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WITHIN TEMPTATION: An Acoustic Night At The Theatre

Eine schöne Ergänzung, wenn nicht sogar Alternative zu den Studioalben. Der Band gelingt nämlich das Kunststück, die Essenz der Lieder in den Vordergrund zu stellen. Gothic? Metal? Pop? Klassik? Egal! Es ist Musik, in die man sich einwickeln möchte, die man abends neben sich aufs Kopfkissen legen möchte. Es sind Melodien von verwegener, verträumter, versteckter und verliebter Gestalt.

Sollte ein CD-Review eigentlich nicht immer eine ausgewogene Mischung aus objektiver Beschreibung und subjektivem Empfinden sein? Einen Überblick über die Künstlerbiographie liefern und gleichzeitig flüssig geschrieben die Kernaussage der Musik zusammenfassen? Implikationen bezüglich des Musikgeschäfts erörtern? Ach, scheiß drauf!

WITHIN TEMPTATION liefern mit An Acoustic Night At The Theatre ein von vorne bis fast hinten ein wunderschönes Album mit herrlich melodischer Melancholie ab. Metallische Elemente fehlen fast gänzlich. Die Eindringlichkeit von spannender Rockmusik schimmert noch durch. Ansonsten bestimmen jedoch Elemente aus Pop und Klassik das Geschehen. Nicht selten fühle ich mich an Mike Oldfield erinnert, bei dem die Gesamtstimmung gewöhnlich auch wichtiger ist als eine klare Stileinordnung.

Dabei war ich anfangs mehr als skeptisch. WITHIN TEMPTATION fehlte in meinen Ohren immer das Ungezügelte, das beispielsweise NIGHTWISH (wenn auch versteckt unter Orchester- und Chorspuren) besitzen. Der Gesang war mir zu perfekt, zu poliert, zu undynamisch. Die harten Gitarren, die starre Rhythmusgruppe – alles wirkte irgendwie unnatürlich. Ich gönnte der Band freilich den Erfolg. Schließlich klang die Mucke besser als vieles andere, was sich so im Mainstream tummelt.

Die Verwandlung in akustische Nummern entspricht häufig einer Verwässerung der Grundideen und einer noch unnatürlicheren Herangehensweise an harte Musik. WITHIN TEMPTATION gelingt mit An Acoustic Night At The Theatre nun aber das Kunststück, die Essenz der Lieder in den Vordergrund zu stellen. Klar, das geschieht auf Kosten der Härte. Doch trotz der (vermeintlich) abgespeckten Live-Situation tönt die Produktion voluminös, nicht zuletzt dank der Streicher und der (alles andere als akustischen) Keyboards. Im Prinzip ist die CD eigentlich eine Mogelpackung. Doch das alles ist letztlich vollkommen nebensächlich. Denn die Musik ist gut.

Die Musik ist gut! Sehr gut sogar. Nach dem schönen Intro Towards The End unterbricht der Publikumsjubel die Stimmung. Ab dann harmoniert aber wirklich alles. Die Instrumente ergänzen sich gegenseitig bestens mit ihren Klangfarben. Der Gesang wirkt selbstbewusst, klar, emotional und menschlicher denn je. Symptomatisch für die gelungene Umsetzung sind die Gastbeiträge von Anneke van Giersbergen und Keith Caputo, die sich in den Fluss des Albums nahtlos einfügen.

Ich weigere mich, einzelne Lieder herauszugreifen, da es einfach keine Schwachpunkte gibt und jedes Stück seine eigene Schönheit besitzt. Ich mag auch nicht von Symphonic Gothic Rock oder Melodic Pop Metal sprechen. Es ist Musik, in die man sich einwickeln möchte, die man abends neben sich aufs Kopfkissen legen möchte. Es sind Melodien von verwegener, verträumter, versteckter und verliebter Gestalt. Sicher sind einzelne Momente ansatzweise kitschig. Aber es ist auch eine WITHIN TEMPTATION-CD, kein NECROPHOBIC-Demo.

Uneingeschränkte Kaufempfehlung also!

Auch wenn hier leider nicht gilt: Ende gut, alles gut. Denn am Ende gibt es noch den neuen Studio-Track Utopia. Die Nummer klingt verzwungen poppig und wirkt gleich viel klinischer als das Live-Material. Von der eben noch vorherrschenden Stimmung bleibt nicht mehr viel übrig. Gegen den harmlosen Schmusepop hilft eigentlich nur das Wegpogrammieren bei der Titelreihenfolge, damit man die CD in vollen Zügen genießen kann.

Veröffentlichungstermin: 30.10.2009

Spielzeit: 54:12 Min.

Line-Up:
Sharon Den Adel: Gesang
Robert Westerholt: Gitarre
Ruud Jolie: Gitarre
Jeroen Van Veen: Bass
Martin Spierenburg: Keyboard
Stephen Van Haestregt: Schlagzeug

Produziert von WITHIN TEMPTATION
Label: Sony Music

Homepage: http://www.within-temptation.com

MySpace: http://www.myspace.com/withintemptation

Tracklist:
1. Towards The End
2. Stand My Ground
3. Caged
4. All I Need
5. Frozen
6. Somewhere
7. The Cross
8. Pale
9. What Have You Done
10. Memories
11. Forgiven
12. Utopia

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