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WINO & CONNY OCHS: Freedom Conspiracy

Es wurden noch nicht alle guten Songs vor vierzig Jahren geschrieben: WINO und CONNY OCHS belegen das eindrucksvoll auf ihrer zweiten Kollaboration.

Wie innig eine Freundschaft sein kann, das zeigen WINO und CONNY OCHS bereits zum zweiten Mal. Zusammen getourt, sofort Best Friends Forever – da kann noch so ein großer und tiefer Atlantik zwischen ihnen liegen. Heavy Kingdom war ein gutes Album, beide Künstler konnten aber solo mehr überzeugen. Aber dass diese Story weiter gehen würde, das war eigentlich von vornherein klar. Umso überraschender, dass es drei Jahre dauerte, bis dessen Nachfolger fertig war. Freedom Conspiracy hingegen ist über weite Strecken nichts als brillant. Ob es an der Arbeitsweise der beiden Musiker liegt, oder daran dass Freedom Conspiracy reifen konnte wie ein guter Wein? Es liegt an beidem, erstaunlicherweise. Denn normalerweise sind die spontansten Singer-Songwriter-Alben diejenigen mit der größten Menge an Bauchgefühl eben die Besten. Ganz so einfach ist es hier nicht.

WINO und CONNY OCHS hatten bereits auf der Tour zu Heavy Kingdom den Großteil der Musik geschrieben, 2013 wurde der erste Schwung der Musik aufgenommen, schließlich arbeiteten beide zu Hause weiter und gingen zur Finalisierung 2014 wieder ins Studio. Wo dann auch immer dieser besondere Gesamteindruck entstehen konnte, diese ganz bestimmte Note eingehaucht wurde, sei dahin gestellt. Irgendwann passierte es, dass die Magie Einzug in dieses Album hielt, das überraschend dualistisch wirkt. Lass es mich so ausdrücken: Es gibt da diese Songs, die hörbar aus WINOs Feder stammen, und diejenigen, die von CONNY OCHS sind. Was WINO aber nicht so ganz gefallen wird: Seine Songs sind die schwächeren auf Freedom Conspiracy. CONNY OCHS´ Beitrag auf dieser zweiten Zusammenarbeit hingegen ist wirklich grandios.

Somit sind viele Gänsehautmomente in dieser Dreiviertelstunde versammelt, beginnend mit dem dunklen Drain und seiner Slide-Gitarre, die an einen düsteren Post-Western denken lässt, wie er nur von Cormack McCarthy geschrieben werden könnte. Und auch Shards, das dank der ebenfalls charakteristisch eingesetzten Slide-Gitarre an das Breaking Bad-Theme denken lässt, schlägt diese Richtung ein. Dann wird es mal etwas wilder (Foundation Chaos, Invisible Bullets), schließlich lädt es zum Schwelgen ein (Time Out Black Out) und es gibt bittersüße Herzschmerz-Momente (Heavy Heart, Forever Gone, The Great Destroyer). Bevor ich es vergesse: All diese genannten Nummern gehen nicht nur tief unter die Haut und sorgen für Gänsehaut. Andere Singer-Songwriter würden dafür töten, nur eine dieser zum Weinen schöne Nummern geschrieben zu haben.

Es ist gerade die Stimme von CONNY OCHS, die Freedom Conspiracy so großartig werden lässt. Seien wir ehrlich: Er spielt WINO an die Wand. Dessen Beitrag ist allerdings ebenfalls nicht zu unterschätzen. Seine bluesigen Outlaw-Songs wie Sound Of Blue, Foundation Chaos, Timeless Spirit oder Freedom Conspiracy haben viel zu bieten, zeigen schöne Gitarrenarbeit, gute Hooks, viel Dynamik und einige gelungene Experimente, wie Gitarreneffekte und Klaviereinsätze. Und Crystal Madonna, dieses enorm intime Stück, es ist in seiner Reduktion wunderbar schmerzhaft. Vergessen werden darf auch nicht das traurige CHRIS WHITLEY-Cover Dirt Floor, das den Bogen zwischen WINO und CONNY OCHS sowie NICK DRAKE spannt und weit besser als das Original ist. Wunderbar!

Doch meistens braucht es keine Vergleiche, wenn es um Freedom Conspiracy geht, mit Ausnahme von einem: TOWNES VAN ZANDT. Sowohl WINO als auch CONNY OCHS verneigen sich nicht selten vor dem texanischen Troubadour, und nicht selten schaffen sie beiden auch das beinahe Unmögliche: Songs zu schreiben, die in Sachen Qualität mit TOWNES VAN ZANDTs Stücken beinahe mithalten können. Egal ob es nur Gitarre und Stimme sind, die uns verzaubern, oder eine ganze Bandbesetzung die Stücke darbietet, WINO und CONNY OCHS, vor allem aber letzterer zeigen, wie verdammt gut sie eigentlich sind, dass noch nicht alle guten Songs vor vierzig Jahren geschrieben wurden, dass nichts über die Magie einer Gitarre und eines guten Textes geht.

Veröffentlichungstermin: 27. März 2015

Spielzeit: 44:55 Min.

Line-Up:
WINO – Vocals, Guitar
CONNY OCHS – Vocals, Guitar

Produziert von Thommy Krawallo und WINO & CONNY OCHS
Label: Exile On Mainstream Records

Homepage: http://scottweinrich.com

Mehr im Netz: http://www.connyochs.com

Tracklist:
1. Drain
2. Sound Of Blue
3. Foundation Chaos
4. Crystal Madonna
5. Shards
6. Time Out Black Out
7. Timeless Spirit
8. Freedom Conspiracy
9. Dirt Floor
10. Heavy Heart
11. Forever Gone
12. Invisible Bullets
13. The Great Destroyer

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