BETWEEN THE BURIED AND ME: Zirkus-Aspekte und nudelige Soli

Neues Label, neuer Produzent, neue EP. Im Hause BETWEEN THE BURIED AND ME geht es nach der kolossalen Tour zu "The Great Misdirect" frisch weiter. "The Parallax: Hypersleep Dialogues" ist der Auftakt zu einer Sci-Fi-Geschichte, die Musik dazu ist ebenso brutal, technisch, aber gleichzeitig poetisch und schön. Wie wir es von BETWEEN THE BURIED AND ME eben gewohnt sind. Will heißen: Eingängige Hits suchen wir besser wo anders, das totale Gefrickel in Verbindung mit Bodenständigkeit, subversivem Humor, Spielfreude und uneingängigen Arrangements gibt es hier. Keine Weiterentwicklung zwar, aber Stagnation auf enorm hohem Niveau. Bassist Dan Briggs steht uns Rede und Antwort.

Neues Label, neuer Produzent, neue EP. Im Hause BETWEEN THE BURIED AND ME geht es nach der kolossalen Tour zu The Great Misdirect frisch weiter. The Parallax: Hypersleep Dialogues ist der Auftakt zu einer Sci-Fi-Geschichte, die Musik dazu ist ebenso brutal, technisch, aber gleichzeitig poetisch und schön. Wie wir es von BETWEEN THE BURIED AND ME eben gewohnt sind. Will heißen: Eingängige Hits suchen wir besser wo anders, das totale Gefrickel in Verbindung mit Bodenständigkeit, subversivem Humor, Spielfreude und uneingängigen Arrangements gibt es hier. Keine Weiterentwicklung zwar, aber Stagnation auf enorm hohem Niveau. Bassist Dan Briggs steht uns Rede und Antwort.

In der zweiten Jahreshälfte von 2010 habt ihr etwas Abstand vom Touren genommen und euch stattdessen um das Songwriting gekümmert. Wurde The Parallax: Hypersleep Dialogues in dieser Zeit geboren?

Ja, wir waren von Anfang Januar bis Anfang August auf Tour, dann ging ich mit meiner anderen Band ORBS auf Tour, während Tommy sein Soloalbum Pulse aufnahm. Im Oktober letzten Jahres kamen wir zurück und schrieben zwei Monate an der EP. Im Dezember reisten wir schließlich nach Toronto, um das neue Material aufzunehmen.

Wer war dieses Mal hauptsächlich für die Songs verantwortlich?

Wir alle schreiben Musik für die Alben von BETWEEN THE BURIED AND ME. Dieses Mal verschanzten wir uns in Winston-Salem, NC.

Ihr befindet euch auf The Parallax: Hypersleep Dialogues wieder zwischen technischer Brutalität und purer Schönheit, aber es erscheint, als hättet ihr euren Zenit schon länger erreicht. Wurde seit The Great Misdirect alles zur Routine, oder habt ihr immer noch neue Ziele, die Außenstehende vielleicht gar nicht hören können?

Ich persönlich möchte musikalisch niemals zufrieden sein. Es gibt immer Bereiche, in denen man sich als Komponist verbessern kann, und es gibt noch ein ausreichend großes, unerforschtes Territorium für uns. Ich denke, dass wir gerade mal die Oberfläche von dem angekratzt haben, für was diese Band im Stande ist.

Welche Rolle spielt der Hörer im Songwriting-Prozess von BETWEEN THE BURIED AND ME? Würdet ihr noch mehr ausflippen und unhörbarer werden, wenn die Hörer nicht ein wenig Eingängigkeit brauchen würden?

 BTBAM
BTBAMs Interpretation einer Rockoper: Der erste Teil des Konzeptwerks: The Parallax: Hypersleep Dialogues.

Ich glaube nicht, dass jemand von uns auf unhörbare Musik steht, Kakophonie ist also absolut kein Ziel von uns. BELA BARTOKs Streichquartetts sind wohl das atonalste, das ich höre. Wie dem auch sei, wir kümmern uns eigentlich nicht darum, was Außenstehende von der Musik halten, die wir schreiben. Es geht uns einfach nur darum, was uns selbst als Komponisten erfüllt und was uns gefällt.

The Parallax: Hypersleep Dialogues erscheint spontaner als eure vorherigen Alben. Ist da etwas dran?

Wir kamen nicht mit großen Ideen in den Proberaum, also ist alles, was auf der neuen EP zu hören ist, ein Ergebnis aus diesen zwei Monaten. Ja, ich denke, das neue Material ist etwas spontaner, als unsere vorherigen Alben. Die Session war ja auch viel kürzer, also waren wir sehr fokussiert auf nur diese Explosion des Materials.

Das Kombinieren der Riffs, die Arrangements schienen hingegen etwas mehr Zeit verschlungen zu haben.

Nachdem wir zwei Monate schrieben und nur drei Songs im Fokus hatten, wandten wir in der Tat viel Zeit dafür auf, an den Arrangements zu arbeiten und dafür zu sorgen, dass alles klick macht. Wir arbeiten generell ziemlich schnell, der Entwurf von The Great Misdirect war auch schnell beisammen, danach ging es umso stärker an die Feinabstimmung der ganzen Musik.

War es erfrischend für euch, einfach eine EP zu schreiben und nicht ein ganzes Album vor sich zu haben – nahm es den Druck von euch und gab es euch eine gewisse Freiheit?

In der Theorie war es schön, sich einfach auf ein paar Songs zu fokussieren. Aber es war sehr stressig, das alles mit einer strengen Deadline zu vollenden, und keine Unmengen an Zeit zu haben, um an dem Material zu sitzen.

Gerade in den weniger heftigen Stellen gibt es einige Überraschungen, das Ende von Specular Reflection klingt nach TOOL, Augment Of Rebirth scheint sogar von SYSTEM OF A DOWN zu zehren. Ist das ein Zufall?

Wir werden von einer Million unterschiedlicher Künstler beeinflusst, damit halten wir niemals zurück. Ich würde uns nicht mal als Metal-Band kategorisieren, sondern viel mehr als eine Band, die keine Angst davor hat, Neues zu versuchen. Wir haben Metal-Aspekte, Zirkus-Aspekte, orchestrale Parts, nudelige Gitarrensoli, und so weiter.

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Das kam alles durch die Prog-Hippies BTBAM! Der neue Produzent Dave Bottril ist nicht für Xylophon und Co. auf The Parallax: Hypersleep Dialogues verantwortlich.

Ich folge BETWEEN THE BURIED AND ME schon seit dem Debütalbum, und seit Alaska erscheint es mir so, als würde jedes Album ein wenig länger dauern, bis ich es verstehe. Steht dies in direkter Proportionalität zum Fakt, dass ihr euch über die Jahre instrumental hinweg verbessert habt?

Ich denke schon. Alaska war ein relativ primitives Album, und es war das Erste, an dem wir Fünf in der jetzigen Konstellation zusammen arbeiteten. Also mussten wir am gemeinsamen Feeling arbeiten und versuchen, unsere neuen Stimmen einzubringen, wo wir es eben konnten. Bei Colors hingegen waren wir schon eine gesetzte Einheit.

The Parallax: Hypersleep Dialogues ist nun schon die fünfte Zusammenarbeit in dieser Konstellation, zählt man das Coveralbum The Anatomy Of… mit. Dieses Mal seid ihr eben zwischen einer EP und einem Album angesiedelt – warum habt ihr nicht ein halbes Jahr gewartet, die Story vollendet und ein ganzes Album geschrieben?

Wir wollten absichtlich nur eine EP nach The Great Misdirect veröffentlichen. Zwangsläufig wird Teil Zwei des Konzeptes ein ganzes Album werden. Wir entschieden uns schon im Vorfeld dafür, beide Werke zusammenhängen zu lassen.

Eure neue EP klingt wieder wie ein einziger, großer Song. Werdet ihr den Nachfolger zu The Parallax: Hypersleep Dialogues dann von einer anderen Perspektive aus betrachten, also von einer melodischeren und weniger brutalen Seite aus? Dann würde diese Vorgehensweise des Aufteilens beider Veröffentlichungen nämlich komplett Sinn machen.

Keine Ahnung, ehrlich gesagt. Wir haben noch kein bisschen vom Nachfolger geschrieben. Wir wollten schon immer ein Konzeptalbum schreiben, unsere Interpretation einer Rockoper. Es wird bestimmt großartig werden, das zusammen zu stellen, wenn die Zeit kommt.

Die Story hinter The Parallax: Hypersleep Dialogues handelt von zwei menschlichen Wesen am jeweils anderen Ende der Galaxis, die miteinander mental verbunden sind. Das klingt nach philosophischer Science Fiction, die durch Sunshine und Moon in den letzten Jahren erfreulicherweise eine Renaissance erlebt. Seid ihr auch Sci-Fi-Nerds? Welche Filme könnt ihr empfehlen?

 BTBAM
Möchte musikalisch niemals zufrieden sein: Bass-Virtuose und Sci-Fi-Nerd Dan Briggs

In der Tat, ich bin schon immer ein Science Fiction-Nerd gewesen. Ich wuchs mit Star Wars und Akte X auf, wir alle liebten außerdem Lost. Ich empfehle jedem, Akte X und Fringe anzuschauen, was alle Arten von abstrakter Science Fiction mit Mystery verbindet.

Alright, Scully. Zum ersten Mal habt ihr ein Album ohne Jamie King, aber dafür mit Dave Bottril (u.a. DREAM THEATER, TOOL, KING CRIMSON, MUSE – Anm. d. Verf.) aufgenommen. Das Endergebnis unterscheidet sich nicht allzu sehr von dem, was ihr mit Jamie bisher erzieltet. Wolltet ihr nach sieben Alben einen anderen Produzenten, oder war Jamie einfach beschäftigt?

Wir hatten die Möglichkeit, mit David zu arbeiten, und Jamie gab seinen Segen dazu. Es war eine sehr wilde Erfahrung für mich, mit einem Typen zusammen zu arbeiten, der so viele Bands aufnahm, die ich liebe. Die Tatsache, dass er schon mit Tony Levin und Robert Fripp aufnahm, machte mich ein wenig nervös, als ich im Aufnahmeraum meine Spuren einspielte. Aber David ist ein völlig entspannter Mensch, so dass wir uns bei ihm sehr wohl fühlten.

In den Details gibt es einige neue Instrumente im Hintergrund zu hören, am Ende von Lunar Wilderness hat sich zum Beispiel ein Xylophon versteckt. Kamen diese Ideen durch den Prog-Hippie Dave?

Nein, das kam alles durch die Prog-Hippies hinter BETWEEN THE BURIED AND ME. Da habe ich noch einen Tipp für dich: Hör dir sehr viel ZAPPA an, wenn du es eh noch nicht tust.

Haha, alles klar! Nach acht Jahren VICTORY habt ihr nun einen Vertrag mit METAL BLADE unterschrieben. Ihr konntet sicherlich zwischen vielen Labels wählen, warum habt ihr also bei ihnen unterschrieben?

METAL BLADE sind einfach große Fans von BETWEEN THE BURIED AND ME und haben die gleiche Einstellung wie wir, das haben wir eben gesucht. Sie fanden einen Weg für uns, wie wir mit Dave arbeiten konnten und waren von Anfang an gut zu uns. Das ist ein ziemlich fantastischer Start!

War die Veröffentlichung einer EP die perfekte Gelegenheit einer ersten Aktivität für METAL BLADE, also wäre The Parallax: Hypersleep Dialogues auf VICTORY RECORDS gar nicht möglich gewesen?

Nun, unser Vertrag mit VICTORY war erfüllt, es war an der Zeit, wo anders unterzukommen. Das war genau die richtige Zeit für eine neue EP, eine neue Plattenfirma und einen neuen Produzenten.

Bedeutet das neue Label auch, dass ihr euch nun mehr auf Europa konzentrieren werdet? Im September werdet ihr endlich eure erste große Headliner-Tour in Europa spielen.

Wir freuen uns wirklich sehr, endlich in Europa auf Headliner-Tour zu gehen! Unsere letzten Sets bestanden aus ungefähr zwei bis drei Songs, das ist nicht die wirkliche BETWEEN THE BURIED AND ME-Experience. Wir sehen euch alle sehr bald!

Fotos: (c) Justin Reich, Artwork: (c) Metal Blade

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