochen. Zwar hatten wir unsere ganzen Instrumente mit dabei, entschlossen uns aber dann doch nicht für den vom Veranstalter bereit gestellten, überwachten VIP-Camping-Bereich, sondern blieben auf dem normalen Gelände bei unseren Freunden und Bekannten, mit denen wir auch ordentlich feiern konnten.

Damit wir auch vollen Zugang zum Festival bekamen, mussten wir uns vorher erst einmal beim Veranstalter melden und unsere Bändchen abholen. Das war für uns ja das erste Mal, dass wir bei einem größeren Festival Backstage Zugang hatten. Deshalb haben wir dann auch nicht schlecht geguckt, als wir sahen, wie simpel hinter den Kulissen dann doch alles aufgebaut ist. Man malt sich ja gerne sowas wie einen piekfein hergerichteten Bereich vor, in dem sich die Größen des Genres die Klinke in die Hand geben. Also wer mit solchen Illusionen heran geht, wird eine kleine Enttäuschung erleben – was nicht heißen soll, dass es schlechte Verhältnisse gewesen wären.
Nach einigem Durchgefrage landeten wir schließlich an der richtigen Adresse, um das eingenommene Geld vom Ticketverkauf abzugeben. Im Gegenzug gabs dort die Special-VIP Bändchen (auf deutsch: bessere Kirmesbändchen) und ein paar Essens- bzw. Getränke-Marken für den Tag unseres Auftrittes. Ansonsten hieß es dann für uns bis Samstag dem üblichen Festival-Leben zu frönen.

 (c)SGebhardt
 Gebbe (r) mit seinem Gefolge

Neben Dosenbier und Dosenfutter vor allem Bands, Bands, Bands! Das Festival an sich hat uns wieder sehr gut gefallen. Die kleineren Festivals haben diesen gewissen Charme und man fühlt sich auch nicht von den Eindrücken und den Menschenmassen erschlagen. So macht es einfach mehr Spaß. Das einzige was dieses Jahr zur echten Geduldsprobe wurde, waren die arktischen Temperaturen. Der Regen am Freitag und Samstag konnte einem dann schon sehr auf die Stimmung schlagen. Aber man konnte sich ja bei den Bands warm halten.

Also besondere Highlights waren für mich persönlich die Auftritte von LEGION OF THE DAMNED, ROTTING CHRIST, TESTAMENT, BEHEMOTH und MANEGARM. Bei ALESTORM und VAN CANTO war auch richtig was los. Ein bisschen mehr erhofft hatte ich mir von der PAGAN ALLIANCE (FINNTROLL + ELUVEITIE – Anm. d. Red.), außerdem waren viele Spielzeiten, besonders die der Headliner, viel zu kurz angesetzt. Maximal 60 Minuten – da hätte man mehr geben können.
Wir haben uns natürlich auch einige der anderen Newcomer angeschaut. Wenn ich ehrlich bin, vielleicht nicht immer aus purem Interesse – manchmal wollte man sich auch einfach nur mal aufwärmen im Hangar. Aber besonders gut fand ich die Auftritte von BURIAL VAULT und HYROPTATYR. Letzte haben direkt nach uns gespielt. Allerdings haben sie es irgendwie geschafft, ihre Doppelfußmaschine und eine ihrer Gitarren kurz vor dem Auftritt zu zerkloppen -ausgeholfen wurde ihnen mit dem edlen DOWNFALL-Equipment. Und das hatte sich dann ja auch gelohnt!

Vor unserem Auftritt haben wir uns erstmal ordentlich den Bauch voll gehauen bei der Backstage-Verpflegung. So ein großer Teller Nudeln mit Gulasch kann nach drei Tagen Festival-Frass schon ein Segen sein. Ein Lob nochmal an die Küche!

Vielleicht eine witzige Anekdote am Rande: irgendwie haben es Pfiffi und Hotze (unser Sänger und unser Drummer) geschafft, mit dem Typen vom Crêpes-Stand einen Deal auszuhandeln: während unseres Auftrittes machte Pfiffi eine Ansage wie gut die Crêpes hier schmecken würden und man sich auch eine holen soll. Im Gegenzug machten die Verkäufer kräftig Werbung für unseren Auftritt – sowohl vorher als auch nachher. Außerdem gab es für die ganze Band kostenlose Crêpes. Okay, die Nummer hat vielleicht einige Zuschauer doch recht verwirrt, aber man will ja nix unversucht lassen, außerdem war es obendrein ein mehr als fairer Deal. 😉

 (c)SGebhardt
 während unseres Auftrittes machte Pfiffi eine Ansage wie gut die Crêpes hier schmecken würden und man sich auch eine holen soll.

Eine Stunde vor unserem Auftritt meldeten wir uns dann mit Sack und Pack bei den zuständigen Technikern. Alles sehr freundliche und kooperative Leute. Allerdings mussten wir dann plötzlich früher als geplant ran, weil wohl eine Band vor uns ausgefallen war und man für den Abend noch Zeit gut machen wollte. Also haben wir schnell unsere Leute angerufen und sie schnellstens an ihren vorbestimmten Platz in die erste Reihe zitiert. Immerhin waren sie unter anderem auch wegen uns dort.
Der Umbau und der Ablauf ging dann doch sehr locker über die Bühne und nicht so streng gestresst wie man es erwarten könnte.
Nervosität kam langsam auf. Immerhin war das die größte Bühne auf der wir je waren – da bekommt man schon Respekt. Auf die Plätze – Fertig – Los.
Und wir haben dann irgendwann angefangen. Und was soll ich sagen. Das Intro und den ersten Song haben wir erst mal schön in Sand gesetzt. Keiner von uns ist so recht mit dem Sound zurecht gekommen, so dass wir auf einmal in Sachen Rhythmus und Takt total Amok liefen. Laut unseren Freunden vor der Bühne hat man davon wohl absolut nix
mitbekommen. Naja wir haben es mit Humor genommen und einfach
durchgezogen. Irgendwann waren wir dann darauf eingespielt und es lief wie geschmiert.

Diesem verdammten kalten und nassen Wetter sei Dank waren doch recht viele Leute für die Uhrzeit im Hangar. Ich stand da oben und war dann doch recht froh über das Sauwetter. Und vielen von ihnen hat es auch gefallen. Es gab Beifall und einige schraubten sich ordentlich den Helm vom Hals. Am Ende hatten wir dann sogar noch Zeit, eine ungeplante Zugabe zu bringen.

Das DOWNFALL-Fazit:

Also für uns war das schon mehr als wir erwartet hatten. Es hätte ja auch bedeutend schlechter ausfallen können. Wir sind zufrieden und dankbar, diese Gelegenheit bekommen zu haben. Keine Ahnung ob sich dadurch etwas groß für uns verändern wird. Wenn ich realistisch bin, dann doch eher nicht. Es waren zahlreiche junge Bands dabei, die richtig gute Shows abgeliefert haben. Da fällt es schon ziemlich schwer aus der Maße heraus zu stechen und irgendwo einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Aber dafür haben wir ja nun unser Album aufgenommen. Was wir mitnehmen, ist vor allem einen großen Sack Erfahrung. Wir danken jedem, der für uns gevotet hat und dem METALFEST-Team, das uns gut betreut hat. Mal schauen ob wir es das nächste Mal wieder versuchen. Der Anreiz ist schon da…

… und zum Schluss: vielen lieben Dank an den neckischen Gastschreiber Stephan Gebhardt!

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