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WINO & CONNY OCHS: Heavy Kingdom

Sensibel, eindringlich, ungekünstelt, ehrlich und gefühlsecht, irgendwo zwischen Singer/Songwriter, Blues, Rock und etwas Folk/Americana mit Tiefgang von zwei interessanten Musikern, die auf dem ersten Blick wenig gemeinsam haben.

WINO ist ohne Zweifel für die traditionelle Doom-Gemeinde das, was LEMMY für die harten Rocker, was der Papst für die Katholiken ist. Ohne das lebende Sinnbild des Maryland-Doom wäre zumindest mein musikalisches Leben sicher anders verlaufen. SAINT VITUS, THE OBSESSED, eigentlich alles um diesen hochinteressanten Typen bis hin zu Aktuellem wie PREMONITION 13 gab seinen Fans immer alles, was sie sich wünschen konnten. Dazu gehörte 2010 das von den Fans lang ersehnte Akustikalbum Adrift im besonderen Maße, wobei ich das leider nicht bedingungslos abfeiern konnte. Die eingestreuten Soli fand ich etwas aufdringlich, und auch die oft beschriebene Tiefe hat zumindest mich nicht erreicht. Ungeachtet dessen war es aber ein schönes Album, das auch mit einer Tour präsentiert wurde, auf der das Augenmerk aber doch eher bei der Vorstellung von PREMONITION 13 lag, sicher nicht nur bei der tollen Show in Münster. Als Supportact und Fahrer war auf dieser 6-wöchigen Europatour der Singer/Songwriter CONNY OCHS dabei, der sicher nicht nur bei der von mir besuchten Show in Münster einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Und das nicht nur bei den Zuschauern, die bereits eine kleine, sehr spannende Session von CONNY und WINO genießen durften, sondern vor allem auch bei der Doomlegende selbst. Letztendlich hat sich zwischen den Beiden eine sehr tiefe Freundschaft entwickelt, die fast unvermeidbar nun in einem gemeinsamen Album ufert. Und was dieses auf den ersten Blick so unterschiedliche Paar hier präsentiert, das zeigt wieder einmal, dass man eh nicht in Schubladen denken kann, wenn sich die richtigen Menschen begegnen.

So ist gleich der Opener Somewhere Nowhere Doom auf zart, so wenig Musik, so viel Stille zwischen den Tönen, die mehr ausdrückt als tausend Megariffs. Da sitzt man sofort mit glasigen Augen und ist gefangen in einer melancholischen Stimmung. Recht flott kommt der Titelsong, der erste gemeinsam geschriebene Song. Auch Valtures By The Vines, das in einer Heavyband laut ebenso funktionieren würde und mit ein paar angezerrten Gitarren gepimpt wird. Bei WINOs Akustikalbum Adrift hat mich das eher gestört, hier gibt es einen passenden Farbtupfer. Zudem laden die treibenderen Songs sofort ein zum Mitschunkeln und Mitsingen. Lagerfeuerparty am Strand? Ja, so sehr gern! Aber die größten Momente hat dieses Album in den ruhigeren Momenten. Traces Of Blood, ah, ist das schön, berührt die Seele, wer braucht schon kitschige Metal-Balladen? Das stimmige TOWNES VAN ZANDT-Cover Highway Kind, dazu ein Country-Solo, Gesang im Duett, der nur so sein kann. Heulen? Warum nicht! Spätestens bei Here Comes The Siren. Aber auch das bluesige Dust oder das nachdenkliche, dezent schwebende Dark Ravine reißen einen sofort mit. Wenn WINO mit Dead Yesterday schwarze Tage Revue passieren lässt, die man so vielleicht auch selber hatte, oder man zum Schluss mit dem Rock`n´Rolligen Labour Of Love aus den Träumen gerissen wird und erneut zur Starttaste greift, jeder Song sitzt.

Man hört mit jedem Ton, wie nah sich diese beiden Männer sein müssen. Dass in den Songs durchaus durchdachte Arbeit steckt, beide sind nun mal Profis, das schiebt sich nirgends in den Vordergrund, die Songs und die transportierten Emotionen stehen im Vordergrund. Krass ist, wie harmonisch die Stimmen der beiden Herren nebeneinander stehen, der junge Straßenmusiker und der ältere raubeinige Doom-Meister. Letzterer kann auf seine reife Ausstrahlung setzen, denn CONNY OCHS kann sich tatsächlich etwas nach vorne schieben und fesselt mit seiner ausdrucksstarken Stimme. Während WINO den Zuhörer etwas beiseite sitzen lässt, nimmt ihn CONNY bei der Hand und führt ihn durch die von ihm gesungenen Songs. Der Jüngling tut dem alten Mann definitiv gut, seine Erfahrung als Singer/Songwriter holt aus dem alten Bären etwas heraus, was der so intensiv vielleicht nicht geschafft hätte. Klar gleicht dies einem Ritterschlag für CONNY OCHS, aber wirklich wichtig wird das nicht sein, für beide zählt eben das, was sie zusammen abgeliefert haben. Sollte ich mal am Strand von Rügen melancholische Akustikgitarren hören, dann sind es hoffentlich WINO & CONNY OCHS. Da setz ich mich gern dazu und trete gern ein in ihren Männerklub. Solange das nicht passiert, dreht halt Heavy Kingdom seine Runde im Player. Das Highlight für den nächsten  Jahrespoll hab ich anscheinend schon gefunden!

Heavy Kingdom ist ein Album für alle Menschen, die Musik nicht nur hören, sondern fühlen möchten. Sensibel, eindringlich, ungekünstelt, ehrlich und gefühlsecht, irgendwo zwischen Singer/Songwriter, Blues, Rock und etwas Folk/Americana mit Tiefgang von zwei interessanten Musikern und Menschen, die auf dem ersten Blick wenig gemeinsam haben, sich aber doch hörbar sehr nahe sind. Und wir dürfen daran teilhaben und zuhören. Mehr davon!

Ordern kann man das Album am besten direkt beim Label, und auch gleich das CONNY OCHS-Album mitnehmen!

Veröffentlichungstermin: 27.01.2012

Spielzeit: 38:31 Min.

Line-Up:
Scott Wino Weinrich – Vocals, Guitar
Conny Ochs – Vocals, Guitar

Produziert von Thommy Krawallo, Scott Weinrich und Conny Ochs
Label: Exile On Mainstream Records

Homepage: http://connyochs.com

Mehr im Netz: http://www.myspace.com/winoschopper

Tracklist:
1. Somewhere Nowhere
2. Heavy Kingdom
3. Dust
4. Vultures By The Vines
5. Dark Ravine
6. Traces Of Blood
7. Heavy Kingdom Jam
8. Highway Kind
9. Dead Yesterday
10. Here Comes The Siren
11. Labour Of Love

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