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BURDEN OF GRIEF: Ölfässer statt Schlagzeug-Trigger

Es gibt eine Welt abseits des typischen Göteborg-Sounds. Anstatt dem klischeehaften Melodic Death Metal der Marke Westschweden zu frönen, loten BURDEN OF GRIEF auf ihrem neuen Album "Follow The Flames" mutig die Genregrenzen aus, verbinden aggressive Thrash-Anleihen mit Hardrock-Elementen und Hammond-Orgel. Weil diese Symbiose nicht nur frisch klingt, sondern auch verdammt viel Spaß macht, gab es mehr als genug Gründe, um mit Gitarrist Philipp über stilfremde Einflüsse, den ambivalenten Begriff des "Melodic Death Metal" und die entspannte Arbeit mit Dan Swanö zu sprechen. Was es dabei alles zu sagen gab, lest ihr in unserem ausführlichen Interview.

Es gibt eine Welt abseits des typischen Göteborg-Sounds. Anstatt dem klischeehaften Melodic Death Metal der Marke Westschweden zu frönen, loten BURDEN OF GRIEF auf ihrem neuen Album “Follow The Flames” mutig die Genregrenzen aus, verbinden aggressive Thrash-Anleihen mit Hardrock-Elementen und Hammond-Orgel. Weil diese Symbiose nicht nur frisch klingt, sondern auch verdammt viel Spaß macht, gab es mehr als genug Gründe, um mit Gitarrist Philipp über stilfremde Einflüsse, den ambivalenten Begriff des Melodic Death Metal und die entspannte Arbeit mit Dan Swanö zu sprechen. Was es dabei alles zu sagen gab, lest ihr in unserem ausführlichen Interview.

blankHallo, Philipp! Mit “Follow The Flames” habt ihr kürzlich, für mich wie aus dem nichts, ein verdammt hochwertiges Melodic Death Metal-Album veröffentlicht. Davor war es in den letzten Jahren – von ein paar Shows mal abgesehen – recht ruhig um BURDEN OF GRIEF geworden. War damals die Luft etwas raus? Brauchtet ihr eine Phase der Ruhe, um die Akkus wieder aufzuladen?

Na ja, was heißt ruhig. Wir haben nach dem Release unseres letzten Albums “Death End Road” für unsere Verhältnisse doch recht viele Konzerte gespielt. Aber halt immer nur Wochenend-Shows und Festivals und keine zusammenhängende Tour. Auf Tour mit größeren Bands zu sein würde natürlich schon mehr Aufmerksamkeit erregen, aber wir schaffen es halt zeitlich nie, unsere Jobs und eine Tour unter einen Hut zu bekommen. Aber ich gebe Dir Recht, dass es vor allem im letzten Jahr eher still um uns wurde, da wir uns das ganze Jahr Zeit für das Songwriting und die Aufnahmen genommen haben. Wir hatten ja zusammen mit der Bonus-CD immerhin 18 Songs aufzunehmen, dementsprechend langwierig haben sich auch die Aufnahmen gestaltet. Na ja, und wie es halt so ist, wenn man kein neues Album am Start hat, dann ist man natürlich auch nicht im Gespräch.

Nach der quasi-Auszeit ist natürlich interessant wie eure Fans auf die neue Platte reagiert haben. Gab es Rückmeldungen zu “Follow The Flames” aus dem Fanlager?

Die Reaktionen, die wir von Fans bekommen haben, waren alle durchweg positiv. Ich denke nicht, dass wir unsere Musik in den letzten Jahren massiv geändert haben, aber einige Unterschiede zwischen den einzelnen Alben gab es natürlich schon. Nicht zuletzt auch aufgrund der unterschiedlichen Bandbesetzungen. Aber das, was seitens der Fans am letzten Album “Death End Road” kritisch angemerkt wurde, haben wir beherzigt und ich denke, dass wir gerade diese Dinge beim neuen Album verbessert haben. Das ist natürlich in erster Linie die Produktion, die beim letzten Album zu klinisch und zu künstlich klang. Hier haben wir besonderen Wert darauf gelegt, dass die neue Platte viel natürlicher klingt. Und bei den Songs haben wir noch mehr Wert auf Abwechslung gelegt, und viel mehr im Team geschrieben, als das beim letzten Album der Fall war. Und die bisherigen Reaktionen der Fans haben uns gezeigt, dass sie das neue Album mehr als wohlwollend aufgenommen haben.

Passend zur Rückkehr rückt das Artwork den Bandschriftzug ins Zentrum. War das insofern gewollt, um den Namen BURDEN OF GRIEF wieder ins Gedächtnis zurückzurufen, oder habt ihr Gustavo Saves einfach komplett freie Hand gelassen? Wie zufrieden bist du mit dem Ergebnis?

Wir waren bereits beim Songwriting selbst der Überzeugung, dass das neue Album unser bisher stärkstes Album werden würde. Das ist im Übrigen nach all den Jahren unsere größte Motivation weiter zu machen. Solange wir das Gefühl haben, dass wir unser Maximum noch nicht erreicht haben und wir uns mit jedem Album noch verbessern können, solange werden wir weitermachen. Und weil wir von der Stärke des neuen Albums überzeugt waren, wollten wir dies auch selbstbewusst zeigen. Hierzu kam dann die Idee, statt irgendwelchen unnötigen Elementen einfach nur unser Bandlogo groß auf das Cover zu packen. Und um das Ganze noch eindrucksvoller aussehen zu lassen, sollte das Logo in Flammen stehen. Dadurch kam dann auch der Titel “Follow The Flames zustande. Unser Bandlogo ist ja nun sehr aufwendig und kann aufgrund seiner Proportionen oft nur klein dargestellt werden. Da ich es aber nicht mag, wenn Bands ihre originalen Bandlogos ändern, kam dies für uns auch nicht in Frage. Also haben wir das Gegenteil gemacht, und das Logo in aller Pracht präsentiert, ha ha…

Kaum ein Metal-Subgenre weist derzeit so viel Konkurrenz auf wie der Melodic Death Metal. Wie schätzt du die Szene ein? Ist es schwer, sich dort zu behaupten und überhaupt noch irgendwie aus der Masse heraus zu stechen?

Dies ist für mich ein etwas zwiespältiges Thema. Natürlich werden wir oft dem Melodic Death Metal zugeordnet, und zugegebenermaßen bietet unsere Musik auch viele Elemente, die diese Musikrichtung kennzeichnet. Aber allzu schnell wird man dabei in einen Topf mit allen anderen Bands geworfen und als IN FLAMES-Nachahmer gebrandmarkt. Und ich finde, dass dies unserer Musik nicht ganz gerecht wird. Bis auf ganz wenige Bands höre ich privat auch so gut wie keinen Melodic Death Metal. Meine Inspiration ist es viel mehr, die melodischen Elemente des klassischen Hardrocks und Heavy Metals mit der Energie und der Aggression des Thrash und Death Metal zu verbinden.

Eine der großen Melodic Death-Bands, die ich nach wie vor sehr mag, sind ARCH ENEMY. Denn gerade bei dieser Band sehe ich sehr viele Ähnlichkeiten in ihrer musikalischen Herangehensweise. Man braucht sich nur ein wenig mit der Musik von Michael Schenker zu befassen, um schnell viele Ähnlichkeiten zu ARCH ENEMY-Riffs und -Melodien zu entdecken. Das finde ich aber nicht schlimm, da das Endergebnis völlig anders klingt als UFO oder MICHAEL SCHENKER GROUP. Und bei meinem Songwriting wird man natürlich viele IRON MAIDEN-Elemente finden, aber auch bei uns klingt das Endergebnis alles andere als nach IRON MAIDEN. Und ich finde, dass das die große Stärke ist des so genannten Melodic Death Metals.

Man hat im Vergleich zu vielen anderen Stilrichtungen des Metals unglaublich viele musikalische Freiheiten. Wir brauchen uns beim Songwriting nicht an irgendwelche musikalischen Grenzen zu halten. Wenn wir einen Blastbeat-Part einbauen wollen, dann machen wir das. Wenn wir ein Hardrock- oder Stonerrock-Riff mit Hammond-Orgel haben wollen, dann machen wir das. Wenn wir einen Groovepart mit tribal-artigen Drums haben wollen, dann machen wir das. Ich genieße es sehr, mit unserer Musik alle möglichen musikalischen Ideen ausleben zu können. Wenn man das als Melodic Death Metal bezeichnet, dann mag ich diese Musik. Der große Nachteil dieser Musikrichtung ist lediglich der, dass man allzu schnell diesen IN FLAMES-Stempel aufgedrückt bekommt. Viele Leute haben ein vorgefertigtes Bild von unserer Musik, bevor sie diese überhaupt gehört haben, und sie können einfach nicht unvoreingenommen an unsere Musik herangehen. Das finde ich sehr schade.

Da hast du Recht. Oft wird Melodic Death Metal sofort mit dem Göteborg-Sound assoziiert. Um aber genau diese Abgrenzung zu erreichen, findet man auf “Follow The Flames” eine Menge klassische Rock-Einflüsse. Allein “Born In Fire” spricht mit seinem ureigenen Feeling eine deutliche Sprache. Gibt es bestimmte Classic und Hard Rock-Bands, die euch diesbezüglich stark beeinflusst haben?

Ich kann hier in erster Linie nur für mich sprechen, da wir in der Band doch sehr unterschiedliche Musikgeschmäcker haben, wodurch auch die unterschiedlichsten Einflüsse in unsere Musik gelangen. Aber diese Einflüsse, auf die Du ansprichst, kommen doch meist von mir selber. Natürlich kann ich auch meinen Musikgeschmack nicht auf einige wenige Bands festlegen, dafür ist meine Plattensammlung zu groß. Aber ganz oben stehen bei mir ganz klar die großen Bands des Heavy Metals, BLACK SABBATH, IRON MAIDEN, RAINBOW, METALLICA. Aber ich mag auch viele jüngere Bands, die sich musikalisch auf die Vorreiter des Hardrocks und Heavy Metals beziehen, wie z.B. SPIRITUAL BEGGARS, BLACK STONE CHERRY, BLACK LABEL SOCIETY… Ich fand es sehr interessant, einige Elemente dieser Musik auch in unsere Songs mit einfließen zu lassen, gerade um uns von den gängigen Melodic Death-Trademarks abzusetzen. Zumindest habe ich noch keine Göteborg-Band gehört, die eine Hammond-Orgel in ihrer Musik eingesetzt hat.

Pressefoto
Ich genieße es sehr, mit unserer Musik alle möglichen musikalischen Ideen ausleben zu können. Wenn man das als Melodic Death Metal bezeichnet, dann mag ich diese Musik.

Gerade die Hammond-Orgel im Refrain von Fallen finde ich diesbezüglich ziemlich cool. War das eine eher spontane Idee? Werdet ihr solche stilfremden Elemente in Zukunft weiter ausbauen?

Wie gesagt, das war eine Idee, die ich schon seit längerer Zeit mal in unserer Musik umsetzen wollte. Schon beim letzten Album, welches wir mit Tommy Hansen in Dänemark gemixt haben, hätte ich ihn gerne zu einer Hammond-Session überredet, weil ich weiß, dass Tommy seit über 40 Jahren Hammond-Orgel spielt. Aber damals lief uns bei ihm im Studio die Zeit einfach davon. Dieses Mal wollte ich es aber endlich realisieren, und musste aber natürlich auch Parts schreiben, zu denen dieser Sound passt und nicht unnatürlich wirkt. Wir hatten sogar ursprünglich noch weitere Parts, zu denen wir die Hammond-Orgel aufgenommen hatten. Diese haben wir beim Mix aber wieder herausgenommen, gerade weil sie zu aufgesetzt wirkten. Man muss mit solchen Sachen auch aufpassen, dass man es nicht übertreibt. Zum einen würde man die Fans etwas sehr überrumpeln, die so einen Sound normalerweise gar nicht hören oder mögen, und zum anderen hatten wir selber ja auch überhaupt keine Ahnung, wie man dieses Instrument vernünftig einsetzt.

Ich finde aber, dass es den entsprechenden Parts ein gewisses Etwas gibt und dass es sich auf jeden Fall gelohnt hat. Wie gesagt, wir sind eigentlich immer relativ offen gegenüber neuen Ideen in unserer Musik. Allerdings muss man auch den Mut haben, zu erkennen, dass etwas unter Umständen nicht passt und man lieber die Finger davon lassen sollte, ha ha…

Ich denke, da gibt es nichts hinzuzufügen. Ungewohnt, aber trotzdem gut, finde ich die Percussions am Ende des Titeltracks. Ich finde, das klingt ebenfalls ziemlich spontan. Ist das aus einer Laune heraus im Studio so entstanden?

Das war eine ausgefallene Idee unseres Drummers Robb. Wir hätten uns die ganze Sache viel einfacher machen können, indem wir diesen Drumpart getriggert hätten und anschließend einen passenden Sound hierfür ausgewählt hätten. Unsere Herangehensweise bei diesem Album war aber ein andere. Nachdem wir bei “Death End Road” zum ersten Mal den Fehler des Triggerns gemacht haben, wollten wir dieses Mal bewusst alles sehr natürlich aufnehmen. Die Drums, die man auf “Follow The Flames” hört, sind weder getriggert, noch kopiert oder quantisiert, sondern von Anfang bis Ende so, wie Robb sie eingespielt hat. Das war uns ganz wichtig. Und als er dann mit der Idee dieses Tribal-Parts ankam, hatte er auch gleich die entsprechenden Instrumente hierfür gebaut.

Er hat einfach zwei unterschiedlich große Ölfässer benutzt, wobei er eines davon mit einem Snare-Fell bespannt hat. Für das andere, größere Ölfass hat er sich einen speziellen Schläger gebaut, welcher anfangs für reichlich Gelächter bei uns sorgte. Im Prinzip war dies auch eine Idee, die wir im Studio zumindest ausprobieren wollten. Löschen kann man beim Mix dann immer noch alles, was nicht wirklich passt. Aber wir fanden diesen Part ganz interessant und haben ihn deshalb drauf gelassen.

Wo wir schon beim Titeltrack sind: Ich sehe “Follow The Flames” als Aufruf, den eigenen Träumen zu folgen, bevor es zu spät ist.

Wie ich ja schon sagte, hat uns das Album als Band gestärkt und selbstbewusst gemacht. Unabhängig davon, was manche Kritiker erzählen, folgen wir als Band seit mittlerweile 16 Jahren unserem Träumen und Zielen, und werden auch so schnell nicht damit aufhören. “Follow The Flames” heißt zum einen, dass man uns dabei folgen soll, aber sicherlich auch im übertragenen Sinne, dass man seinen eigenen Träumen folgen soll, und sich nicht von anderen Leuten davon abbringen lassen soll. Wenn man ständig auf die Meinungen von Außenstehenden hört und sich nicht auf sein eigenes Herz verlässt, dann wird man immer nur herumirren, ohne jemals seinen Zielen näher zu kommen. Wie gesagt, ich beziehe den Titel natürlich in erster Linie auf uns als Band. Aber der Gedanke, der dahinter steht, trifft natürlich auf jeden Menschen zu.

Follow The Flames” wurde in verschiedenen Studios aufgenommen. Wart ihr mit den Bedingungen teilweise nicht ganz zufrieden, oder sieht so für euch eine entspanntere Art des Aufnehmens aus?

Wir hatten ja zusammen mit den Songs der Bonus-CD insgesamt 18 Songs aufzunehmen. Da war uns von Anfang an schon bewusst, dass dies eine langwierige Sache wird. Also mussten wir unsere Zeit und natürlich auch unser Budget gut einteilen. Auf die Drum-Recordings haben wir dieses Mal besonders großen Wert gelegt und ein Studio gewählt, welches sehr viel Erfahrung diesbezüglich hat. Dort werden z.B. die Drum-Playalong-Songs für das Musikmagazin Drumheads produziert. Dieses Studio war auf jeden Fall die absolut richtige Wahl für das Schlagzeug, jedoch hätten wir dort unmöglich sämtliche Aufnahmen machen können. Das hätte schlicht und einfach unser Budget gesprengt.

Alle weiteren Aufnahmen haben wir hier bei uns in Kassel gemacht. Den Gesang haben wir dabei in dem Studio aufgenommen, wo wir auch schon “Death End Road” aufgenommen haben. Alle weiteren Instrumente haben wir in einem kleineren Studio eines Freundes aufgenommen, wo wir uns soviel Zeit nehmen konnten, wie wir benötigt haben. Das hat die ganze Sache relativ entspannt gemacht. Na ja, und der Mix und das Mastering wurden dann in Schweden erledigt. Hierfür wollten wir auf jeden Fall einen besonders erfahrenen Mann haben, welchen wir in Dan Swanö auch gefunden haben. Da er sich mittlerweile auf Mix und Mastering spezialisiert hat und kein teures Aufnahmestudio mehr unterhalten muss, war das Ganze auch finanziell für uns zu tragen.

Glaubt man der Presseinfo, dann wart ihr mit der Produktion von “Death End Road” im Nachhinein nicht unbedingt glücklich. An was hat es gelegen? Zu viel Bombast und zu wenig Dynamik?

Hierzu muss ich sagen, dass wir wirklich nur unzufrieden mit der Produktion waren. Die Songs des Albums mag ich nach wie vor sehr und ich halte auch Death End Road” für unser bisher zweitstärkstes Album, nach Follow The Flames natürlich, ha ha… Der größte Fehler, den wir aber während der Produktion gemacht haben, war der, dass wir uns zu sehr vom Zeitgeist haben anstecken lassen und die Drums getriggert haben. Außerdem haben wir uns viel zu wenig vor dem Mix, den wir in Dänemark im Jailhouse Studio gemacht haben, mit Tommy Hansen abgesprochen, wie er die Aufnahmen benötigt. Das heißt, wir haben die Aufnahmen nach eigenem Ermessen durchgeführt und ihm letztendlich das abzumischende Material in einer Form geliefert, wie er es eigentlich nicht haben wollte.

Diese Fehler zu beheben haben uns beim Mix wertvolle Tage gekostet, die uns am Schluss ganz einfach gefehlt haben. Uns ist ganz einfach die Zeit davon gelaufen. Außerdem war es leider so, dass Tommy Hansen wenig auf unsere Sound-Vorstellungen eingegangen ist, sondern lieber seine Vorstellungen umsetzen wollte. Allerdings ist er nicht übermäßig vertraut mit dieser heftigen Art von Musik. Er hatte zwar schon ILLDISPOSED und HATESPHERE bei sich im Studio, aber die meisten seiner Metal-Produktionen kamen eher aus dem Hardrock und Power Metal Bereich. Anfangs dachten wir, dass gerade dieser Umstand ganz gut für uns sein könnte, weil wir dann eben keinen Einheitssound bekommen, sondern einen etwas eigenständigeren Sound. Aber es kamen einfach zu viele Probleme zusammen, sodass wir schon unmittelbar nach dem Studio nicht allzu zufrieden mit dem Ergebnis waren.

Diesmal hat Dan Swanö, wie gesagt, den Mix übernommen. “Follow The Flames” klingt einerseits sehr kraftvoll, behält sich dafür aber einen leicht rohen Charakter bei, der die Platte nicht zu steril wirken lässt. Würdest du mir hinsichtlich dieser Einschätzung zustimmen?

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Unser Bandlogo ist ja nun sehr aufwendig und kann aufgrund seiner Proportionen oft nur klein dargestellt werden. Also haben wir […] das Logo in aller Pracht präsentiert.
Auf jeden Fall. All die Fehler, die wir beim letzten Album gemacht haben, wollten wir kein zweites Mal machen, und ich denke, dass uns dies mit der Zusammenarbeit mit Dan Swanö auch ganz gut gelungen ist. Der Sound ist sehr natürlich geworden, die Arbeit mit Dan lief sehr entspannt ab und er war gerne bereit, auf unsere Sound-Vorstellungen einzugehen, anstatt nur seinen allseits bekannten BLOODBATH– / EDGE OF SANITY-Sound abliefern zu müssen. Wir wollten zum einen, dass sich die Heaviness der vielen Thrash Metal Parts im Grundsound zeigt, aber auch, dass diese gewissen Rock-Vibes und die vielen Melodien gut zur Geltung kommen. Ich denke, das ist uns ganz gut gelungen. Natürlich gibt es jetzt, ein halbes Jahr nach dem Studio, schon einige kleine Dinge, die ich beim Nächsten noch verbessern würde. Aber insgesamt waren wir noch nie so zufrieden mit einer unserer Produktionen. Aber genauso, wie es unser Ziel ist, uns mit jedem Album musikalisch zu verbessern, so wollen wir uns auch produktionstechnisch immer weiter verbessern.

Gibt es etwas, das dich an Dan Swanös Arbeit besonders begeistert hat? Oder war die ganze Band beim Mixing überhaupt nicht anwesend?

Was uns an der Arbeitsweise mit Dan am meisten begeistert hat, war die Tatsache, dass wir gar nicht anwesend sein brauchten. Dan arbeitet nicht wie andere Studios nach festen Tages- oder Wochenpauschalen, sondern nach einem zuvor vereinbarten Festpreis. Der Vorteil an der ganzen Sache war dann, dass wir solange unsere Ideen und Vorstellungen ausgetauscht haben, bis wir alle zufrieden waren. Dan betreibt kein Aufnahmestudio im herkömmlichen Sinn, sondern macht nur Mix- und Mastering-Arbeiten, und die macht er bei sich zuhause. Dort will er natürlich keine saufenden Musiker um sich herum haben, sondern in Ruhe arbeiten, wann immer er Zeit und Muße hierfür hat. Der Mix der 18 Songs hat sich auch über einige Wochen hingezogen. In anderen Studios wäre dies unbezahlbar gewesen. Für uns hatte es den Vorteil, dass wir uns in Ruhe mit den Ergebnissen zuhause auseinandersetzen konnten und auf uns wirken lassen konnten.

Wenn man im Studio sitzt, hört sich alles geil an, bzw. man hört irgendwann keine Unterschiede mehr heraus. Dan hat sich aber immer wieder 1-2 Tage Auszeit genommen, um dann mit frischem Gehör weiter zu machen. Sehr angetan war ich auch von seiner Bereitschaft, auf unsere Vorstellungen einzugehen. Die meisten Bands, die heutzutage zu ihm gehen, erwarten einen speziellen Sound. Wir wollten aber diesen Sound gerade nicht haben, sondern einen viel natürlicheren, organischeren Sound. Und jeder, der ihn und seine eigenen musikalischen Projekte kennt, weiß ja, dass er sehr aufgeschlossen und ungeheuer vielschichtig ist. Wo andere Produzenten aus Bequemlichkeit absichtlich nur Fließbandarbeit abliefern, war er sehr angetan davon, sich neuen Herausforderungen zu stellen. Es ist zwar im Moment noch etwas zu früh, an das nächste Album zu denken. Aber ich glaube, dass wir auch in Zukunft weiterhin mit ihm zusammenarbeiten werden.

Die Erstauflage von
Follow The Flames” kommt mit einer Bonus-Disc, die acht hochwertige Coverversionen enthält. Was war für euch der ausschlaggebende Grund für diese Zusatzinhalte? Muss man so was mittlerweile anbieten, um überhaupt noch CDs zu verkaufen?

Wir wollten ganz klar dem Käufer einen zusätzlichen Anreiz bieten, aber auf der anderen Seite auch uns selber einen Traum erfüllen. In Zeiten zurückgehender CD-Verkäufe muss man sich natürlich etwas einfallen lassen, um dem etwas entgegen zu wirken. Natürlich werden sich viele neben dem regulären Album auch die Bonustracks irgendwo illegal aus dem Internet herunterladen. Aber diese Leute wird man sowieso nicht dazu bringen können, sich das Album zu kaufen. Aber darüber hinaus gibt es im Metal-Bereich mehr als wahrscheinlich in jeder anderen Musikrichtung viele Fans, die idealistischer denken, und die Arbeit, die eine Band in ein Album gesteckt hat, zu würdigen wissen. Und unsere Bonus-CD besteht nicht aus halbgaren Studioberichten oder Live-Aufnahmen, sondern aus immerhin acht Coversongs. Viele andere Bands und Labels hätten so ein Album wahrscheinlich als eigenständiges Cover-Album veröffentlicht. Wir bieten das Ganze als Bonus zum eigentlich Album an, und die Doppel-CD steht auch zum Preis einer einfachen CD im Laden.

Natürlich ist uns auch bewusst, dass sich an Coversongs oft die Geister scheiden, aber niemand wird gezwungen, sich diese Songs anzuhören, ha ha… Eingefleischte BLIND GUARDIAN– oder WHITESNAKE-Fans können wir mit unseren Coverversionen natürlich nicht erreichen, das ist mir schon klar. Wir haben die Songs ausgewählt, weil sie uns gefallen und weil wir Spaß daran haben, diese zu spielen. Und wahrscheinlich sind sie auch eher für BURDEN OF GRIEF-Fans interessant als für Fans der entsprechenden Bands.

Die Songauswahl gefällt mir persönlich recht gut und mit “The Four Horsemen” (METALLICA) und “Hell Ain’t A Bad Place To Be” (AC/DC) sind auch zwei nicht ganz so offensichtliche Nummern dabei. Wie seid ihr bei der Auswahl der einzelnen Stücke vorgegangen?

Die Idee war ganz einfach, dass sich jeder aus der Band einen Song aussucht, den er gerne spielen würde, ohne dabei allzu große Rücksicht darauf zu nehmen, ob dieser Song auch allen anderen gefällt. Die persönlichen Musikgeschmäcker innerhalb der Band gehen teilweise doch sehr auseinander, und es ist schwer genug, überhaupt auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Neben den fünf individuell ausgewählten Songs haben wir dann zusätzlich noch die drei Songs mit dazugepackt, die wir in den letzten Jahren ohnehin immer wieder mal in unserem Live-Programm hatten. Insgesamt finde ich die Gesamtauswahl der acht Coversongs auch sehr gut und relativ repräsentativ für unsere musikalischen Einflüsse, die immerhin gut 40 Jahre Musikgeschichte widerspiegeln. Manche Songs sind dabei etwas weniger ausgefallen, wie z.B. IRON MAIDEN oder PANTERA, manche Songs dafür umso mehr, wie z.B. WHITESNAKE und THE DOORS. Auch haben wir uns bei der Umsetzung mal mehr und mal weniger an das Original gehalten. Alles in allem denke ich, dass wir alle Songs ganz gut unserem eigenen Sound angepasst haben. Auch wenn ich bisher in einigen Reviews gelesen habe, dass nicht immer alle Coversongs auf Gegenliebe stoßen, so sind wir aber selber sehr zufrieden mit dem Endergebnis. Und das ist uns nach wie vor das Wichtigste.

Zumindest “Aces High” (IRON MAIDEN) war schon auf der Japanedition von
Death End Road” enthalten. Habt ihr den Song trotzdem noch einmal neu aufgenommen?

Ja, “Aces High” gehört zu den drei Songs, die wir in den letzten Jahren schon öfter mal live gespielt haben. Auf der Japan-Version von Death End Road” ist auch nur eine Live-Version von diesem Song drauf. Als Studioversion hatten wir “Aces High” vorher noch nicht, und wir hätten ihn wahrscheinlich auch nicht aufgenommen, da es gerade von diesem Song schon zwei bekannte Coverversionen von ARCH ENEMY und CHILDREN OF BODOM gab. Aber im Zuge des Bonus-Coveralbums war uns das egal. Von allen Coverversionen, die wir jemals live gespielt haben, kam “Aces High” einfach immer mit am besten an, weil nahezu jeder Metal-Fan diese Band und diesen Song mag. Auch wenn ich selber großer WHITESNAKE-Fan bin und für die Wahl von “Fool For Your Loving” verantwortlich bin, würde ich diesen Song wahrscheinlich eher nicht live spielen, weil ein Großteil unserer Fans vermutlich nicht allzu viel mit WHITESANKE anfangen kann. Aber Songs von IRON MAIDEN und METALLICA kommen live immer wieder gut an.

Mit an Bord sind mit Sabina Classen (HOLY MOSES), Gerre (TANKARD) und eben Dan Swanö (EDGE OF SANITY) auch drei namhafte Gastmusiker, die offenbar ebenso viel Spaß bei den Aufnahmen hatten wie ihr. Ist dieses Namedropping heute wichtiger als früher, um mehr potenzielle Käufer auf die Platte aufmerksam zu machen?

Natürlich hilft es, mit einigen namhaften Gastmusikern etwas Aufmerksamkeit zu erregen. Ich selber habe mir früher auch einige Death Metal Platten gekauft, nur weil John Tardy oder Glen Benton als Gastsänger zu hören waren, ha ha… Sonst hätte ich wahrscheinlich nie eine Band wie CANCER für mich entdeckt. Aber für uns als Band war es darüber hinaus auch ein besondere Erfahrung, mit Musikern zusammenarbeiten zu dürfen, deren Platten man selber seit vielen Jahren im Schrank stehen hat. Wir haben zwar über die vielen Jahre schon mit vielen größeren Bands zusammen irgendwo gespielt, aber der persönliche Kontakt kommt dann trotzdem oft nicht zustande. TANKARD und HOLY MOSES kannten wir aber schon allein dadurch, dass wir sie vor einigen Jahren zu dem von uns seinerzeit organisierten ART OF DARKNESS FESTIVAL eingeladen hatten. Als wir dann die beiden gefragt hatten, haben beide auch sofort zugesagt. Na ja, und wo wir schon mal Dan Swanö bei uns im Boot hatten, haben wir ihn natürlich auch gefragt. Diese drei Sänger auf unserem Album zu haben, hat uns wirklich sehr gefreut und ich denke, dass es das Album noch ein wenig abwechslungsreicher und interessanter macht.

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All die Fehler, die wir beim letzten Album gemacht haben, wollten wir kein zweites Mal machen, und ich denke, dass uns dies mit der Zusammenarbeit mit Dan Swanö auch ganz gut gelungen ist.

Gibt es abseits der Bonustracks auch eigenes Material, das es nicht mehr aufs Album geschafft hat? Falls ja, was passiert damit?

Während des Songwritings sind natürlich immer wieder mal Songs oder Songfragmente entstanden, die es letztendlich nicht auf das Album geschafft haben. Allerdings nicht, weil wir zu viel Material hatten, sondern vielmehr, weil diese Ideen nicht stark genug waren. Wir haben zwar mit einigen Sachen einige Wochen lang herumgejammt, aber irgendwie funktionierte es nicht so richtig. Und dann macht es auch keinen Sinn, solche Ideen aufzuheben. D.h. wenn wir uns irgendwann an das Songwriting zum nächsten Album machen, dann werden wir wieder bei Null anfangen und nicht irgendwelche alten, nicht genutzten Ideen aufwärmen.

“Born In Fire” war auch auf der DVD des Spielemagazins PC Action zu finden. Wie seid ihr denn dazu gekommen? Hat deren Redaktion direkt bei euch angefragt?

Den Kontakt zu PC Action hat unser Drummer Robb aufgebaut. Wie genau er daran gekommen ist, kann ich Dir nicht sagen. Aber scheint wohl so zu sein, dass ein verantwortlicher Redakteur Metal-Fan ist bzw. selber Musiker war. Und da er weiß, wie schwer es für kleinere Bands ist, sich der Öffentlichkeit zu präsentieren, bietet er im Rahmen seiner Möglichkeit eben diese Plattform. Gefeatured wird auf der beliegenden Spiele-DVD immer eine ausgewählte Rock- oder Metal-Band. Im Vordergrund stehen natürlich dabei die Spiele, aber die Verbindung von Computer-Spielen und Metal-Musik verbreitet sich ja immer mehr durch Spiele wie “Guitar Hero” oder “Brütal Legend”. Ich selber habe zwar keinen Bezug zu solchen Spielen, lehne es aber auch nicht ab. Je mehr Leute man mit seiner Musik erreichen kann, desto besser ist es doch.

Wir leben in einer Zeit, in der die halbe Welt bei Social Networking-Plattformen wie Facebook oder MySpace registriert ist. Das gleiche trifft natürlich auch auf Bands zu, deren Seiten die Musiker mal mehr, mal weniger regelmäßig selbst pflegen. Wie stehst du zu diesen Communities? Kann man als Musiker überhaupt noch darauf verzichten?

Manchmal ist es natürlich nicht ganz einfach, bei den vielen Social Communities den Überblick zu behalten und überall als Band präsent zu sein. Anfangs stehe ich diesen Entwicklungen auch oft skeptisch gegenüber und frage mich, ob das alles wirklich Sinn macht. Ich weiß noch, wie ich zum ersten Mal etwas über MySpace gehört habe und ich mich fragte, was daran so besonders sein soll, bei so einen Band-Verzeichnis vertreten zu sein. Sämtliche Internet-Plattformen sind ja nur dann erfolgreich, wenn sie sich profilieren und von der Masse anerkannt und genutzt werden. So ist ja z.B. eBay nach wie vor das Maß aller Dinge, obwohl es viele weitere, günstigere Internet-Auktionshäuser gibt. Und auch MySpace und Facebook machen nur deswegen Sinn, weil alle mitmachen.

Der Vorteil ist natürlich ganz klar: man kann sich als Bands einfach und schnell der Öffentlichkeit präsentieren, seine Musik vorstellen und seine Musik auch unkompliziert zum Kauf anbieten. Als Musik-Fan hat es den Vorteil, dass man sich schnell ein Bild von der Musik von Bands machen kann. Schwierig wird es nur manchmal, der großen Informationsflut Herr zu werden. Aber gerade durch MySpace habe ich schon sehr viele Bands entdeckt, die ich sonst wahrscheinlich niemals entdeckt hätte. Außerdem hat man durch MySpace und Facebook viel mehr, als das früher der Fall war, die Möglichkeit, sich mit Fans auf der ganzen Welt auszutauschen. Ich sehe da die positiven Aspekte ganz klar im Vorteil, auch wenn ich finde, dass man nicht jeden neuen Scheiß mitmachen muss. Der Sinn und Zweck von Twitter hat sich mir z.B. noch nicht erschlossen.

Na ja, immerhin weiß man dank Twitter umgehend darüber Bescheid, wenn JUSTIN BIEBER wieder mit seiner Ex zusammengekommen ist. Zum Ende hin kommt für gewöhnlich die Frage nach den Zukunftsplänen. Also, wie sieht es dort bei BURDEN OF GRIEF aus? Habt ihr eine Tour geplant?

Wir werden uns jetzt mit dem neuen Album in der Hinterhand wieder verstärkt ins Booking stürzen. Die Festival-Saison ist in diesem Jahr natürlich schon gelaufen für uns. D.h. wir konzentrieren uns jetzt wieder auf Konzerte im Herbst und Winter. Dass wir dieses Mal eine komplette Tour zeitlich realisieren können und mit unseren Jobs unter einen Hut bringen können, wage ich zu bezweifeln. Wir konzentrieren uns daher weiterhin auf Wochenend-Shows und Festivals. Aber vielleicht ergibt sich ja mal etwas Passendes. Mal schauen…

Ich danke dir für deine Zeit! Mit der folgenden Frage würde ich dich gerne entlassen: Stell dir vor, ein Zombie lebt in deinem Schrank und er fängt langsam an lästig zu werden, da er ständig versucht, dein Gehirn zu essen. Also willst du ihn töten, aber alles, was du hast, ist eine Karotte, ein Stück Schnur, einen schizophrenen Hamster und einen schottischen Dudelsack. Was machst du?

Oh je, nach so vielen Fragen wird diese Frage langsam zu viel für mich…Den Zombie würde ich mit den Dudelsack einen überbraten. Der Hamster kann ja währenddessen die Möhre essen und wenn er will, kann er sich danach mit der Schnur erhängen.

Cover-Artwork © Massacre Records
Pressefotos © Massacre Records und BURDEN OF GRIEF

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