WOLF: Evil Star

"Evil Star" ist ein Sammelsurium an Zitaten der alten heilen Metalwelt und dennoch verbinden WOLF das ganze zu einem zeitlosen Gebräu, das nun aber statt deutlich nach den Heroen IRON MAIDEN zu schmecken, mehr in Richtung von MERCYFUL FATE tendiert. Absolut Empfehlenswert.

Es ist mir ein ausgesprochenes Vergnügen, zu Beginn meines Reviews zum Drittwerk der Schwedischen 80-er-Metaller WOLF meine lieben Kollegen Wings ordentlich zu dissen. Denn ER ist dafür verantwortlich, dass ausgerechnet das vom Titel her ihm geradezu auf den Leib geschriebene Vorgängeralbum bei uns nie besprochen wurde, aber wahrscheinlich hat es IHN abgeschreckt, dass ich das Werk nur unter der Bedingung, dass auch ein Interview erfolgen muss, an IHN abtrete. Also hat ER es mal klammheimlich unter den Tisch fallen lassen, vielleicht merkt ja niemand, dass da irgendwas unter den Teppich gekehrt wurde. Falsch mein Lieber, solche Verfehlungen merke ich mir elefantös und ab jetzt zeigt hoffentlich die gesamte Metalwelt (ich setze natürlich voraus, dass vampster zu deren Pflichtlektüre zählt) mit dem Finger auf dich. Denn WOLF haben es einfach verdient, besprochen, befragt und gemocht zu werden.

Entgegen dem daraus zu folgernden Schluss, das neue Album wäre nun schlicht mit Evil Wings betitelt, beschäftigen sich WOLF auf dem neuen Album lieber mit bösartigen Himmelskörpern, aber letztendlich ist es bei dieser Band eh egal, in welcher Kombination man Worte aus dem Metal-Klischee-Sprachschatz und dem Gruselmetier verbindet. Denn das Ergebnis ist immer hundert Prozent WOLF und damit hundert Prozent Metal.

Wer nun aufgrund dieses vagen Umrisses mit aufgewärmter Altbackware rechnet, der ist auch auf dem dritten Album der Schweden auf dem Holzweg. WOLF verarbeiten Klischees, ohne dabei eine Klischeeband zu sein. WOLF zollen Tribut, ohne dabei religiösen Denkschemata zu verfallen. Stattdessen regiert der Spaß an der Musik an sich und der ist bei dieser Band einfach an allen Ecken und Kanten zu spüren – egal ob live oder auf Konserve. Auch Evil Star ist dabei ein Sammelsurium an Zitaten der alten heilen Metalwelt und dennoch verbinden WOLF das ganze zu einem zeitlosen Gebräu, das nun aber statt deutlich nach den Heroen IRON MAIDEN zu schmecken, mehr in Richtung von MERCYFUL FATE (der Mittelteil von The Avenger scheint schon fast wie eine 1:1-Kopie) tendiert. Derart komplex wollen WOLF aber natürlich auch auf diesem Album nicht agieren, stattdessen könnte man die Truppe um den Mann mit dem hohen Gesang, Niklas Olsson, mehr als die traditionellere Variante von WITCHERY bezeichnen. Heavy Metal muss nach vorne gehen scheint also immer noch der Leitspruch zu sein, genauso spielt aber das Jonglieren mit dunklen Thematiken eine Rolle und da sprechen Titel wie Wolf´s Blood, Transylvanian Twilight, Devil Moon oder Out of Still Midnight Bände. Die Band, mit der man WOLF in ihren Anfangstagen am meisten verglich, kommt aber – das sei zur Beruhigung aller Fans gesagt – selbstredend auch auf dem aktuellen Album immer wieder durch. Da können und wollen vermutlich WOLF auch gar nicht aus ihrer Haut. Instrumentalteile wie in Wolf´s Blood könnten so in den Anfangstagen der Eisernen Jungfrauen auch aus der Feder von Steve Harris und Co. entstammt sein, WOLF haben das ganze aber inzwischen durch eine ganz eigene, oft melancholisch anmutende Melodieführen zu einem eigenen Stil definiert. Dabei muss man aber ganz deutlich sagen, dass die Band auf den letzten beiden Alben schon bessere Songs abgeliefert hat, ein zweites I am the Devil oder Moonlight ist auf Evil Star leider nicht vertreten, dafür bietet man aber ein durchgängig hochwertiges Niveau und mit der Coverversion des BLUE OYSTER-Klassikers (Don´t fear the) Reaper meinen persönlichen Sommerhit des Jahres 2004. Die einigen Leuten bereits bekannte Coverversion des SLAYER-Stücks Die by the Sword (gabs auf der Night Stalker-7 und als Internet-Bonus zu Black WINGS) dürfte hingegen nach wie vor auf geteilte Meinungen stoßen.

Um ehrlich zu sein: Evil Star ist für mich fastgar das schwächste Album dieser Formation. Das reicht aber aus, um die Band nach wie vor so richtig zu mögen und dem ganzen einen Empfehlenswert-Sticker aufzupappen.

Veröffentlichungstermin: 26. April 2004

Spielzeit: 57:38 Min.

Line-Up:
Niklas Olsson – Vocals, Guitar

Mikael Gording – Bass

Daniel Bergkvist – Drums

Produziert von Peter Tägtgren
Label: Massacre Records / Soulfood

Hompage: http://www.wolf.nu

Tracklist:
1. Evil Star

2. American Storm

3. The Avenger

4. Wolf´s Blood

5. Transylvanian Twilight

6. Devil Moon

7. Out of Still Midnight

8. The Dark

9. Black Wing Rider

10. (Don´t fear the) Reaper

11. Die by the Sword

12. I´m not afraid of Life

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