CRUACHAN: Von irischer Geschichte, Musik und verräterischen Kilts

Ein ausführliches Interview mit John O´Fathaigh über irische Geschichte, Nationalverständnis, Heidentum, Musik und natürlich über das aktuelle Album "Folk-Lore".

Die irische Band CRUACHAN hat sich unter Folk- wie unter Metal-Fans gleichermaßen einen Namen gemacht mit ihrer ausgezeichneten Mischung aus eben diesen beiden Stilen. Ihr neuestes Album Folk-Lore hat diese Melange beinahe perfektioniert, und so war es ein Muß, einige Fragen an die Band zu stellen. Beantwortet wurden sie von Flötist und Dudelsackspieler John O´Fathaigh, der alles andere als schreibfaul zu sein scheint und einige äußerst interessante Dinge zu erzählen hat über irische Geschichte, Nationalverständnis, Heidentum, Musik und natürlich über das aktuelle Album. Bitte sehr:

Bitte gib uns eine kleine Rückschau auf Folk-Lore und vergleiche es mit The Middle Kingdom, dem Vorgänger.

Folk-Lore, als ein komplettes Album, ist meiner Meinung nach wahrscheinlich unsere bisher beste Veröffentlichung. Viele Alben, die ich in den letzten Jahren gekauft habe, lassen Abwechslung vermissen – du hörst den ersten Song des Albums, und jeder andere hört sich genauso an. Mit Folk-Lore wollten wir ein Album machen, das viele verschiedene Elemente in sich trägt, nicht nur Folk und Metal, sondern alles von Hard Rock bis zu Elementen des extremen Metals, die an Tuatha na gael (das Debütalbum – d. Verf.) erinnern. Wir haben auch einige pseudo-klassische Elemente eingebunden, um dem ganzen mehr Struktur zu geben. Wir entwickeln uns konstant, und ich denke, The Middle Kingdom war mehr ein experimentelles Album, obwohl Folk-Lore mehr verschiedene Songstrukturen hat. The Middle Kingdom war in zwei Hälften gesplittet… eine Hälfte mit Karens Vocals und die andere mit Keiths. Auf Folk-Lore sind die Vocals hauptsächlich von Karen eingesungen worden, und in einigen Songs gibt es Gesangsduelle, die ziemlich gut klingen. Folk-Lore ist ein Album, das für jeden etwas bietet, besonders die Digi-Version mit dem Bonustrack mit den rauhen Vocals und Blast Beats bis hin zu unseren Balladen.

Ihr habt mit Shane Mac Gowan von den POGUES zusammengearbeitet. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit? Ihr scheint perfekt zueinander zu passen!

Unser alter Manager war früher ein Roadie von den POGUES und ist ein Freund von Shane. Er gab Shane The Middle Kingdom zu hören, und er fand es ausgezeichnet und wollte mit uns arbeiten. Wir waren soweit, ins Studio zu gehen, um Folk-Lore aufzunehmen, also kam er hoch nach Dublin, buchte sich selbst ein Hotelzimmer für einen Monat und half uns. Er bezahlte alles selbst und erwartete nichts von uns… er mochte einfach unser Zeug und bot an zu helfen, wo er konnte. Wir haben sogar einige Konzerte als Support für ihn in großen Hallen in Irland gemacht, die unseren Namen über die Metalszene hinaus bekannt gemacht haben. Ich stimme dir zu, sein Gesangsstil paßt zu unserem metallischen Sound und wir waren sehr geehrt, daß er einige Tracks mit uns machen wollte und uns auch mit einigen Ideen geholfen hat.

Ich bin jetzt dreimal in Irland gewesen, und ich liebe dieses Land. Besonders die Leute, die ich getroffen habe, sind sehr freundlich – und, natürlich, das Bier ist großartig. Was denkst du über dein Heimatland?

Es ist mehr ein Gefühl und weniger ein Bild in meinem Kopf, wenn ich an Irland denke. Ich fühle eine große Nostalgie und eine mächtige Melancholie. Doch, wenn ich an Irland denke, kommen einige Bilder aus meiner Kindheit hoch, ich erinnere mich, als ich acht oder neun war, hat man mir die alten Geschichten von Cuchulainn und den Kindern von Lir etc. in der Schule erzählt, und während ich aus dem Fenster schaute, konnte ich sie draußen sehen, denn die Berge und die Szenerie hab sich in den Jahrhunderten kein bißchen verändert; das Gefühl der lebendigen Magie, das ich an diesem Tag erhalten habe, lebt seitdem mit mir. Ich denke an die reetgedeckten Hütten im Westen Irlands, die so typisch irisch sind. Ich denke an die uralten Plätze, die in der Landschaft verteilt sind, und manches in der Umgebung, das so einzigartig irisch ist… schön und unfruchtbar. (na ja, ob das typisch irisch ist – unfruchtbar?? – Anm. d. Verf., der das satte Grün Irlands liebt)

Während meines Urlaubs in Irland habe ich ein paar junge Leute getroffen, und ich habe die Erfahrung gemacht, daß diese nicht so begeistert sind von irischer Volksmusik – was denkst du, ist traditionelle irische Musik in Gefahr auszusterben?

Nein, ich denke nicht, daß sie in Gefahr ist auszusterben. Viele Bands heutzutage verbinden traditonelle Musik mit anderen Formen von Musik, was die Leute dazu bringen könnte, sich für traditionelle Musik zu interessieren. Die meisten der jungen Leute in Irland folgen einer typischen amerikanisierten Pop-Kultur, und für sie ist es nicht cool, traditionelle Musik zu mögen, weil es das ist, was ihre Großeltern vielleicht mögen. Außerdem, viele Iren wurden mit einer Diät aus traditioneller Musik erzogen, die hauptsächlich von uncoolen älteren Leuten gespielt wurde, und das ist es, was sie in ihren Köpfen haben, wenn sie an traditionelle Musik denken… Bauernmusik oder Musik, die von Leuten gespielt wird, die untrendy sind. Es gibt mehr junge Leute heute, die traditionelle Musik spielen, das ist ein gutes Zeichen, und am meisten Spaß hat man eigentlich bei diesen traditionellen Musiktreffen namens Fleadhs, die jede Rave Party heutzutage ausstechen würden.

Seht ihr euch als Metal- oder als Folk-Musiker?

Ich sehe mich als Folk-Musiker (ich kann keine Gitarre spielen… und was für einen Sinn hätte das für einen Metal-Musiker?!), aber als Band würde ich uns als Metalband bezeichnen. CRUACHAN begannen in der Metalszene in den frühen 90ern, und obwohl wir nicht mehr so extrem sind wie früher, sind wir immer noch fest mit der Metalszene verbunden. In vielem von unserem neuen Zeug benutzen wir Metal als Hintergrund zum Folksound, aber beide Stile sind gleich wichtig. Wir sind sowohl Folk- als auch Metal-Musiker. Wir können leicht komplette Metalsongs ohne oder mit wenig Folk-Anteilen schreiben, und wir haben auch einige solcher Songs, obwohl wir nicht der Meinung sind, daß sie zu unserem momentanen Stil passen, aber wie gesagt, wir entwickeln uns konstant, und unsere zukünftigen Alben könnten überraschen! Wir haben auch einen Song, den wir als Witz geschrieben haben, aber wir werden ihn wahrscheinlich als Witz bei Gigs nutzen, um einige Leute zu überraschen; er ist über den Oklahoma-Bomber (nicht sehr CRUACHAN-mäßig, ich weiß), und er ist im Stil von MACABRE. Die haben gesagt, sie könnten ihn nicht singen, weil es schlechter Geschmack sei, aber es könnte cool für uns sein, ihn zu spielen.

Was ist euer Ziel, eure Absicht beim Musik machen?

Grundsätzlich ist es unser Ziel, keltische Kultur und Ideologie zu fördern… unserer heidnischen Vergangenheit einen Sinn zu geben. Wir zwingen die Menschen nicht so marktschreierisch zur Religion oder zum Heidentum wie andere Bands es tun… wir meinen, daß die Menschen intelligent genug sind, an das zu glauben, was sie wollen. Ein anderer Grund, warum wir diese Musik machen, ist weniger eine Absicht als mehr ein Ziel – ein paar Leute dazu zu bringen, die Musik für was auch immer zu lieben. Wir würden die Menschen gerne dazu bringen, ihre Wurzeln zu entdecken und stolz auf sie zu sein. Ich kenne viele Leute, die über solche Ideen von historischem Bewußtsein die Stirn runzeln, aber die meisten Menschen können eigentlich stolz auf ihre Kultur sein, ohne dabei feindlich gegen irgend eine andere gesinnt zu sein. Jede Kultur hat ihre eigene speziellen Qualitäten.

Eure Texte handeln meistens von keltischen Mythen. Ist das ein Ausdruck eures heidnischen Glaubens? Seid ihr Heiden? Was bedeutet das für euch?

Ja, ich denke, die Texte drücken eine Art heidnische Idee aus. Ich war Mitglied einer heidnischen Organisation, verließ sie aber vor etwa fünf Jahren. Für die alten Völker Europas wurden Götter und Göttinnen dazu benutzt, die Welt um sie herum und ihre eigenen Gefühle und Leidenschaften zu symbolisieren. Heutzutage brauchen wir Götter und Göttinnen nicht mehr, denn Wissenschaft und Technologie erklären die Welt um uns herum, und warum die Sonne jeden Morgen aufgeht usw., aber Heidentum ist auch Respekt vor der Welt und den Kräften um uns und Respekt für jeden einzelnen… keine Sorge, ich bin kein Baum-Umarmer oder sowas, ha ha! Heidentum ist eine sehr ehrliche Religion, die keinen wirklichen Führungscode oder unterdrückende Eigenschaften hat, wie Christentum oder Islam usw. Es ist eine gemeinschaftliche Religion genauso wie eine sehr individualistische.

Gibt es einen Ausdruck von Nationalstolz in euren Songs (oder in Irish Folk generell)? In Deutschland haben wir viele Diskussionen über Nationalstolz. Wie denkst du darüber?

Ja, ich würde schon sagen, daß es einige Elemente von Nationalstolz in einigen unserer Songs gibt, da die Band als Ganzes eine gewisse Menge an Stolz für unser Land empfindet. Ich kann verstehen, daß der Term Nationalstolz ein wenig diskussionswürdig ist in Deutschland. Hier in Irland wird Nationalstolz ziemlich gefördert, da dieses Land von den Briten von Patrioten und von Menschen, die willentlich für Irland gestorben wären, und die stolz auf ihre Geschichte und die einzigartigen kulturellen Unterschiede zu anderen Nationen waren, zurückgewonnen worden ist. Nationalstolz bedeutet nicht, daß du deine Nation als die beste ansiehst, es ist mehr sowas wie Ja, das ist es, was ich bin und dies ist es, wo ich herkomme, und ich umarme es!. Ich weiß, es ist ein Tabu in Deutschland mit seiner Geschichte, aber wie gesagt, die Menschen behandeln Nationalstolz auf verschiedenen Ebenen, manche sehen sich als höher und andere als niedriger an, während andere ihren Stolz haben, aber sehen, was für Qualitäten andere Nationen haben. Ich unterstütze nicht die Idee von Monokultur, denn Sprache und Kultur sind es, was ein Volk ausmacht, und die Iren können sich darauf wirklich beziehen, denn ihre Sprache war ihnen fast vollständig genommen, und durch das Verlieren ihrer Sprache hätten sie ihre Identität verloren. Deutschland hat selbst viel Stolz, meiner Meinung nach, und der Sinn von Nationalität sollte offen diskutiert werden und nicht ignoriert. Ich kenne die deutschen Ansichten hier nicht, aber das ist meine Meinung, ob sie respektiert wird oder nicht.

Einige Songs, die ihr spielt, beziehen sich auf die Great Famine (die Große Hungersnot in Irland im neunzehnten Jahrhundert, ausgelöst durch eine landesweite Seuche, bei der die gesamte Kartoffelernte vernichtet worden war und fast das gesamte irische Volk starb oder auswanderte, weil andere Lebensmittel an die Engländer abgeführt werden mußten – Anm. d. Verf.)) – was fühlt ihr persönlich über diesen dunklen Teil der irischen Geschichte?

Ich fühle, daß es etwas absolut unnötiges war. Während die Iren zu Millionen hungerten, wurden Korn und Vieh, die Millionen von Menschen davor gerettet hätten zu verhungern, in andere Länder exportiert. Es war wegen der Kartoffelseuche, die die Kartoffelernte vernichtete, welche das Hauptprodukt der irischen Pachtfarmer war, und wegen der britischen Gleichgültigkeit hohe Steuern und Miete betreffend, die den Menschen abverlangt wurden. Viel Feindschaft und Wut gegenüber den Briten stammt aus dieser dunklen Periode unserer Geschichte (gemeinsam mit anderen von den Briten angestachelten Katastrophen). Wir haben zwei Songs, die indirekt über die Hungersnot handeln, sie sind über die erzwungene Auswanderung unseres Volkes, so daß sie wenigstens überleben konnten. Sie sind über die Trauer, die Familie nie mehr zu sehen, da Irland eine Klan-Gesellschaft war, und über die Melancholie, wenn man an sein Heimatland denkt und weiß, daß man es niemals mehr sehen wird. Schottland hat genau das selbe erlebt, durch die Highland-Säuberungen (highland clearances), bei denen das gälische Volk ins Exil gezwungen worden war.

Was denkt ihr über PRIMORDIAL? Ich denke, sie interpretieren das irische Erbe auf eine sehr unterschiedliche Weise.

PRIMORDIALWir sind gut mit PRIMORDIAL befreundet und haben mit ihnen gelegentlich zusammen gespielt. Ja, sie haben ihren eigenen Weg, ihr Erbe zu interpretieren, ich denke, das liegt hauptsächlich an Ciaran, dem Gitarristen, da er traditionelle Musik sehr mag und eine tiefe Liebe für irische Geschichte und Kultur hegt. Ich halte ihr letztes Album, Spirit The Earth Aflame, für ein exzellentes Album, und ich denke, das neue wird auch ziemlich gut werden. Wir sind mit ihnen groß geworden in der Szene, und CRUACHAN und PRIMORDIAL sind die ältesten Bands, die immer noch in Irland spielen, und es ist gut, wenn man das sagen kann.

Im Booklet von Folk-Lore sprecht ihr davon, daß die Lyrics von Ride On, die von Jimmy McCarthy stammen, etwas mit Irland zu tun haben könnten. Was meint ihr damit? Könntest du eine detalliertere Interpretation des Songs leisten?

Keith hat das gesagt, und um ehrlich zu sein, ich seh das nicht so. Es ist einfach ein unsinniger Song, und sein Autor hat niemals eine Erklärung für seine Bedeutung abgegeben. Vielleicht sieht Keith das so, daß das alte Irland und die gälische Kultur usw. langsam verschwinden, und wenn sie erst mal weg sind, kriegen wir sie nie mehr zurück… wir sehen sie verschwinden, können aber nichts dagegen tun, vielleicht ist es das, was er in dem Song sieht. Ich kann ihn grad nicht fragen, weil er nicht hier ist. Für mich persönlich denke ich, daß der Song über eine Person ist, die sich über ihre verlorene Liebe grämt.

Das Labelinfo spricht davon, daß ihr die Geschichten von Not und Rebellion Irlands erzählen möchtet. Was denkt ihr über die Situation in Nordirland? Ist der Konflikt dort eine Frage der verschiedenen Glaubensrichtungen? Oder ist es, wie ich denke, mehr ein ethnischer Konflikt? Und was hat das mit Rebellion zu tun?

Ja, irgendwie ist das schon ein ethnischer Konflikt und nicht so ein simpler religiöser Protestanten gegen Katholiken-Konflikt. Es ist ein Konflikt zwischen den protestantischen Loyalisten oder Unionisten, die loyal zur britischen Krone stehen möchten und den katholischen Nationalisten, die für ein vereintes Irland streben. Man muß wirklich die Geschichte und die Gründe dafür verstehen, die Jahrhunderte zurückliegen und tief verwurzelt sind. Im siebzehnten Jahrhundert wurde Irland (besonders der Norden) von den Briten mit protestantischen Schotten kolonisiert, die hauptsächlich anglisierte Schotten waren, die sich kulturell und religiös von unseren schottischen Highland-Vettern unterschieden. Die Protestanten im Norden heutzutage denken, Nordirland sei ihr rechtmäßiges Land, da die Iren Schottland ungefähr im achten Jahrhundert kolonisiert und ihm den Begriff Schottland gaben, da die Römer die Iren Scotti nannten; also denken die Loyalisten, sie seien in ihr wahres Heimatland zurückgekehrt. Die Protestanten im Norden herrschten über alles, und die Katholiken hatten wenige oder gar keine Bürgerrechte, was zu Spannungen und dem momentanen Konflikt führte, obwohl es es so scheint, als sei der Konflikt ziemlich am Ende, auch wenn es immer noch sehr viel Mißtrauen und tief verwurzelten Haß gibt. Es hat etwas mit Rebellion zu tun insofern, als daß die nationalistische Minderheit von der loyalistischen Mehrheit unterdrückt worden ist, so daß die Nationalisten gegen diese Bigotterie erst friedlich und später militärisch rebellierten. Es hat immer Rebellion gegeben in Irland seit die Engländer ihren Fuß auf unseren Boden gesetzt haben, seit dem sechzehnten Jahrhundert hat es immer irgend eine Art von Miliz oder eine Rebellengruppe gegeben, was immer ein Dorn in der britischen Flanke gewesen ist. Wir haben gegen übermächtige Armeen gekämpft, damit wir unsere Kultur weiter aufrecht erhalten konnten… ein Volk wird für seine Kultur kämpfen, da sie das einzige ist, was dem Volk eine Identität gibt und was aus ihm eine Nation macht.

Beim Hören eurer Musik habe ich manchmal ein Du hast das doch schonmal gehört…-Gefühl, wegen dieser typischen irischen Melodien. Es scheint mir ein wenig limitiert zu sein, Musik im Irish Folk-Stil zu komponieren (stimmt das?) – man hört immer sofort, daß das irisch sein muß. Woher kommt das? Und wie verhindert ihr zu viele Wiederholungen der traditionellen Melodien?

Es gibt tausende und abertausende von traditionellen Melodien da draußen, ich denke also nicht, daß uns die Inspirationen ausgehen werden. Viele der traditionell klingenden Melodien wurden sowieso von CRUACHAN geschrieben. Die Musik ist irgendwie begrenzt, weil irische und schottische traditionelle Musik wirklich nur so klingen können wie sie nunmal klingen, das limitiert uns schon, da wir nicht einfach was spielen könnten, das wie eine orientalische oder spanische Melodie klingt. Du erkennst eine irische Melodie, wenn du sie hörst, weil sie einzigartig klingt und sich deutlich als irisch oder keltisch hervorhebt. Es ist manchmal schwer, die Sachen frisch zu halten, denn manche Dinge fangen an ähnlich zu klingen, und darum, meiner Meinung nach, strebt jeder Song auf Folk-Lore danach, anders zu klingen als der nächste… um das Album abwechslungsreich zu machen.

Wie werden CRUACHAN sich zukünftig entwickeln (musikalisch, textlich…)?

Wir wissen nicht wirklich, was die Zukunft uns musikalisch bringt, da wir immer versuchen, unterschiedlich und eigenständig zu bleiben, obwohl das manchmal schlecht sein kann, denn die Leute wenden sich generell ab von neuen Sachen. Auf Folk-Lore fühlte ich, daß es ein Schrück zurück hin zu Tuatha na gael war, obwohl ich nicht weiß, ob wir diesen Schritt weiterführen werden oder nicht, oder ob wir so bleiben wie wir jetzt sind. Ich denke, unser Sound wird heavier werden auf unserem nächsten Album, mit mehr Riffing anstelle des Tuckerns (chugging – ?) auf den letzten zwei Alben. Die Gitarren saßen in den hinteren Reihen auf den letzten beiden Alben (besonders auf The Middle Kingdom), und auf unserem nächsten hätte ich die Gitarren gerne auf einer Ebene mit den Folk-Parts, damit das ganze flüssiger wird. Textlich hatten wir auf Folk-Lore einen viel variableren Mix an Texten als auf den anderen Alben, und ich denke, das werden wir fürs nächste beibehalten. Aber dann, wer weiß? Wir halten uns nicht an irgendwelche Regeln.

Wird es eine Europatour geben?

Es scheint, als ob wir gutes Feedback auf unser Album bekommen, und die Verkäufe sind stärker als bei unseren früheren Veröffentlichungen, also wenn es eine Nachfrage nach dem Album gibt, wird es auch eine Nachfrage nach der Band geben. Schon dieses Jahr werden wir unseren ersten Gig außerhalb Irlands spielen, in St. Petersburg in Russland, und wir führen ernste Gespräche über eine kleine Europatour… es sieht also alles sehr vielversprechend aus im Moment. Wir versuchen auch, auf einigen Festivals zu spielen in diesem Sommer, obwohl uns noch nichts versprochen wurde, abgesehen von dem russischen Festival, das wir headlinen werden.

Wie sieht´s aus mit der Metalszene in Irland? Könntest du unseren Lesern eine kleine Lektion in irischem Metal geben?

Die irische Metalszene ist sehr klein. Sie war größer in den frühen 90ern und späten 80ern, da gab es viel mehr Bands und Fans in der Zeit. Die einzigen Bands, die noch aus dieser Ära des irischen Metals existieren, sind wir und PRIMORDIAL. Es gibt eigentlich eine große Bandbreite an Metalstilen in Irland, z.B. MOURNING BELOVETH, die sehr guten Doom Metal spielen, ARCANE SUN, die atmosphärischen Goth/Doom spielen, ABBADON INCARNATE, die sehr brutalen Death Metal spielen, und KARNAYNA, die atmosphärischen Black/Doom spielen – und noch viele andere Bands. Die Auftrittsorte sind für gewöhnlich klein und heutzutage schwer zu kriegen, und auch die Besucherzahl ist klein, wenn keine ausländische Band spielt. Es gibt einen Metal-Pub am Wochenende in Dublin namens Bruxelles (da war ich! – Anm. d. herumprollenden Verf.) und einen Metalclub einmal im Monat namens Valhalla. Es gibt ein paar kleine Labels und Promotion-Agenturen für Metal-Bands in Dublin, als da wären Invictus Productions (macht ein guter Freund von mir), Sentinel Records und Emerals Productions. Es ist eine kleine Szene, und jeder kennt jeden, was auch viele Verleumdungen, Feindschaften und kindische Scheiße verursacht. In den frühen 90ern haben hier viele ausländische Bands gespielt, aber es gab einen Einbruch in der Mitte der 90er, was jedoch besser wird durch die harte Arbeit der Leute von Emerald, die es auf sich nehmen, Bands rüberzubringen. Alles in allem ist es eine kleine Szene und es ist schwer für die Bands, Anerkennung zu finden in anderen Ländern.

Welche drei Platten hast du dir zuletzt gekauft?

Eigentlich habe ich die letzten drei Platten gratis von den Leuten im Hammerheart-Büro erhalten. Das waren IN THE WOODS… Return to the isle of men, HEKATE Sonnentanz und THE GATHERING Downfall – the early years. Die letzten drei, für die ich bezahlt habe, waren Der Herr der Ringe-Soundtrack, EDENBRIDGE Arcana (die ich für sehr plastisch halte) (aha! – Anm. d. verwirrten Verf.) und DIMMU BORGIR Puritanical euphoric blah blah…

Irgendwelche peinlichen Momente bei euren Gigs? 😉

Ja, da gab es ein paar. Einer, der in meinem Kopf hängengeblieben ist und den du sehr amüsant gefunden hättest, wenn du dabei gewesen wärst, war bei einem Gig in Dublin um 1996 herum. Ich hatte all dieses keltische Zeugs an, und wir waren etwa bei der Häfte unseres Sets, als ich mich entschloß, zur Bar zu gehen, um mir ein Pint Bier zu holen, da der Rest der Band ihre Gitarren stimmte. Ich habe übrigens für gewöhnlich immer ein Bier auf der Bühne. Na ja, als ich zurückkam und versuchte, auf die Bühne zu klettern, stolperte ich über eine Monitorbox und fiel Hals über Kopf auf die Bühne. Der Monitor blies, und mein leine (Kilt) flog hoch, alles enthüllend… Was es noch schlimmer machte, war die Tatsache, daß mein Bruder Keith ins Mikrofon rief und auf mich zeigte, damit jeder im Publikum mich sehen würde. Es war peinlich, aber ich lachte darüber, und was mein Bruder außergewöhnlich fand, war die Tatsache, daß ich nicht einen Tropfen Bier verschüttet hatte!

Danke für die Beantwortung meiner Fragen! Irgendwelche letzten Worte?

Danke, Andreas, für das Interesse an CRUACHAN und für das Interview. Danke an alle, die das letzte Album haben… einen Toast auf euch! Hoffentlich spielen wir bald in Europa, und in der Zwischenzeit sollten die Leute, die es noch nicht getan haben, unser neuestes Album Folk-Lore anchecken. Wer wünscht, die Band zu kontaktieren wegen irgendwelcher Fragen oder um uns zu beschimpfen, kann uns kontaktieren mit cruachan@ireland.com, und geht auf unsere Homepage www.cruachan.cjb.net für die aktuellsten Neuigkeiten



Fotos/Bilder: CRUACHAN-Homepage & HAMMERHEART, Bildbearbeitung: boxhamster

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