YOGI LANG: No Decoder

"No Decoder" ist bei aller dezenter Kritik dennoch ein gutes Album. Für Freunde härterer Klänge oder Progressive Rock-Jünger ist es sicher weniger geeignet.

YOGI LANG ist die Stimme von RPWL und nicht nur dadurch maßgeblich für deren Sound mitverantwortlich. Nun erscheint sein Solo-Debüt. LANG konnte zudem illustre Gäste für sein Unterfangen gewinnen, so ist PINK FLOYD-Basser Guy Pratt (!) auf No Decoder für die tiefen Töne zuständig. Der Geist von PINK FLOYD weht schließlich unüberhörbar durch alle Veröffentlichungen seiner Stammband, welche einst sogar als reine PINK FLOYD-Coverband gestartet war. Und auch auf No Decoder kann YOGI LANG seine Wurzeln nicht verstecken, das braucht er auch gar nicht.

Meist getragene, ruhige Stücke, vorgetragen mit einer Gelassenheit, die Ihresgleichen sucht, bestimmen das Feld. Die Frage ist, wo liegt der Unterschied zu den bisherigen Scheiben seiner Stammband? Der augenscheinliche und gleichzeitig größte Unterschied ist die Tatsache, dass im Gegensatz zu RPWL zahlreiche kürzere Stücke No Decoder ein wenig mehr Dynamik geben und es andererseits – zumindest auf den jüngeren RPWL-Alben – den einen oder anderen Hit gibt. Ansonsten sind praktisch alle Stücke auch auf Veröffentlichungen von RPWL denkbar, was einerseits für die Qualität der Stücke spricht, andererseits den Sinn der vorliegenden Scheibe fragwürdig erscheinen lässt. YOGI LANG besitzt jedoch eine außergewöhnliche Stimme, die er auch auf No Decoder eindrucksvoll in Szene setzen kann.

Das atmosphärische (beinahe-)Instrumental Sacrifice besticht durch teils experimentelle, aber immer songdienliche Soundeffekte. Dezent und vergleichsweise modern  gerockt wird lediglich bei Sensvalue, aber auch das melodische Titelstück sticht ein wenig hervor. Das Gros des restlichen Songmaterials kann gefallen, setzt zuweilen jedoch nicht genug individuelle Akzente, vor allem wenn man mit dem Material von YOGI LANG´s ersten Arbeitgeber bestens vertraut ist. Neben den deutlich härteren BLIND EGO von RPWL-Sechssaiter Kalle Wallner und  dem progressiv epischen PARZIVAL’S EYE von Ex-Basser Chris Postl ist nun die RPWL-Familie um einen weiteren Ableger angewachsen. Das Solo-Debüt von YOGI LANG ist jedoch dem typischen RPWL-Sound am nahsten. Aber die Süddeutschen sind nicht zuletzt aufgrund ihrer Konstanz so beliebt, und so überrascht es auch nicht weiter, dass der Sänger und Keyboarder auch auf No Decoder das tut, was er am besten kann. Nämlich den entspannten, aber vielschichtigen Kompositionen eine unvergleichliche Stimme zu geben. Was dem Album jedoch fehlt, das sind ein oder zwei wirklich herausragende Nummern, eine größere Portion Mut oder schlicht der Wille zu größerer Eigenständigkeit. Ein ambitioniertes Cover-Artwork, welches zum Teil verstörend detailverliebt und eigenwillig daherkommt, rundet die gut und facettenreich produzierte Scheibe dennoch gelungen ab. ARENA-Basser Ian Salmon bekommt einen Gastauftritt als Erzählstimme in A Million Miles Away und die französischen Lyrics in Alison überraschen positiv und setzen einen gelungenen Farbtupfer.

No Decoder ist bei aller dezenter Kritik bzw. vielleicht nicht immer fairen Vergleichen dennoch ein gutes Album, um zu entspannen, was keineswegs negativ gemeint ist. Für Freunde härterer Klänge oder Progressive Rock-Jünger ist es sicher weniger geeignet. Aber richtig gerockt haben PINK FLOYD schließlich auch selten bis gar nicht. Und sich auf seine Stärken zu besinnen, das ist im Grunde auch nichts Verwerfliches.

GAST-REVIEW VON MARTIN STARK

Veröffentlichungstermin: 05.11.2010

Spielzeit: 56:55 Min.

Line-Up:
Yogi Lang – Vocals, Keyboards, Guitar
Thorsten Weber – Guitar
Guy Pratt – Bass
Carmen Meier – Percussion
Manni Müller – Drums

Produziert von Yogi Lang
Label: Gentle Art Of Music

Homepage: http://www.yogi-lang.com

MySpace-Seite: http://www.myspace.com/yogilang

Tracklist:
1. Can’t Reach You
2. Sacrifice
3. Our World Has Changed
4. Sail Away
5. Our Modern World
6. No Decoder
7. Alison
8. A Million Miles Away
9. Say Goodbye
10. Sensvalue
11. A Better Place For Me

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