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BURST: Erlebe das Leben

Mein persönliches Album des Jahres "Prey on Life" der Schweden BURST schaffte es nicht nur mich in kürzester Zeit auf die Knie sinken zu lassen, es ist auch das erste richtige Album des Fünfers und noch dazu auf Relapse. Nachdem außerdem Bassist und Gründungsmitglied Jesper bei seiner Zweiband NASUM vor nicht allzu langer Zeit den Dienst quittierte, gab es genügend Gesprächsstoff, der dann auch für anderthalb Stunden mit dem äußerst sympatischen Schweden ausreichte.

Mein persönliches Album des Jahres Prey on Life der Schweden BURST schaffte es nicht nur mich in kürzester Zeit auf die Knie sinken zu lassen, es ist auch das erste richtige Album des Fünfers und noch dazu auf Relapse. Nachdem außerdem Bassist und Gründungsmitglied Jesper bei seiner Zweiband NASUM vor nicht allzu langer Zeit den Dienst quittierte, gab es genügend Gesprächsstoff, der dann auch für anderthalb Stunden mit dem äußerst sympathischen Schweden ausreichte.

Hallo Jesper, alles Füll Patte (schwedisch für volle Titte – Anm. d. Verf.) bei Dir? Zuerst meine Gratulation zu Prey on Life, meiner Meinung nach das beste Album des Jahres.

Oh vielen Dank, wie kommen wir zu dieser Ehre?

Naja, ich mag das ganze RELAPSE und HYDRAHEAD-Zeug, ich liebe ISIS und Konsorten und ihr verbindet all das auf sehr homogene Art und Weise. Passiert so etwas wenn junge schwedische Punkbands erwachsen werden?

Naja, da muss ich mal klarstellen, dass wir nicht als Punkband begonnen haben. Das wurde sehr oft gesagt und es stimmt eigentlich nicht. Wir reden hier auch über zwei Bands, wenn von BURST in den Anfangstagen und heute gesprochen wird. Vor zehn Jahren waren wir alle 16, das Line-Up hat sich sehr verändert, seit damals haben wir zwei neue Gitarristen und wir spielten nicht damals auch nicht wirklich Punk. Wenn man sich unsere Geschichte ansieht haben wir mit unseren drei bislang bei BURST spielenden Gitarristen eine große Entwicklung durchgemacht.

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Als ich das erste Mal Prey on Life hörte, bekam ich nach zehn Sekunden Gänsehaut, das ist nicht nur so dahingesagt. Und nach weit über dreißig Hördurchläufen ist das Album immer noch so grandios wie beim ersten Mal. Seid ihr auch so glücklich mit dem Album?

Zunächst mal finde ich es echt unglaublich, dass Leute so über unser Album denken, dass macht mich wirklich glücklich. Wenn Du ein Album im Studio aufnimmst, dann denkst Du nicht über sowas nach. Du willst es nur so gut wie möglich machen. Wir dachten nicht im Entferntesten darüber nach, wie es von der Masse angenommen wird. Es ist einfach nur schön, dass Menschen verstehen, was wir machen, was wir mit der Musik ausdrücken wollen und erst das macht uns so richtig glücklich. Selbstverständlich mögen auch wir das Album sehr gerne.

Das Album wurde schon im Sommer 2002 aufgenommen. Wurde es nicht eher veröffentlicht, weil ihr auf ein gutes Angebot einer Plattenfirma gewartet habt?

Wir haben es den Sommer hindurch aufgenommen, wurden im September 2002 fertig und sprachen dann mit Labels, wollten nichts überstürzen. Wie entschieden uns vor den Aufnahmen, dass wir das Album erst fertig machen wollten und uns danach auf die Suche nach einem Label zu machen, dass auch zu einhundert Prozent hinter unserer Musik steht. Das waren, wir Du schon vermutet hast die Hauptgründe. Mit RELAPSE haben wir schon im folgenden November oder Dezember gesprochen, da ich sie von NASUM her bereits kannte. Sie sind gute Freunde und lieben Musik und nach ein paar Monaten in denen wir – also BURST und Matt Jacobson (Chef von RELAPSE – Anm. d. Verf.) – Vertragsklauseln aushandelten kam eins zum anderen. Wir sind wirklich glücklich über diesen Deal und dass wir mit einem ambitionierten Label arbeiten dürfen.

Habt ihr in dieser Zeit langen Zeit schon an neuen Songs gearbeitet?

Also… Ja, nein, ja, nein… Wir haben an ein paar Fragmenten gearbeitet, dann kam im Februar 2003 eine Tour, dann mussten wir ein wenig pausieren, uns mit dem Vertrag befassen und uns der geschäftlichen Seite der Band widmen, was eigentlich sehr langweilig ist, dann haben wir im Sommer wieder vermehrt mit Songwriting angefangen, denn wir wollen bald wieder ins Studio. Diese Arbeit macht uns auch sehr viel Spaß. Jetzt werden wir uns zunächst darauf konzentrieren.

Das Tourleben macht euch also nicht so viel Spaß.

Wir sind schon immer bereit zu touren, aber es war immer sehr schwierig für uns. Es boten sich nie gute Tourmöglichkeiten, wir hatten keine richtige Bookingagentur, aber wir wollen definitiv touren und Shows spielen. Aber Touren mit dem anderen Leben, jenseits der Musik zu verbinden ist schwer. Auch wir verdienen mit der Veröffentlichung eines Albums nicht genug um die Miete zu bezahlen und das ist schlicht und ergreifend auch wichtig. Vielleicht gibt es dieses Frühjahr noch die Möglichkeit.

Eine Tour durch Deutschland habt ihr schon gespielt, vor ungefähr einem Jahr. Habt ihr das selbst veranlasst?

Ja, aber es waren noch REPLY aus Berlin für ein paar Shows dabei, dann hat uns noch eine Booking-Agentur unterstützt. Wir fühlten, dass es wieder an der Zeit war regelmäßig zu spielen, denn es ist Jahre her, dass wir getourt haben. Es war dann aber eine sehr räudige Angelegenheit, mit unserem kleinem Mobil fuhren wir durch die Gegend, aber es machte sehr viel Spaß.

Die Tour gastierte auch bei mir in der Nähe, aber ich wusste nichts davon, es gab keine Flyer, Anzeigen und nichts. Und das, obwohl Donauwörth nicht wirklich weit von mir weg ist.

Ach, Donauwörth, das war ein wirklich kleiner Club in dem lauter Hardcore-Kids rumhingen. Es wirklich witzig auf dieser Tour, denn an jedem Ort war ein anderes Publikum. Mal Death Metaller, mal Hardcore-Kids und manchmal auch Punks. Ich finde es toll, dass wir ein breites Publikum ansprechen, das spornt uns an, so weiterzumachen. Aber Donauwörth war wirklich super, es war verdammt klein und es waren wirklich viele Leute da. Wir hatten riesigen Spaß.

Wie empfinden Black und Death Metal-Fans eure Musik?

Viele mögen uns. Ich denke, sie nehmen die Musik anders auf als Hardcore-Leute, aber es kam ähnlich gut an, da wir auch einige Death Metal-Elemente in unserer Musik haben. Wir hatten noch nie Probleme in der Metalszene, weil sie meisten von uns kurze Haare haben und wir optisch nicht sonderlich da reinpassen.

Ich denke, die Szenen verschmelzen auch immer mehr, die extremen Hardliner mal ausgenommen.

Definitiv. Die Hardcore und Death Metal-Fans kommen immer näher zusammen und fahren teilweise auch auf die gleiche Musik ab. Dort wo wir herkommen, gab es nicht genügend Leute für getrennte Szenen, wie Hardcore oder Metal. Es gab nur Musikfans, die auf denselben Konzerten waren und sich zusammenfanden um Musik zu machen. Es war schon seltsam, es gab keine Szenen, nur gute und schlechte Bands. Wenn man sich zu Szenen zugehörig fühlt, dann limitiert man nicht nur sich selbst, sondern auch die Band. Es geht nur darum, Musik zu genießen. Der Underground soll doch eine Alternative zum Mainstream bilden, warum gibt es dann aber solche Schubladen und Beschränkungen?

Ich folgere daraus mal, dass ihr, die aus einem kleinen Kaff kommt, genau dadurch kreativer werdet.

(lacht) Ja, das ist durchaus möglich. Aber es ist mit allen Bands, die aus kleinen Orten kommen. Du wirst beeinflusst, keine Frage, aber auf andere Art und Weise als in einer großen Stadt, in der es genügend Leute gibt, die eine abgetrennte Szene zu bilden. Deine Freunde kommen auch aus einer Szene, aber aus einer Musikerszene, die auch offen für andere Stile sind. Du machst deine eigene Musikszene und genau daraus entstand BURST.

Ich stimme Dir zu. Ich denke, das ist der Hauptgrund, warum ihr so originell klingt.

Mach mich nicht verlegen.

Verzeihung. Wie würdet ihr eure Musik beschreiben. BURST Metal oder BURST Core?

Ich weiß es nicht. Als Musik vielleicht? Ich denke, wir machen einfach einen Mix aus Metal, Progressive Rock, Post Rock und Hardcore und was es da noch alles so gibt. Irgendwie Progressive Metal, aber nicht im Sinn von DREAM THEATER, mit Konzeptalben über Selbstfindung und extremer Technik. Eher dass wir auf uns selbst hören und uns immer weiterentwickeln. Progress ist der Schlüssel um originelle Musik zu machen. Die besten und größten Bands waren immer die Bands, die das taten, was niemand vorher wagte. Aber das ist nur meine Meinung.

Du hast gerade vom textlichen Konzept der Selbstfindung gesprochen. Ich weiß, dass es nur ein Beispiel war, aber dennoch empfinde ich Prey on Life als Album, das irgendwie das gesamte Leben widerspiegelt. Schön, hässlich, hart, weich, traurig und glücklich. Ein sehr persönliches Album also, auch für mich als Hörer.

Es ist schön das zu hören, denn man merkt, dass Leute verstehen auf was wir hinaus wollen. Das war mir jetzt sehr wichtig, das zu hören. Ich war gerade am Scherzen, was ich über ein Progressive Metal-Textkonzept gesagt habe, aber im Endeffekt versuchen wir das auch mit unserer Musik dem Hörer nahe zu bringen.

Die Songs sind jeweils sehr homogen, sieht sich für jeden Song ein Bandmitglied verantwortlich?

Nein, gar nicht. Die Musik von BURST ist ein sehr zeitaufwändiger Schaffensprozess, der meistens mit einem Riff oder einer Idee und einer darauffolgenden Jamsession beginnt. Die Anderen kommen mit ihren Ideen dazu und wir diskutieren darüber. Dann denken wir darüber nach, dann ändern wir es, dann gehen wir heim, denken dann nochmal darüber nach, dann proben wir wieder, jammen weiter und manchmal kommt es auch vor, dass wir nochmal komplett von vorne anfangen. Die Songs sind sehr zeitaufwändig, ein absolutes Bandprodukt. Es hört sich vielleicht seltsam an, aber es ist ein Produkt von uns, die wir schon so lange zusammen Musik machen. Wir kennen uns sehr gut, daher wissen wir die jeweils Anderen einzuschätzen und schaffen es unsere Grenzen auszuloten. Und auch wenn es albern klingt, wir spielen so lange unsere Instrumente, dass wir gut geworden sind und auch schwierige Ideen inzwischen mit ein wenig Übung ausführen können.

Prey on Life war fast mein erster Kontakt mit BURST, aber da ich ein Glückspilz bin, habe ich vor zwei Wochen auf einem Konzert ein paar diverse CDs zum Verkauf gesehen, unter anderem In Conveting Ways, eure Vorgänger-EP. Die war meiner Meinung nach viel chaotischer als Prey on Life. Ich denke, ihr seid gewachsen.

Das ist meine Lieblingsveröffentlichung von uns. Vor dieser Mini-CD spielten wir noch einen ganz anderen Stil und zeigten uns von anderen Bands viel beeinflusster. In Conveting Ways war unser Wendepunkt. Wir fanden endlich ein Konzept, wussten, fanden heraus, was wir wollten. Aber ich stimme Dir zu, dass diese CD viel chaotischer ist. Sie hat einfach einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen. Ich empfinde es auch als Kompliment, dass Du es als strukturierter empfindest.

Ich mag aber In Conveting Ways dennoch! Die CDs verhalten sich nur wie Tag und Nacht zueinander. Vielleicht nicht ganz so krass, eher wie Tag und Abend.

(lacht) Meinst Du? Ich finde auch einen Unterschied zwischen den Scheiben, aber es ist deutlich, dass beide Releases von derselben Band stammen. Wenn ich als Hörer von In Conveting Ways den Nachfolger erwarten würde, wäre Prey on Life die logische Weiterentwicklung dazu. Ich finde da eine durchgehende Linie.

Was ich erstaunlich finde ist, dass vor allem die Songs Rain und Monument vom neuen Album einen runterziehen können, wenn es dem Hörer schlecht geht. Wenn es ihm gut geht, gibt es noch viel mehr Kraft. Vielleicht durch die prägnanten Melodien?

Wir verwenden Melodien? Nein, war nur Spaß, selbstverständlich haben wir welche, wir sind ja auch Schweden. Jedenfalls klingt das cool, denn ich denke, dass die beste Musik immer die ist, mit viel Emotionalität. Egal, ob positiv oder negativ. Gute Musik muss einfach im Herzen des Hörers etwas bewirken. Ich kann Deinen Standpunkt allerdings schlecht bewerten, da ich die Songs aus einem gänzlich anderem Licht sehe.

Aber ihr wollt nicht, dass die Leute durch eure Musik depressiv werden, oder?

Nein, ganz bestimmt nicht, aber es ist einfach harte Musik, in der viel passiert, die manchmal nicht sonderlich fröhlich ist. Genauso verhält es sich mit den Texten. Dass sich wer umbringt, wollen wir wirklich nicht, aber ich mag es, wenn Menschen ernsthafte Gefühle mit der Musik verbinden und wenn sie mit ihrer Melancholie besser umgehen können. Dann hat es etwas absolut Positives. Hier kommen wir auch zu dem Albumtitel. Sammle Erfahrungen im Leben, egal ob sie gut oder schlecht sind. Sie helfen dir, weiter durch das Leben zu gehen, so lange du dich nicht unterkriegen lässt.

Eine gute Überleitung zu den Texten, ich denke auf In Conveting Ways gab es eher Fragen über das Leben und Prey on Life bietet eher unangenehme Antworten.

Nicht unbedingt. Wie so oft, denn viele haben mich schon auf die Texte und die Titel angesprochen. Es ist sehr schwer, die Texte allgemein zu interpretieren, da sie bei jedem Menschen etwas anderes bewirken. Sie sind nicht direkt, sie behandeln kein konkretes Thema, es sind persönliche Ansichten vom Verfasser. Wir schreiben die Lyrics meistens in Metaphern und drücken dadurch viel von unserer derzeitigen Stimmung aus. Wir sind definitiv keine Selbstmordfreaks, aber der Albumtitel sagt schon aus, um was sich die Texte drehen: Erfahrungen im Leben. Wir haben dunkle Zeiten mitgemacht und das hat wohl jeder andere auch. Ich denke, der Grund warum wir solche dunklen Lyrics schreiben ist, dass wir uns eher damit identifizieren können. Sie sollen auch zur Musik passen. Ich lese sehr viele Texte von anderen Bands und kann mich am besten mit denen identifizieren, die nicht so fröhlich sind, und diese werden auch von den meisten Menschen erstgenommen. Dazu muss man kein Gothic sein. Ich verstehe es übrigens total, wenn Du gar nichts verstehst, es ist schwer Texte versuchen zu erklären, die sehr persönlich sind. Ich bin mir sicher, dass ich dabei auch unseren Gitarristen Jonas spreche, mit dem ich sie zusammen verfasse. Ich will auch nicht alles im Detail erklären, denn im Endeffekt sind sie eine Art Tagebuch für mich.

Wenn ich mir Prey on Life am Stück anhöre fällt mir auf, dass das Album von Song zu Song intensiver wird und in Monument und Visionary gipfelt. War das Absicht oder Zufall?

Naja, wir versuchten das Album durchgehend spannend zu halten, daher gibt es immer wieder ein paar ruhige Stellen inmitten der härteren.

Aber ruhige Songs können auch intensiv sein.

Natürlich, ich weiß, dass Du das weißt. Nehmen wir die beiden letzten Songs, die Du schon genannt hast: Monument ist ein schnelles Stück, während Visionary – übrigens einer meiner Favoriten – das genaue Gegenteil davon ist. Der Chorus davon ist wiederum sehr intensiv, eine der intensivsten Stellen des Albums. Aber um auf Deine Frage zurück zu kommen, wir hatten das war keine Absicht, wir wollten einfach die Songs in eine logische Reihenfolge bringen. Da mussten wir viele Kompromisse eingehen, ich hätte gerne den einen Song früher, den anderen später gesehen, aber dennoch bin ich zufrieden.

In der Mitte des Albums steht mit Fourth Sun ein hypnotisches Instrumental, um neue Kraft für die zweite Hälfte zu tanken. Besonders sticht da ein verzerrter Beat hervor. Eine spontane Idee, als ihr das Album gemixt habt?

Ja, eine der typischen kleinen Eingebungen. Wir wussten schon vorher, dass wir dieses Stück, ebenso wie Undoing (Prey on Life) also Intro und Epidemic als Outro verwenden würden, und diese Stücke haben wir nicht so hart geprobt wie den Rest. Sie beinhalten alle ein ähnliches Riff und eine ähnliche Melodie. Fourth Sun war ideal für den Mittelteil. Die Drums sind übrigens echt, aber sie wurden geloopt und ein paar Effekte wurden darauf gelegt.

Prey on Life klingt zwar leicht rauh, aber dennoch erschließen sich die Details nach und nach. Wie kleine Keyboardpassagen…

Oh, darf ich Dich kurz unterbrechen? Wir haben keine Keyboards für das Album verwendet, nur haufenweise Gitarreneffekte.

Dann hat sich das erledigt. Was ich außerdem interessant finde, ist dass ein nicht ganz unbekannter Musiker namens Anders Friden (Sänger von IN FLAMES – Anm. d. Verf.) als Soundtechniker an den Aufnahmen beteiligt war.

Anders und Fredrik Reinedahl gehört das Studio zusammen, produziert wurde es aber von uns und Fredrik. Anders war ein paar mal im Studio und hat bei den Vocals mitgeholfen.

Mag Anders BURST?

Ja, ihm gefällt das Album.

Vielleicht nehmen euch IN FLAMES mal mit auf Tour… Das wäre ein Riesenschritt für euch. Aber wieder zurück zum Thema, diese ganzen kleinen Details, die ihr eingearbeitet habt lassen darauf schließen, dass ihr viel Zeit hattet und ohne Druck im Studio arbeiten konntet.

Das kann ich gar nicht so genau sagen, denn wir waren intervallweise den ganzen Sommer im Studio. Wir mussten alles selbst bezahlen, deshalb sparten wir an Studiozeit recht viel. Aber es war nicht schlecht, denn wir im Mai 2002 starteten und waren dann endgültig im September 2002 fertig. Wir arbeiteten dort sehr sporadisch, was uns auch half genügend Abstand zu den Songs zu erhalten und dadurch hatten wir auch viele Ideen für verschiedene Details.

Wer ist Dein persönlicher Traumproduzent, mit dem Du das nächste mal Aufnehmen möchtest?

Oh scheiße (murmelt vor sich hin). Eine Soundmischung aus Billy Andersson und Fredrik Reinedahl wäre toll. Aber ich kenne mich mit Produzenten nicht so gut aus. Mir gefallen aber die Arbeiten von Colin Richardson, Steve Albini, Matt Bayles und einigen anderen. Aber ich denke wir bleiben bei Fredrik, denn er ist seit langer Zeit mit uns sehr gut befreundet, er weiß, was wir ausdrücken und erreichen wollen und war von Anfang an dabei. Fredrik ist unser Traumproduzent. Punkt.

Jesper, Du bist ja im Frühjahr 2003 bei NASUM ausgestiegen. Anders sagte mir Anfang Mai, kurz vor Deinem Ausstieg, nahezu das Selbe das in seinem Pressestatement stand. Es war also schon länger geplant, oder?

Ja, ich habe im Spätherbst 2002 zum ersten Mal darüber nachgedacht. Wir hatten gerade Prey on Life abgeschlossen und ich hatte so viel zu tun mit der Vertragsaushandlung, meinen Abschlussexamen an der Universität, einen Job musste ich finden, Aufnahmen mit NASUM standen an, also musste ich ständig nach Örebro und um meine Beziehung musste ich mich auch kümmern. Es war mir einfach zu viel und ich merkte, dass ich es zusammenbrechen würde, wenn ich weiterhin so viel Stress hätte. Dennoch liebe ich NASUM immer noch sehr und auch der Grindcore, den ich mit ihnen gespielt habe gefällt mir noch immer sehr. Aber ich entschied mich für BURST, da mir die Musik mehr bedeutet und da meine besten Freunde einfach in Göteborg sind. NASUM haben sich schon ein Jahr vorher überlegt, ob eine gänzliche Trennung nicht besser gewesen wäre. Die Kommunikation zerbrach und alles lag im Schweben, bis wir uns nach einer längeren Pause wieder zusammen gerauft hatten. Im März 2003 erzählte ich Anders und Mieszko, dass ich aussteigen würde. Sie verstanden alles und wir sind immer noch sehr gute Freunde.

Jetzt zu euren Shows: Die Bilder auf eurer Seite wirken sehr rauh und ich frage mich, ob es möglich ist zu dieser Musik auf der Bühne so auszuflippen.

Sicherlich, das ist kein Problem. Es ist vielleicht ein wenig kompliziert, da die Gitarristen sehr viel zu tun haben, aber dennoch macht es uns nichts aus, denn jeder ist total auf sich selbst konzentriert und beginnt sich total auszuleben. Ich hoffe, Du kommst mal zu einer Show und siehst es selbst, das ist jetzt schwierig zu erklären.

Es ist wohl wie ein kleiner Schalter im Kopf, der umgelegt wird.

Genau. Wir werden mit Energie aufgeladen und entladen und während der Show. Es ist wichtig so etwas zu tun, dann kann man die negativen Einflüsse des Lebens hervorragend rauslassen.

Hast Du jemals CANNIBAL CORPSE gesehen?

Ja, auf ihrer letzten Tour. Das war verdammt cool. Bei Corpsegrinder hätte man meinen können, sein Kopf fällt ab vor lauter Headbangen.

Ja, aber sie stehen im Endeffekt nur auf der Bühne, vielleicht auch weil sie keine persönlichen Emotionen hineinpacken.

Das könnte sein, ja. Aber dennoch, die Musik bedeutet ihnen viel und ich fand es trotzdem sehr gut.

Selbstverständlich, ich will CANNIBAL CORPSE nicht schlecht machen und gerade auf Festivals kommen sie sehr gut rüber. Ich finde übrigens, dass ihr euch auf einer Tour mit ISIS oder NEUROSIS sehr gut machen würdet.

Wirklich? Ich bin überrascht, dass ich öfter unseren Namen und ISIS oder NEUROSIS in einem Kontext höre. Aber ich muss sagen, ich finde beide Bands sehr gut und denke auch, dass sie sehr viel Atmosphäre und Emotionen ausdrücken, das verbindet uns wohl mit ihnen, selbst wenn wir musikalisch nicht viel mit ihnen gemeinsam haben.

Jesper, ich danke Dir für das Interview und wünsche Dir mit BURST noch allen Erfolg der Welt.

Interviewlayout: Andonis Dragassias (exhorder)

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